Wie man eine neue Wählergruppe erschließt ….

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Wie man eine neue Wählergruppe erschließt ….

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Oder auch nicht ….

 

„Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang …..“ Wer kennt ihn noch, den musikalischen Gassenhauer aus 1954 oder 1955? Damals in aller Munde, haben sogar wir kleinen Blagen ihn mitgesungen, und er fiel mir spontan wieder ein vor ein paar Tagen. Wenn man nämlich rote und grüne Politiker aus NRW in den letzten Wochen so hört und dabei vernimmt, was da so abgesondert wird, könnte man glauben, die kramen den wieder raus. Als Hymne sozusagen. Nur singen sie statt 30. den 14. Mai, anders kann man sich manche Verzweiflungs- Aktionen gar nicht erklären.

Denn am 14. Mai wird ein neuer Landtag gewählt in NRW, und da scheint´s spannend zu werden. Und eng für SPD und Grüne. Vor allem bei den Grünen kommt Panik auf, nur noch 6 % bei den Prognosen, und bröckelnd. Die Wähler sind´s schon lange leid, das siebenjährige Versagen auf ganzer Linie bei gleichzeitig tönender Mulopperei. Kurzfristig kam noch mal Schwung wenigstens in die SPD- Seele (Martin- Schulz- Hype), aber mittlerweile fallen auch da die Prognosewerte mit konstanter Boshaftigkeit, bei den Grünen ist seit Monaten schon Dauer- Frust und Ratlosigkeit angesagt. Die Stimmung im Bunker von April 1945 ist nichts gegen das, was da in der Leitzentrale Grün zur Zeit abgeht. Dementsprechend giftig ist auch der Ton untereinander geworden.

Auch die sonst dauerlächelnde Landesmutter Hannelore Kraft ist kräftig entnervt. Bei der Podiumsdiskussion mit Armin Laschet von der CDU hat sie nicht gut ausgesehen. Gar nicht gut. Dagegen hat Armin Laschet richtig bella figura gemacht, ich war überrascht.

Nun veröffentlicht der „Rheinisch- Westfälische Jäger“ (RWJ) in NRW in der heutigen Ausgabe 5 / 2017 unter dem Titel „Laschet will Jagdgesetz ändern, Kraft erstmal nicht“ Stellungnahmen der beiden zu einigen Fragen, die der RWJ gestellt hat. Grob gesagt: Kraft bekräftigt, was im Titel des Artikels steht (keine Notwendigkeit, zu ändern), Laschet bekräftigt, was die CDU seit Wochen sagt (Jagdgesetz wird nach Wahlsieg geändert!). Insofern keine Überraschung.

Interessant sind die Antworten von Hannelore Kraft auf die einzelnen Fragen. Ich will sie mal auszugsweise wiedergeben und kommentieren (die Antworten von Armin Laschet sind im Tenor ja bekannt und in der Begründung von Jägern bekanntlich auch weitgehend akzeptiert).

Bei Frau Kraft allerdings gehen auch hier wieder ab und an die Pferde ein wenig durch, wie immer, wenn sie merkt, sie hat nicht mehr die volle Aufmerksamkeit. Ganz schlimm wird es bei Gegenwind: Sie fängt dann das Reflexbeißen an. Das hat seinen Grund darin, dass sie Kritik längst nicht mehr als Kritik auffasst, sondern als Majestätsbeleidigung, und entsprechend patzig – aggressiv – schmallippig kommt sie dann rüber. Der Tenor ist auch da stets der gleiche: „Wir (pluralis majestatis) können keine Fehler machen, also können wir auch keine zugeben.“ Basta, hat ein großer Bruder im Geiste mal gesagt.

Zum Beispiel:

Frage RWJ: „Werden Sie sich nach der Landtagswahl für Änderungen des derzeitigen Landesjagdgesetzes im Sinne der erfolgreichen Volksinitiative für ein ideologiefreies, praxisgerechtes Jagdgesetz und entsprechende Verbesserungen des Landesnaturschutzgesetzes einsetzen?“ 1)

Frau Kraft kommt darauf mit der klaren Ansage, das Jagdgesetz nicht verändern zu wollen. So weit, so gut. Aber was dann kommt, als Begründung der Absage, ist schon heftig: „Ein Großteil der angehörten Expertinnen und Experten habe eine erste positive Einschätzung zum Landesjagdgesetzt abgegeben.“ (Kein Spaß, isch schwööör!, Sie können es nachlesen!)

Experten also. Als da sind Johannes Remmel, wahrscheinlich auch Martin Woike, Volker Tumbrinck, Holger Sticht und weitere Fachleute dieses Kalibers. Allesamt seit vielen, vielen Jahren Jäger, zumindest aber mit abgeschlossenen Studiengängen in Disziplinen wie Wildbiologie, Zoologie, Forstwirt- und Landwirtschaft oder ähnlichem. Sarkasmus aus. Man ahnt, worauf ich hinauswill. Aber alles Experten laut Aussage der Landesmutter. Ich kann mich nicht erinnern, gehört zu haben, dass jemals Jäger ernsthaft zur Stellungnahme aufgefordert wurden. Aber Herr Remmel. Dessen „Expertise“ führt dann auch zum hilflos- peinlichen Gestammel vor der Kamera, als er eine Antwort geben sollte zum Vorwurf der Landwirtschaft, dass die Sauenbestände explodierten, Grüne und SPD aber als Antwort darauf die Jagdzeiten verkürzten. Da machte Herr Remmel die bekannt ratlos – runden Augen, blies die Backen auf – und kam dann mit dem klugen Satz rüber, „dass Sauen eben furchtbar schlaue Tiere seien ….“ Und „dass eben nicht genug gejagt werde“, war auch so ein Satz. Nur: Wie soll das gehen, wenn man den Jägern gerade eben par ordre du mufti das Jagen verboten hat? Ja, das nennt man wohl angewandtes Expertentum!

Es geht weiter.

RWJ: Welche politischen Vorstellungen haben Sie zur Rolle von Jagd und Jägern?

Frau Kraft:Die Jägerinnen und Jäger in NRW leisten aus der Sicht der SPD einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung und Nutzung der natürlichen Ressourcen in unserem Land. Das gilt ausdrücklich sowohl für die Hege als auch für die Ausübung der Jagd. In NRW kommt es auf Grund seiner großen Verdichtungsräume und den durchbrochenen Nahrungsketten zu unterschiedlich ausgeprägten Defiziten bei der natürlichen Auslese. Deshalb ist das Engagement der Jäger ein unverzichtbarer Beitrag zur Nutzung der natürlichen Ressourcen. Mit dem neuen Jagdgesetz wird auf aktuelle Entwicklungen – an drei Leitzielen orientiert – reagiert, die nun auch für Jägerinnen und Jäger gelten: den Waldschutz zu sichern, den Artenschutz zu stärken und den Tierschutz zu verbessern.“

Ich weiß nicht, wie´s dem geneigten Leser jetzt geht – aber mich hat´s umgehauen. Rabiat. Nach einer Stunde Fassungslosigkeit habe ich dann gedacht: „Schreib´ einfach was!“ Ansatzpunkte gibt´s genug, ich begnüge mich mit zweien oder dreien aus dem Artikel.

Zunächst mal fällt auf, dass die SPD – Fußtruppe ihrer Chefin offensichtlich Folgendes mitgegeben hat: „Chefin, wir brauchen die paar verlorenen Hanseln unter den Jägern, die selbst jetzt noch die SPD wählen, ganz dringend. Schmier´ denen bloß Honig ums Maul!“ Das hat sie sich zu Herzen genommen, genau das ist der Grund für solche Redewendungen und Begriffe wie „wichtiger Beitrag der Jäger für eine nachhaltige Entwicklung und Nutzung der natürlichen Ressourcen. Und: „Das gilt ausdrücklich sowohl für die Hege als auch für die Ausübung der Jagd.“ Weiter: „Deshalb ist das Engagement der Jägerschaft ein unverzichtbarer Beitrag zur Nutzung der natürlichen Ressourcen.“ Man reibt sich die Augen: Das von der Chefin einer Partei, bei der ein Mitglied des Landesvorstandes die Jäger vor gar nicht langer Zeit öffentlich mit Affen verglichen hat, eine Partei, die bis vor kurzem noch die Jagd und die Jäger für allenfalls lästig, wenn nicht für schädlich gehalten hat. Da ist man schon beeindruckt. So viel zu den Schmuse- Einheiten.

Denn Hannelore wäre nicht Hannelore Kraft, wenn nicht ein versteckter Wink, dass man auch anders könne, gleich hinterher käme, nämlich mit dem wahrhaft sachkenntnistriefenden Satz von den „unterbrochenen Nahrungsketten“ und in deren Folge von „unterschiedlich ausgeprägten Defiziten bei der natürlichen Auslese. Das kann sie sich einfach nicht verkneifen. Das muss man dann als Jäger auch erstmal buchstabieren, um es in seiner ganzen Wucht der wissenschaftlichen Aussage zu begreifen. Unterbrochene Nahrungsketten.

Zum Mitschreiben, Frau Kraft: Sauen haben keine unterbrochenen Nahrungsketten, im Gegenteil. Die hauen sich weiter ungeniert den Wanst voll, und dank neuem „ökologischem“ Jagdgesetz in NRW ab dem 1. Januar jedes Jahres dazu noch völlig ungestört. Wenn ich dazu bedenke, wie viel höchstwertiges Wildbret der menschlichen Nahrungskette dabei entgeht, wird man völlig trübsinnig. Und wenn ich weiterhin bedenke, dass dieses sträflicherweise nicht der menschlichen Nahrungskette zugänglich gemachte Wildbret dazu noch, weil weiterhin höchst lebendig, eifrig bemüht ist, weitere erhebliche Mengen an Nahrungsmitteln, die eigentlich der menschlichen Nahrungskette zugedacht waren, als da sind Mais, Kartoffeln, Getreide u. ä., ebendieser menschlichen Nahrungskette zusätzlich zu entnehmen – ja  da wird einem glatt noch schwindliger, da kann man wahrhaftig von „unterbrochenen Nahrungsketten“ reden.

Es hat sich anscheinend bis zu den „Experten“ im Team noch nicht herumgesprochen, dass der Hochwinter in diesen Breiten üblicherweise im Januar erst Einzug hält, dass in diesem Monat üblicherweise zumindest einige Tage mit Schnee zu rechnen ist. Und eine Drückjagd auf Sauen ist nun mal bei Schneelage viel erfolgversprechender als ohne Schnee. Wegen der Abfährterei. Aber was hat Jagd auch schon mit Klima zu tun? Oder mit Umwelt? Oder mit dem Wetter? Es beschleicht einen der Verdacht, dass neben den Jagd- „Experten“ auch die Klima- „Experten“ bei SPD und Grünen ein Auffrischen ihrer Expertise ganz dringend nötig haben.

Den Wink mit der „Defiziten bei der natürlichen Auslese“ wiederum haben, wette ich, Herr Remmel und sein Stab an der Wahrnehmung der Chefin vorbei in den Skript geschmuggelt. Er gilt der Ausbreitung des Wolfs, nehme ich an. Denn der kommt, und wenn endlich auch hier ganz viele da sind, dann wird der´s richten und alle Ungläubigen eines Besseren belehren. Irgendwann. Sozusagen die jagdpolitische Armee Wenck der Grünen. Nur: In den neuen Bundesländern hat der, genau wie in Nord- und Osteuropa, trotz stolzer Bestände noch nicht so richtig reüssiert in diesem Sinne. Warum soll der das ausgerechnet in NRW anders machen? Der jagt einfach, grüne Phantasien hin oder her.

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Das Finale

Dann geht´s abschließend über zu den drei Leitzielen der SPD und der Grünen, die da sind „den Waldschutz zu sichern, den Artenschutz zu stärken und den Tierschutz zu verbessern.“ Ja, lassen Sie sich Zeit, liebe Leser, ich musste das auch erst dreimal lesen. Denn da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich.  Das alles gab es nämlich früher noch gar nicht!  Bauern, Forstwirte, Jäger, Imker, Fischer, Angler, sie alle haben´s über Jahrhunderte vergeigt. Gut, dass jetzt die SPD mit den Grünen für klare Verhältnisse sorgen! Vor allem die beiden schönen Wörtchen „nun auch“ haben´s mir angetan. Also, „dass die besagten Leitziele nun auch für Jäger gelten“.

Ja, Frau Kraft, man glaubt´s gar nicht, aber auch Jäger sind der schönen deutschen Sprache mächtig, sogar von so was Exotischem wie Semantik haben wir schon gehört. Logischerweise heißt das ja wohl, dass die Jäger sich bisher keinen Deut um solche hehren Ziele gekümmert haben, die Dumpfbacken. Ja wahrscheinlich kannten die das alles bisher noch gar nicht! Aber jetzt, jetzt sind wir ja da, wir bringen ihnen die im Stillen ersehnte Erleuchtung. Und wir zwingen sie einfach zu ihrem Glück. Sie werden uns später dankbar sein. Wie die ganze übrige Welt auch. Ja ja.

Alles in Allem: Ich wünsche Ihnen und den Grünen alles Gute, und wenn es nach mir geht, sogar viele, viele Jägermeister mit Herrn Remmel und seinen Mitarbeitern bei der Abwahl- Party. Aber, ehrlich gesagt, den Wahlsieg, den wünsche ich Ihnen nicht. Und ich werde mit meinen bescheidenen Mitteln alles dafür tun, dass es nicht dazu kommt. Man glaubt gar nicht, was so ein bisschen Schreiben, Mundpropaganda und entspannte Gespräche ausmachen: Hier ´ne Stimme weniger, da ´ne Stimme weniger. Das läppert sich.

Ich kann es ja rundheraus sagen: Ich und viele Leute, die ich kenne, sind seit geraumer Zeit dabei, die politischen Nahrungsketten von Grünen und SPD zu unterbrechen. Subversiv, wie wir sind. Ich weiß, das ist perfide in Ihren Augen. Manchmal komme ich mir auch so´n bisschen schofelig vor: Keine A 8- Turbo – Diesel für Herrn Remmel, Frau Löhrmann mehr; dabei sind das wirklich einfach geile Spaß- Geräte.

Aber ich kann einfach nicht anders!

Wie bitte? Nein, mit einem „Weidmannsheil“ Ihrerseits rechnen wir ehrlich gesagt nicht!

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Kirchveischede, 3. Mai 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Man merkt, der Fragesteller ist ein höflicher Mensch, er stellt die Frage so, als hätte Rot- Grün eine Chance, weiter im Amt zu bleiben. Und, Erklärung für Nicht- Rheinländer und Westfalen: Das neue „Landesnaturschutzgesetz“, auch das wieder erbrütet von der zwar weitgehend außerparlamentarischen, aber nichtsdestoweniger gesetzgebenden „Experten“- Truppe um Herrn Remmel herum, ist ein ähnlicher Geisteserguss gegen Land- und Forstwirtschaft wie das „Jagdgesetz“ gegen Jagd und Natur.

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4 Kommentare
  1. Ronald Braun
    Ronald Braun sagte:

    Manfred ich hoffe sehr, das dieser Kommentar von vielen, sehr vielen Mitmenschen in NRW gelesen wird.
    …allein die Hoffnung wird nicht ausreichen. Es werden viele und gerade in den Ballungsgebieten sehr viel Wahlberechtigte kaum Notiz davon nehmen.
    Das ist ärgerlich, aber wohl kaum zu ändern.
    Ich wünsche NRW eine starke Wahlbeteiligung und die Einsicht das R2G keine wirkliche Lösung parat hat.

    Antworten
  2. MH
    MH sagte:

    Wenn Ihr Wirken dazu beiträgt, daß grün unter 5 % fällt, gebe ich einen aus, wegen mir auch mit Jägermeister und Siegerlächeln, selbstverständlich fotografisch festgehalten.

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  3. Manfred Nolting
    Manfred Nolting sagte:

    Na ja, ich alleine, das wird schwierig. Aber wenn mehr als 60.000 Jäger in NRW mit durchschnittlich nur 3 Stimmen die rot- grüne „Nahrungskette unterbrechen“ – das wird schon was. Und wir haben ja auch noch Angler, wir haben Bauern, Waldbauern, die genau so von den Ahnungslosen mit Sendungsbewusstsein kujoniert werden – die Phantasie reicht nicht, das auszubauen. Ich bin sicher, jeder hat reichlich SPD- und Grünen – Wähler in der Familie, in der Bekanntschaft, unter Kollegen. Man muss nur konkret ansprechen. Ein großer Teil der Wähler wählt aus purer Gewohnheit – einmal SPD, Grüne, immer SPD, Grüne. Zumindest bei denen kann man mit persönlicher Ansprache richtig wirkungsvoll reingrätschen. Ich bin also hoffnungsfroh, dass ich Ihren Jägermeister trinken werde! Obwohl ich das süße Zeugs eigentlich nicht mag.

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