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„Weder Schmusetier noch reißende Bestie“

oder

Warum sollte sich auch nur irgendetwas geändert haben?

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In der hiesigen Tageszeitung „Westfälische Rundschau“ und „Westfalenpost“, beide der WAZ- Gruppe zugehörig, erschien gestern (12. Juli 2016) folgender Artikel (auch nachzulesen hier):

16-07-12-WP-Wolf-Artikel

Na ja. Nun habe ich es mittlerweile aufgegeben, Leserbriefe an die WR oder WAZ zu schreiben, die in irgendeiner Weise Kritik durchklingen lassen an BUND, NABU, Grünen, denn das ist vergebene Liebesmüh und fällt regelmäßig durch die interne Zensur im Verlag, verschwindet im Medien- Orkus. Es ist aber auch unmöglich, auf solche Beiträge in die paar Zeilen eines Leserbriefs das an Information hineinzupacken, was hinein gehörte. Deswegen poste ich bei so etwas lieber in meinem Blog, da geht wenigstens nichts unter; man kann das ja als offenen Brief verstehen. Irgendwie muss man, denke ich, Stellung nehmen, auch wenn man das Gefühl hat, gegen Windmühlenflügel zu kämpfen bei der vereinten Front der Weltverbesserer. Trotzdem muss man reagieren, finde ich, aus dem einfachen Grund, weil auch in diesem Beitrag einmal mehr vieles, was darin gesagt wird, schlicht unwahr ist, fast der ganze Rest verzerrt dargestellt wird.

Zunächst mal: Der Titel klingt toll. „Weder Schmusetier noch reißende Bestie.“ Da bekommt man Lust zu lesen. Nur leider folgt dann statt einer sachlichen Gegenüberstellung, pro und contra, wie im Titel ja eigentlich implizit angekündigt, nur noch die Schmusetour. Ich hab´s eigentlich erwartet, und außer mir auch noch viele andere, wie man vermuten kann: Ganze 30 Teilnehmer haben sich verlaufen, trotz wochenlanger Werbetrommelei. Warum? Klare Antwort: Wenn man sieht, dass die Referenten ein Meeresbiologe und ein BUND- Funktionär sind, wundert das niemanden. Jemand, der in der Materie drin ist, erwartet da einfach nichts Substantielles außer der Bedienung von Klischees und dem Verbreiten von Plattheiten. Und der Bericht bestätigt das. Die üblichen Spielereien: Kuscheln, runterreden – und verdrehen.

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Die Fakten und die Toten

Z. B. die Bemerkung, dass in den letzten 66 Jahren lediglich 4 Menschen (in Spanien) von Wölfen getötet wurden. Da fragt man sich erstens: Warum so eine exakte Zahlenangabe, 66 Jahre? Dann: Warum wird so peinlich vermieden zu sagen, dass das ausschließlich Kinder waren (siehe Kotrschal weiter unten)? Ich meine, die Szene kennt die Wirkung, und wenn es für eigene Ziele in den Kram passt, wird so ein emotionaler Gaul gnadenlos geritten.

Kommen wir nur zu den 66 Jahren. Wenn man das so festlegt, kann man alles, was davor lag, elegant ausblenden, denn streng genommen hat man ja nicht gelogen. Bewährte Methode also. Doch noch nicht mal dabei macht man sich die Mühe, zumindest einigermaßen konkret, vor allem korrekt und zitierbar zu sein, Quellen zu nennen. Ein Zeichen dafür, für wie dumm diese Leute ihr Ziel, den Bürger, halten (Die glauben eh alles, die Dämlacken, da wird nichts überprüft,  wir sind ja schließlich die Guten!). 

Ich traue mich aber mal, nachzufragen, die Guten hin oder her. Z. B., wie kommen die auf genau 66 Jahre? 

Prompt wird´s ein wenig rätselhaft. Es ist 59 Jahre her, dass das erste der vier spanischen Kinder, (die ja wohl mit den angegebenen vier Menschen in Spanien gemeint sind, andere Quellen sprechen übrigens von sieben Kindern) von Wölfen getötet wurde (1957), das letzte 1974. Bei den fünf toten polnischen Kindern von 1937 klappt die Arithmetik allerdings wieder: Länger als 66 Jahre her, braucht man nicht zu erwähnen. Zufällig ist es aber 66 Jahre her, um das Jahr 1950 herum nämlich, dass der Tod bzw. das spurlose Verschwinden von 36 Kindern in der russischen Kirov- Region nach den gefundenen Spuren Wölfen zugeschrieben werden musste. Damals natürlich nicht offiziell, das durfte ja nicht sein im real existierenden Sozialismus.

Aber noch nicht einmal das ist alles an vorsätzlicher Fehlinformation.

Zunächst mal ist es so: Dass in den letzten 66 Jahren in Europa so wenige Menschen Opfer wurden, liegt ganz einfach daran, dass sie so gut wie verschwunden waren, die Wölfe. Massakriert, wie das im Artikel so neutral ausgedrückt wurde. Und trotzdem: Obwohl sie so gut wie verschwunden waren, hat es jederzeit Tote gegeben, anders als die „Experten“ G. Wörner und Dieter Heide es so fröhlich in die Welt posaunen. Noch in den späten 1980-er Jahren, listet Hans Kruuk in seinem Buch „Hunter and Hunted: Relationships between Carnivores and People“ auf, sind in Nordeuropa (Russland und Weiß- Russland) Kinder und Erwachsene auf ihrem Weg durch winterliche Wälder ganz offensichtlich durch Wölfe erbeutet worden. Und ich verwende das Wort „erbeutet“ ganz bewusst.

Der letzte Fall aus dieser Zeit und Gegend: Der 60- jährige Michael Amosov ging am 21. Feb. 1996 durch den Wald nach Hause. Er kam nie an. Man fand im Schnee Spuren eines Kampfes, viel Blut und viele Wolfsspuren. Von Amosov keine Spur mehr, kein Stück Kleidung, nichts. Kurt Kotrschal 1) („Wolf –Hund – Mensch“, Brandstätter Verlag Wien, 2012) schreibt dazu:

„Der Fall ist keine Ausnahme. Meist bleibt vom Opfer hungriger Wölfe nichts übrig.“ Und weiter: „In derselben Gegend fiel zwei Monate früher ein 55-jähriger Holzfäller Wölfen zum Opfer, was durch die ganz wenigen Überreste zu belegen war.“ Und weiter: „Und nochmals zwei Wochen früher erwischte es ein 9-jähriges Mädchen, das ihr Lehrer bis nach Einbruch der Dunkelheit (zur Bestrafung) in der Schule behalten hatte. Den Lehrer erschoss der Vater, vom Kind blieb nur der Kopf.

Machen wir weiter mit Kotrschal:

„In den vergangenen 20 Jahren wurden in den Provinzen Uttar Pradesh, in Bihar und in Andhra Pradesh eine Reihe von Vorfällen untersucht, bei denen mindestens 273! Kinder Wölfen zum Opfer gefallen sein sollen. Die belegten Wolfsattacken ergeben ein klares Bild: Beutemotivierte Angriffe erfolgen in Eurasien zu etwa 90 % auf Kinder vor der Pubertät. Die restlichen 10 % machen vorwiegend Frauen aus. Erwachsene Männer werden dagegen selten angegriffen. In einigen Fällen rissen übrigens die Serien ab, wenn eine bestimmte Wölfin erlegt wurde. Dies unterstreicht die Möglichkeit, dass Wölfinnen eher dazu neigen, ihr Beutespektrum auf Menschen auszudehnen, während Attacken durch Rüden vorwiegend verteidigungsmotiviert zu sein scheinen. In ihrer Bevorzugung von Kindern als menschliche Beute zeigen sich im Übrigen die natürliche Vorsicht von Wölfen und ihre generelle Vorliebe für schwache und ungefährliche Beute.“

273 tote Kinder und Frauen in Indien – nur Inder? Zählen die nicht unter „Todesopfer“? Und das alles nur die Todesfälle, die erwiesen nicht tollwütige Wölfe verursacht haben. Nur nebenbei erinnere ich an den Fall des Studenten Kenton Carnegie, der im November 2005 in Kanada morgens beim Joggen von Wölfen angegriffen und getötet wurde. Im Mai 2010 wurde die Lehrerin Candice Berner im Südwesten Alaskas Opfer eines Wolfsangriffs. November 2005, Mai 2010. Das ist nun gewiss keine 66 Jahre her.

So weit Kruuk und Kotrschal. Und die beiden sind keine Wolfshasser, das genaue Gegenteil ist der Fall, man lese ihre Bücher. Aber im Gegensatz zu den Referenten in Mecklinghausen sind sie ehrlich. Kotrschal verweist auf die Studie „The fear of wolves: a review of wolf attacks on humans“ des NINA (Norsk Institut for Naturforskning), in der 18 wirkliche Wolfsexperten mal beschreiben, wie´s tatsächlich aussieht an der Wolfsfront. Ganz bestimmt nicht so, wie die Herren Heide und Wörner das so freundlich lächelnd in die Federn diktieren. Die Studie datiert aus dem Jahr 2001!!

Das Schlimme ist: Heide und Wörner und natürlich NABU, BUND etc. wissen das alles. Das kann man ja wohl getrost voraussetzen, denn sie sind ja allesamt Wolfs- „Experten“. Denn wenn ein „Experte“ eine 15 Jahre alte Studie nicht kennt, die in ihrer Wichtigkeit noch dazu eine wesentliche Grundlage für die Wolfsforschung ist, dann wäre es mit der beanspruchten Expertise nicht weit her, meine ich.  Ich persönlich bin kein Experte, habe bisher keine Wölfe erforscht, nur zusammen mit ihnen gejagt. Die machten ihre Tour, ich meine, als Nachbarn und Kollegen, in den USA, in Russland, in Sibirien, in den Karpaten. Wir haben uns gegenseitig nicht gestört, man akzeptiert und respektiert sich halt. Man weiß dann zwar ungefähr, wie der andere tickt und jagt, aber mehr lernt man nicht.

Weil ich trotzdem neugierig war, habe ich viel über sie gelesen; wir können das schließlich. Allerdings von wirklichen Wolfsexperten und Forschern wie Erik Zimen, L. David Mech, Bob Hayes, mit Abstrichen Günter Bloch und eben Kurt Kotrschal, der meiner Meinung nach auf dem Gebiet im deutschsprachigen Raum (er selbst ist Österreicher, so viel ich weiß), wenn nicht in Europa führend ist. Da kann man ungeheuer viel lernen, da kann man dann alles das auch lesen, was ich weiter oben angeführt habe. Wenn jemand dann aber trotzdem solche Aussagen macht wie „seit 66 Jahren …“, dann kann das ja wohl nur zwei Gründe haben: Entweder belügt er die Leute bewusst, oder er hat schlicht und einfach keine Ahnung. Dann sollte man sich aber um Himmels Willen nicht als Wolfs- „Experte“ vorstellen. Und ganz, ganz schlimm wäre es, wenn beides zuträfe. Also Experte sein und lügen  ….

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Zur Hauptsache 

Nun haben wir das zurechtgerückt, kommen wir jetzt zur Hauptsache: Ich persönlich und viele andere Jäger, die ich kenne, haben absolut nichts gegen Wölfe. Ganz im Gegenteil, wie man meinen verschiedenen Beiträgen auf diesem Jagdblog entnehmen kann (https://ein-jagdmensch.com/der-wolf-der-verlorene-sohn/); erstens könnten wir uns ja wehren, und Rehe haben wir wirklich genug. Viel wichtiger ist: Keine streunenden Hunde mehr, keine Katzen im Revier, Füchse, Waschbären müssen sich auch warm anziehen – sowas vereinfacht das Leben, wenn man als Jäger für die Allgemeinheit für viele Milliarden €uro im Jahr Aufgaben erfüllt, die sonst der Staat übernehmen müsste, steuerfinanziert und damit sauteuer, wie alles, was Staatsaufgabe ist (https://ein-jagdmensch.com/hobbyjagd/). Und Jäger nehmen keine Spenden bzw. halten nicht für jeden Handschlag die Taschen auf, nein, die bezahlen sogar noch dafür, für den Staat jagen zu gehen, Wildbestände zu regulieren, für Revierpflege, Biotop- Verbesserungen etc. etc.. Um dann prompt immer wieder angemeiert zu werden in den Medien, mit Klischees und Vorurteilen, die ja so herrlich zu kolportieren sind, wie übrigens in dem obigen Artikel auch.

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Was stimmt denn?

Aber was stimmt denn nun in dem Artikel? Da findet man sogar was. Richtig ist die Bemerkung, dass Wölfe in Europa erst seit dem 8. Jahrhundert stark bejagt wurden. Aber der Grund dafür war nicht, dass auf einmal böse Jäger dem Wolf ans Fell wollten, sondern weil sich damals überhaupt erst das erste politische Gebilde mit einer beginnenden Verwaltung entwickelte, das fränkische Reich nämlich. Und für überregional organisierte Wolfsjagden ist nun mal Verwaltungsstruktur nötig.

Man muss sich in Erinnerung rufen, dass sich mit dem Ende der Spätantike bzw. des römischen Reichs im beginnenden Frühmittelalter, also mit Entstehen der ersten nachrömischen größeren Herrschaftsbereiche und, neudeutsch, politischen Körperschaften, eine grundlegende soziale Umstrukturierung vollzog, mit tätiger und aktiver Hilfe des zunehmend auch an politischem Einfluss gewinnenden päpstlichen Christentums.

Die vorher vor allem im nichtrömischen Europa politisch tragende Schicht der freien Bauern verschwand fast vollständig, es bildete sich die typische mittelalterliche Feudalstruktur heraus: Unten die große Masse der politisch völlig rechtlosen und gewollt waffen- und damit wehrlosen Bevölkerung, die das Sozialprodukt zu erarbeiten hatte, im Mittelbau der sich bildende niedere Ministerialadel und der niedere Klerus, darüber der allein politisch und sozial bestimmende Oberbau, also Hochadel = Landesherrren und der hohe Klerus.

Die Landbevölkerung, und andere Bevölkerung gab es damals praktisch nicht, denn unsere mittel- und osteuropäischen Städte entstanden mit wenigen Ausnahmen wie den alten deutschen Römerstädten sämtlich erst in der klimabegünstigten Warmphase des Hochmittelalters zwischen 1000 und 1300 n. Chr., hat von jedem Herrscher ultimativ gefordert, Wölfe, Luchse, Bären auszurotten oder wenigstens so weit zurückzudrängen, dass ihr weniges Vieh zumindest eine Chance zu überleben hatte bei der damals üblichen Viehhaltung, z. B. der Waldhute. Das Volk war zwar praktisch rechtlos, aber diese Forderung war auch nach dem damaligen Gesellschaftsmodell legitim: Die Unterschicht arbeitete, hatte kein Recht auf Mitwirkung bei Entscheidungen, die Oberschicht schuldete im Gegenzug aber unbedingten Schutz (die Munt) vor Feinden. Und Wölfe empfand man damals als Feinde, ebenso wie Bären und andere Großräuber, ja als Lebensbedrohung.

Anders als in den frühen Jäger- und Sammlerkulturen konnte man in den mittelalterlichen Agrargesellschaften nicht ausweichen auf andere Nahrungsquellen. War die Ernte schlecht und / oder das Vieh getötet, ging es um die nackte Existenz: Eine gerissene Kuh konnte den Hungertod zumindest für die Schwächsten der Familie bedeuten, die Kinder und Alten. Es gab kein Sozialamt und HARTZ IV. Und Wölfe, das bescheinigt jeder wirkliche Wolfsforscher und Kenner, gehen bei der Jagd grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstands, hoch intelligent und effizient, wie sie sind, die dachten und handelten damals so wie heute: Warum soll man sich an flinken, cleveren Wildtieren abbalgen, wenn man die dumm gezüchteten Proteinbomben direkt nebenan und womöglich sogar noch eingezäunt präsentiert bekommt, ohne Fluchtmöglichkeit? Darum galt: Wer als Herrscher damals nicht diese riesigen Wolfsjagden organisierte und durchführte, galt als schlechter Herrscher. Auch wenn die Presse damals noch nicht erfunden war – das sprach sich rum, und auch die Kirche machte Druck, nicht zuletzt auch aus Sorge um ihren Zehnten.

Was weiter zum Teil, aber eben auch nicht vollständig stimmt, ist die Bemerkung des Herrn Wörner: „Die Wölfe regulieren nicht die Anzahl der Rehe, sondern die Rehe die Anzahl der Wölfe.“ Eine unzulässige Pauschalierung mehr, aber in diesem Fall kann man´s sogar noch gelten lassen, obwohl Wölfe keineswegs ausschließlich auf Rehe spezialisiert sind. (https://ein-jagdmensch.com/die-viel-zitierte-raeuber-beute-beziehung/) Sie nehmen halt das, was am bequemsten erreichbar ist. Eben das Muffelwild. Aber das Muffelwild gehört für die Puristen der „Bewegung“ hier eh nicht hin, es hat´s verdient, ausgerottet zu werden, und wenn die Viecher dazu noch so dämlich sind, sich ausrotten zu lassen: Bitte schön. Siehe das Sikawild im Arnsberger Wald.

Jetzt könnte man sagen: Ist schon richtig, was haben Neozoen hier verloren? Nur: Warum machen wir dann so ein Aufhebens mit unseren Hasen, den Schwalben, dem Rebhuhn, dem Fasan, der Wachtel, vielen Fledermausarten, vielen Greifvogel- und Eulenarten, dem Hamster!, den vielen Singvogelarten, dem Milan, dem Weißstorch, der Großtrappe? Die Liste ist längst nicht abgeschlossen, und sie alle sind Zuwanderer, Gäste auf Abruf, wenn man will. Sie sind erst „zugezogen“, nachdem der Mensch nach der Umstellung auf den Ackerbau die dafür nötigen freien Landschaften geschaffen hat, mit Feldern, Hecken, Kleingehölzen (https://ein-jagdmensch.com/das-oekologische-gleichgewicht/). Sie haben sich sozusagen ins gemachte Nest gesetzt, gemacht von diesem Umweltzerstörer Mensch. Nach dem streng puritanischem Verständnis dieser „Experten“ wäre es also kein Verlust, wenn sie wieder verschwänden. Und sie verschwänden hier, so sicher wie nur was, wenn wir Menschen nicht mehr hier wären und die Landschaft offen hielten. Aber das will ja niemand.

Man dreht sich´s halt so, wie´s gerade am besten passt. Was bei dem einen „Projekt“ gerade noch als todeswürdiges Verbrechen angeprangert wird, bekommt beim nächsten Spendenfeldzug sozusagen die heiligen Weihen, urbi et orbi. Der Zweck heiligt eben die Mittel. So wie hier en passant zugegeben wird, dass es doch streunende und wildernde Hunde gibt, was sonst rigoros abgestritten bzw. auf absolute Einzelfälle heruntergeredet wird. Leinenzwang für Hunde? Ist eigentlich gar nicht nötig; die tun nix ….. Man reibt sich ganz verwundert die Augen. Jedenfalls der Ahnungslose, der mit diesen „Experten“ noch nie zu tun hatte.

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Säusel- Berichterstattung

Was mir so unsäglich auf den Nerv geht bei der Säusel- Berichterstattung, ist die Tatsache, dass man die Menschen da draußen mit System, Verzeihung, bescheißt, dumm hält, ihnen die Wahrheit vorenthält, nur um irgendwelchen selbst ernannten Natur- Designern die Möglichkeit zu geben, ihre wirren Utopien zu inszenieren. Es ist ja nicht so, dass die nicht wüssten, was sie da in die Welt setzen. Da kommt folgerichtig die Frage auf: Warum tun sie´s dann? Ganz einfach: Geld und Hybris. Die Herrschaften haben mittlerweile abgehoben, schweben meilenweit über den Gefilden der gewöhnlichen Erdlinge, sind durch keinerlei Kontrollinstanz mehr gebremst. Und sie verdienen sich, westfälisch derb ausgedrückt, mit dieser Bescheißerei den Arsch ab. Da wird der NABU NRW mal eben Eigentümer von 18.000 Hektar Forstflächen. Die nirgends erscheinen, weil ausgelagert in irgendwelche „Stiftungen“. Denen dann jeweils ein verdienter Alt- Bewegungsgenosse vorsteht. Natürlich um Gotteslohn. Und um ein paar zehntausend Euro p. a. an „Aufwanderstattung“, bis ans selige Lebensende. Usw. usw.

Die Politik? Die Abgeordneten sind so mit „wichtigen“, weil staatstragenden Themen beschäftigt, dass sie froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben vor diesem lästigen Umwelt- und Naturgedöns. Und außerdem: Wir leben in einer Dienstleistungs- und Convenience- Gesellschaft. Lästige Dinge lassen wir gern erledigen. Warum sollen Politiker da eine Ausnahme machen, z. B. beim „Umwelt- Gedöns“? Die lassen sich eben alles verabschiedungsreif servieren, abnicken, das nächste. Entgangen ist den Herrschaften allerdings eine winzige Kleinigkeit, und da waren die Grünen weit gerissener und vorausschauender als die Welt- Politiker: Am Umweltgedöns bzw. am dafür zuständigen Ministerium vorbei lässt sich heute so gut wie keine politische Maßnahme, kein Ziel mehr umsetzen; das geht bis hin zur Außenpolitik. Irgendetwas passt nicht ins Weltbild der Wächter der Tugenden? Da springt auf Knopfdruck die Umwelt- und Empörungskeule aus dem Kasten.

Der Wähler? Zu 90 % Städter, denen geht das Thema sonstwo vorbei (außer im Urlaub, da möchte man natürlich mit irgendetwas Gefährlichem und Unangenehmen nicht behelligt werden).

Die Medien? Eigentlich die letzte vorgesehene Bremse bei sowas wie organisiertem Staatsversagen, der Grund, weswegen die so große Privilegien genießen? Längst ins Boot gezogen bzw. genauso dumm gemacht. Wenn man manchmal liest und sieht, was da so in scheinbar völliger Unschuld an Schwachsinn verbreitet wird, fragt man sich, was man gelernt haben muss, um derart an der Realität vorbei zu schreiben oder zu berichten. Also ist es für unsere „Experten“ gar nicht nötig, die Wahrheit zu sagen. Es ist eine oft zitierte, aber umso wahrere Weisheit: Die perfideste Art der Manipulation ist nicht die Lüge, sondern das bewusste Unterdrücken von Informationen, die nicht ins sorgfältig gemalte Bild bzw. zum erstrebten Ziel passen.

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Die Wahrheit und die Folgen

Denn wenn man das tun würde, also die Wahrheit sagen, siehe oben, wäre z. B. der Freizeit- und Wandertourismus da, wo es Wölfe gibt, in unserem verängstigten und sicherheits- fixierten Deutschland ganz schnell zu Ende. Komplett. Die Deutschen haben nicht die Nerven der Russen, der Rumänen, der Kanadier, der US- Amerikaner, die mit Wölfen ganz entspannt umgehen. Die wissen, dass die gefährlich sein können und nehmen das in Kauf, nach dem Motto: „Ja und? Das Leben ist gefährlich.“ Vor allem verhalten sie sich danach. Und sie akzeptieren einfach, dass es den einen oder anderen Toten gibt, das ist nun mal so, wenn man unbedingt Wildnis haben will, wo gehobelt wird, fallen Späne, umsonst ist der Tod. Nur ganz nebenbei: Die bejagen die aber auch.

Und in Deutschland? Auf eines ist Verlass, wie auf die Steuern: Die Deutschen, in der Mehrheit eine ganz seltsame Mischung aus überzeugten Romantikern und gleichzeitig gnadenlosen Rosinenpickern, werden rabiat auf die Barrikaden gehen und den sofortigen Totalabschuss fordern, wenn auch nur ein Mensch von einem Wolf getötet wird; dann hat die Romantik und Wolfskuschelei auf der Stelle ein Ende. Das ist das Ergebnis der jahrzehntelangen Beschallung und Erziehung zur Unmündigkeit, des Totalverlusts der Fähigkeit, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Es gibt ein Problem? Schlaft weiter …. Wir machen ein Gesetz dagegen …

Was dazu kommt, ist die kritiklose Kolportiererei des abstrusen, widersprüchlichen Getues durch die Medien. Wo NABU, BUND dransteht, das kann nicht schlecht sein, vor allem muss es wahr sein. Ipse dixit. Wenn die Grünen die Umwelt und deren Regeln nach ihrem Gusto umgestalten, dann müssen die Recht haben, schließlich sind sie die Grünen. Da braucht man nicht kritisch zu prüfen, zu recherchieren, z. B., ob das denn stimmt, was die einem da erzählen. Kritisches Herangehen heben wir uns für die üblichen Verdächtigen auf, zum Beispiel die Jäger, und da ziehen wir dann richtig vom Leder, vor allem mit Empörung. Zumindest die üblichen Seitenhiebe aber müssen immer sein. „Der Wolf jagt nicht auf Trophäen ….“

In den Kontext passt auch einmal mehr das Bild im Artikel: Kuschelige Wolfsbabies. Ach wie süüüüüß! Wie kann man denn so lieben Tierchen Böses unterstellen? Da kann man nur die nächste Wolfspatenschaft übernehmen. Für 100,00 €, ohne jede Kontrolle, was mit dem Geld passiert. Aber das ist egal, denn das gibt so ein gutes Gewissen. Nur dass die Schäfer z. B. das ein bisschen anders sehen, will kein Mensch wahr haben. Wenn man´s denn ernst meinte mit dem Titel „Weder Schmusetier noch reißende Bestie“, also pro und contra, siehe oben – warum zeigt man dann nicht gleichzeitig auch so ein Foto wie das hier unten? So ähnliche Bilder gibt´s die Masse, denn Wölfe sind bei der Jagd alles andere als zimperlich. Nur passt das nicht zum sorgsam aufgebauten Kuschel- Image, und deshalb soll sie niemand sehen.

14-05-28-Wolf-Hirsch

Alles in allem zitiere ich noch einmal aus einem meiner Beiträge (https://ein-jagdmensch.com/was-tun-wenn-ein-wolf-dasteht/):

Ich bin Jäger, und ich freue mich auf die Zeit, wo ich keine Hunde mehr im Revier finde, alle Katzen endlich zu Hause bleiben und wenn, dem groooßen bööösen Wolf sei Dank, auch die Mountainbiker, die Geocacher, die Pilzesucher immer weniger werden. Ich habe nur was dagegen, wenn man die Bevölkerung und Leser nicht nur nicht aufklärt, sondern im Gegenteil noch bewusst belügt. 2) 

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Die öffentliche Debatte und die Akzeptanz

Wenn nur das, was ich hier an Fakten anführe, der breiten Öffentlichkeit kenntlich und klar gemacht würde, dann wäre die Debatte eine andere, nämlich ehrlich. Weil möglichst umfassende Information die unbedingte Voraussetzung dazu ist, dass man sich überhaupt ergebnisorientiert an einer Debatte beteiligen kann. Damit aber sehen die Weltgestalter ihr Geschäftsmodell gefährdet, sie trauen dem informierten Bürger nicht nur nicht über den Weg, nein, er ist ihr ideologischer Todfeind. Deshalb haben sie sich mit dieser Weichspül- Propaganda über viele, viele Jahre diese Freaks herangezogen, die die Welt für eine riesengroße Disney- Kulisse halten und die Realität in weiten Zügen gehorsam völlig ausblenden.

Das zu ändern, hieße dicke Bretter bohren und wäre eigentlich Sache kritischer Medien. Das wäre mühsam, aber dann hätten wir das Ergebnis, dass der Wolf wirklich ankommen könnte, für den Bürger im vollständigen Bewusstsein dessen, was im Einzelfall die Folgen sein können. Dann hätten wir zumindest in diesem Bereich, Natur und Umwelt, wieder den mündigen Bürger, der selbst ein realistisches Bild von der Welt hat und sie sie sich nicht dauernd von irgendwelchen Gurus, dazu  bar jeder Sachkenntnis, erklären lässt.

Genau das aber kann NABU, BUND und wie sie alle heißen auf keinen Fall gebrauchen. Denn dann wären sie überflüssig, sie wären schnell entzaubert, würden als das wahrgenommen, was sie sind, als reine Gewerbetreibende, das lukrative Geschäftsmodell wäre Makulatur (https://ein-jagdmensch.com/der-nabu-fordert/). Man schaue mal auf die Gehälterstruktur an den Spitzen dieser „gemeinnützigen Vereine“, auf die Irrsinns- Umsätze, die erzielt werden, auf die vielfältigen Verschachtelungen, die Tochterfirmen und Stiftungen. Das bringt enormen, aber in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenen politischen Einfluss und damit Macht.

Man sitzt in allen Gremien, an allen Tischen und entscheidet mit, zu nahezu jedem politischen Thema, ohne jede politische Legitimation – Millionen an „Ausgleichszahlungen“ an irgendwelche Stiftungen inbegriffen, im Gegenzug mit dem Versprechen, dann natürlich die bereits angekündigte Verbandsklage gegen dies und das zu unterlassen. Denn das Modell kostet Geld, und nicht wenig, und mangels eigener Wertschöpfung müssen Spender und der Steuerzahler ran. Genau deswegen müssen die Verhältnisse, so wie sie sind, um jeden Preis erhalten werden.

Wesentliche Voraussetzung für diesen eigentlich unglaublichen Zustand ist aber ein freundliches Bild in Presse, Funk und Fernsehen, fundamental wichtig vor allem die kritiklose und eins zu eins erfolgende Wiedergabe der gesendeten „Botschaften“. Nur: Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ein Bürger diese Botschaften im NABU- Mitteilungsblättchen oder in der Tageszeitung liest. Dem einen unterstellt er Parteinahme, was völlig in Ordnung ist, schließlich drucken die ja ihre Blättchen selbst. Was anderes ist es, wenn das Ganze dann im Fernsehen verbreitet wird, in der Tageszeitung steht. Damit bekommt das in den Augen der Bürger den amtlichen Segen. Na ja, die können ja nicht im Unrecht sein, es steht ja in der Zeitung. Und sogar die BILD schreibt´s doch.

Merken Sie was? Der Bürger setzt eigentlich voraus, dass die Medien kritisch sind. Er geht davon aus, und er zahlt ja auch dafür. Auch wieder so ein klassischer Irrtum ….

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Kirchveischede, 13. Juli 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Professor Dr. Kurt Kotrschal studierte Biologie in Salzburg, schloss sein Diplomstudium 1979 ab, wurde 1981 promoviert und 1987 habilitiert. Er hat eine Professur an der Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Verhaltensbiologie. Er beschäftigt sich mit hormonalen und kognitiven Gesichtspunkten sozialer Organisation sowie der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung, insbesondere der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Seit Juli 1990 leitet Kotrschal als Nachfolger von Konrad Lorenz die Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal.

Kotrschal wurde besonders durch die Erforschung und Zuschreibung charakterlicher Eigenschaften von Tieren bekannt. Im Jahr 2008 hat Kotrschal das Wolf Science Center mitbegründet, welches zuerst in Grünau im Almtal angesiedelt war und sich seit 2009 in Ernstbrunn befindet.

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2) Ähnliches gilt übrigens für die Wisente hier im Sauerland. Ich habe bereits im September 2015 (https://ein-jagdmensch.com/von-woelfen-und-wisenten/) geschrieben, dass es über kurz oder lang Probleme geben wird. Dass das so schnell passiert, habe ich nicht gedacht. Kotrschal übrigens schreibt witzigerweise dazu: „In US- Nationalparks kommt es nicht selten vor, dass Menschen durch ach so zahme Bisons verletzt werden oder sogar ums Leben kommen, wenn sie die großen Wildrinder partout zwischen den Hörnern kraulen wollen.“ Nur hat die Spaziergängerin hier im Sauerland noch nicht mal das versucht, sie ist einfach nur spazieren gegangen. Es war unbeschreiblicher Dusel, dass da nicht mehr passiert ist. Und das unsägliche Getue wird weitergehen, jede Wette. So lange, bis der GAU da ist. 

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So weit der heutige Artikel in der „Westfälischen Rundschau“ von heute, 26. Februar 2013.

Ich habe darauf hin eine kurze Mail an die Redaktion geschickt:

Chapeau! Das hätte eins zu eins auch in „Bild“ oder „Praline“ stehen können. Von seröser Berichterstattung jedenfalls hat sich die WR schon vor einiger Zeit verabschiedet. Wahrscheinlich ist sie deswegen auch Geschichte; die Leser nehmen lieber sofort die Originale. Wer kann es ihnen verdenken?

Manfred Nolting
Lennestadt

Nun bin ich ja nicht naiv nach all meinen Erfahrungen mit der Presse, vor allem nach den vielen Leserbriefen, die ich schon nach vergleichbar intelligenten Artikeln an die WR geschickt habe; was nicht in den Mainstream passt, wird nicht veröffentlicht. Sinn und Zweck dieser Mail besteht also allein darin, eventuell doch mal einen Redakteur dazu zu bringen, diesen Umstand als möglicherweise existent zu betrachten.

Löwenbabies werden totgeschossen, nachdem sie, um die Perfidie „der“ Jäger noch mal zu steigern, von denen eigenhändig mit der Flasche großgezogen wurden. Das jedenfalls insinuiert der Titel, gewürzt mit dem Bild eines flaschetrinkenden Löwenkinds. Das Kindchenschema zieht halt immer. Egal welchen hanebüchenen Blödsinn sich manche Freiberufler zusammenschreibseln, es wird gedruckt, wenn nur PETA, Vier Pfoten oder ähnlich illustre Spendensammler es in Auftrag geben. Gegenrecherche? Wozu denn!! Ich will gar nicht abstreiten, dass es in Südafrika vereinzelt Auswüchse gibt. Wenn das so ist, ist das krank und hat mit Jagd, wie sie hier verstanden wird, nicht das Geringste zu tun. Ich für meinen Teil weiß von keinem einzigen Jäger (und ich kenne einige hundert davon), der für so etwas nach Afrika fährt. Das ist auch der WR bekannt, aber Differenzierungen sind ein Merkmal seriöser Berichterstattung, und davon haben wir uns in den Redaktionsstuben bereits meilenweit entfernt. Viel besser und wirkungsvoller ist es, jeden jagenden Nachbarn unterschwellig an den Pranger zu stellen – sie sind alle so.

Ich wollte, es würde auch nur ein einziges Mal über das berichtet, was allein die deutsche Jägerschaft Jahr für Jahr kostenlos für diese Gesellschaft leistet. Das ist überall und problemlos nachzulesen, man muss es nur wollen. Aber es wäre gegen den Zeitgeist. Der Artikel jedenfalls strotzt vor Verallgemeinerungen, unterschwelligen Andeutungen, vor allem aber, es wird nicht ein einziger konkreter Beleg gebracht. Wer sich outen darf, ist ein Herr Thomas Pietsch, und dessen Aussagen werden schlicht und einfach als Fakt dargestellt. Seriöseer Journalismus geht anders.

Dann haben wir das Problem damit, dass die unterschwellig hier angegriffenen deutschen Jäger leider keinerlei Möglichkeiten haben, auf eventuelle und behauptete Missstände in Südafrika!!! in irgendeiner Weise einwirken zu können. Es wäre so leicht, so etwas zu vermeiden, und eine serös berichtende Tageszeitung würde so etwas tun, indem man beispielsweise einen erklärenden Satz hinzufügt wie: So etwas wäre unter deutschen Jägern und in Deutschland völlig undenkbar. Das unterbleibt aber, und der Grund dafür liegt auf der Hand: Es liest sich für den Frühstückstisch so gut, wenn man weiß, dass man heute wieder seinen jagenden Nachbarn tief verachten darf.

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Kirchveischede, 26. Februar 2013

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch