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Zunehmende Hilflosigkeit

oder

Gustave LeBon hat Recht

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Ich glaube, meine Leser hier kennen mittlerweile meine Einstellung zu bestimmten Themen, vor allem die zu Jagd und Umwelt. Deswegen ist es eigentlich Quatsch, dass ich mich da nochmal und nochmal oute. Das ermüdet, denkt man sich als halbwegs folgerichtig denkender Mensch. Das stimmt. Stimmt aber auch wieder nicht. Denn die Welt wird nicht durch die Intelligenten beherrscht, sondern durch die Bedenkenlosen. Da sind sogar einige Intelligente darunter, wenn auch der derzeitige amerikanische Präsident damit nicht gemeint ist. Bedenkenlose setzen nicht auf Intelligenz, also nachprüfbare Fakten, sondern auf Emotionen und, vor allem, ständige Wiederholung auch des größten Unsinns. Das nennt man auch „nicht faktenbasierte Propaganda“, d. h., selbst grobe Unwahrheiten werden mit erstaunlichem Erfolg als Realität, als Fakt dargestellt – und abgenommen! Gerade wir Deutsche hatten diesbezüglich schon richtige Genies am Start.

Nun kann man ja sagen: Da stehe ich drüber. Aber ich habe da so meine Bedenken, nämlich die, dass man mit der Einstellung den „Experten“ voll in die Karten spielt. Ich habe irgendwo schon mal Marie von Ebner- Eschenbach zitiert: „Der Klügere gibt nach – in dem Satz ist das Elend der Welt begründet.“ Man muss also dagegenhalten. Aber wie? Fakt ist: Wenn jemand auf der Klaviatur Emotionen spielt, hast Du mit faktenbasierter Diskussion sowieso keine Chance. Der Psychologe Gerd Gigerenzer bringt das in seinem lesenswerten Buch „Risiko“ so zum Ausdruck:

„Wenn ein Konflikt zwischen der Vernunft und einer starken Emotion vorliegt, verzichte auf Argumente. Mache Dir lieber eine gegensätzliche und stärkere Emotion zunutze.“ 1)

Ita est. Und so denke ich mir aus gegebenem Anlass: Warum soll ich mich nicht immer mal wieder zu gewissen Themen äußern? Warum soll ich den Populisten das Feld überlassen? Warum soll ich nicht deren Instrumentarien nicht nur sezieren, sondern im Einzelfall sogar deren Methoden übernehmen? Ich meine, ich will damit zwar keine steuerfreien Spenden eintreiben oder Wähler ködern, aber es bleibt die Hoffnung, dass sich eventuell doch der eine oder andere findet, der daraus für seine eigenen Diskussionen Argumente ableitet und verwendet.

Soviel dazu. Aktueller Auslöser, der gegebene Anlass, mich mal wieder genervt zu melden, war ein Artikel, der im Internet von Spektrum veröffentlicht wurde. Das war der berühmte Tropfen. Ich meine, ich finde Spektrum nicht so schlecht, andere sogenannte populärwissenschaftliche Publikationsorgane sind da in Sachen Populismus erheblich weiter. Aber auch Spektrum verirrt sich gelegentlich. Gewaltig. Hier der Link:

https://www.spektrum.de/news/klima-chaos-vertrieb-wikinger-von-groenland/1622788?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute

Ein Dokument der hilflosen Widersprüchlichkeit. Da wird, mal wieder, von Erdbahnschwankungen geredet, die die rätselhaften und zum Teil sehr kurzfristigen Klimaschwankungen der Vergangenheit zu erklären versuchen, vor allem die der letzten 12.000 Jahre, die aus vielfachen Proxy- Daten bestens belegt sind.

Wo gibt es Beweise für die These, dass sich die Erdbahn geändert hat? Nirgendwo! Das ist die Krücke, die flugs geschaffen wurde, als die kühn behauptete angebliche Kausalität „anthropogen erzeugtes CO2 gleich Erwärmung“ in den Verdacht geriet, eine ganz profane Korrelation zu sein: Eins der heiligen Prinzipien aller Populisten, „cum hoc, ergo propter hoc“, geriet in Gefahr. Und das war und ist für die Experten schlecht, denn mit nichts lässt sich so viel Geld verdienen, lassen sich so viele Forschungsmillionen einwerben wie mit populistischen Themen. Also musste – prophylaktisch, bevor das hochkocht und gefährliche Eigendynamik gewinnt – schnell ein eingängiger alternativer Erklärungsansatz für die Frage her, warum denn die letzte Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren praktisch von heute auf morgen abrupt endete, mit einem Temperatursprung (global) von ca. 6 bis 7°Celsius im Durchschnitt und in ganz kurzer Zeit. Ganz ohne Kohlekraftwerke, ohne zig Millionen Autos, ohne Erdöl-, Chemie- und Schwer- Industrie, die gab´s damals nicht. Wenn ja, haben die Altvorderen die gründlichst recycelt bzw. erstaunlich gut vor unseren Archäologen und Ausgräbern versteckt.

Warum, siehe Artikel, ab ca. 1300, 1350 n. C. das hochmittelalterliche Klimaoptimum endete und die „Kleine Eiszeit“ begann, das Optimum, das nicht umsonst Optimum hieß. Weil es nämlich eine Explosion an kultureller Blüte, wirtschaftlichem Wachstum (so gut wie alle deutschen Stadtgründungen nach der Römerzeit fielen in diese Zeit) und damals als unbedingt positiv empfundenem Bevölkerungswachstum ermöglichte: Es gab kaum noch Missernten und damit praktisch keinen Hunger mehr, das Leben insgesamt war gesünder, weniger gefährlich, entspannter, vor allem friedlicher. Wie übrigens im Römerzeit- Optimum auch. Die Alpen waren fast komplett eisfrei, die Grönlandgletscher schmolzen ab – na herrlich, haben die Realisten damals gesagt, die Wikinger gehörten dazu, besser geht´s nicht: Kein Treibeis mehr vor Island und Grönland, dann entdecken wir mal.

Heute bestimmen aber nicht die Realisten, sondern die Alarmisten den Diskurs. Und die deuten das Ganze flugs um zur Katastrophe, zur absoluten Katastrophe, „alles, alles angerichtet“ diesmal nicht von den Novemberverbrechern, sondern „vom Menschen“. 2) So schafft man ein kollektiv schlechtes Gewissen, was in normalen Gesellschaften eigentlich Aggression, in Überflussgesellschaften wie der deutschen aber stattdessen bekanntlich die Spendenfreudigkeit befeuert. Nicht nur Böswillige reden hier auch von Ablasshandel in der modernen, vor allem typisch deutschen Version.

Zurück zum Thema: Es musste eine eingängige Erklärung für diese offensichtlichen Widersprüche her, um eventuelle kritische Diskussionen von vornherein abzuwürgen. Es musste aber eine sein, die zwar vordergründig eingängig, aber nicht überprüfbar war. Erdbahnschwankungen! Ja, da liegt´s! (Sogar Hamlet wusste das schon!) Für die Vergangenheit zwar völlig unbeweisbar, aber was soll´s: Das wird jetzt mit Hilfe der großen Mehrzahl der deutschen Redaktionsstuben in die Köpfe gehämmert. Gustave LeBon, der Begründer der Wissenschaft der Massenpsychologie, lässt grüßen:

„Die reine, einfache Behauptung ohne Begründung und jeden Beweis ist ein sicheres Mittel, um der Massenseele eine Idee einzuflößen. Je bestimmter eine Behauptung, je freier sie von Beweisen und Belegen ist, desto mehr Ehrfurcht erweckt sie. ……. Die Behauptung hat aber nur dann wirklichen Einfluss, wenn sie ständig wiederholt wird, und zwar möglichst mit denselben Ausdrücken. Napoleon sagte, es gebe nur eine einzige ernsthafte Redefigur: die Wiederholung. Das Wiederholte befestigt sich so sehr in den Köpfen, dass es schließlich als eine bewiesene Wahrheit angenommen wird.“

  • Aus „Die Psychologie der Massen“, Gustave LeBon

LeBon haben alle Populisten und Bedenkenlosen verinnerlicht, angefangen von Caesar über Napoleon (die beiden vielleicht noch nicht, aber sie haben vor ihm schon die Wirksamkeit erkannt) bis hin zu Hitler, Stalin und Mao. Auf neudeutsch wird das heute als „Kampagnenfähigkeit“ verkauft, und dafür gibt´s richtiggehende Lehr- und Studiengänge. Man wundert sich wohl nicht, wenn man hört, dass gut 90 % der Beleger dieser sauteuren Seminare Funktionäre und Häuptlinge von NABU, BUND, Greenpeace usw. sind. Scientology allerdings hat nach intensivem Studium jetzt eigene Fortbildungs- Lehrgänge. Von Skrupeln sind und waren Populisten nie angefasst, denn der Zweck heiligt die Mittel, und grundsätzlich wird dem gläubigen Anhang eingebimst: Wir sind die Guten! 3) Darüber hinaus hält sich auch das Risiko in Grenzen: „Keine Sorge, die Idioten da draußen lesen sowas wie LeBon sowieso nicht, und kritische Analyse ist den Allermeisten fremd.“ Die, die nachdenken und kritisieren, werden dann zwar nicht widerlegt, was ja nicht geht, aber sie werden wirkungsvoll propagandistisch mundtot gemacht. Siehe LeBon.

Kommen wir wieder zum Diskurs zurück: Das Konstrukt „Erdbahnschwankung“ ist zwar konkret und zeitlich exakt für die Vergangenheit nicht rekonstruier- und damit beweisbar, aber, und das macht es so genial, aus dem gleichen Grunde eben auch nicht widerlegbar. Und dann gilt eben die Rattenfänger- Wirklichkeit, die LeBon so klar erkannt hat: Eine völlig unbewiesene Behauptung, im Brustton der Überzeugung mit ganz einfachen Schlagworten vorgetragen und möglichst oft und, vor allem, auf breiter Front vorgetragen und immer und immer wieder  wiederholt – das ist der Garant für Öffentlichkeitswirkung. Das gilt übrigens nicht nur für die Klima- Debatte. Diesel- und Feinstaub- Alarm, „le Waldsterben“, Rinderwahn, Ozonloch, die gerade aktuelle NOx– Burleske: Alles folgt diesen Regeln.

Und merke wohl, verehrter Leser: Nicht, dass Sie jetzt meinen und darauf hoffen, den nervenden Verbots- Fanatikern gingen irgendwann die Themen aus. Das wird nie geschehen. Denn verboten werden muss, um jeden Preis. Selbst wenn es um so wahrhaft weltbewegende Dinge geht wie z. B. Kaminöfen. Ka-min-ö-fen!

Richten wir uns diesbezüglich getrost auf die nächste Grenzwert- Debatte und Verbots- Orgie ein, hilfreiche Idioten in der Politik finden sich die Menge. Man springt eben auf den Populismus- Zug auf, auch wenn man den Vorwurf desselben immer empört von sich weist, und gießt den Wahnsinn in Gesetzesform. So explodieren z. B. die Bau- und Energiepreise – und damit natürlich die Mieten und Nebenkosten. Über die sich die – vor allem grünen – Verursacher der Misere dann öffentlichkeitswirksam furchtbar aufregen. Aber statt auf sich selbst weisen sie hoch empört auf die „Absahner“ der Bauindustrie, die „Ausbeuter“ der Wohnungswirtschaft, die Vermieter hin. Mit tätiger Hilfe des Großteils der Presselandschaft richtet sich der Volkszorn dann gegen ebendieselben. So lebt´s sich bequem.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass danach z. B. Waldbrände (CO2– Emissionen!) verboten werden. Und Vulkanausbrüche mit ihren jährlich Millionen Tonnen an giftigen Stick- und Schwefeloxiden, Verzeihung, Oxid*inn*en, an Aschen und Schwermetallen. Auch die Schwarzen Raucher im mittelatlantischen Rücken dürften wohl bald auf den Schirm geraten. Die stoßen jeden Tag Tausende Tonnen an Quecksilber, an Methanverbindungen, sonstigen tödlichen Giftmix in den Atlantik aus! In unser Meerwasser!! Das geht nun gar nicht! Es wird Zeit, diese Umweltverpester per Gesetz abzuschaffen.

Es gibt aber auch Gerüchte, dass die BFL GmbH zur Zeit eine Umsatz- Explosion zu verzeichnen hat. Die stellen gelbe Warnwesten her.

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Kirchveischede, 10. Februar 2019

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Der Begriff „Umwelt“, was immer individuell damit gemeint ist, und jeder versteht natürlich etwas anderes darunter, ist zu einer diesbezüglichen Universal- Totschlagkeule hochgejazzt worden. Wer im Namen der angeblich bedrohten Umwelt spricht, ist ohne jede weitere Prüfung im Recht. 

2) Wobei eine kleine Einschränkung beim Begriff „Menschen“ gemacht werden muss: Gemeint sind nur die Menschen, die nicht die Grünen wählen bzw. Mitglied beim NABU, BUND, Greenpeace, PeTA, DUH etc. sind. Mitgliedschaft in und Spenden an solche(n) Organisationen adeln nämlich, man gilt als weltanschaulich durchgebildet und umweltbewusstlich (schönes Wort!) exkulpiert, quasi dauer- absolutiert. Damit kann man sich mit ruhigem Gewissen den wichtigen Themen im Leben zuwenden: Bis zu dreimal im Jahr per Jet Urlaub in der Karibik machen, den Immobilienmarkt in der Toskana durcheinanderbringen, Indonesien entwalden (Stichwort „Palmöl“) und ähnliche Allotria mehr.

3) „Meines Erachtens ist die Frage offen, ob „gute Absichten + Dummheit“ oder „schlechte Absichten + Intelligenz“ mehr Unheil in die Welt gebracht haben. Denn Leute mit guten Absichten haben gewöhnlich nur geringe Hemmungen, die Realisierung ihrer Ziele in Angriff zu nehmen. Auf diese Weise wird Unvermögen, welches sonst verborgen bliebe, gefährlich, und am Ende steht dann der erstaunt- verzweifelte Ausruf: „Das haben wir nicht gewollt!“

Ist es nicht oft gerade das Bewusstsein der „guten Absichten“, welches noch die fragwürdigsten Mittel heiligt? Den Leuten mit den „guten Absichten“ fehlt auf jeden Fall das schlechte Gewissen, welches ihre Mitmenschen mit den schlechteren Absichten vielleicht doch manchmal ein wenig am Handeln hindert. Es ist oft gesagt, aber selten gehört worden, dass der abstrakte Wunsch, allen Menschen das Paradies zu bereiten, der beste Weg zur Erzeugung einer konkreten Hölle ist. Das hängt mit den „guten Absichten“, die auch ohne jede Kompetenz zum Handeln antreiben, eng zusammen. (Denn das Gute muss natürlich durchgesetzt werden, koste es, was es wolle).“

 Dietrich Dörner, „Die Logik des Mißlingens“, Rowohlt 1992, S. 16

 4) Im Artikel selbst ist von „kühlen Temperaturen“ die Rede – whow! Sprechen solche Typen eigentlich muttersprachlich deutsch? „Kühle Temperaturen“. Ich kenne hohe, niedrige Temperaturen. Aber keine kühlen, kalten oder warmen. Das, mit Verlaub, ist Pidgin- Deutsch, genau wie der Terminus „Klima- Erwärmung“. Wasser, das Meer, die Atmosphäre können sich erwärmen. Das Klima mit Sicherheit nicht.

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Jagd = Bambis morden 

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Das kann man auch anders sehen ……

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Ich bin gerade durch Zufall, weiß der Fuchs über welchen Link, im Internet auf einen lesenswerten und erfrischend vernünftigen Artikel der Berliner Filmemacherin Alice Agneskirchner gestoßen, Thema: Jagd in Deutschland. Der datiert zwar schon vom Oktober letzten Jahres, aber man kann ja nicht alles und sofort lesen. Ausgerechnet im „Tagesspiegel“, online (https://www.tagesspiegel.de/kultur/jagd-in-deutschland-killing-bambi/20497700-all.html).

Frau Agneskirchner hat sich, als Nichtjägerin, einmal der Mühe unterzogen und sich über die Jagd informiert, gründlich, wie man dem Artikel entnehmen kann. Sie hat dann ihre Eindrücke und Schlussfolgerungen in diesem Artikel veröffentlicht; die (Mensch-) Jagd kommt dabei ganz ordentlich, vor allem realitätsgetreu weg.

Allerdings stößt man direkt eingangs ihres Artikels auf einen scheinbar unwesentlichen Lapsus: Sie zitiert hier den spanischen Philosophen (und Nichtjäger!) José Ortega y Gasset aus seinem Werk „Meditationen über die Jagd“ wie folgt:

„Der Jäger jagt nicht, um zu töten, sondern um gejagt zu haben.“

Das ist eines der bekanntesten, wenn nicht das bekannteste Zitat aus diesem Buch. Nur stimmt es so nicht ganz bzw. ist unvollständig. Es lautet, da bin ich sicher, obwohl ich das Buch so schnell nicht finde:

„Der Jäger jagt nicht, um zu töten, sondern er tötet, um gejagt zu haben.“

Das ist ein nur vordergründig kleiner Unterschied, denn tatsächlich hat y Gasset das Töten bei der Jagd nicht negiert oder klein geredet. Das wäre auch sinnlos, denn die Jagd ist nun mal in allen Fällen mit dem Tod der oder des Gejagten verbunden, zumindest, wenn sie erfolgreich, also final beendet wurde.

Was er aber getan hat mit dieser Aussage, ist viel wichtiger, weil das vor ihm niemand so knapp auf den Punkt gebracht hat: Er hat die Kausalkette zurechtgerückt, und zwar in die richtige Reihenfolge.

Töten um des Tötens Willen ist ein klar niederes Motiv, egal gegen wen oder was es immer sich richtet; darüber besteht einstimmiger ethischer und gesellschaftlicher Konsens, dementsprechend ist dies normalerweise mit schärfster gesellschaftlicher Zurückweisung gekoppelt. 1)

Die Jagd stand in früheren Zeiten nie zur Debatte, zu tief verankert war das allgemeine Wissen darum, dass es dabei nicht ums Töten ging, sondern dass es sich bei der Jagd nur um eine spezielle Art des Nahrungserwerbs handelt; sie war überall in der Welt, wie jeder sah. Sie, die Jagd bzw. die Jäger wurden bewundert und geachtet, die einen, die Tiere, ob ihrer Schönheit, Eleganz, Wildheit, die anderen wegen ihres Freiheitswillens und ungebundenen Lebensstils, ihrer Souveränität im Beherrschen ihrer Umwelt, ihrer Tücken und Gefahren. Das ist auch heute oft noch so, bei  einigen speziellen Splittergruppierungen allerdings mit der kleinen Einschränkung: Solange es sich nicht um Jagdmenschen handelt.

Denn beim jagenden Menschen, und nur bei dem, setzt bei denen sozusagen reflexartig und unfehlbar die antrainierte Hetze, der Rufmord, die neidgetriebene Verunglimpfung der Jäger ein. Neidgetrieben ist das Ganze meiner tiefen persönlichen Überzeugung nach deshalb, weil sie selbst gern so wären wie die bewunderten Jäger Wolf, Luchs, Bär, Adler, Delfin + Co – und ihre jagenden eigenen Artgenossen. Sie können sich aber nicht aufraffen, wahrscheinlich, weil sie es sich nicht zutrauen, zutiefst verunsichert an und in dieser realen Welt und völlig überfordert mit ihr, wie sie sind. Deshalb immer die perfide Unterstellung, dass das einzige Motiv des jagenden Menschen nur die Lust am Töten sein kann; jeder andere Grund wird empört zurückgewiesen, und wird er von einer noch so großen Mehrheit, von der kompletten Fachwissenschaft mit empirischer Beweisführung unterlegt, angeführt und mit den abstrusesten Argumenten schlicht zur Lüge erklärt. 2)

Ortega y Gasset hat scharfsinnig genau das erkannt und eben die Kausalkette korrigiert. Nach seiner Überzeugung, die wohl alle Jäger teilen, wird das Töten als notwendiges Finale akzeptiert, um den immens vielschichtigen, meist hoch emotional beladenen Vorgang des Jagens zum Abschluss zu bringen. Das eigentliche Töten selbst nimmt auch nur einen winzigen Bruchteil des gesamten Ablaufs einer Jagd ein. Das dürfte anderen Jägern ebenso gehen: Ist der Zweck der Jagd erfüllt, beim Löwen das Sattsein des Rudels als unmittelbare Folge der erfolgreichen Jagd, lassen sie seelenruhig und gelassen Antilopen und andere Beutetiere auf kürzeste Distanz an sich vorüberziehen, ja betrachten sie anscheinend mit einer gewissen Empathie. Die potentiellen Beutetiere wiederum erkennen wohl am Verhalten der Großkatzen, dass sie satt sind, und verhalten sich völlig entspannt, ja fast vertraut gegenüber ihren sonstigen Todfeinden. Was allerdings im Kopf einer kitekat- satten Hauskatze abgeht, die die allein auf Grund ihres Beutetriebs gefangene Maus grausam „totspielt“, sollten uns einmal die Hassprediger selbst erklären. Die meisten von denen halten Katzen und schwören Stein und Bein, dass ihre Minka ein total liebes, hoch soziales, verschmustes Familienmitglied ist, dem man nichts Übles zutrauen kann …..

Kommen wir zum Anfang zurück: Ich gehe davon aus, dass die Autorin hier nur ein wenig nachlässig zitiert hat und nicht im Stil unserer Jagdgegner diese zwei Worte gezielt unterschlagen hat, um dem Zitat die vermeintliche „Schärfe“ zu nehmen.

Denn wir haben diese Methoden nicht nötig, sind wir doch legitimiert in unserem Tun – von der Natur und von der Vernunft. Das gibt einem, finde ich, ein gutes Gefühl als Jäger.

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Kirchveischede, 8. Juli 2018

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Alice Agneskirchner lebt als Dokumentarfilmerin in Berlin. Ihr Kinofilm „Wem gehört die Natur?“ hatte 2017 auf den Internationalen Filmtagen in Hof seine Uraufführung und ist, wie ich gerade feststelle, schon in den Kinos, seit Anfang Mai wohl. Ich habe ihn noch nicht gesehen, werde das aber tun. Ganz sicher.

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1) Allerdings kann man diese Grundhaltung, wenn man bedenken- und skrupellos genug ist, unter bestimmten Umständen auch fehlsteuern oder sogar gänzlich aushebeln, wie man weiß. Die Automatismen sind immer die gleichen und fatal wirkungsvoll und bewährt: Ausgrenzung, gezielte und konzertierte, immer auf gleiche Weise wiederholte Hasskampagnen, Entmenschlichung, anschließend Aggression bis hin zu Brandstiftung, Mord und Totschlag – oder schlicht auch nur stillschweigende Duldung der Exzesse durch die schweigende Mehrheit. Stehen die Brandstifter später vor Gericht, ist sich niemand – auch das bewährt – irgendeiner Schuld bewusst, ja, war immer gegen solche Verbrechen. Dafür gab´s und gibt´s auch immer Zeugen und Zeugnisse. „Persilscheine“ nannte man die in Deutschland nach 1945 – nach einem bekannten Waschmittel …..

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2) Es könnte allerdings auch seinen Grund haben in Heinrich Zilles Beobachtung: „Viele Menschen schließen von sich auf andere und berücksichtigen dabei nicht, dass es auch anständige Menschen gibt.“

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Wir traditionellen Jäger

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Ich bin Leser der Welt am Sonntag. Ich lese die, weil ich sie für eine gute Zeitung halte. Das kostet zwar regelmäßig richtig Zeit, denn die ist dick, die Welt am Sonntag. Aber es lohnt sich, denn die packen Themen oft aus einer anderen als der sonst bei unseren Presseorganen üblichen Perspektive an. Das ist hoch interessant zu lesen, vor allem ist es eigentlich durchweg gut recherchiert.

Am 18. September nun gab es einen Artikel über die bedrohten Markhor- Ziegen in Tadschikistan. Ich halte den Artikel für einen der weniger gelungenen, weil ausgerechnet hier deutlich der allgemein übliche Duktus übernommen wurde, dass die böse, böse Trophäenjagd Ursache alles wildökologischen Übels dieser Welt ist. Was erwiesen nicht der Fall ist, im ganzen Gegenteil, wie alle seriösen Tierschutz- Organisationen auch nicht müde werden, immer wieder zu betonen. Nur hört sie keiner, der Schreihälse von der anderen Feldpostnummer sind einfach zu viele, vor allem treffen die auf breiter Front auf eine gewisse Geneigtheit für ihre kruden Thesen, Seriosität und Belastbarkeit hin oder her. Das bringt z. B. seit Jahren schon die Tourismus- Minister(innen) Schwarz- Afrikas in helle und berechtigte Wut; sie haben es satt, im besten Kolonial- Stil von oben herab als Ahnungslose vorgeführt zu werden, denen jeder NABU- und BUND- Erleuchtete ins Stammbuch schreiben kann, wie sie ihre Wildbestände zu bewirtschaften haben. Motto: Die dummen Bimbos können´s eben nicht.

Aber zurück zum Artikel über die Markhor- Schraubenziege in Tadschikistan. In den Redaktionsstuben der Welt sitzen offenbar Leute, die dann auch mal in der Lage sind, kritische Zurechtrückungen eines Beitrags ertragen zu können. So in diesem Fall, man hat einen Leserbrief veröffentlicht, deutlich markiert.

Ich habe ihn mal wörtlich abgeschrieben:

Welt am Sonntag, Nr. 39, vom 25. September 2016, Rubrik „Leserbriefe“

Text:

Wir traditionellen Jäger

Zu: „Die bedrohte Ziege“, 18. September

Sie melden auf Seite 75, dass der Bestand der seltenen Markhor- Schraubenziege in den Bergen Tadschikistans wieder erfreulich zunimmt. Wir traditionellen Jäger aus den Dörfern in Süd- Tadschikistan freuen uns, dass Sie unseren Einsatz und unsere Erfolge beim Schutz der bedrohten Schraubenziege würdigen. Leider vermittelt der Artikel den Eindruck, dass wir die Tiere gegen „Trophäenjäger“ schützen müssten statt gegen Wilderer. Trophäenjäger und andere Touristen sind uns herzlich willkommen! Der Schutz gegen Wilderer ist nur möglich, weil die streng regulierte, legale Trophäenjagd Einnahmen bringt, die uns Wildhüter und Entwicklungsprojekte der Dorfbevölkerung finanzieren. Unser Jagdtourismus ist nachhaltiger Ökotourismus.

Ayub Mulloryorov, Hakim Abdullkhaev, Tuichi Ikromov –

Leiter der gemeindebasierten Wildschutzgebiete in Tadschikistan

Text Ende.

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Na bitte, geht doch. Hoffen wir jetzt noch, dass die richtigen Leute das lesen. Damit meine ich nicht die „Experten“ von der „Tierschutz“- Front, das ist eh zwecklos. Zum Lernen gehört eben auch eine gewisse Bereitschaft. Nein, ich meine den Otto Normal- Leser, der den Seicht- Journalismus für bare Münze genommen hat und nimmt. Verständlich, weil er so verbreitet ist, der Seicht- Journalismus. Z. B. in Sachen Alarm. Alarm ist immer gut, siehe Klima- Katastrophe, Wald- und sonstige Massensterben. Vor allem aber in Sachen Jagd.

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Kirchveischede, 25. September 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Kampfsender WDR, die dritte

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Ich hatte gerade wieder eine Begegnung der dritten Art: 16. Juni 2016, 16:30 Uhr, WDR aktuell, WDR 3, Sender Siegen. Ein Thema: Natur. Gast: Holger Sticht vom BUND. Und ein Moderator, immerhin ein fast erwachsener Mann, der gläubig und dauerverzückt grinsend gebannt an seinen Lippen hängt und geflissentlich jedes Wort abnickt. (Jetzt wissen wir, wie es möglich ist, dass im Nahen Osten vernunftbegabte Menschen sich freiwillig zur lebenden Bombe umfrisieren lassen; gerade der WDR sollte sich darüber nicht mehr beschweren).

Sticht selbst natürlich zieht das alte Spiel professionell ab; ganz abgesehen von seinem inhaltlich gewohnt wenig ergiebigen Genuschel und den bekannten Worthülsen, garniert mit schrägen Blicken von unten (Glaubt der mir das jetzt noch?) bleibt eigentlich nur das übliche Mantra: Dass die Welt überhaupt noch existiert, ist allein das Verdienst vom BUND.

Der absolute Hammer aber ist, eigentlich unglaublich, dass ein mit Steuergeldern (üppigst) finanzierter Sender dann Folgendes inszeniert:

Der Moderator fragt, regietreu:

„Was kann ich, was kann der Einzelne tun, um Sie und die Natur zu unterstützen?“

Und dann diese ganz unglaubliche und unglaublicherweise auch noch völlig unkommentierte oder zurechtgerückte Antwort des Herrn Sticht:

„Zunächst einmal, indem man eine politische Partei wählt, die diese Artenvielfalt programmatisch ausdrücklich zum Ziel hat.“

Wer denn da wohl gemeint ist?

Ich meine, wenn eine Partei wie die Grünen es mittlerweile fertig bringt, ganz offen in einem von allen (also auch den lächerlichen anderen 90 %, die mit ihnen und ihrem verquasten Programm absolut nichts am Hut haben) Steuerzahlern zwangsfinanzierten öffentlichen Sender knallharte Wahlpropaganda zu machen, sind wir von Göbbel´schen Methoden wahrhaftig eingeholt. Und es gibt, wette ich, auch von allen anderen Parteien nichts dazu zu bemerken. CDU? FDP? Das werden die wahrscheinlich verschnarchen, wie üblich. Wenn ich Laschet hieße, hätte der WDR spätestens 60 Minuten danach eine deutliche Korrektur zu bringen, und personelle Konsequenzen ganz oben wären die zwangsläufige Folge. Aber das wird wohl weiter auf sich warten lassen.

Eigentlich kann man es gar nicht fassen …..

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Kirchveischede, 16. Juni 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Von Wölfen und Wisenten II

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Wie auch professionelle Abwiegler immer irgendwann von der Realität eingeholt werden, aber es ihnen im Grunde eigentlich egal ist

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Eigentlich dürfte es hier ja nur heißen „Von Wisenten“. Ich will aber den Titel meines Beitrags vom 30. September 2015, „Von Wölfen und Wisenten“beibehalten. Zum einen deswegen, weil ich sehr viel Sinn für Wiedererkennbarkeit, neudeutsch „corporate identity“ habe. Zum anderen, weil ich eigentlich sicher bin, dass uns Bruder Wolf, wie gerade Tante oder Onkel Wisent, über kurz oder lang eine ähnliche Bestätigung schicken wird. Hoffen wir, für uns alle, mit ähnlich glimpflichem Ausgang wie beim Vorfall mit Madame Wisent.  1)

Interessant finde ich die Berichterstattung durch die beiden schwesterlichen hiesigen Tageszeitungen, beide nämlich der WAZ- Gruppe angehörig: Während die eine, die Westfalenpost, ziemlich ausführlich berichtet, begnügt sich ihre Schwester Westfälische Rundschau mit einem vergleichsweise lapidaren Text.

Beschäftigen wir uns deshalb kurz nur mit dem ausführlicheren Artikel der Westfalenpost.

16-05-24_WP_Wisentkuh greift Touristin an

Der Vorfall selbst steht wohl in keiner Weise in Frage, und Gott sei Dank ist alles glimpflich abgelaufen: Quetschungen, blaue Flecke, eine zerrissene Hose und, natürlich, ein Schock, zumindest ein heilloser Schreck blieben am Ende zu vermerken. Die Wisente ließen sich auch vertreiben, ein Beispiel dafür, dass sie wirklich nur warnen wollten, denn sonst hätte das ganz anders ausgehen können. Ich kann mich an eine Fotoserie erinnern, die nach meiner Erinnerung um 2005 in der Jagdzeitung Wild und Hund veröffentlicht wurde; ein polnischer Naturfotograf hatte damals im Winter im Wald von Białystok durch puren Zufall ablichten können, wie ein Wisent – Jungbulle plötzlich durchdrehte und einen groben Keiler annahm, geschätzt 150 Kilo, mehrmals durch die Luft wirbelte und innerhalb weniger Sekunden tötete. So ein Keiler ist wahrhaftig ein Urvieh, aber er war völlig chancenlos.

Ich will jetzt nicht in den Verdacht kommen, ich hätte ein Problem mit Wisenten. Beileibe nicht. Ich finde, das sind faszinierende Tiere, außerdem verdienen sie jede Unterstützung durch uns. Diese Meinung vertrete ich übrigens auch in Bezug auf Bruder Wolf (Der Wolf, der verlorene Sohn).

Gleichzeitig erlaube ich mir aber, darauf hinzuweisen, dass jetzt genau das eingetreten ist bzw. noch eintreten wird, was beileibe nicht nur ich, sondern viele, viele andere vorausgesagt haben: Die angekündigte „Störung“ ist eingetreten, und es wird unter Garantie zu weiteren „Störungen“ dieser Art kommen, eingedenk des tiefen Wahrheitsgehalts eines meiner Lieblingszitate: „In jedem System ist nichts so gewiss wie der nächste Störfall!“ 2) Gebe Gott, ohne ernsthafte, gar tödliche Konsequenzen. Alle Warnungen dieser Art sind immer wieder als Spinnereien abgetan oder in die Ecke „Verunglimpfung“ und „Na ja, Jäger halt, die wollen alles ja nur totschießen“ gestellt worden. Momentan herrscht Ruhe in diesem Gesellschafts- Segment, ich habe bisher noch keine Stellungnahme aus der bekannten Befürworterszene registrieren können.

Nicht, dass die jetzt alle in Schockstarre wären, ganz sicher nicht. Denn genau damit hat die Szene von vornherein gerechnet. Nur haben die Damen und Herren Abwiegler und Schönredner von vornherein bewusst, sagen wir, ein wenig „die Realität hingebogen“, indem sie genau das gegen jedes bessere Wissen immer wieder heftigst in Abrede gestellt, in den Bereich der Utopie gerückt haben. Die noch denkbare Alternative wäre, dass sie zu naiv bzw. zu dumm waren, das voraussehen zu können. Das wiederum kann ich mir bei Menschen mit einem derart ausgeprägten Geschäftssinn eigentlich nicht vorstellen. Es wurde und wird einfach darauf gesetzt, dass das für sie so einträgliche Projekt, einmal in der Welt, in der typisch deutschen Festhalte- Mentalität und sprichwörtlichen Nibelungentreue nicht mehr zurückgedreht wird. Wer wird ernsthaft schon Wisente wieder abschaffen wollen? Blasphemie, ein veritabler shitstorm des Couch- Naturschutzes in den Großstädten wird das ganz gewiss schon verhindern. Motto:

Was ist denn schon passiert?

Ja, was ist denn schon passiert? Wenn man sich aber mal vorstellt, was da eigentlich von Beginn an an Schizophrenie so abgeht, fasst man sich an den Kopf. Stellen Sie sich vor, ein Bauer hielte eine Rinderherde in Ammenkuhhaltung (da sind selbst unsere sonst so friedfertigen Kühe auf einmal sehr ernst zu nehmen!) unter Beistellung eines ausgewachsenen Bullen auf einer Weide und sparte sich den teuren Zaun mit der Behauptung „Die tun nix!“ – im Ernst, lange könnte der nicht mehr selbst seinen Aufenthaltsort bestimmen. Der würde ganz schnell aus dem Verkehr gezogen und einer ausgiebigen Ritalin- Anwendung unterzogen. Bei Wisenten, immerhin ausgemachten Wildrindern, durch keine jahrtausendelange Zucht auf den Menschen geprägt, wird genau das den Leuten einfach erzählt.

Ganz bezeichnend finde ich auch die zur Schau getragene „Betroffenheit“ und den geradezu typischen Erklärungsansatz: „Zwei neue Kälbchen bei der Herde. Eine Sondersituation, in der Kühe ihre Kälber verteidigen.“ Das schlägt dann wirklich dem Fass den Boden aus: Wollen die den Leuten eigentlich allen Ernstes weismachen, die setzen eine Herde Wisentkühe zusammen mit Bullen aus und gehen davon aus, dass die Tiere mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit von Wanderern und Touristen freiwillig zölibatär leben? Wo seit mehreren Jahren von den gleichen Leuten geradezu begeistert von der regen Reproduktivität in der Herde berichtet wird? Sancta simplicitas, für wie dämlich halten die eigentlich mittlerweile die Öffentlichkeit?

Nein, es wird auf das hinausgehen, was bei Kennern der Szene schon von vornherein als Absicht im Verdacht war: Die Tierchen werden auf großzügigen Flächen unter Einrichtung von Beobachtungspunkten eingegattert. Die Folgen: Die Gefahr weiterer Konfrontationen dieser Art ist weitgehend gebannt; Tourismus und Fremdenverkehr behalten ihre Attraktion (was gut ist!); der Gatterbesitzer hat als unvermeidlichen Kollateralschaden seine Begleitfauna wie kapitale Geweihträger zwar mit gegattert, aber wo gehobelt wird, fallen eben Späne; die umliegenden Waldbauern haben endlich die Schälschäden vom Hals (was gut ist!); die „Umwelt“- Verbände können weiter ihre lukrativen „Patenschaften“ verkaufen; Herr Remmel und seine grüne Partei machen auf unschuldig am geplanten Desaster zu Lasten des zwar eh schon desaströsen Landeshaushalts – aber alle sind glücklich. Mission accomplished.

Jetzt folgt die berühmte Asterix- Frage: Ganz Gallien? Oder, hier, sind wirklich alle glücklich? Nein, nicht wirklich. Denn der Steuerzahler, der ist in den Hintern gebissen, einmal mehr. Einer muss nämlich zahlen für die Komödie oder dafür, dass sie eine bleibt – so eine Gatterung kostet in der Errichtung und laufenden Unterhaltung Geld, und zwar nicht wenig. Aber ganz sicher lässt sich für das Ganze auch ein volkswirtschaftlicher Folgenutzen konstruieren, lässt es sich also als Netto- Investition deklarieren. Unterstützung strukturarmer Gebiete fällt zwar aus, Südwestfalen strotzt vor Geld, aber da hat ganz sicher irgendjemand irgendeinen pfiffigen Einfall.

Quod licet jovi, non licet bovi. Und die Ochsen, um das ganz klar zu machen, sind einmal mehr die Steuerzahler. So geht´s natürlich auch. Aber auf der anderen Seite – geht´s so nicht eigentlich immer?

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Kirchveischede, 24. Mai 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Im Beitrag vom 30. September hatte ich mit dem Untertitel „Die reale Welt“ Folgendes geschrieben:

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„Es ist nicht die Frage, ob der Wolf, ob der Wisent irgendwann einen Menschen zu Schaden bringt, auch mit letalem Ausgang. Das steht fest, so sicher wie es Steuern gibt. Es ist nur noch die Frage, wann: Heute, morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren. Denn wer da glaubt, dass die Wildrinder sich an das Fraternisierungsgebot halten, das ihnen von den Kuschlern aufoktroyiert wurde, der muss ja wohl eine gehörige Portion Naivität in sich tragen. Irgendwann wird ein Testosteronbolzen in der Brunft, eine Kuh, die sich von ihrem Kalb getrennt sieht, einen Angriff starten. Gebe Gott, mit glimpflichem Ausgang.“

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und

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„Wie schon gesagt: Ich persönlich habe schon einiges zum Thema Wolf geschrieben, und ich vertrete zu Wolf und Wisent die gleichen Ansichten: Es sind beides faszinierende Tiere. Aber sie sind gefährlich oder können es ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire nach werden. Und frei nach Murphy´s law, dass alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht, wird´s Ärger geben, todsicher.

Nun kann man, wie ich beim Wolf, der Meinung sein, dass das nur so vereinzelt der Fall sein wird, dass man das als unvermeidlichen Kollateralschaden hinnehmen sollte. Ich meine, eine Bevölkerung, die klaglos akzeptiert, dass es jedes Jahr ca. 400 tote Radfahrer im Verkehr gibt und trotzdem massenhaft aufs Rad steigt, die akzeptiert, dass es jedes Jahr um die 1.000 tödliche Haushaltsunfälle gibt und die trotzdem auf Trittleitern steigt, sollte mit einem oder zwei Todesfällen durch Wölfe zurechtkommen können.

Alles, was schön und ursprünglich ist, ist eben nicht umsonst zu haben. Wir müssen endlich von dieser unsäglichen Geld- zurück- Garantie – Mentalität wieder runterkommen, die unsere Super- Regulierer als scheinbares Menschenrecht im öffentlichen Bewusstsein implementiert haben: Es passt uns was nicht? Gut, machen wir ein Gesetz dagegen.

D a s   f u n k t i o n i e r t   s o   n i c h t !  

Die Welt ist gefährlich, das ist so. Punkt. Und deswegen auch so spannend und schön. Wer kein Risiko haben will, muss morgens im Bett bleiben. Und selbst da kann man einem spontanen Herzinfarkt erliegen, wenn man manche Leserbriefe liest.

Was tun?

Man muss den Menschen da draußen einfach mal die Wahrheit sagen und sie nicht verdummen mit diesen strunzdummen Sprüchen wie „der Mensch gehört nicht zum Beuteschema des Wolfs“ und ähnlich gefährlichem Blödsinn.

Nun sehe ich das aber so, dass das mit unseren Wisenten eine andere Hausnummer ist, denn die tummeln sich als potentiell tödlich gefährliche Viecher gerade in Gebieten, die eine starke Besucherfrequenz aufweisen. Und sowas hat einfach Konfliktpotential, siehe oben, und zwar erhebliches. Das wiederum wird, das steht für mich genauso fest wie meine Ausführungen zum Wolf, über kurz oder lang zur Diskussion darüber führen, was denn dann mit den Wisenten passieren soll, wie man dieser Gefahr vorbeugen kann. Da liegen zwei spontane Optionen auf der Hand: Abschaffen oder, wie man hier sagt, großzügig einpirken.“

Man sieht, manchmal kommt es schneller, als man denkt.

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2) aus „Krisen – Das Alarm-Dilemma“ von Gerhard Schulz

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Von Wölfen und Wisenten

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Ich habe ja schon einiges über Bruder Wolf zu Papier gebracht. Und da ich hier regional davon betroffen bin, habe ich auch die Debatte über die hier am Rothaarkamm frei lebenden Wisente aufmerksam verfolgt. Ich habe dabei doch auffallende Parallelen feststellen müssen, sowohl was die Wahrnehmung der tierischen Neubürger durch die Öffentlichkeit angeht als auch, was die Haltung der Kuschelfraktion betrifft.

In meinem letzten Beitrag vom 21. September „Hirsche werden Chefsache“ habe ich ja den Vorschlag gemacht, als Toleranzgröße für die durch Rotwild im Kreis Paderborn verursachten Wildschäden die Wild- und Schälschäden der Wisentherde auf dem Rothaarkamm heranzuziehen. Als hätte ich´s bestellt, erschien am Tag drauf (22.09.2015) in der hiesigen Ausgabe der Westfälischen Rundschau (WR) ein Artikel, der sich ein wenig kritischer als gewohnt mit der Situation befasst. 1)

15-09-22_Wisente

Mit ein wenig Zeitverzögerung erschienen dann heute (30. Sept.) drei etwas ausführlichere Leserbriefe in der WR, die ich meinen geneigten Lesern nicht vorenthalten möchte. Ich habe gleichzeitig den ursprünglichen Artikel des Reporters Werner Riedel als Datei hier nochmals eingefügt, damit man nicht dauernd zwischen zwei Beiträgen hin- und herspringen muss.

15-09-30-Leserbriefe Wisente

Um mal auf die drei Leserbriefe aus meiner persönlichen Sicht einzugehen:

Leserbrief 1, Herr Schmidt aus Kirchhundem:

Es ist schon ein wenig eigenwillig, sein Verständnis von den Zusammenhängen in der Natur, vor allem aber seine Einstellung zum Eigentum.

In Bezug auf die Natur ist er nämlich der Meinung, dass die Schädigung von FFH- Gebieten, die sonst gegen jede Beeinträchtigung hysterisch und militant geschützt werden, beim Wisent gar keine ist. Der Wisent kann per definitionem ein FFH- Gebiet gar nicht schädigen. Weil ja der Wisent „zur originären Fauna“ gehört. Somit ist das nämlich kein Wildschaden, sondern ein natürlicher Vorgang. Obwohl es da durchaus andere Meinungen geben kann, nehmen wir mal an, es ist so. Das wäre was, gute Güte! Dann hätten unsere Bauern ja wieder freie Fahrt. Immerhin sind sie Menschen, und die Spezies homo sapiens gehört seit einigen hunderttausend Jahren zur „originären Fauna“ unserer Region. Also können Menschen und damit auch Waldbauern eo ipso keine FFH- Gebiete schädigen, egal auf welche Ideen sie auch immer kommen könnten. 2)

Besonders apart aber finde ich die Einstellung des Herrn Schmidt zum persönlichen Eigentum. Verzeihung, ich muss präzisieren, denn sein eigenes wird er garantiert mit Zähnen und Klauen und mit der ganzen Schlagkraft unserer verfassungsmäßigen Eigentumsrechte gegen jeden Angriff zu verteidigen wissen: Ich meine sein Verständnis des Eigentums anderer. Denn da wird gegen die unbotmäßigen Waldbauern unverhohlen die Keule „Enteignung“ geschwungen, arrogant und von oben herab wird konstatiert, dass Waldbauern sich nicht so haben sollen wegen der paar geschädigten und damit unverkäuflichen Bäume.

Das sagt, glaube ich, einiges aus zum gottgleichen Selbstverständnis dieser Szene. Ich meine, wir Ahnungslosen müssen uns auch mal vor Augen halten, welchen Gewinn demgegenüber die Welt hat. Herr Schmidt nämlich kann seinen Sinn für Ästhetik und seinen Anspruch auf urwüchsige Natur voll ausleben. Und den Kampfgenossen in der Stadt dann mailen: „Ich habe heute wieder einem Wisent Aug´ in Aug´ gegenübergestanden! Und ich hab´ keine Angst gehabt. Mordskerl, der ich bin!“

Leserbrief 2, Herr Pohl, Lennestadt, und 3, Herr Lahme, Olpe:

Ich befürchte, diese Lektüre hat Herrn Schmidt heute Morgen zum Schäumen gebracht. Wie können die es wagen, solche Gedanken zu Papier zu bringen? Und Herr Pohl lästert dann gleich auch noch gegen einen hochadligen Nachbarn ab, der als einziger Waldbauer der ganzen Umgebung ja mit den Viechern prächtig klar kommt, ein Bruder im Geiste also. Jedenfalls hat man von ihm bisher noch keine einzige diesbezügliche Beschwerde gehört, trotz respektablen Waldbesitzes von gut 10.000 Hektar.

Herr Lahme wiederum bringt hier die Erfahrungen des Praktikers mit ein,  dazu noch eines Praktikers mit sehr negativen Erfahrungen mit einem im Vergleich zum bison bonasus eher zahmen boviden Vettern. Dagegen ist schwer anzustinken. Beide, Herr Pohl und Herr Lahme, sind sich aber einig: So, wie´s ist, ist´s nicht gut. Und ich fürchte, Herr Schmidt, da gibt´s ´ne Menge anderer Leute mehr, die die Position der beiden teilen.

Die reale Welt

Denn in einem gebe ich Herrn Lahme Recht, und da komme ich dann jetzt zum Grund für den Titel meines Beitrags, nämlich die Parallelen zur Diskussion über die Rückkehr der Wölfe in Deutschland: Es ist nicht die Frage, ob der Wolf, ob der Wisent irgendwann einen Menschen zu Schaden bringt, auch mit letalem Ausgang. Das steht fest, so sicher wie es Steuern gibt. Es ist nur noch die Frage, wann: Heute, morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren. Denn wer da glaubt, dass die Wildrinder sich an das Fraternisierungsgebot halten, das ihnen von den Kuschlern aufoktroyiert wurde, der muss ja wohl eine gehörige Portion Naivität in sich tragen. Irgendwann wird ein Testosteronbolzen in der Brunft, eine Kuh, die sich von ihrem Kalb getrennt sieht, einen Angriff starten. Gebe Gott, mit glimpflichem Ausgang.

Wie schon gesagt: Ich persönlich habe schon einiges zum Thema Wolf geschrieben, und ich vertrete zu Wolf und Wisent die gleichen Ansichten: Es sind beides faszinierende Tiere. Aber sie sind gefährlich oder können es ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire nach werden. Und frei nach Murphy´s law, dass alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht, wird´s Ärger geben, todsicher.

Nun kann man, wie ich beim Wolf, der Meinung sein, dass das nur so vereinzelt der Fall sein wird, dass man das als unvermeidlichen Kollateralschaden hinnehmen sollte. Ich meine, eine Bevölkerung, die klaglos akzeptiert, dass es jedes Jahr ca. 400 tote Radfahrer im Verkehr gibt und trotzdem massenhaft aufs Rad steigt, die akzeptiert, dass es jedes Jahr um die 1.000 tödliche Haushaltsunfälle gibt und die trotzdem auf Trittleitern steigt, sollte mit einem oder zwei Todesfällen durch Wölfe zurechtkommen können.

Alles, was schön und ursprünglich ist, ist eben nicht umsonst zu haben. Wir müssen endlich von dieser unsäglichen Geld-zurück-Garantie – Mentalität wieder runterkommen, die unsere Super- Regulierer als scheinbares Menschenrecht im öffentlichen Bewusstsein implementiert haben: Es passt uns was nicht? Gut, machen wir ein Gesetz dagegen.

D a s   f u n k t i o n i e r t   s o   n i c h t !  

Die Welt ist gefährlich, das ist so. Punkt. Und deswegen auch so spannend und schön. Wer kein Risiko haben will, muss morgens im Bett bleiben. Und selbst da kann man einem spontanen Herzinfarkt erliegen, wenn man manche Leserbriefe liest.

Was tun?

Man muss den Menschen da draußen einfach mal die Wahrheit sagen und sie nicht verdummen mit diesen strunzdummen Sprüchen wie „der Mensch gehört nicht zum Beuteschema des Wolfs“ und ähnlich gefährlichem Blödsinn.

Nun sehe ich das aber so, dass das mit unseren Wisenten eine andere Hausnummer ist, denn die tummeln sich als potentiell tödlich gefährliche Viecher gerade in Gebieten, die eine starke Besucherfrequenz aufweisen. Und sowas hat einfach Konfliktpotential, siehe oben, und zwar erhebliches. Das wiederum wird, das steht für mich genauso fest wie meine Ausführungen zum Wolf, über kurz oder lang zur Diskussion darüber führen, was denn dann mit den Wisenten passieren soll, wie man dieser Gefahr vorbeugen kann. Da liegen zwei spontane Optionen auf der Hand: Abschaffen oder, wie man hier sagt, großzügig einpirken.

Beim Abschaffen wäre eine Umsiedlung denkbar – aus den Augen, aus dem Sinn.3) Beinahe todsicher wird es drauf hinauslaufen, die Tierchen da zu lassen, wo sie sind (welche Tourismus- Region gibt schon gerne Wisente wieder her?), sie aber hinter großzügigen Gattern verschwinden zu lassen. Die Flächen hat man ja, gut 10.000 Hektar in hochadligem Besitz. Wie sagte Herr Schmidt das noch so schön? (Grund)- Eigentum hat auch dem Allgemeinwohl zu dienen. Wie kann sich ein Eigentümer da entziehen? Vor allem, wenn er bedenkt, was Herr Schmidt noch so alles an Folterinstrumenten aufzufahren hat: Art. 14, Abs. 3 bzw. Art. 15, GG, Überführung in Gemeinschaftseigentum, der Durchschnittsbürger sagt „Enteignung“ dazu.

Halb zog man ihn, halb sank er hin?

Man könnte es fast meinen.

Man könnte aber auch, wenn man mal die Dinge weiter in die Vergangenheit verfolgt und beleuchtet, auf ganz andere Gedankengänge kommen: Fürst bzw. Prinz Richard hat seinen Clausewitz und Konfuzius verinnerlicht. Clausewitz, weil man von dem lernen kann, dass es zur Erreichung eines strategischen Ziels manchmal vorteilhaft ist, taktische Anfangsverluste kühl mit einzukalkulieren. Und Konfuzius deswegen, weil der Geduld als eine große Tugend lehrt: „Setze Dich ans Ufer des Flusses, habe Geduld, und Du wirst die Leichen Deiner Feinde vorbeitreiben sehen.“

Ganz misstrauische Menschen könnten nämlich auf folgende Gedanken kommen: Die fürstliche Rentkammer hegt einen ganz respektablen Rotwildbestand. Seit vielen, vielen Jahren schon. Und hat damit, unstrittig, sich erhebliche Meriten um diese Wildart erworben. Leider haben die Tiere die Angewohnheit, sich auch mal auf Forstflächen von Nachbarn zu absentieren. Was dann des Öfteren dazu führte, dass solche Nachbarn die Gelegenheit beim Schopf fassten und Funken rissen. Ein von der Rentkammer gehegter kapitaler Hirsch passt eben auch an die Trophäenwände von Nachbarn. Nun ist sowas aber ärgerlich: Man hegt und pflegt auf seinen Flächen Hirsche, nimmt die unweigerlich anfallenden Wildschäden in Kauf, und die Nachbarn kommen daher und ernten die Früchte solcher Bemühungen. Also entstehen Pläne, seine Wälder weiträumig einzugattern, um solchem Ungemach fürderhin Einhalt zu gebieten.

Doch dem steht die „Sozialpflichtigkeit des Eigentums“ entgegen oder, wie Herr Schmidt das formulierte, „Eigentum (mit Ausnahme des meinigen natürlich!) soll gefälligst der Allgemeinheit dienen“. Dazu gehört auch das freie Betretungsrecht solcher Wälder. Auch die jagdlichen Nachbarn waren dagegen. Nicht, weil sie weiter ab und an mal einen fürstlichen Hirsch schießen wollten. Natürlich nicht. Rein aus Gründen des freien Betretungsrechts.

Lange Zeit hörte man nichts mehr, die Gatterpläne waren dem öffentlichen Gedächtnis entschwunden. Da tauchte ganz beiläufig, aber wie aus dem Nichts der Gedanke auf, Wisente anzusiedeln. Wisente. Völlig spontan. Ich meine, darauf muss man im Sieger- und Sauerland ja erstmal kommen! Ich lebe seit 30 Jahren hier. Ich lebe gern hier. Und ich mag die Sauer- und Siegerländer auch  deswegen so, weil die felsenfest davon überzeugt sind, dass auch Spontaneität gut geplant sein muss.

Also Wisente. Im Gatter natürlich, probeweise. Wir wissen auch nicht mehr, wer´s war, der die Ente auf den Teich setzte; die Rentkammer jedenfalls zeigte sich begeistert. Heftige, jahrelange Diskussionen folgten, aber man kennt ja die Durchschlagskraft der Natur auf das deutsche Gemüt: Der letztendliche Erfolg war absehbar.

Es kamen also Wisente, mit Unterstützung der Grünen im Umweltministerium, der „Umwelt“- Verbände, des NABU, BUND, wie sie alle heißen. Es läuft eine beispiellose Sympathie- Kampagne an. Und irgendwann wird ganz nebenbei angekündigt, die Wisente in die Freiheit der Wittgenstein´schen Wälder entlassen zu wollen. Einwände? I wo, die tun nix.

Was kommen musste, kam. Natürlich setzen die Tierchen auch den Bäumen der Nachbarn zu, und die haben eben nicht die endlosen Reserven eines 10.000 Hektar- Grundbesitzers. Bei denen geht´s an die Substanz. Erster Widerstand formiert sich, Gerichte werden bemüht. Und es wird die Forderung gestellt, die Tiere einzugattern, und zwar von dem, der sie in den Wald gesetzt hat.

Die Rentkammer ziert sich, denn das ist teuer. Die Nachbarn aber machen Druck. Und ich wette ein Fass Golddublonen gegen einen Pfennig: Als „Kompromiss“ wird kommen, dass die fürstlichen Flächen mitsamt Wisenten großflächig eingegattert werden. Mit großzügiger staatlicher Förderung, versteht sich. Ergebnis: Die Wisente gibt´s nur noch auf den fürstlichen Flächen, die ja groß genug sind; die Nachbarforste werden nicht mehr verbissen und geschält; Wanderer, Mountainbiker und Pilzsucher sind nicht mehr in potentieller Gefahr; Wisentwildnis- Bewegte können die Tiere sicher von eigens errichteten Aussichtstürmen begutachten. Gegen Gebühr, versteht sich.

Dass dabei die Rothirsche natürlich gleich mit eingepirkt werden, hat man in der ganzen Aufregung ganz vom Radar verloren. Nix mehr abstauben durch Nachbarn ……

Fazit

Hut ab. Da hat jemand die Öffentlichkeit und sonstige Beteiligte mit langem Atem allesamt hinten herumgehoben und im Sack verkauft. Selbst Clausewitz würde da jetzt dicke Backen machen. Ich sage jetzt mal: Man muss wissen, wie´s geht. Man muss sich dazu gründlich auskennen mit der deutschen Mentalität. Man muss, natürlich, absolut clever sein und die Fähigkeit und die Geduld besitzen, auf lange Sicht zu planen. Man muss, siehe Clausewitz, in der Lage sein, zwischen Taktik und Strategie unterscheiden zu können.

Wenn jemand, wie hier, es dann auch noch schafft, dass die, die vorher erklärte Gegner waren, später die Forderungen als vorteilhaft vertreten, die sie vorher rundheraus abgelehnt haben – ja dann kann man nur noch von einem Geniestreich reden. Ganz großes Kino! Mit Sicherheit ist so jemand auch ein guter Schachspieler. Mit solchen Leuten streitet man nicht herum. Die hält man sich warm für den Fall, dass man irgendwann doch mal wieder Krieg führen muss.

Und wozu auch streiten? Es sind ja alle glücklich – am Ende. Manche Probleme lösen sich eben von allein. Man muss sie nur reifen lassen.

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Kirchveischede, 30. September 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Mit „ein wenig kritischer“ meine ich, dass er sich nicht so liest wie im Original vom radikalsten NABU- Funktionär verfasst, wie es sonst üblich ist.

2) Da tun sich Welten auf. Man fragt sich unwillkürlich- folgerichtig: Können wir uns dann nicht auch gleich den ganzen hochkompliziert aufgebauschten Verwaltungs- und Gesetzeswahnsinn sparen? Ich meine, wir könnten dann eine ganze Armada hochbezahlter Verwaltungs- Fuzzies wieder einer produktiven Tätigkeit zuführen. Allerdings wären dann auch die hochbezahlten Funktionäre von NABU, BUND usw. überflüssig. Das wird kompliziert.

3) Sie zu Steaks zu verarbeiten wird wohl nicht umsetzbar sein. Obwohl, wenn Bison bonasus ähnlich schmeckt wie Bison bison, sein amerikanischer Vetter, könnte man in Versuchung kommen; das schmeckt ausgezeichnet.

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Sonntag, 14. Juni 2015, 18:30, ZDF, Terra Express, „Was tun, wenn ein Wolf dasteht?“

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Mal wieder ein Nachhilfekurs in Wolfskuscheln.

Ein Schäfer ruft einen „Wolfsbeauftragten“ an, ein Wolf treibt sich bei seiner Herde rum und lässt sich auch nicht vertreiben. Der WB kommt und versucht seinerseits, den Wolf auf Schwung zu bringen. Der denkt gar nicht dran, sich auf den Schwung bringen zu lassen, weicht lässig aus. Der Wolf. Erst nach 45 Minuten bummelt er gelangweilt weg.

Kommentar des WB: „Völlig ungewöhnliches Verhalten!“ „Rätselhaft!“

Eine Szene weiter, eine Kindergärtnerin fragt den WB, ob sie denn weiter mit ihren Kindern unbesorgt in den Wald gehen könne, sie sei sehr verunsichert.

WB: „Völlig gefahrlos, der Mensch entspricht in keiner Weise dem Beuteschema des Wolfs! Kein Wolf würde einen Menschen angreifen!“

Das sagt ein Mann, der gerade noch einem Wolf „völlig ungewöhnliches Verhalten“ attestiert hat.

Man sollte auch mal fragen, wie solche Leute reagieren, wenn gemeldet würde, dass ein 50 kg- Schäferhund ohne Halsband allein durch ein Wohngebiet flaniert. Jede Wette, ein Polizei- Großeinsatz ist Programm. Und erst recht, wenn bekannt ist, dass so ein Tier sich in einem Waldgebiet herumdrückt: Lautsprecherwarnungen und Absperren des Waldes ist in so einem Fall der Mindesteinsatz an geballter Staatsgewalt. Aber ein Wolf? Entwarnung. Völlig harmlos, wirklich. So ein Wolf weiß doch, dass er Menschen nichts tut…..

 Es ist ja so: Man kann sich das Leben selbst schönreden. Das ist so lange legitim, wie man selbst als einziger ein Risiko eingeht. Wenn man aber die Öffentlichkeit dummlabert, nur weil man nicht zugeben will, dass man jahrelang völligen Stuss verbreitet hat, die Bevölkerung bewusst mit Disney- Talk besoffen geredet hat, dann hört der Spaß auf, finde ich.

Um das klar zu machen: Ich habe nichts gegen Wölfe, das kann man problemlos meinen Veröffentlichungen und Beiträgen entnehmen.

Ich bin Jäger, wie der Wolf, und ich und wahrscheinlich auch die Natur freue mich auf die Zeit, wo ich keine Hunde mehr im Revier finde, alle Katzen endlich zu Hause bleiben und wenn, dem großen bösen Wolf sei Dank, auch die Mountainbiker, die Geocacher, die Pilzesucher immer weniger werden.

Ich habe nur was dagegen, wenn man die Bevölkerung nicht nur nicht aufklärt, sondern im Gegenteil noch bewusst belügt.

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Kirchveischede, 14. Juni 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

15-06-14_Rotkäppchen und der böse Wolf

Angst vor Fracking

Eigentlich hat´s nichts mit unserem Thema, also Jagd, Umwelt + Natur, zu tun. Aber auch nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick dagegen sehr, wegen der Parallelen zur Darstellung der Jagd und der belebten Natur, die einen dabei anspringen. Deswegen stelle ich´s mal hier rein.

Ich habe gestern eine interessante Sendung gesehen, beim Sender Phönix. Titel: Angst vor Fracking. Zuerst hab´ ich gedacht: „Na ja, mal wieder so ´ne Zicken- Alarm- Sendung von den Durchgeknallten, kennen wir ja von der Jagd. Also: Wahrheits- und Informationsgehalt nicht nur gleich Null, sondern sogar die übliche Verdrehung aller Fakten und Tatsachen.“ Ich hatte aber gerade nichts anderes zu tun und wollte mal sehen, wie  d a s  Thema behandelt wird oder ob´s sogar wieder Neues zu lernen gibt in Bezug auf Polemik und Verdrehung von Tatsachen. Also: Fernseher an.

Und dann hat´s mich vom Stuhl gehauen:

Eine kritische, unvoreingenommene Reportage mit einem klar ausgesprochenen, vor allem wissenschaftlich belegten Ergebnis, das sich endlich mal an den Fakten orientiert und nicht am gewohnten Alarm – Geschrei der „Experten“, die vor allem eins wollen: Ihr Süppchen kochen, unter Ausnutzung des mit Hilfe durchseuchter, williger Medien konstruierten „Volkszorns“. Das Süppchen heißt: Um jeden Preis unter dem Mäntelchen „gutmenschelnder Naturschutz“ alles torpedieren und verhindern, was in dieser schönen Republik geschieht, Motto: An uns kommt keiner mehr vorbei! Auch und vor allem gegen jede Vernunft, wenn´s nur uns (NABU, BUND, Grüne, sonstigen Öko- Faschisten, d. Verf.) nutzt.

Und was ist das? Einfluss, vor allem auf die öffentliche Meinung und damit auf die Politik. Und warum? Ganz einfach: Nur so erhält man sich über den politischen Arm der Bewegung, die Grünen, den direkten Zugriff auf die Politik. Einfluss auf die Politik bedeutet, über den Umweg von Koalitionsverträgen, Geld, Posten + Pöstchen, verbunden mit dem angenehmen, ebenfalls unmittelbaren Einfluss auf die Gesetzgebung, siehe die unsägliche „Jagdrechtsnovelle“ in NRW. Denn so kann man sein Geschäftsmodell gesetzlich absichern, damit´s narrensicher wird. Clausewitz nannte das „Flankenschutz“. Und was hat man alles erreicht: Verbandsklage, selbst Gesetze schreiben etc. etc.

Also, nehmt Euch die halbe Stunde, es lohnt sich. Damit ist man mit unwiderlegbaren Argumenten bestückt, wenn man mal wieder auf die „Experten“ trifft. Dann kann man das Thema mal anschneiden. Überraschungsangriffe aus einer unvermuteten Ecke sind immer gut.

Weil der Sender Phönix keine eigene Mediathek hat, habe ich mal recherchiert und herausgefunden, dass, man höre und staune, der Beitrag schon am 9. September 2014 von NDR 3 gebracht wurde. Es wirft ein Schlaglicht darauf, wie sehr die Hirnis schon im Besitz der Köpfe (und der Presse!) sind, wenn solche Beiträge komplett untergehen!!

Also:

Angst vor Fracking; Film von Thomas Berbner, Johannes Jolmes und Benedikt Scherper

Der brennende Wasserhahn aus der Dokumentation „Gasland“ ging um die Welt. Er wurde zum Sinnbild der Gefahren durch Fracking, sollte zeigen, wie unser Trinkwasser durch giftiges Methan verseucht wird. Inzwischen ist bekannt: Das brennende Wasser ist ein natürliches Phänomen und hat nichts mit der Erdgasförderung zu tun. Doch der Imageschaden ist perfekt.

Schon der Begriff „Fracking“ verursacht bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl. Fracking, das verbindet man schnell mit Erdbebengefahr, mit Verunreinigung der Umwelt durch giftige Chemikalien. Dementsprechend groß ist die Ablehnung von Fracking in der Bevölkerung. Doch wie gefährlich ist Fracking wirklich?“

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/Angst-vor-Fracking,panorama5228.html

Viel Spaß!

Kirchveischede, 10. Juni 2015

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Monopol der Desinformation

oder

Warum Medizin und Jagd mehr miteinander gemeinsam haben, als man glauben kann

Ich habe heute in der hiesigen Tageszeitung einen interessanten Artikel gelesen, es ging um den alltäglichen Medizinbetrieb in Deutschland. Die Titel, jeweils auf der Titelseite bzw. Seite 2 (wichtiges Thema also!), lauteten: „Experten: Ärzte jagen Patienten Angst ein“ bzw., auf Seite 2, „Viele unnütze Medizinangebote“.

Wolf- Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission, beklagt öffentlich die vielen unnützen Medizinangebote des deutschen Gesundheitsapparats. Er zählt dabei auf als Beispiele z. B. Prostata- Früherkennung durch PSA- Test und Tastuntersuchung, Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung des Eierstockkrebses, Nahrungsergänzungsmittel für Männer, die Vielzahl an völlig unnötigen Röntgen- Untersuchungen. Alle diese Leistungen werden den Patienten im vollen Bewusstsein darüber, dass sie medizinisch in keiner Weise indiziert, geschweige denn von Nutzen (für den Patienten) sind, empfohlen und verordnet. Und abgerechnet. Gegen diesen Missbrauch kämpfen Verbraucherschutz- Organisationen seit langem – und werden totgeschwiegen bzw. schlicht nicht zur Kenntnis genommen.

Beifall und Beistand findet er in dem international renommierten Forscher Gerd Gigerenzer („Risiko – wie man die richtigen Entscheidungen trifft“, „Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet“, Bauer-Gigerenzer-Krämer), der seit vielen Jahren die systematische Verbreitung falscher Tatsachen durch Falschdarstellung statistischer Zusammenhänge auch und besonders in der Medizin- Industrie anprangert.

Eugen Brysch von der „Deutschen Stiftung Patientenschutz“ bläst ins gleiche Horn – vergeblich, sie finden kein Gehör, trotz aller unwiderlegbaren Beweise, die sie vorlegen. Da die Öffentlichkeit angestrengt weghört (Motto: „Ich bin ja versichert“), fühlt sich auch die Politik nicht gemüßigt, das Thema aufzugreifen und die teuren Probleme abzustellen. Im Gegenteil, oft genug sind ihre Vertreter als tief eingebundene Lobbyisten sogar im Lager der Verdummer zu finden.

Wolf- Dieter Ludwig spricht in diesem Zusammenhang vom „Monopol der Desinformation“. Und das trifft es im Kern.

Und was hat das mit der Jagd zu tun?

Viel, man glaubt es nicht. Denn das Phänomen ist auch in anderen wichtigen Lebensbereichen anzutreffen, ja eins zu eins übertragbar – in der Umwelt- und Naturschutzpolitik nämlich, da speziell in der alles erschlagenden arroganten Dominanz der NRO- Umweltverbände, die mittlerweile spielend das Terrain beherrschen, unter tätiger Mithilfe der Politik. Kein größeres Projekt wird mehr geplant in Deutschland, ohne dass irgendein „Umweltverband“, irgendeine „Tier- oder Naturschutz- Organisation“ militant dagegen aufsteht und alles mit dem selbst geschaffenen Folterinstrument der Verbandsklage zunächst erst einmal nur droht abzuwürgen. Da sie in den Parlamenten bestens vertreten sind mit den Roten, vor allem den Grünen, haben sie auch nicht zu befürchten, dass ihr Tun kritisch unter die Lupe genommen wird; das verhindern wirkungsvoll die vielfältigen Koalitionsverträge in den Ländern (und damit im Bundesrat), in den Kreistagen und Kommunalparlamenten. Nichts, buchstäblich nichts geht mehr ohne eine mindestens sechsstellige „freiwillige Spende“ an eben diese Verbände. Die Alternative: Verbandsklage und damit de facto ein jahrelanger Baustopp.

Wohlgemerkt – niemand der Verbandsfunktionäre sitzt in irgendeinem Parlament – nein, sie dirigieren von außen. Sie schreiben Gesetzestexte und legen sie ihren grünen und mit grün verhafteten roten Politikern zum eiligen Vollzug vor. Und die tun ihre Pflicht, haben sie doch mannigfaltige auch persönliche Vorteile dadurch. So zuletzt geschehen mit den „Jagdrechtsnovellen“ in BaWü und Nordrhein- Westfalen, beide strotzend vor sachlich- fachlichen Fehlern und ideologisch gesteuerten Wunschverwirklichungen mit dem alleinigen Ziel, die Jagd unter eigene Kontrolle zu bringen. In Niedersachsen werden unter Rot- Grün bereits die Messer gewetzt.

Auch die Aktion nach außen ist bei den „Umwelt- und Naturschutz“- Verbänden die gleiche wie die im Medizinbetrieb – es wird gezielt desinformiert, getäuscht, in falsche Zusammenhänge gestellt und teilweise schlicht und einfach massiv gelogen. Ja sogar die Reaktion der Öffentlichkeit ist die gleiche – Gleichgültigkeit. Festzustellen ist, auch wenn es dauernd von sämtlichen Redaktionen und Senderleitungen geradezu beleidigt zurückgewiesen wird, dass alle gewünschten Presse- „Informationen“ bereitwillig akzeptiert, niemals kritisch durchleuchtet und sofort und in voller Länge veröffentlicht bzw. gesendet werden. Ganz im Gegensatz zu den gewünschten Richtigstellungen der Betroffenen, die zumindest die gröbsten Diffamierungen öffentlich richtigstellen möchten. Ohne jede Aussicht auf Erfolg. Der Zeitgeist hat längst die Redaktionsstuben erreicht, die Verflechtungen sind vielfältig.

Ein Beispiel

Ein schönes Beispiel dafür ein Artikel zum Thema Umwelt und Natur, in derselben Zeitung, derselben Ausgabe, unter der Rubrik „Panorama“: „Krähen griffen Menschen an“. So geschehen wohl in Hamburg, und in vorauseilendem Gehorsam kamen auch submissest sofort zwei „Experten“ zu Wort. Sollen wir raten, von welcher NRO?

Was war geschehen? Nun, in zwei oder drei Fällen wurden wohl Fußgänger von Krähen attackiert, im Sturzflug. Kein Ding, aber natürlich für die Öffentlichkeit in Deutschland sofort ein Grund zur Panik. (Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was passiert, wenn der erste Zwischenfall von einem Wolf oder Wisent verursacht wird!) Wahrscheinlich waren die Tiere der Meinung, ihre Jungen („Kinder“ im Originaltext) verteidigen zu müssen. Zitiert jedenfalls werden der „Vogelkundler“ Guido Teenck und der „Vogelschützer“ Lars Lachmann vom? – jaa, NABU. Und damit war eine der der geübten Propaganda- Attacken aus der besten Reichs- NABU- Tradition programmiert:

„In der Regel passiert nichts. Eigentlich haben die Tiere Grund zur Sorge. Sie leben in Städten, weil der Mensch sie auf dem Land vertreibt.“ Und: „In ländlichen Gebieten gibt es immer weniger Krähen, weil sie dort gejagt werden dürfen und aussterben. In Städten dagegen vermehren sie sich“. So der „Experte“ Lachmann. Und weiter: „Doch das sei kein Grund zur Angst vor einem Hitchcock – Szenario. Denn Krähen würden ihr Territorium verteidigen und können sich somit nicht endlos vermehren. In Hamburg kommen solche Fälle nur zwei- bis dreimal pro Jahr vor. Bei knapp 5.000 Brutpaaren ist das sehr wenig.“ So beide „Experten“. Von mir kein Kommentar, der erübrigt sich ja wohl auch.

Junggesellen- Schwärme, also die Tiere ohne Revier, die ja die Probleme verursachen – ja wo gibt´s die denn? Beim NABU ja scheinbar nicht. (Zum Thema Krähen habe ich ja schon vor Jahren was geschrieben hier auf meiner Seite, ich will´s nicht vertiefen.)

Ich habe das zum Anlass genommen, folgenden Leserbrief an die Redaktion der Westfälische Rundschau zu schreiben:

„Unter „Vogelkundler“ und „Vogelschützer“ tut man´s nicht beim NABU. Das klingt so offiziell und wichtig. Und es ist ganz erstaunlich, wie solche „Experten“ ihren Mitbürgern dann die Welt erklären dürfen. In NRW z. B. werden Krähen schon lange nicht mehr bejagt „auf dem bösen Land“. Und trotzdem erstickt z. B. Soest, wie von der WR berichtet, vor Krähen. Es gilt nach wie vor die alte Weisheit: Wenn ich etwas über Steuern wissen will, gehe ich zum Steuerberater. Wenn ich krank bin, zum Arzt. Und wenn ich kompetent über die Jagd informiert werden will, muss ich Jäger fragen. So einfach ist das. Was anderes wäre es, wenn man wissen will, wie man am besten Spenden generiert. Da sind NABU und BUND gar keine schlechten Adressen.“

Ich bin jetzt mal gespannt, Veröffentlichung ja? Nein? Ich nehme noch Wetten an. Ich setze dagegen. Ich habe da so meine Erfahrungen. Auch aus dem Medizinbetrieb. J

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Kirchveischede, 27. Mai 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Die grüne Strategie

Eigentlich ist das hier ja eine Jagdseite. Aber die Jagd schwebt ja nicht im luftleeren Raum, sondern gehört zum täglichen Leben. Und wird natürlich durch die Politik heftig berührt. Deswegen einmal ein paar Worte zu unseren erklärten grünen „Freunden“, dem politischen Arm von Nabu, BUND und sonstigen Umweltverbänden.

Die Grünen haben ihre jahre- und jahrzehntelange Popularität in geradezu perfider Weise aus einer seltsamen Mischung gezogen: Auf Bundesebene in aggressivster Weise fordern und anklagen, auf der Kommunalebene konsequente Total- Opposition und Verbandsklagen gegen das eben noch auf Bundesebene Geforderte.

Das hatte, bevor der Mechanismus endlich auch öffentlich durchschaut wurde, für den Wähler richtigen Charme, vor allem hatte man den Eindruck, Mensch, die bewegen was!!

Denn sie trieben die anderen Parteien vor sich her. Das kam schon mal gut an, denn Politiker, vor allem die der etablierten Altparteien, erfreuen sich in der Öffentlichkeit nicht gerade des besten Rufs. Wenn die in ihrer Not dann dem öffentlichen Druck folgten, denn Presse, Funk + Fernsehen waren stets mit im grünen Lager, und z. B. die geforderte Energiewende umsetzten – peng, schossen an der Basis sämtliche grünen Kommunalpolitiker quer und torpedierten die Umsetzung auf ihrer Ebene. Nach der verqueren Logik des Otto- Normal- Wählers kam auch das gut an, denn hier griff ein seltsames Phänomen: Der Wähler sieht seine politischen Standpunkte im unmittelbaren Lebensbereich, also vor der Haustür, eigentümlicherweise oft völlig anders als z. B. auf Länder-, erst recht auf Bundesebene. Das geht so weit, dass er das eine vom anderen vollständig trennt, also auf Kommunalebene, im eigenen Dorf, Positionen vertritt  – und wählt ! -, die völlig konträr zu denen sein können, von denen er seine länder- und bundespolitische Wahlentscheidung abhängig gemacht hat. Ein bisher strammer CDU- Wähler zieht dann durchaus an einem Strang mit den Grünen. Weil´s ja seinen eigenen Garten betrifft.

Das Fatale dabei: Hat das Ganze dann Erfolg, wird die Stromtrasse, die Industrieansiedlung verhindert, gehört der bis dahin stramme CDU- Wähler also zur Gruppe der Gewinner – höchst attraktiv für jeden von uns. Und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er versucht, diesen Erfolg zu wiederholen – man wählt, zumindest so lange die gefühlte Attraktivität anhält, auch auf Länder- und Bundesebene dann die Grünen. Verstärkt wird das Ganze natürlich von gefühlten persönlichen Verpflichtungen: Der Otto Grün hier vor Ort, der an der Spitze marschierte, mit dem wir dann so herrlich gefeiert haben, so ein netter Mensch muss weiterhin unterstützt werden. Ein Perpetuum mobile sozusagen.

Wir haben Milliarden versenkt in Windparks in der Nordsee, schweineteuer, ineffizient wie nur was, zumindest aus ökonomischer Sicht gesehen. Die Mühlen rotieren und schreddern jetzt so im Leerlauf vor sich hin. Denn die nötigen gigantischen Stromtrassen, die den so erzeugten Strom dahin befördern müssen, wo er gebraucht wird, im Süden der Republik nämlich, die werden regelmäßig auf Kommunalebene zerschossen. So gut wie immer sind die Agitatoren dabei grüne Lokalpolitiker bzw. Kreisverbände von Nabu und BUND. Und prompt empören sich die grünen Bundespolitiker über die fehlerhafte bzw. unvollständige Umsetzung der Energiewende.

Aber es gibt auch andere Methoden, man ist ja flexibel. Gegen die radikal abgelehnte Jagd zum Beispiel wurde mit einer anderen Strategie vorgegangen. Das ging und geht so: Die Grünen hatten schnell spitz, dass die Jagd bei mehr als 80 % der Bevölkerung wohl gelitten ist und befürwortet wird. Also Schwenk von der eigentlichen Total- Opposition auch hier zur Politik der Nadelstiche und des „Wir hauen den Sack und treffen den Esel“: Waffenrechtsverschärfungen in Serie; schon wenn heute ein Jäger mit seiner Waffe ins Revier fährt, riskiert er seinen Jagdschein, so hirnrissig und völlig unübersichtlich sind die Bestimmungen zum Führen oder Transportieren einer Waffe. Die Bleidebatte – an Verlogenheit und bedenkenlosem Opportunismus, ja Zynismus nicht zu übertreffen. Aber wirksam. Hundeausbildung. Totalschonung für Füchse. Alles aber unter lebhaft, mantrahaft vorgetragenen Versicherung: Wir haben nichts gegen die Jagd, natürlich nicht. Das Gehampel erinnert immer an den schönen Sport Wasserball. Hier gibt es, ganz im Ernst, Schiedsrichter, die ausschließlich das Geschehen unter Wasser beobachten. Weil die Damen und Herren über Wasser mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt demonstrativ die strengen Regeln befolgen, unter Wasser aber dabei zuweilen mörderisch zutreten. Bei den Herren ist das aus gewissen anatomischen Gründen meist wirksamer als bei den Damen.

Ja ja, die Grünen und ihre verlängerten Arme, Nabu, BUND usw. Beim Rotwild- Abschussgatter in Bayern, bei Oostvardersplassen, bei ähnlich gehandhabten „Naturschutz“- Projekten der Umweltschutzverbände in Deutschland das Schweigen im Walde. Hier findet man oft genug Zustände, die von einer verstörend von der Realität abgekoppelten Weltsicht zeugen. Die aber ist gegen jede Kritik vollständig resistent – die haben alle keine Ahnung!

Nun scheint mir so langsam aber das Pendel zurückzuschlagen. Der deutsche Michel scheint wach zu werden – Zeit wurde es aber auch.

Kirchveischede, 17. September 2013

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch