Doch – ich weiß es.

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Warum ich Jäger bin? Doch, ich weiß es…..

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Ich werde oft gefragt, warum ich jage. Ich sage dann immer, dass das einfach zu meinem Lebensverständnis gehört. Ich will es, weil es schön ist.

Dann werde ich gefragt, warum? Ich töte doch Tiere. Ich sage dann immer: Jeder, der ein Paar Lederschuhe kauft, hat damit so sicher wie nur was auf der Welt eine Kuh umgebracht. Auch wenn er selbst nicht das Bolzenschussgerät geführt hat. Von dem Metzgerkunden, der ein Steak oder ein Stück Leberwurst kauft, gar nicht zu sprechen. Ich lebe halt nach der Maxime: Wenn Du was machst, mach´ es ganz und pflück´ dir nicht immer nur die Rosinen raus, indem Du das Unangenehme konsequent auf andere abschiebst. Eine weit verbreitete Unsitte. Für mich ist das eine Frage der Stimmigkeit meines Weltbildes, meines Selbstverständnisses. Man kann auch sagen, eine Frage der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.

Dann werde ich gefragt, welchen Sinn denn die Jagd macht, außer der natürlich, dass man Wildbestände reguliert. Ich sage dann immer, dass ich damit eine uralte Kulturform, handwerkliche und mentale Fähigkeiten aufrechterhalte, die sonst untergehen würden. Ich meine, es gibt heute noch Windmüller, die eine historische Windmühle betreiben. Kein Mensch braucht noch Windmühlen. Es gibt noch Schmiede, die nach der guten alten Handwerkskunst Messer, Äxte herstellen. Zum Überleben der Volkswirtschaft sicher nicht mehr unbedingt notwendig. Trotzdem: Alle Welt bejubelt und bewundert die, und das mit Recht! Nur bei der Jagd, den Jägern wird grundsätzlich und reflexhaft die Sinnfrage aus der Ecke gezerrt. Von wem wohl?

Dann werde ich gefragt, ob denn nicht eine andere Art der Freizeitgestaltung angesagter wäre. Das mit dem Drang nach persönlicher Freiheit, nach Eigenverantwortlichkeit, nach Grenzgängen könne man ja verstehen. Aber könnte man dann nicht stattdessen z. B. Bergsteiger werden? Oder Kampfsportler?

Ich sage dann immer: Klar, könnte ich, tue ich ja eigentlich auch; alles das ist nämlich oft genug auch Bestandteil der Jagd, begegnet Dir irgendwann, jeder Jäger weiß das. Nur stolpert man nicht jeden Tag darüber, und es sind eben nur, wenn auch aufregende, Randerscheinungen  des Bewusstseinszustands Jagd. Und um den Bewusstheitszustand geht es in erster Linie: Entweder ist man Jäger, oder man ist es nicht. Und, glauben Sie mir, wir haben es alle auf den Chromosomen, in welcher Ausprägung auch immer: Der eine nach Geld, der andere nach Briefmarken, der andere nach Anerkennung in Facebook. Ich bin es nun mal in der uralten, vom Großen Gasförmigen ursprünglich eingerichteten Form. Altmodisch, mag sein. Aber längst nicht überholt, im Gegenteil. Und wenn ich die Kosten- Nutzen- Relation sehe, fährt der Staat doch mit mir wesentlich besser. Jäger bezahlen für ihre Leidenschaft, auch dadurch, dass sie auf eigene Kosten z. B. viele, viele Umweltmaßnahmen in ihren Revieren durchführen. Alles entsetzlich teuer und ohne uns sicher Aufgabe des Staates. Jäger regulieren Wildbestände, was sonst der Staat tun müsste. Jäger, zugegeben aber auch alle anderen Schwestern und Brüder im Geiste wie Angler, Falkner, Bergsteiger, Sportler, geben ein Sündgeld für ihre Passion aus. Das sind Milliarden jedes Jahr, unterschätzen Sie das nicht! Und Milliardenausgaben generieren Hunderttausende an Arbeitsplätzen!

Einige Dinge aber sind ganz, ganz sicher: Ich habe noch keinen Jäger gesehen, der die Umwelt oder sein Revier vollmüllt, der stiekum seinen Abfall, leere Flaschen, leere Getränketüten, Zigarettenschachteln in der Botanik ablädt, der Büsche abreißt, geschützte Blumen pflückt, Pilze abräumt bis zur Wüstenei, bei Trockenheit auf die Idee kommt, ein Lagerfeuer zum Grillen anzuzünden, der seine Hunde unbeaufsichtigt laufen lässt, seinen Ghetto- Blaster auf „Volle Pulle“ stellt, im Pulk durch den Wald radrennt und das Wild in Panik bringt, der mit einem fremden Jagdaufseher Diskussionen darüber anfängt, dass man sehr wohl das Recht habe, in tiefsten Dickungen herumzukrauchen. Das habe ich noch nicht erlebt.

Ich habe auch noch keinen kriminellen Jäger gesehen. Wer keinen einwandfreien Leumund hat, kann nicht Jäger werden. Wenn einer, ganz selten, mal kriminell wird, ist er sehr schnell kein Jäger mehr. Also, mir persönlich gibt das immer ein gutes Gefühl beim Umgang mit meinen Zunftgenossen. Ich meine, welcher andere Stand bietet einem schon vergleichbare Sicherheit? Einer meiner Freunde fragt sich sogar, ob das eventuell der Grund dafür ist, dass sich der Zulauf bei uns in Grenzen hält. Aber erstens ist das ja nicht mehr so, der Zulauf steigt Jahr für Jahr. Und zweitens würde ich so weit nicht gehen wollen.

Fazit: Nach sorgfältiger Abwägung und Würdigung aller vorherstehenden Fakten habe ich deswegen nicht nur kein Problem damit, Jäger zu sein. Nein, ich habe sogar ein ausgesprochen gutes Gefühl, keinerlei schlechtes Gewissen dabei, ich genieße es sogar mit allen Fasern! Ich kann mir beim besten Willen nichts Schöneres vorstellen!

Und deswegen fahre ich am 18. März auch nach Düsseldorf. Ich meine, man sollte für sowas Wertvolles kämpfen. Mit allem, was man hat. NABU, BUND, die Grünen, die alle beneiden uns darum.

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Kirchveischede, 27. Februar 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

4 Kommentare
  1. Daniel
    Daniel sagte:

    Wirklich schade, das man sich rechtfertigen muss, das man Jäger ist.
    Schlimm finde ich auch Menschen, die der Meinung sind, das wenn sie die Kühltruhe vom Discounter öffnen kein Tier getötet haben. Natürlich haben sie das. Zwar nicht selbst, aber es wurde für sie getötet.

    Antworten
    • Matthias Pfeiffer
      Matthias Pfeiffer sagte:

      Ja das sehe ich auch genau so, vor allem durfte das Tier das vom Jäger erlegt wurde in seiner natürlichen Umgebung leben und wurde nicht in irgend welchen zu engen Käfigen hochgezüchtet!

      Antworten
  2. Mandana
    Mandana sagte:

    Wieder mal eine grausig fadenscheinige Stellungnahme, warum es doch ach so schön sei, Jägern, respektive Lustmörder zu sein!
    Ich staune über solch hartnäckige Scheuklappenmentalität…

    Das die Jagd zur Vermeidung von Überpopulation nicht nur nicht notwendig, sondern schlicht kontraproduktiv ist, wurde längst belegt. Sowohl die Zufütterung als auch das auseinander reißen von Familienverbänden und der Stress der Tiere während der Jagd führen dazu, dass die Fortpflanzungbereitschaft des Wilds noch zunimmt! Ihr schafft euch die Umstände, die ihr als Argumente für eure Taten vorbringt also selbst.

    Des weiteren kann man die PFLEGE der Natur auch ohne Mord betreiben, dafür muss man keine Schusswaffe tragen und auch keine Fallen aufstellen. Ich bin mir sicher, es würden sich ausreichend Freiwillige seitens der Jagdgegner finden, die dies unentgeldlich bereit wären zu tun OHNE dabei irgendjemandem schaden oder gar töten zu wollen. In unseren kleinen Wäldchen hier in NRW habe ich im Übrigen noch keinen Jäger Müll sammeln sehen, hingegen aber zahlreiche Bürger, die dies ehrenamtlich tun und ebenfalls keine Entlohnung in Form von legalem Mord brauchen, stell sich einer vor.. Dass ein paar Idioten den Wald als Müllkippe benutzen und keine Rücksicht auf Wildruhe nehmen sowie auch einige Hundehalter, rechtfertigt ebenfalls nicht die Tötung unschuldiger Lebewesen auf der anderen Seite.

    Außerhalb des Naturschutzgebietes darf ich übrigens soviel in den tiefsten Dickungen herumkriechen, wie ich will! Die einzige Jagdeinrichtung von der ich zu lassen habe sind eure Mörderkanzeln, selbst in der Kirrung darf ich mich aufhalten. Da ein großer Teil Jäger sich aber scheinbar nicht über Neuerungen von Gesetzen informiert, werde ich hier regelmäßig für eben dies schroff von solchen angemacht.

    Was die „Lederschuhe“ betrifft – Ganz fauler Auftakt, sich hier nur mit einer anderen Gruppe Tierquäler zu vergleichen! Der Großteil der Menschen, die ein Problem mit der Jagd haben, achten in sämtlichen Bereichen des Lebens darauf, bewusst sowie tierleidfrei zu konsumieren, tragen keine Lederschuhe und ernähren sich tierproduktfrei!
    Denn – wir sind nicht mehr angewiesen auf Mord und den Verzehr von Tieren, um unser Überleben zu sichern! Wer die Jagd ausübt weil er es „schön“ findet und dies mit der Aussage untermauert, es wäre eine „uralte Kulturform“, muss schon sehr abgestumpft sein, um das töten eines Tieres so zu rationalisieren. Es ist verdammt nochmal ein fühlendes Lebewesen was du da niedermeuchelst! Abgesehen davon, warum lebst du dann nicht mehr in einer Höhle wo dir uralte Kulturformen doch so am Herzen liegen? Zu nass, zu kalt..? Zu Gunsten der eigenen Bequemlichkeit sind wir wohl gern fortschrittlich, wohnen modern und beheizt.. Soviel dazu, sich nur die Rosinen rauszupicken!
    Grundsätzlich ist gegen alte kulturelle Werte ja nichts einzuwenden, aber wer eine Windmühle betreibt oder Werkzeug in Handarbeit herstellt, mordet auch nicht! Ein bisschen differenzieren, bitte…

    Ihr tötet zum Spaß, aus mangelnder Triebkontrolle und ohne jede Notwendigkeit, steht wenigstens dazu!

    Antworten

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