Dear Peta - Demotivational Poster

 

Nachricht an PETA:

 

 

Dear Peta - Demotivational Poster

 

Liebes PETA!

 

Jawohl, das ist mein erster, und ich habe gerade erst angefangen!!

 

 

 

 

 

Am Donnerstag, 9. Juni 2011, 13:15 bis 14:00 Uhr, 3Sat, gab´s die schöne Sendung  „Netz Natur“ mit dem Berufs- Gutmenschen Andreas Moser zu sehen; Titel: Ehre sei den Tieren. Der gesperrte Text war im Vorspann der Sendung zu lesen. Ich habe dann mit dem Text darunter eine Nachricht an 3SAT und Herrn Moser geschrieben. Mit einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Sie war auch, wie immer, null.

 

Ehre sei den Tieren 

Ehre und Dank den Tieren – dies war die ursprüngliche Haltung der Indianer Nordamerikas und ihrer Verwandten in den nördlichen Polargebieten, die auf Gedeih und Verderb von der Natur und von Wildtieren lebten – wie auch unsere Vorfahren in Europa vor mehr als 10’000 Jahren. Naturvölker sehen sich nicht als die Herren der Natur, sondern als gleichberechtigte Lebewesen unter vielen anderen. Dieser Respekt kommt in vielen Mythen, Ritualen und in ihrer Kunst zum Ausdruck. NETZ NATUR begibt sich auf eine besondere Spurensuche zu den natürlichen Ursprüngen des Menschen, die auch uns heute wieder zu einem respektvolleren Umgang mit der Natur führen könnten.

Chapeau, ein toller Text. Ach ja, ach ja, Andreas Moser ist einmal mehr gekommen, die Welt zu retten. Das liegt seit Henri Dunant, Gott habe ihn selig, anscheinend in allen Schweizer Genen. Epigenetik pur sozusagen.

Es fängt an mit einer Passage über die Tschuktschen in Ostsibirien:

  • Jagd auf einen Grauwal (140 Stück im Jahr), mit kleinen Lanzen, stundenlanger Todeskampf.
  • Jagd auf Walrosse, ebenso.
  • Jagd auf Robben im Winter mit Netzen am Atemloch. Zur Klarstellung: Die Tiere werden damit schlicht ersäuft.

Alles das kommentiert mit tiefem, von oben herab gezeigtem Verständnis: „Sie müssen´s ja, sonst würden sie verhungern, vor allem, sie bitten die erlegten Tiere ja hinterher um Verzeihung, und damit geht das in Ordnung– wir von Netz Natur erlauben es also.“

Dann Schwenk nach Europa: Ein Fuchs, der verschmitzt lächelnd und entspannt in die Kamera schaut, so dass der städtische und damit naturentwöhnte Betrachter, 90 Prozent der Zuschauer, gar nicht anders kann als zu glauben, er nähre sich, frei nach Löns, vom grünen Grase. Kommentar sinngemäß: Und unsere dekadenten „Hobbyjäger“ schießen so etwas tot! Und dann ein wahrhaft vernichtender Hieb, O- Ton: Ganz anders geht es zu bei den „richtigen“ Jägern.

Womit Herr Moser wohl die Tschuktschen meint. Also diejenigen, die er gerade dabei gezeigt hat, wie sie Grauwale, Walrosse und Robben grausam zu Tode quälen auf eine Weise, die er, wenn er so etwas bei dekadenten europäischen Jägern zu sehen bekäme, sofort zum Anlass nehmen würde, einen neuen Weltkrieg vom Zaun zu brechen. Aber den Tschuktschen hat´s Netz Natur ja erlaubt, alles in Ordnung also.

Aber Fuchsmord in Europa!! Allerdings – ob Moser, unser aller Retter, wohl weiß, dass die Tschuktschen früher jeden erreichbaren Fuchs in keineswegs sofort tötenden Fallen gefangen haben, um sich in deren warme Felle zu kleiden, und dass sie das nur deswegen nicht mehr tun, weil es viel bequemer ist, diese praktischen Daunenjacken anzuziehen, die die Russen jetzt zusammen mit dem Wodka fast umsonst liefern?

Dann geht es zu den nordamerikanischen Indianern. Demonstration der vollständigen Seelenverwandtschaft, der Häuptling darf sich so richtig loslassen in seinem tiefen Respekt vor Natur und Umwelt. Nur dass das eigentlich nicht so richtig den Tatsachen entspricht.

Die Indianer in Nordamerika, Herr Moser, sind bei weitem nicht so dämlich und realitätsfern, wie bestimmte Leute sie in ihrer grenzenlos weltfremden Verdrängungswut gern hätten. Sie (die Indianer) wissen nur zu gut, dass diese Beweihräucherei völliger Quatsch ist. Sie sind eben auch nur Menschen, nicht diese überhöhten, geborenen á priori- Philosophen, zu denen sie andauernd hochstilisiert werden, und sie wissen aus der eigenen Geschichte, wie z. B. die Anasazi vor 800 Jahren, also lange vor dem Erscheinen der Europäer, im heutigen New Mexico durch Raubbau an der Natur ihre Umwelt großflächig und systematisch zerstört haben. (Gleiches gilt, nur im weit größeren Ausmaß, für die Hochkultur der Maya.) Aber sie haben sich auf Euch eingestellt, weil sie gemerkt haben, dass es in ihrem Kampf um späte Gerechtigkeit richtig gute, vor allem völlig kostenlose Riesen- Publicity bringt, wenn sie Euer idealistisches, schwärmerisch- romantisches Utopia bestmöglich bedienen. Tatsächlich aber halten die meisten von ihnen manche Leute für, Entschuldigung, wenn ich offen rede, völlig bescheuerte Volltrottel, denen man einfach alles erzählen kann. Aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel: Gerade die nordamerikanischen Ureinwohner haben nach Jahrhunderten der Unterdrückung und des Völkermordes gelernt, dass sich nichts besser verkauft als die berühmte angebliche Rede des angeblichen Häuptlings Seattle von angeblich 1851. Das kommt an in den Medien. Nur – wahrer wird die Rede auch davon nicht.

Woher ich das weiß? Na ja, ich kenne einige von ihnen, ich habe in Amerika, aber auch in Sibirien schon gejagt mit diesen „richtigen“ Jägern. Die regelmäßig voller Bewunderung waren über die effektive Art unseres europäisch geprägten Jagens, über unsere Ausrüstung, gleichzeitig voller Unverständnis über unsere oft genug gezeigte Selbstbeschränkung, wenn wir, für sie nicht nachvollziehbar, einfach nicht mehr weitermachten, wo sie das unter allen Umständen wollten. Wieso jetzt aufhören? Ist doch genug Wild da, Munition auch, also schießen! Der Himmel ist hoch, Moskau ist weit. Und überhaupt: Wenn wir hier die Bestände runtergeschossen haben, ziehen wir zwanzig Kilometer weiter, da ist wieder genug Wild. Mal ehrlich, ganz unrecht haben sie nicht damit – der Luchs z. B. bejagt sein Revier genau nach diesem Prinzip. Wenn das Wild an dieser Stelle gemerkt hat, was los ist, wird die Jagd mühsam, also zieht man eben weiter zur nächsten. Grenznutzentheorie nennt der Betriebswirtschaftler das.

Ja ja, Herr Moser. Aber es ist so schön, den nichtwissenden Zuschauer mit diesem ahnungsschweren Geraune auf die eigene Linie einzustimmen, sie zu überzeugen davon, dass man die Welt in abgeklärter Weisheit völlig durchdrungen hat und sie nachsichtig- verzichtsvoll von der Warte des Über-allem-Stehens betrachtet.

Wie hat ein kluger Mann es einmal ausgedrückt? „Menschen, die asketisch sind (oder das meinen), empfinden sich fast immer als höherwertig. Sie denken, sie seien klüger als andere und ihnen moralisch überlegen. In unserer Gesellschaft, in der die Klassendifferenzen härter werden, in der viele von Abstiegsängsten erfasst sind, ist das extrem attraktiv. Soziale Distinktion wird wichtiger.“ (Robert Pfaller, Professor für Philosophie, Wien). Und der Philosoph Max Scheler hat den schönen Satz geprägt: „Wir sind umgeben von schönen Dingen, die angeschaut werden von lauter traurigen Menschen, die nichts damit anzufangen wissen.“ Mit traurig meinte er damit nicht den Seelenzustand solcher Menschen, sondern den Eindruck, den sie in ihrer Gefühlsarmut, in ihrer Unfähigkeit, die realen Brüche dieser Welt zu ertragen, auf ihre Umgebung machen.

Was ich Ihnen damit sagen will, Herr Moser: Werden Sie endlich locker und machen Sie sich nicht dauernd lächerlich! In nur einer einzigen Sendung von 45 Minuten so viele Widersprüche krampfhaft nur mit dem Mäntelchen des eigenen unausgegorenen, extrem widersprüchlichen Weltbilds zudecken zu müssen ist auf die Dauer einfach nicht auszuhalten. Gehen Sie jagen, dann wissen Sie, worüber Sie reden! Und Sie müssen ja nicht Tiere so quälen wie die von Ihnen so verständnisinnig gefeierten „richtigen“ Jäger. Es genügt, wenn Sie sie schnell und schmerzlos vom Leben zum Tod befördern, wie Millionen von dekadenten europäischen und nordamerikanischen „Hobbyjägern“ das seit vielen, vielen Jahren tun.

Danach können Sie ja dem Reh auch warmes Wasser über den Äser gießen, wie das die Tschuktschen bei ihren jämmerlich ersäuften Seehunden tun, was Sie so verständnisinnig raunend als „Respekt vor der erbeuteten Kreatur“ bestaunen. Sie können dem Bock aber auch den letzten Bissen geben, wie das viele Jäger hier noch tun, und eine kurze Besinnungspause beim Stück machen. Was allerdings, wenn´s der so stilvoll verachtete „Hobbyjäger“ tut, nach Ihrer reinen Lehre eben keine Respektsbekundung gegenüber dem toten Tier ist, sondern nur vorgestriges Getue. Trotzdem, wenn Ihnen danach ist, tun Sie´s einfach – wir „Hobbyjäger“ sind da sehr tolerant. Solange Sie ansonsten die Regeln der Weidgerechtigkeit und die Gesetze einhalten, vor allem keine Tiere quälen wie die „richtigen“ Jäger.

Danach aber sollten Sie sich richtig freuen, vielleicht auch mit Jagdkollegen ein Bier trinken, auch mehrere. Sie glauben gar nicht, wie gut das für die soziale Hygiene ist. Vor allem aber für das ureigene seelische Befinden. Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal bei der Jagd. Ich hoffe nur, dass ich dann nicht in Ihrem Zielfernrohr erscheine……

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

P.S.: Ich bin heute (12.6. 2012) über das antiveganforum zufällig über einen Link gestolpert, der das Thema sehr schön beschreibt, vor allem mal aufzeigt, wie sich die „edlen Wilden“ im Lichte neuerer Forschung darstellen. Wie gesagt, nicht sie selbst haben dieses naive Märchen in die Welt gesetzt, sondern damalige und heutige „Öko- Gutmenschen“, mit dem Ziel, ihren dekadenten unerleuchteten Mitmenschen, vor allem natürlich den Jägern, einmal mehr in die Ecke der eben „Unerleuchteten“ zu stellen. Der Link (unbedingt lesenswert):

Das Märchen vom Edlen Wilden

 

 

 

Waldesstille

Kein Rehwild zieht am Waldesrain,

die Amseln warnen nur zum Schein.

Die Mücken ziehen ihre Runden,

sie haben noch kein Tier gefunden.

Kein Ast, der unter Schalen bricht,

denn tote Stücken wechseln nicht.

Von allem Wild, das zog im Wald,

ist lang der der letzte Laut verhallt.

Vom Hirsch, der schöpfte an der Quelle,

nur eine graue Fegestelle.

Vom Damwild, das hier zahlreich war,

ist nicht ein einziges mehr da.

Still ruht der Teich im Mondesschein,

denn an der Suhle ist kein Schwein.

Im Schilf, im Bruch auch keine Sau-

 

Ach so –

ich bin beim ÖJV.

 

 

 

Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ein Highlight studentischer Dichtkunst einer Gruppe? von Studenten der Fachhochschule Eberswalde (Fachbereich Forstwirtschaft, glaube ich).

 

Auch zu finden unter http://www.jagdrechtsblog.com/oejv-spottgedicht/

 

 

 

DJZ 2/2010, Artikel „Einzige Form der weidgerechten Jagd“

Herr Betz hat eigentlich in seinem Kommentar schon das Wesentliche gesagt, trotzdem noch einige Worte.

Schon der Spiegel brachte 2008 einen Artikel zu dem Thema mit dem sinnigen Titel „Zack- bumm- tot“ (Spiegel 43/ 2008, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-61366569.html). Interviewt wurde damals ein Herr Gratz, der in ein ähnliches Horn stieß wie unser Herr Himmelstoß; also „Im Westen nichts Neues“. Tenor damals: „Jagd mit der Büchse ist etwas für Gamsbartjäger (ich übernehme den Ausdruck im Folgenden, weil er m. E. den elitären Anspruch auch des Herrn Himmelstoß gut wiedergibt), die mit ihrer dekadenten Kugelspritze auf 200 Meter hinlangen, kaum aus eigener Kraft einen Hochsitz hoch kommen“ und ähnliche Ergüsse mehr. U. a. wurde damals auch die Durchschlagskraft eines Pfeils mit einem Schuss auf einen mit Sand gefüllten 10- Liter- Eimer demonstriert (Durchschuss), während ein Schuss mit einer 30-06 zwar gewaltigen Impuls in den Eimer brachte, aber (natürlich!) keinen Ausschuss erbrachte. Der Spiegel-  Journalist aber war erwartungsgemäß beeindruckt. Ich habe damals einen Leserbrief geschrieben, mit, ich gebe es zu, ein wenig Nachhilfe in Physik, der aber nicht veröffentlicht wurde, das war wohl zu peinlich.

Damit ich nicht falsch rüberkomme: Ich persönlich habe absolut nichts dagegen, wenn jemand sein Wild nach alter Väter Sitte erlegen will, was immer man darunter versteht, solange das im Rahmen der geltenden Gesetze und ohne Quälerei für das Wild geschieht. Eines ist Fakt: Ob Bogenschuss oder Büchsenschuss, das Ergebnis, sauber und mit Verantwortung ausgeführt, ist hier und da das Gleiche, nämlich Beute. Was mich aber bei diesen „Experten“ immer auf die Fichte bringt, ist die demonstrative Beschlagnahme der Weidgerechtigkeit und des Naturerlebens für sich allein. Nur weil die Bogenjagd eine alte Jagdtechnik ist? Eine sehr beliebte und vom Ergebnis her außerordentlich effektive Jagdgewohnheit unserer sehr Altvorderen war zum Beispiel, ganze Wildrudel über steile Klippen zu treiben. Das schlumpte. Und tot waren sie auch, zumindest fast alle. Das könnte man ja heute auch einmal wieder probeweise einführen.

Vor allem sollte man aber das Salbadern über „Fairness“ unterlassen, man begibt sich damit auf ganz dünnes Eis. Fairness in diesem Sinne, auf die Spitze gebracht, würde bedeuten, Wild mit unmittelbarem Körperkontakt und nur durch eigene physische Überlegenheit zu erbeuten, ohne jedes weitere Hilfsmittel, wie das zum Beispiel Katze, Wolf und Bär tun. Dazu war weder der Urmensch in der Lage noch wird Herr Himmelstoß das je können. Menschliches Jagen war wegen unserer vergleichsweise mangelnden körperlichen Eignung von Beginn der Zeiten an nur durch unsere Intelligenz und, wenn sie so wollen, Tücke möglich. Aber keine andere Eigenschaft macht die Jagd auch nur annähernd so effizient wie sie, denn auch der primitivste Flitzebogen ist ein Ergebnis dieser Tücke oder Intelligenz. Wir sind die einzigen Jäger, die in der Lage sind, auf Distanz zu Beute zu machen. Sind 20 Meter dann weniger tückisch, sind sie fairer als 100 Meter?

Der von Ihnen auf zugegeben subtile Weise abgewertete Gamsbart- Jäger hat aber im Gegensatz zum reinen Spaßmach- Jäger bei uns noch eine gesetzliche Vorgabe zu erfüllen, nämlich seinen Abschuss. Ich lade Sie einmal ein, mit Ihrem Compound- Bogen auch nur in einem durchschnittlich großen Revier innerhalb der vorgegebenen Jagdzeiten den Abschuss zu erfüllen. Danach reden wir dann noch einmal über das Thema – aber erst, wenn der Gamsbart- Jäger Ihren versäumten Abschuss nachgeholt hat. Ich will damit sagen, dass unsere heutige moderne Jagd ohne die Bogenjagd ihrer gestellten Aufgabe sehr wohl gerecht wird, die reine Bogenjagd ohne die, nennen wir sie Büchsenjagd, das aber nie wird leisten können, aus nachvollziehbaren Gründen.

Also: Spaß und überhebliches Getöse machen ist das Eine. In dieser so geregelten Welt aber, neben aller Passion und Freude am Jagen, auch die Tagesarbeit zu erledigen, das Andere. Einfach den Ball flach halten, Herr Himmelstoß, und jagen gehen. Jeder nach seiner Facon, alle weidgerecht. Und wenn Sie meine Unterstützung brauchen, die Bogenjagd als wohlgemerkt zusätzliche Jagdart mit entsprechender vorheriger Qualifikation zu legalisieren – die haben Sie. Ich kann ja weiter meine Büchse nehmen. Wenn Sie erlauben.

Waidmannsheil!

Kirchveischede, Februar 2010

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

 

Die Jäger, die Wildhüter + Bruno, der Bär – eine nachdenkliche Betrachtung

In der Ausgabe April 2008 berichtete „Wild und Hund“ ausführlich über die Familie von Bruno in den Alpen, über Probleme mit ihr und die voraussichtliche und zu befürchtende Entwicklung in Bezug auf Jungbär JJ 3.

Am 15.4.08 erschien dann in der der Westfälischen Rundschau, Lokalausgabe für den Kreis Olpe, ein kleiner Artikel. Inhalt, im Wortlaut wiedergegeben:

Chur. (dpa) Wildhüter haben in den Schweizer Bergen einen Bruder von Problembär „Bruno“ erschossen. Das Tier mit dem Namen „JJ 3“ sei eine Gefahr für die Menschen geworden, teilten der Kanton Graubünden gestern mit. „JJ 3“ habe nämlich ähnlich schlechte Angewohnheiten wie sein Bruder an den Tag gelegt: Er suchte seine Nahrung bevorzugt in Siedlungen der Menschen.

Die DJZ berichtet ebenfalls in ihrer Ausgabe 6/2008.

So weit, so gut. Was war da los? Ein Problembär wurde er- oder geschossen (DJZ: getötet). Problembär heißt, seinem Verhalten nach und bei vernünftigem Ermessen potentiell gefährlich (für Menschen). Bei Millionen von Schweinen und Rindern, die in der EU täglich geschlachtet werden, sollte man eigentlich wie die Schweizer locker darüber hinweg gehen. Insbesondere, weil Braunbären zwar in den Alpen (noch) selten, als Art aber eigentlich nicht gefährdet sind.

Was mich dennoch veranlasst, mich mit diesem Artikel zu beschäftigen, sind zwei Dinge:

1. Wir sollten uns in Erinnerung rufen, welch ein Riesenaufstand in der deutschen Tages- und Boulevardpresse gemacht wurde, als das gleiche damals in Deutschland aus genau den gleichen Gründen passierte (als nur „Jäger“ sage ich, Gott sei Dank durch einen „Wildhüter“, Näheres dazu siehe weiter unten). Wir erinnern uns: Ein junger Braunbär wandert über Österreich aus Italien zu. An sich eine schöne Sache, sie gehören dahin. Leider hatte er etwas gewöhnungsbedürftige Angewohnheiten: Seelenruhig tagsüber durch Ortschaften spazieren, Kaninchenställe aufbrechen und sich, völlig unteddymässig, die armen, wehrlosen Klöpferchen reindrücken, so eine Art McDonalds für Bären sozusagen, Bienenstöcke plündern und ähnliche kurzweilige Dinge mehr. Vergrämungsaktionen brachten nichts, ebenso wenig die Versuche, ihn einzufangen (s. w. u.). Letztendlich fiel die Entscheidung zu schießen, denn es war nur noch eine Frage der Zeit, dass ihm irgendwann ein Bürger im Weg gestanden hätte. Ein Bär verteilt dann zur Warnung Ohrfeigen. Ein anderer Bär versteht das und, vor allem, verträgt das. Menschen nicht. Das Ganze hat im Anschluss sogar den damals zuständigen (bayrischen) Minister das Amt gekostet! Warum? Weil er nichts anderes getan hat als das, was nach meinem Verständnis von einem hoch bezahlten Landesbediensteten getan werden muss: Gefahr in Verzug, Lage analysieren, Gründe, Gegengründe abwägen, Entschluss fassen und auch dazu stehen! Auch wenn man mal nicht so gut dasteht beim Baur und der Neuen Revue. Ich kann mir den Aufschrei aller Kritikaster gar nicht vorstellen, wenn der Minister damals nichts getan hätte und der Bär einen Menschen zu Schaden gebracht oder sogar getötet hätte!

Wir sehen, abgesehen vom eigenwilligen Verständnis der Schweizer in Bezug auf ihren Umgang mit den Steuerbehörden ihres kleineren Nachbarn Deutschland: Hinsichtlich des unverkrampften Umgangs mit Bären können wir bei ihnen  lernen. Zum Beispiel wie man vermeidet, sich lächerlich zu machen. So wie wir Deutschen damals mit den hastig angeheuerten und eingeflogenen Bärenjägern aus Finnland, die dann mit ihren karelischen Bärenhunden Bruno nachrennen mussten und ihn einfangen sollten. Ich weiß zwar nicht, was die Finnen damals so gedacht haben. Zumindest aber, das unterstelle ich, werden sie sich gefragt haben: Warum machen die Deutschen diesen gut bezahlten Schwachsinn eigentlich nicht selbst?  Gesagt haben sie sowieso nichts, Finnen sind bekannt dafür, dass sie kaum reden, wohl, weil sie wissen, dass das, vor allem in solchen Fällen, sowieso völlig zwecklos ist. Erst recht in Deutschland. Wahrscheinlich hatten sie aber wunde Zeigefinger und Beulen an der Stirn, und sehr, sehr wahrscheinlich haben Sie Bruno auch deswegen nicht gekriegt, weil sie vor Lachen zu schlapp zum Laufen waren.

2. Was weiter auffällt, ist die schöne Formulierung „Wildhüter“. Weil das nämlich viel besser klingt als „Jäger“. Meine persönliche Theorie: Die Bezeichnung „Wildhüter“ ist, psychologisch ein geradezu abgefeimt raffinierter Schachzug, kreiert worden von Jagdgegnern. Denen hat nach jahrelanger heftigster Agitation gegen die Jagd gedämmert, dass es ganz ohne Jagd denn dann eigentlich auch nicht funktioniert. Weil man nun aber die Jäger so lange heftig diffamiert und deren Ruf und den Begriff „Jäger“ gründlich ruiniert hatte, musste, Fehler zugeben geht ja nicht, eine andere Bezeichnung her. Wildhüter! Ja, da liegt´s! Das wurde mit Hilfe sämtlicher Publikationsorgane der seichteren Art mit Begriffen wie „Naturschutz, vom Volk bestellt, zum Nutzen der Natur“ verknüpft und mit Legende versehen. Ein Wildhüter nämlich hütet seine Bambis, bringt sie abends zu Bett, macht morgens Frühstück im Wald und schießt nur unter laut vorgebrachtem Protest und Wehklagen, hemmungslos weinend und auch nur nach Androhung von Sippenhaft.

Aber Jäger. Ich hab´s, glaube ich,  an anderer Stelle auch schon mal erzählt, aber ich wiederhole es hier noch einmal. Ich weiß nicht, ob Sie den folgenden Satz so auch schon gehört haben: „Wie, Sie sind Jäää-ger??“ Wobei sich der Tonfall von leicht indigniert am Satzanfang verwandelt in unausgesprochenen, aber flammenden Protest zum Satzende. (Untergründig schwingt mit: Bisher habe ich Sie immer für einen anständigen Menschen gehalten.) Das furiose Finale ist dann die Modulation des Wortes „Jäger“: Schon angesetzt in hoher Stimmlage, überdehnt, mit betonter Trennung der Silben, nochmalige Steigerung der Tonlage bei der zweiten Silbe. Ich erinnere mich an mein erstes Mal, die Party damals war (für mich) zu Ende. Mir blieb nur noch geordneter, aber eiliger Rückzug; mit Verbrechern verhandelt man nicht. Ich war jung damals. Unerfahren. Aber man lernt. Seitdem gebe ich grundsätzlich nur noch das zu, was mir zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Und ohne Anwalt geht gar nichts mehr.

Trophäensammler, Lustmörder, Bambikiller – das sind so die gängigsten Assoziationen. Ein ganz gefährlicher Mitteleuropäer. Beginnend mit dem allmorgendlichen Erwachen hat er nichts als Mord und Untaten im Sinn, noch im Einschlafen ist sein einziger Gedanke: Was bringe ich morgen um? Vor Tau und Tag sitzt er, Mordgier in den funkelnden Augen, auf allen möglichen Hochsitzen herum und geht mit seiner Mitrailleuse reflexhaft in Anschlag auf alles, was sich bewegt. Ja es ist sowieso nur Gottes weiser Vorsehung (selbst ein Jäger muss mal schlafen!) und der hohen Intelligenz unseres Wildes zu verdanken, dass es überhaupt noch lebende Wesen über Mausgröße in des Schöpfers freier Natur gibt.

Spaß beiseite, beschäftigen wir uns mit den Fakten: Was unterscheidet das Tun der beiden denn eigentlich wirklich? Verblüffende Antwort: Zunächst nichts. Einfach nichts.

  • Beide stellen Tieren nach. Auch beim „Wildhüter“ ist der Bär ja nicht von sich aus zur Exekution vorstellig geworden.
  • Beide schießen ab und an auch Tiere tot. Bruno und sein Bruder wurden ja nicht sanft eingeschläfert oder zum sofortigen Suizid- Vollzug aufgefordert.
  • Beide kommen einem Auftrag nach. Der Jäger dem der Gesetze zur Hege und Pflege der Wildbestände und der Natur. Der Wildhüter auch.
  • Beide haben Freude an ihrer Tätigkeit. Der Jäger sowieso, sonst würde er nicht einen solchen immensen Zeitaufwand treiben, so unverschämt viel Geld zahlen für eine Tätigkeit, die, wäre sie nicht sowieso vom Gesetz gefordert, von der ökologischen Vernunft gefordert werden müsste.
  • Der Wildhüter ebenso. Hätte er keine Freude an seiner Tätigkeit, wäre er ein schlechter Wildhüter und sollte möglichst schnell entlassen werden.

Also, die ganze Aufregung umsonst? Nein! 

Einen wesentlichen Unterschied gibt es:

  • Der Wildhüter bekommt Geld für seine Tätigkeit, genießt großes Wohlwollen und einen guten Ruf bei der Bevölkerung –  und bei Jagdgegnern!
  • Der Jäger zahlt viel Geld für die gleiche Tätigkeit und ist Buhmann und Blitzableiter der Nation. Der der Jagdgegner sowieso. Und natürlich auch der der Presse.

Was lehrt uns das? Wenn zwei dasselbe machen, ist es noch lange nicht das gleiche. Quod licet jovi, non licet bovi. (Zur Klarstellung: Die Ochsen sind dabei die Jäger.)

Man schreibt eben nicht gegen eine Mehrheit von 82.000.000 zu 350.000 (oder 228 : 1). Auch nicht, wenn´s wahr ist.

Kirchveischede, 24. September 2008

Manfred Nolting; Jäger (oder Wildhüter?)

Auf jeden Fall: Ein Jagdmensch