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ZDF info – „Ein Land erschießt sich selbst“

oder

Las Vegas – Gedanken am Tag der deutschen Einheit

 

„Amerikas tödliche Liebe zu den Waffen

Columbine, Blacksburg, Tucson und andere – verteilt über die USA haben die Orte eines gemeinsam: Sie sind Schauplatz von Amokläufen. Und sie entfachen die Debatte um das Waffengesetz neu. Präsident Obama setzte sich in seiner Amtszeit dafür ein, die Regeln für den Waffenbesitz deutlich zu verschärfen. Doch es ist ein harter Kampf. Schrill und uneinsichtig wehren sich Waffenlobby und Waffennarren gegen jede Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit.“

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„Ein Land erschießt sich selbst“ – ein Beitrag in ZDF info, 29.09.2017, 9:30 Uhr. Oben die Programm- Ankündigung. Gedreht schon in 2013 von Erik Illenseer. Columbine, Blacksburg, Tucson. Schon bei der Sendung habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Aktuell kommt jetzt Las Vegas hinzu, wo ein offenbar Irrer vorgestern mit automatischen Waffen wahllos 58 Menschen erschossen und mehrere Hundert schwer verwundet hat – über das Motiv kann nur gerätselt werden. Da bleibt man völlig ratlos und verstört zurück. Aber es wird viel zu dem Thema gesendet und geschrieben. Und da habe ich mir gedacht: Schreibst Du einfach auch was.

Auch wenn es angesichts der Tragödie sehr nüchtern klingt – nähern wir uns dem Thema doch auch mal von der wissenschaftlichen Seite. „Dread risks“ oder „Schockrisiken“ nennt der international renommierte Psychologie- Professor Gerd Gigerenzer solche Ereignisse in seinem lesenswerten Buch „Risiko“. Also Geschehen, bei denen durch ein einziges Verbrechen, durch ein einziges Unglück wie z. B. einen Amoklauf, einen Flugzeugabsturz, ein Zugunglück eine Vielzahl an Menschen gleichzeitig umkommt.

Im Gegensatz zu Alltagsrisiken, die zwar mit tausendfach größerer Wahrscheinlichkeit eintreten, aber eben immer nur mit einem, zwei Todesopfern enden, wie z. B. im Straßenverkehr (3.700 Tote allein in Deutschland 2016), beim Sport, im Haushalt, und achselzuckend als ganz normales Lebensrisiko akzeptiert werden, wirkt ein solches Schockereignis, wahrscheinlich genetisch bedingt, reflexhaft hoch alarmierend auf jeden Menschen 1)und lässt sich damit perfekt instrumentalisieren, zur Agitation nutzen.

Vorfälle und Monströsitäten wie Las Vegas, Winnenden sind daher immer Wasser auf die Mühlen der Hoplophoben in Europa, der „glücklichen Knechte“, wie ich sie nenne. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass auch Las Vegas zum Anlass genommen wird, hier in Europa nach einer weiteren Verschärfung des Waffenrechts zu rufen bzw. entsprechende Gesetzesverschärfungen zu begründen. Obwohl Europa und die USA nicht miteinander vergleichbar sind und man sich in anderen Bereichen, wie z. B. der Klimapolitik, jeden, aber auch jeden Vergleich mit der Politik der USA verbittet. Eigentlich hätte die Szene ja nach Marseille (mehr als 80 Tote) und Berlin (12 Tote) den Vorstoß machen müssen, LKW verbieten zu lassen. Oder verlangen müssen, dass jeder europäische Bürger mit einem Führerschein Klasse II sich prophylaktisch einem monatlichen Wesenstest zu unterziehen habe. 

Die Sendung oben, lange vor Las Vegas gedreht und deshalb scheinbar hoch visionär, ist auch eine der harmloseren Darstellungen der Verhältnisse in den USA in Bezug auf deren Waffenrecht, es gibt da weit schlimmere, ungeschminkt polemische Darstellungen. Aber auch hier die abwertenden und ausgrenzenden Bezeichnungen „uneinsichtig“ (= böses Kind!), „Waffennarren“. In der Sendung geht es im Wesentlichen darum, dass (in den USA) der Erwerb automatischer Schnellfeuergewehre mit hoher Magazinkapazität und Schussfolge deutlich eingeschränkt werden sollte. Zugegeben: Man ist, auch als deutscher Legalwaffenbesitzer, schon verwundert über die vermeintliche Sturheit, mit der sich Amerikas Waffenbesitzer jeder Verschärfung des Waffenrechts selbst in diesem vordergründig klaren Punkt entgegenstemmen. Auch, weil die in Rede stehenden automatischen Waffen hier bei uns bestenfalls ein Randdasein fristen: Für die Jagd sind sie unbrauchbar, für den Sportschützen, der ja auch in erster Linie auf Präzision aus ist, ebenso, und der Fokus der Waffensammler liegt auf schönen, eher alten, mit höchster handwerklicher Präzision gefertigten Waffen. Wo liegt also das Problem?

Vorsicht. Man muss sich in die Köpfe der Betroffenen versetzen, und man glaube nicht, dass die Waffenbesitzer in den USA die Entwicklung in Europa nicht genau registriert haben. Hier wie dort haben betroffene Bürger im Umgang mit Regierungen und Behörden die Erfahrung machen müssen:

„Wehret den Anfängen! Misstraut ihnen, gründlich! Denn gibst Du ihnen in einem kleinen Punkt nach, machst scheinbar harmlose Zugeständnisse, folgt nach einer gewissen Schamfrist unweigerlich die nächste, meist aggressivere Forderung.“

Deswegen wahrscheinlich diese Sturheit, hier in Europa so nicht denkbar, jedenfalls nicht in einem solchen Kontext. Überzogen? Eher nicht, betrachtet man den Feldzug gegen den legalen Waffenbesitz in Europa, vor allem in Deutschland. Seit den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts, und es ist kein Zufall, dass die Grünen damals die Bühne der Politik betraten, ist die Einpflanzung eines Pawlow´schen Reflexes in die Köpfe der Bürger das erklärte Ziel von Koalitionsregierungen gewesen:

„Waffen sind ein Grundübel, vor allem in den Händen von Untertanen! Gut, wir kassieren nach und nach Eure Grundrechte ein – aber wir wollen doch nur Euer Bestes! Der mündige Bürger ist ja schön und gut, aber uns, der Regierung und der Verwaltung, erschwert er die Arbeit. Sehr!

Und die Bürger machen teils gleichgültig, oft aber eifrig mit, maßgeblich beeinflusst von solchen Beiträgen. Glückliche Knechte eben, siehe oben, gemäß der nach wie vor aktuellen Definition von Marie von Ebner- Eschenbach: „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit!“ Typisch für die Denkweise solcher Leute, wer hat sie noch nicht gehört, sind Weisheiten wie: „Was soll´s? Ich bin ja nicht unmittelbar betroffen!“ oder „Sollen sie doch! Ich hab´ schließlich nichts zu verbergen!“

Kein Wort davon, dass in solchen und vergleichbaren Sendungen und Reportagen auf bekannte Art und Weise statistische Daten verdreht werden, Koinzidenzen in Kausalitäten umgedeutet werden. Kein Wort davon, dass gerade in den USA die Zahl der Toten durch Waffengewalt seit Jahren zurückgeht – und ein nicht kleiner Teil davon durch den Einsatz von Polizeiwaffen verursacht wird. Kein Wort davon, dass z. B. Distrikt und Hauptstadt Washington die strengsten Waffengesetze der Staaten haben, vergleichbar mit den europäischen. Und dass gerade Washington bei weitem die höchste Todesrate durch den Einsatz von so gut wie immer illegalen Waffen aufweist, und das ungebrochen seit vielen Jahren schon. Kein Wort davon, dass in einigen Landkreisen und Städten im US- amerikanischen Hinterland auf Grund vieler Einbruchsdelikte und sonstiger Kleinkriminalität wie z. B. Diebstähle, Autoaufbrüche u. ä., bei deren Aufklärung die Polizei einfach nicht mehr nachkam, den Bürgern verordnet wurde, eine Waffe zu tragen bzw. mindestens eine Waffe im Haus zu haben – und dass auf der Stelle die Zahl der Einbruchsdelikte und Kleinkriminalität – nachhaltig!  – um mehr als die Hälfte sank, und zwar ohne dass es je zum Einsatz dieser den Bürgern verordneten Waffen kam! Das lässt interessante Schlüsse zu.

Man könnte …..

Man könnte das Ganze auch sehr entspannt sehen, was sich außerordentlich positiv auch auf die Verwaltungsressourcen auswirkt. Wie z. B. in Tschechien, Österreich, Belgien, wo es im Vergleich zu uns sehr liberale Waffengesetze gibt, die Zahl der Toten durch den Einsatz von (sowieso so gut wie immer illegalen!) Waffen aber keineswegs Wildwest- Niveau hat, sondern ganz im Gegenteil die Mordraten und die Zahl der Toten durch Waffeneinsatz auf dem gleichen – und wohl auch unvermeidbaren – Level liegen wie bei ihren kontrollsüchtigen deutschen Nachbarn.

Die aber (also die tschechischen, österreichischen, belgischen Nachbarn) dadurch, dass sie sich nicht an diesen Potemkin´schen Gefährdungsphantasien abarbeiten müssen (es gibt ja auch keinen Grund!), die so ersparte Zeit und Arbeitskraft dazu einsetzen können, sich wirklichen Problemen ihrer Bürger zuzuwenden. Währenddessen betreiben deutsche Politiker Nabelschau und befeuern völlig überflüssige Debatten, beschäftigen sich sündteure Ordnungs- und „Sicherheits“- Behörden damit, den deutschen Michel in Bezug auf gänzlich sinnleere, mittlerweile völlig aufgefaserte, undurchschaubare, sich selbst und dem deutschen Grundgesetz! teilweise widersprechende Waffengesetze mitsamt deren Durchführungsverordnungen und den Kommentaren zu den Durchführungsverordnungen mit wahrhaft deutscher Gründlichkeit zu kontrollieren und abzustrafen, wo immer es geht.

Praktisch dabei ist (oder fatal, das kommt auf den Standpunkt an): Gerät ein legaler Waffenbesitzer in Deutschland auf den Behörden- Schirm, aus welchem waffenrechtsfernen Grund auch immer, genügt schon der leiseste Verdacht, dass auch ein subalterner Amtsgewalt- Potentat, trotzdem mit nahezu gottgleichen Kompetenzen ausgestattet (bei Waffen kann man es gar nicht zu weit treiben!), „Unzuverlässigkeit“ unterstellt und auf der Stelle alle Erlaubnisse widerruft. Die direkte Folge ist auch schon mal der vermummte Überfall- Einsatz von SEKs, mitsamt Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmung der Waffen, vorläufigen Festnahmen und Abführung der Delinquenten in Handschellen.

Damit sind für den Betroffenen erstmal Fakten geschaffen, für Jäger z. B. heißt es fortan „Hahn in Ruh´“, für Sportschützen und Waffensammler bedeutet es die Aufgabe einer für den Bürger völlig harmlosen Leidenschaft (siehe Statistik!), Leidenschaften, die noch dazu erhebliches Steueraufkommen in die öffentlichen Kassen spülen. Der Ruf in der Nachbarschaft ist praktischerweise gleich mit ruiniert, semper aliquid häret. Am nächsten Tag wird dem so Gebrandmarkten durch die Lokalzeitung noch schnell der herabsetzende Stempel „Waffennarr“ aufgedrückt. So grenzt man unliebsame Minderheiten aus. Woher kenne ich das bloß?

Damit sind wir aber noch nicht am Ende: Schlussendlich muss das Ganze, nach vielen, vielen Monaten Beschäftigung, nach Hunderten von Stunden des vorbereitenden Arbeits- Einsatzes hoch bezahlter Beamter, von völlig überlasteten, teils auch überforderten Richtern aufgedröselt werden.

Das Ergebnis steht von vornherein fest:

Immer, buchstäblich immer, gehen solche Verfahren zu Lasten des legalen Waffenbesitzers aus, selbst wenn er auf der ganzen Linie obsiegt: Für die Monate, ja Jahre 2) vor dem finalen Urteil ist er in seinen Bürgerrechten, der Ausführung seiner völlig legalen! Leidenschaft massiv beschränkt bzw. komplett verhindert worden. Und auf den Kosten bleibt er natürlich auch sitzen. 

Und niemals, buchstäblich niemals ist irgendjemand dieser Kamarilla, selbst bei richterlicher Feststellung der völligen Haltlosigkeit der Anschuldigungen, je zur Verantwortung gezogen worden, noch nicht einmal durch beamtenrechtliche Disziplinarmaßnahmen.

Mein persönlicher Eindruck?

Der ist ganz erstaunlich. Wenn man es schafft, sich mit Waffengegnern, auch mit Jagdgegnern, längere Zeit zu unterhalten, schält sich nach Eintritt einer etwas entspannteren Atmosphäre fast immer folgende Motivfolge heraus:

1) Eigentlich hätte ich ja auch nichts dagegen, zu jagen oder eine Waffe zu besitzen. Aber das ist heute so kompliziert, da traue ich mich nicht bzw. es ist mir zu aufwändig.

2) Und wenn ich keine Waffen besitzen oder zur Jagd gehen darf, warum soll das dann anderen erlaubt sein? (Motto: Was ich nicht darf, nicht kann, nicht brauch´, verbiet´ ich ander´n einfach auch!)

Geradezu genial aber ist: Man kann diese neidische Ablehnung sogar noch perfekt hinter völlig unverdächtigen, ja geradezu edlen Motiven verbergen, dem Bekenntnis zu Gewaltfreiheit, Pazifismus und angeblicher Tierliebe z. B., alle gesellschaftlich hoch präferiert.

Und damit, bing!, hat sich ein eben noch ganz profaner Neidhammel von jetzt auf gleich in einen wirklich edlen Menschen verwandelt. 

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Kirchveischede, 3. Oktober 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Gigerenzer erklärt das, für mich einleuchtend, folgendermaßen: Die Menschheit lebte Jahrhunderttausende lang als Jäger und Sammler in kleinen geschlossenen Stammesgruppen. Starben hier durch ein Schadereignis, beispielsweise durch eine ansteckende Krankheit, eine Naturkatastrophe, auf einmal viele Mitglieder der Gruppe, löste das sofortige Flucht- und Abwehrreaktionen aus, sehr oft unüberlegt und reflexhaft: Einfach nur weg hier! (Siehe das Phänomen der Massenpanik, bei der die meisten der Flüchtenden die Ursache der Panik gar nicht kennen – und trotzdem aufs Geradewohl mitrennen, mit allen bekannten Folgen.) Eine vergleichbare Situation wird zukünftig mit aller Konsequenz vermieden. Früher, in kleinen Gruppen, war das ein phylogenetisch unbedingt sinnvolles Verhalten – denn die Gefahr des Sterbens der ganzen Gruppe, also des gesamten Genpools bei Resignation oder Nichtstun war einfach zu groß. Heute ist es allzu oft nur die Quelle weiteren Übels.

2) Regelmäßig dauert es in solchen Fällen Jahre bis zum Finale. Denn die Anti- Waffen- Kreuzzügler gehen meist durch alle Instanzen unseres Rechtssystems, und während der Dauer des Rechtsstreits bleibt es beim Verbot! Die Verwaltung kann nicht im Unrecht sein, ein Angehöriger des öffentlichen Dienstes damit auch nicht. Praktischerweise geht man ja selbst auch kein Risiko ein, denn es bezahlt garantiert ein anderer: Gewinnt man, das ist bei der äußerst restriktiven Rechtsauslegung unserer Richterschaft wesentlich öfter der Fall als umgekehrt, zahlt eh der klagende „Missetäter“, der Hirni. Geht es mal andersrum, findet sich ausnahmsweise mal ein Richter, der die Sache anders sieht – dann zahlt eben die öffentliche Hand, aus Steuermitteln. Und damit der siegreiche Untertan mit. Das nenne ich ein geradezu geniales System. Es wird Zeit, dass man zumindest für die gröbsten Fälle die persönliche Amtshaftung einführt. Wir sollten das mal anstoßen …

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Der alltägliche Wahnsinn

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Alternative Asyl?

 

Heute, 18. August 2017, erscheint in der hiesigen Tageszeitung (Westfälische Rundschau) ein Artikel, der mich einmal mehr überlegen lässt, ob es eventuell nicht doch besser ist, irgendwo anders in der Welt um Asyl nachzusuchen. Bevor es noch schlimmer wird. Obwohl ich dieses schöne Land eigentlich liebe. Aber der Reihe nach:

Es ist kein großer Artikel, einspaltig, unter der Rubrik „Region“. Der Titel: „Juwelier darf keine Waffe mehr tragen“. Unterzeile: Richter empfiehlt Sicherheitsdienst.

Da habe ich ganz spontan und eher amüsiert gedacht: Na ja, der Richter hat ein ausgeprägt soziales Gewissen, schließlich sind Sicherheitsdienste heutzutage bekannterweise eine der letzten Anlauf- Adressen für gering Qualifizierte, wie´s so schön heißt. Wenn man aber weiter liest, dann ist man nicht mehr amüsiert.

Zum Hintergrund: Ein Dortmunder Juwelier hat 1995 auf Antrag einen Waffenschein ausgestellt bekommen, keine WBK, sondern einen Waffenschein, also die Erlaubnis, eine geladene Kurzwaffe verdeckt auch in der Öffentlichkeit tragen zu dürfen. Nachvollziehbare Begründung damals: Der Mann ist unbescholten, nicht kriminell, er transportiert regelmäßig Preziosen in einer Wert- Größenordnung im bis zu siebenstelligen D-Mark- bzw. €uro- Bereich zu seinen Kunden, und die Welt ist schlecht.

Fatalerweise verliert der Juwelier das Dokument, also den Waffenschein. Kein Problem, hat der sich gedacht, ist ja nichts passiert, denn schießen kann man mit dem Papier nicht, also ab aufs Amt und die Ausstellung eines Ersatz- Dokuments beantragt. Eine alltägliche, ganz banale Angelegenheit also. Oder?

Oder! Denn das war nichts. Gar nichts. „Den gibt´s nicht mehr“, wurde ihm eröffnet. Zwar haben sich die Umstände und Probleme des Juweliers nicht geändert, sehr wohl aber die Zusammensetzung in den Amtsstuben bzw. die dort seit Jahren vorherrschende Art und Weise, diese Welt wahrzunehmen. Denn die Ämter sind mittlerweile fast vollständig okkupiert von den Leuten mit dieser seltsam weichgespülten Weltsicht, die da meint:

Wenn es irgendwo ein Problem wie z. B. kriminelle Aktivitäten gibt, machen wir ein Gesetz dagegen, und alles ist gut. Den Bürger haben wir damit sicher geschützt, denn alle Kriminellen halten sich natürlich an unsere Gesetze. Wir müssen aber noch weiter denken und gehen, nämlich den Bürger, dieses große, naive Kind, vor sich selbst schützen. Der Juwelier z. B. könnte sich ja selbst ins Knie schießen, wenn er bei einem Überfall seine Waffe zieht. Oder einen uneinsichtigen oder ahnungslosen Kriminellen verletzen, der versäumt hat, die neuen Gesetze zu lesen und in seiner Unkenntnis einfach weiter bewaffnete Raubüberfälle begeht. Das geht nicht. Gar nicht.

Also wird die Ausstellung des Ersatz- Dokuments von Amts wegen verweigert. Denn die Welt hat sich ja entscheidend verbessert seit 1995. Vorherrschende Meinung (in den Amtsstuben!) ist:

Die Gesetze sind seit 1995 derart verdichtet worden (was stimmt!), dass es gar keine Möglichkeit mehr gibt, Raubüberfälle zu begehen, ohne straffällig zu werden. Und das will ja keiner, straffällig werden. Weiterhin sind unsere Sicherheitsbehörden, also unsere Polizei, so souverän und erfolgreich geworden in Sachen Prävention und Präsenz, dass es überhaupt keine denkbare Möglichkeit für Kriminelle mehr gibt, so etwas Abstruses wie einen Raubüberfall oder eine sonstige Gewalttat zu begehen.

Terrorismus? Rechtsfreie Räume in von libanesischen Familien- Banden dominierten Stadtteilen in deutschen Großstädten? Organisierte Kriminalität, professionelle Raubzüge vorwiegend ausländischer, meist osteuropäischer Gangsterbanden? A bah! Was ist das denn? Gibt´s gar nicht. Alles eine reine Erfindung dieser Presse- Fuzzies.

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Unser Rechtsstaat

So weit, so gut. Ärgerlich für den Juwelier. Aber wir haben ja noch unsere unabhängigen Gerichte, auch wenn´s Unmengen an Zeit (während der unser Juwelier, weil unbewaffnet, sich auf den guten Willen der Kriminellen verlassen muss) und Geld kostet (davon hat er ja genug, der Juwelier).

Das aber, also das Vertrauen in die unvoreingenommene Justiz ist, wie man mittlerweile in eingeweihten Kreisen weiß, ein Trugschluss. Und was für einer. Denn auch in die Richterstuben hat diese oben geschilderte Realitätsferne und völlig unlogisch- widersprüchliche Weltsicht längst Einzug gehalten. Man denke nur an das Urteil des BVerwG in Bezug auf die Null- Promille – Forderung für Waffenträger.

In diesem Falle hat der Richter Wolfgang Thewes, Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, wie folgt Recht gesprochen (ich zitiere hier den Artikel auszugsweise und wörtlich):

Satz 1: „Das (die Verweigerung des Ersatz- Waffenscheins, d. Verf.) sei richtig. Schließlich sei er noch nie überfallen worden. Statt eine eigene Waffe zu tragen, solle er lieber darüber nachdenken, einen Sicherheitsdienst zu beauftragen.“

Und:

Satz 2: „Wenn ein Täter – wie im Krimi – aus dem Hinterhalt kommt und Ihnen eine Pistole an die Schläfe hält, nützt eine Waffe am Hosenbund doch gar nichts.“

Zitat Ende.

Whow!! Da staunt man. Über so viel Weisheit und wahrhaft tiefschürfende Durchdringung des Seins. Also, wenn ich sowas lese, verfestigt sich meine Meinung, dass unsere Richter, bevor sie auf die Welt losgelassen werden, nach Studium und Examen mindestens ein Jahr Streetworker- Arbeit an sozialen Brennpunkten, daran schließend ein Jahr Streifendienst in einer Großstadt- Polizeieinheit und anschließend ein Jahr in einem Kriminaldezernat für Gewaltverbrechen Dienst tun müssten. Mit Nachweis und Zeugnis, versteht sich. Das ist ja wohl nicht zuviel verlangt für Leute, die später als unabhängige Richter Recht sprechen sollen und dürfen und damit ganz entscheidenden Einfluss haben auf die freiheitlich – demokratische Grundordnung, die Auslegung unserer Gesetze und auf das Leben jedes einzelnen Bürgers. Das hat Richter Thewes nie erleiden müssen, deswegen gibt´s bei ihm Raubüberfälle anscheinend nur im Fernsehen, wie seine süffisante Bemerkung „wie im Krimi“ vermuten lässt.

Doch gehen wir mal auf die richterlichen Bemerkungen ein wenig ausführlicher ein, da diese Gedankengänge ja offensichtlich die intellektuelle Grundlage des Urteilsspruchs waren.

Zum ersten Satz habe ich schon oben einige Bemerkungen gemacht. Tatsächlich ist es so, dass es für solche Sicherheitsdienst- Jobs keine geregelte Ausbildung gibt. Da trifft man also Leute von bis, sicherlich auch einige ausreichend bzw. gut Qualifizierte. Aber im Großen und Ganzen ist es so, dass es mit den Anforderungen an Ausbildung und berufliche Qualifikation in dieser Branche nicht weit her ist. Das ist auch der Grund dafür, dass diese Jobs relativ mies bezahlt werden. Es kann aber auch sein, dass sie deswegen Geringqualifizierte im Übermaß anziehen, weil sie eben mies bezahlt werden. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beiden. Fakt ist: Diese Leute, will der Richter, sollen hier für die Sicherheit unseres Juweliers Sorge tragen. Ein teurer Spaß noch dazu, weil so ein Rundumschutz viel Geld kostet, auch wenn der Hilfs- Sheriff selbst nur wenig davon abbekommt.

Kommen wir zum Argument „schließlich noch nie überfallen worden“. Da tun sich Welten auf, in dieser Klarheit und Konsequenz hat das noch nie jemand erkannt! Da entwaffnen wir doch auch gleich unsere Bundeswehr. Schließlich ist die seit ihrer Entstehung 1956 ! auch noch nie überfallen worden. Und für einen ganz erheblichen Teil unserer Polizeibeamten trifft das ebenfalls zu. Keine Panzer, Artillerie, MGs und G 36 bei der Bundeswehr, keine P 99 bei der Polizei mehr: Was würden wir für Geld sparen!

Zum zweiten Satz: Da verweise ich auf meinen Vorschlag, unsere Richter mit der Lebenswirklichkeit bekannt zu machen, bevor man sie auf den rechtssuchenden Bürger loslässt.

Spielen wir so ein Szenario mal durch: Unser Juwelier, nennen wir ihn J, muss einen eiligen Kunden besuchen (Leute mit viel Geld haben es immer eilig!). Er trägt sein Köfferchen mit Preziosen, sicherheitsschloss- gesichert, ans Handgelenk gekettet, unauffälliges Leder. Hinter ihm geht sein bodyguard, wie´s ja neudeutsch heißt. In der Regel kann man die gut am Typus erkennen, da gibt es zwei Erscheinungsbilder: Entweder drahtig- sportlich, Typ Kampfsportler. Oder bullig- massig, Typ Diskotheken- Türsteher. Die Vertreter beider Typen eint Folgendes: Fast immer sind sie dunkel- „unauffällig“ gekleidet, fast immer tragen sie auch bei Regen, ja sogar bei Dunkelheit Sonnenbrillen, und immer fixieren sie jeden im Umkreis von 100 Metern mit diesem ernst- aufmerksamen, prüfend- warnenden Blick: „Versuch´s erst gar nicht!“ Also sind sie, wie Reinhard Mey das damals so schön formulierte, typische Träger einer „Non- Konformisten- Uniform“.

Weiter also: R (Räuber) hat J ins Visier genommen, heute gilt´s, die Gelegenheit ist günstig. Für das, was folgt, gibt´s auch gewisse Regeln, im Wesentlichen zwei Szenarien.

Szenario 1: R tritt an einer passenden Stelle hinter J und hält ihm seine Waffe (er hat ja eine, wenn auch keinen Waffenschein) an die Schläfe. Das wäre aber dumm. Ziemlich. Denn damit hätte Sicherheitsmann S die Möglichkeit, seine Waffe aus dem Holster zu fummeln und ihm ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Im schlimmsten Fall, wie´s im Jargon heißt, den „Kopf wegzupusten“. Das will R aus nachvollziehbaren Gründen natürlich nicht. Gehen wir also davon aus, dass er solches Ungemach zu vermeiden trachtet und damit eher Szenario 2 eintreten wird:

R tritt, geradezu infam das Urteil des Herrn Thewes unterlaufend, plötzlich und überraschend hinter  (S!!!) und hält ihm eine Waffe an die Schläfe, nimmt diesem (S!), denn R ist ja nicht dumm, zumindest kann er mit einiger Wahrscheinlichkeit eintretende, zu erwartende Entwicklungen gedanklich vorwegnehmen, hier z. B. die Möglichkeit, dass S, sobald er die Gelegenheit hat, versuchen wird, seine Waffe zu ziehen, diese (die Waffe) weg. (Alles verstanden? Gut.) J steht die ganze Zeit daneben, er hat ja keine Waffe, und wegzulaufen traut er sich nicht, denn R hat eine Waffe. Dann hält er (R) J die Waffe an die Schläfe und nimmt ihm das besagte Köfferchen weg. Dass das so oder so ähnlich kommen wird, ist mit an Sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, denn die Herren vom Stamme R sind ja nicht dumm und erkennen Sicherheitsleute so sicher am Outfit und Auftreten, wie es jeder normale Bürger auch tut.

Also muss man überlegen, wie eine solche (für J) vermögensmäßig abträgliche Agens zu verhindern ist. Eine Möglichkeit wäre, dass S, wie in den Filmen über Zugriffe von Spezialkommandos der Polizei immer so schön zu sehen ist, ständig mit im Anschlag gehaltener Waffe seinen Auftraggeber J umkreist. Damit vermeidet er einigermaßen sicher, dass Szenario 2 eintritt, denn er hat seine Waffe ja schon im Anschlag. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass das mit Sicherheit zu erheblichem Aufruhr im öffentlichen Raum führen würde. Zwar hätte so ein Auftritt für manche Passanten erheblichen Unterhaltungswert, würde aber mit Sicherheit zum vollständigen Kollaps der Notrufnummer 110 führen. Außerdem wäre das Ganze auch für Auftraggeber J eventuell hochnotpeinlich.

Dazu kommt: R könnte ja jetzt in seiner grenzenlosen kriminellen Energie dazu übergehen, den S, der ja durch sein Erscheinungsbild und Verhalten unverwechselbar auszumachen ist, aus Distanz und überraschend kampfunfähig zu machen, sprich zu erschießen. Sozusagen prophylaktisch. Dann fände anschließend wieder Szenario 1 Anwendung, allerdings in diesem Fall ohne Mitwirkung von S.

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Fazit

Man sieht, es ist nicht so richtig einfach, wenn man die Welt mit dem mentalen bzw. ideologischen Brecheisen von aller Gewalt befreien will. Vor allem dann nicht, wenn man seine Utopien nicht zu Ende denkt. Und das scheint mir hier der Fall zu sein. Ich meine, niemand kann verhindern, ja man kann es auch nicht wollen, dass unsere Richterinnen und Richter völlig von der Gesellschaft entkoppelt sind. Das geht auch gar nicht, weil ohne die Kenntnis von Sitten, Gebräuchen, moralischen Werten niemand seine Umwelt, Mitmenschen einschätzen, geschweige denn Recht über sie sprechen kann. Für einiges aber sollten wir Sorge tragen, nämlich dass wir nur Leute ins Richteramt berufen, die nicht über ein einseitig ideologisches Weltbild verfügen und von diesem auch noch in ihren Urteilsfindungen komplett gesteuert werden. 1) 

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Was ich meine?

Na ja, ganz einfach: Der Mann ist offensichtlich ein seriöser, völlig rechtstreuer, unbelasteter, angesehener und steuerzahlender Bürger dieses schönen Landes. Man stellt ihm, wie beantragt, ein Ersatz- Dokument für seine Waffe aus. Die Folgen: Er kann sich auch in Zukunft weiter selbst beschützen, kann an Weihnachten, zu Ostern, nachts, wann immer es nötig ist, einen eiligen Kunden besuchen und Umsatz und damit erhebliches Steueraufkommen generieren, damit wir weiter Richter ausbilden lassen können, er vertraut weiter darauf, mit einigem Recht, wie ich meine, dass die Waffe eben doch Schutz gibt – die Welt ist schön.

Wir hätten, wie in diesem Fall, keinen sauteuren, endlos langen, jede Menge Steuergeld kostenden Verwaltungs- Akt produziert. Es könnten sich die sauteuren Beamten, die den Waffenschein verweigert und sich wochen- und monatelang mit nichts anderem beschäftigt haben, jetzt nicht selbstzufrieden in die Amtssessel zurücklehnen und sagen:

Dem Spinner haben wir´s gezeigt! Wäre ja wohl gelacht, wenn der Bürger machen könnte, was er will! Und wenn er dreimal im Recht ist!

Wir sind weit gekommen.

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Kirchveischede, 18. August 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) In diesem Sinne ist es längst überfällig, dass unser Erziehungssystem, vor allem dessen Personal, nach den gleichen Aspekten ausgerichtet wird. Es ist jedermanns Recht, auch das eines Lehrers, z. B. überzeugter Veganer zu sein. Es kann aber nicht sein, dass er entweder ausdrücklich oder durch sein Verhalten diese persönliche Vorliebe den ihm anbefohlenen Kindern aufoktroyiert. Genauso verhält es sich mit den Universitäten und Amtsstuben. Jedwede Phobie halte ich persönlich für eine Störung des natürlichen seelischen Gleichgewichts, und Hoplophobie ist eine Phobie. Vor allem dann, wenn sie zu solch völlig sinnfreien und widersinnigen Ergebnissen führt wie hier.

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Die Attentate von London

oder

von zwei Wegen, seinen Job zu tun

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Ich sehe gerade die Tagesschau, nach den Attentaten in London, einige verkrachte Spinner haben sich da wieder ausgetobt. Acht Minuten nach Beginn der Tötungs- Orgie war die Polizei da, sehr schnell also, wie man eifrig betont, und hat das Drama beendet. Final, letal. Beim Interview höre ich die Sprüche unseres Kanzleramts- Ministers Peter Altmaier. Das Übliche. Es geht, natürlich, um die bedrohte innere Sicherheit. Altmaier, natürlich, fordert neue Befugnisse für alles und jeden, vor allem für den Verfassungsschutz. Das bedeutet, natürlich, neue Einschränkungen für die bedrohten Bürger, die er und seine Beamten ja schließlich „beschützen“ müssen. Der Reflex liegt nahe, und viele Bürger lassen sich jetzt sicherlich einfangen und stimmen lebhaft zu. Nur frage ich mich, was das soll, wenn solche „Experten“ wie Altmaier und wie sie alle heißen bisher noch nicht mal in der Lage sind, die bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten auch nur annähernd auszuschöpfen?

Ich erinnere da an den Fall Amri, den kranken Spinner vom Breitscheid- Platz. Er war lange auf dem Schirm von so gut wie allen deutschen Sicherheitsbehörden außer vielleicht der Küstenwache, er hätte zigmal verhaftet werden können und müssen. Es ist nichts passiert. Und nicht nur das: Es wurden sogar Akten „frisiert“, um das kollektive Versagen zu bemänteln und zu vertuschen. Die gleichen Akteure aber stellen sich gerade mal wieder auf und schreien nach „mehr Befugnissen“. Und das heißt, nach mehr Einschränkungen der Bürger. Ich persönlich bin folgender Ansicht:

Es gibt für Politiker und höhere Funktionsträger (Beamte, Minister) zwei Wege, den Job zu tun:

Der erste ist simpel und wird vom schaffenden Bürger permanent, Tag für Tag eingefordert: Man hebt den Arsch und verbessert und optimiert im Rahmen der bestehenden Umstände und Gesetze permanent seine Arbeits- Methoden, sein Wissen. So begegnet man flexibel immer neuen Situationen und Anforderungen; die Welt ist nämlich bekanntlich ein Chaos voller Unsicherheiten. Um dem begegnen zu können, muss man denken (können).

Der zweite Weg: Man ist dazu intellektuell und / oder aus reinen Bequemlichkeitsgründen nicht willens und / oder nicht in der Lage. Dann fordert man vom Bürger und Wähler, dass der ergeben peu à peu seine verfassungsmäßig garantierten Rechte aufgibt, nur damit man sich selbst weiter in Ruhe bestimmte Körperteile schaukeln kann.

Politiker vom Schlage 1 sind fast gänzlich ausgestorben, hat man den Eindruck. Die vom Schlag 2 habe ich satt. Gründlich. Deswegen sind ja auch gerade die Grünen und Roten hier in NRW vom Acker gejagt worden.

Wenn solche Leute von vornherein wissen, dass sie mit dem Rüstzeug nicht klar kommen, das sie für ihren Job mitkriegen (abgesehen von den satten Diäten und fetten Pensionen) – warum um Himmels Willen lassen diese Versager sich dann wählen? Oder werden Beamte? Das wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben.

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Zum Mitschreiben:

Der Bürger ist nicht dazu da, dass er ergeben immer weitere Beschränkungen seiner verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrechte schluckt, nur damit die Damen und Herren Politiker und hohe beamtete Funktionsträger dieses schönen Landes sich weiter darum herumdrücken können, endlich mal das zu tun, was permanent vom Bürger verlangt wird: Den Hintern zu heben, siehe oben, mit dem auszukommen, was man hat, und das, was man hat, Tag für Tag zu optimieren.

Da stecken so viele Möglichkeiten drin, unbekannte Schätze, man glaubt es manchmal gar nicht. Man muss nur ein Auge dafür haben, es sehen und umsetzen wollen.

Aber wie heißt es so schön im Volksmund? Wenn einer nur ´nen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ´n Nagel aus. Bei Politikern heißt das: Neue Gesetze, alles so kompliziert machen wie´s gerade eben geht! Eine schöne Parallele dazu ist das europäische und deutsche Waffenrecht. Was erreicht man damit? Mehr Sicherheit? Keine Angst, das war kein abgeschmackter Witz, sondern eine rhetorische Frage.

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Noch mal zum Mitschreiben:

Und wenn alle anderen Möglichkeiten nach Methode 1 wirklich ausgeschöpft sind, dann muss man eben das Undenkbare in Angriff nehmen. Und das Undenkbare heißt eben nicht, weiter die verfassungsmäßigen Freiheitsrechte zu beschränken. Denn das wird seit Jahrzehnten schleichend gemacht und hat uns zu keinem winzigen Deut an größerer Sicherheit geführt, wie man sieht.

Nein, dann muss eben jeder unbescholtene, gesetzestreue Bürger das Recht haben, eine Waffe zu tragen. Es wird ja niemand dazu gezwungen. Aber nehmen wir mal an, nur jeder zehnte solcher Bürger in London hätte eine Waffe dabei gehabt. Glauben Sie, dass die Terroristen dann volle acht Minuten Zeit gehabt hätten, lustig vor sich hin zu morden? Nein, dann wäre das Drama nach spätestens einer Minute beendet gewesen, und ganz sicher nicht erst nach sieben oder acht Morden. Anders Breivik lässt grüßen. Der hatte sogar über eine halbe Stunde Zeit zu töten, bevor bewaffnete Einsatzkräfte eintrafen. Derweil stand ein unbewaffneter! Polizist am anderen Ufer und hat die Hände gerungen.

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Kirchveischede, 4. Juni 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Heute im Lokalfernsehen

 

oder

 

Wie man sich nach Kräften selbst zum Deppen machen kann

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Heute im Lokalfernsehen, um 19:40 Uhr, WDR 3, Lokalredaktion Siegen, ein kurzer Beitrag: „Die Jäger beantragen die Verlängerung der Jagdzeit auf Schwarzwild.“ „Die Jäger beantragen … „ Das hat mich so wütend gemacht, dass ich spontan jetzt diesen Beitrag einstellen musste, unredigiert.

Nach dieser Einleitung darf sich Minister Remmel (nicht etwa, z. B. aus Gründen der ausgewogenen Berichterstattung, auch ein Jäger oder gar Herr Müller- Schallenberg) verbreiten mit furchtbar klugen Einlassungen: „Schweine sind furchtbar schlau“. Dann kommt „Jagdzeiten verlängern alleine bringt nichts, man muss die Jagdmethoden ändern, z. B. revierübergreifende Jagden veranstalten“. Also gewohnt substanz- und inhaltslose Remmel´sche Sprechblasen. Da redet, wie jeder Fachmann merkt, der berühmte Blinde von der Farbe. Das Wichtige aber: In der gewohnten Dreistigkeit und unter Umkehrung aller Fakten und Tatsachen geht er fröhlich von seiner krachenden Pleite weg und unmittelbar in den Angriff über: Die Jäger sind´s. Man merkt ihm zwar an, dass er in der Bredouille ist, ungewohnt verkniffen, wie er in die Kamera schaut, dass er sich nicht so richtig wohl fühlt, aber was soll´s: Man hat ja seine überparteilich- unabhängige, steuergeld- finanzierte WDR- Redaktion zur Seite (einen Jäger mal ein Statement abgeben lassen? Wozu denn das? Vor allem, wie sähe unser Minister Remmel denn dann aus?) Der Zweck jedenfalls heiligt die Mittel, denn der Zuschauer draußen merkt das schließlich nicht.

Jetzt könnte man als Jäger an der Front ja sagen: Na ja, wozu sich aufregen, schließlich war´s schon immer so, warum sollte sich da was ändern? Ich habe dazu aber keine Lust mehr, und deswegen regt mich das auf. Denn zu konstatieren ist:

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Weite Teile der Jägerschaft mitsamt dem gesamten LJV NRW haben nichts, aber auch gar nichts dazugelernt.

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Da wird ein Riesenaufstand gemacht, mit Wahnsinns- Demos, mit PR- Kampagnen, um das völlig hirnrissige neue Jagdgesetz zu verhindern, es wird, völlig zu Recht, darauf hingewiesen, dass es nicht nur an den sachlichen Erfordernissen vorbeigeht, sondern dass es im Gegenteil in weiten Teilen schädlich ist, die Situation verschlimmert. Es wird mit Riesenaufwand eine Volksinitiative veranstaltet, mit 120.000 statt der nur nötigen knapp 67.000 Unterschriften opulent mit Volkes Meinung ausgestattet und bewehrt – alles geschenkt. Wie die Westfälische Rundschau von heute, 19. Januar 2017, es ganz offen schreibt: „Die Jäger dürfen ihrem Unmut noch einmal Luft machen.“ Das ist wahrlich ein Armutszeugnis: Sie dürfen ihrem Ärger Luft machen. Aber ansonsten, steht nämlich ungeschrieben dahinter, wird sich nicht die Bohne ändern, haben diese Pappnasen gefälligst zu tun, was man ihnen sagt. Basta.

Und wir helfen tatkräftig mit.

Denn als sich nach nur einem Jahr!, wie von uns vorausgesagt, die Situation zuspitzt, die Bauern wegen ausufernder Wildschäden auf die Barrikaden gehen (die Bauern übrigens, die sich in puncto Jagdrecht völlig zurückgehalten haben nach dem Motto: „Was geht uns das an? Lass´ die Jäger doch ihre Probleme allein regeln. Hauptsache, die Idioten löhnen pünktlich ihre Jagdpacht, je mehr, desto besser“)1), gerade also, als der „Fachminister“ Remmel, als die Grünen mitsamt ihren Auftraggebern absehbar ins völlige Desaster schlittern – was machen wir Jäger?

Wir stellen devotest Anträge auf Verlängerung der Jagdzeiten. Bitte, bitte!

So was muss man mögen. Nicht nur, dass wir uns für die Öffentlichkeit damit wie gewohnt als schießgeile Dämlacken darstellen, als völlig konfuser und unkoordinierter, grenzdebiler Hühnerhaufen: Nein, wir bringen es fertig und holen noch dazu unseren erklärten Gegnern, ja Todfeinden der Jagd in unserer jahrhundertelang tradierten Form, denen holen wir die glühend heißen Kastanien aus dem Feuer, gerade, als sie kurz davor sind, der Öffentlichkeit erklären zu müssen, dass ihr neues Jagdrecht genau das ist, als was wir Jäger es von Anfang an bezeichnet haben:

Völliger ideologie- gesteuerter Schrott, als Machtspielchen mit Überrumpelungstaktik und unter Einsatz von viel Jägermeister durch´s Parlament gepeitscht.

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Und was sollten wir machen?

Das, was jede andere mit einigermaßen strategischem Knowhow ausgestattete gesellschaftliche Gruppierung, deren Rechte aus durchsichtigen Gründen völlig negiert werden, in einer Demokratie üblicherweise tut: Wir sollten endlich mal professionell politisch reagieren auf die Dauerschikanen der Gegner vom reinen Stamme Nimm. Ich erinnere nochmals daran, was wir Jäger seit vielen Jahrzehnten auf unsere Kosten Jahr für Jahr für die Allgemeinheit und den Staat regeln, unter Einsatz von vielen (versteuerten) Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland.

Was spricht dagegen, abzuwarten, bis sie der öffentliche Druck dazu zwingt, uns höflich zu bitten, länger zu jagen, unter Aussetzung der Bestimmungen ihres gerade erst etablierten Jahrhundert- Gesetzwerks?

Das würde einen Akzent setzen, der der Realität entspricht. Vor allem: Würde das jetzt kurz vor den kommenden Landtagswahlen in NRW geschehen, dann wäre das die Steilvorlage für die Noch- Opposition geworden, hätte mitgeholfen, den sowieso zu erwartenden Absturz von Grün- Rot in eine krachende Niederlage umzuwandeln, die Grünen auf absehbare Zeit als Koalitionspartner für begehrlich schielende CDU- Kader zu verbrennen. Was kein Schaden wäre, denn einen gesellschaftlichen Nutzen oder einen Gewinn für unsere freiheitlich- demokratische Grundordnung sehe ich in der Partei nicht.

Aber wir, wir müssen ja Wahlhilfe leisten. Nur den beiden erwiesen falschen Parteien. Die reiben sich gerade mal wieder ob der unbeschreiblichen Dämlichkeit der Jäger ungläubig die Augen und können ihr Glück gar nicht fassen.

Dem NABU, dem BUND jedenfalls wäre eine solche unsägliche Stümperei nicht passiert. Das steht fest. Aber die orientieren sich ja auch an der Politik, vor allem betreiben die keine Vereinsmeierei in den Chefetagen. Und die haben klare Ziele vor Augen, und damit keine Unklarheiten entstehen: Umwelt und Natur zählen die nicht zum Unternehmensziel. Die sind Mittel zum Zweck bzw. Ziel, und das ist, Gewinne zu erzielen, wie jeder andere Gewerbebetrieb auch.

Das müssen wir, die Jäger und unsere Verbände, ja nicht nachahmen. Aber wir sollten uns endlich mit unserer Tages- und Verbandsarbeit an den politischen Realitäten orientieren, vor allem die gleichen Mittel einsetzen. Man muss ja nicht unbedingt „Il principe“ und „Vom Kriege“ studiert haben, um einen Begriff von politischen Strukturen, ihren Mitteln und Methoden, von Strategie und Taktik zu bekommen (hilfreich wär´s schon).

Ich persönlich wäre schon zufrieden, wenn ich das Gefühl vermittelt bekäme, dass man in Teilen unserer Zunft und in den diversen Verbänden ab und an mal die Tageszeitungen liest, und zwar nicht nur den Lokalteil.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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Kirchveischede, 19. Januar 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Dass die uns nicht für voll nehmen, erklärt sich schlicht und einfach durch die hier von mir beschriebene völlige Naivität und Konfusion, das komplette Nichtvorhandensein auch nur ansatzweise politischen Denkens in unseren Reihen, vor allem in den Verbänden. Es wird Zeit, dass wir endlich mal Profis einstellen und die Vereinsmeier zwar weiter den Grüßaugust spielen lassen, ihnen aber jeglichen Einfluss auf das Tagesgeschäft nehmen. Damit endlich mal die nötigen koordinierten, zweckmäßigen, zielorientierten Maßnahmen getroffen werden, die sich vor allem an der realen Welt, vulgo an den politischen Realitäten ausrichten und auch deren Regeln Rechnung tragen.

 

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Erlaubnis nach § 27 Sprengstoffgesetz

oder

Achmed, the dead terrorist….

 

Ich muss dieses Jahr meine „Erlaubnis nach § 27 des Sprengstoffgesetzes“ verlängern lassen. Wir Jäger bzw. Sportschützen nennen sie kurz den „Wiederladerschein“. Wer den hat, darf seine Munition selbst herstellen. Ich habe die Erlaubnis seit 1996, damals habe ich den dreitägigen Lehrgang gemacht. Das Ding ist dreimal verlängert worden, kein Problem.

Tatsächlich aber lauern die zuständigen Behörden buchstäblich darauf, dass man mal vergisst, die Erlaubnis zu verlängern, sind mit anderen Worten ganz wild drauf, so viele wie möglich von denen einzuziehen. Man kann dem Bürger und Untertanen nicht trauen. Es wird lediglich verklausuliert darauf hingewiesen, dass „nur bestehende Erlaubnisse verlängert werden“. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn die ganz erhebliche Konsequenz ist: Versäumt man die Frist, ist man „par ordre du mufti“ ab sofort wieder „unkundige Person“. Mit einem amtlichen Federstrich. Das heißt, will ich weiter wiederladen, muss ich den Lehrgang neu machen. Beati pauperes spiritu.

Ich bin nun schon ziemlich lange in diesem Leben, insofern kenne ich die gängigen Idiotien. Aber das hier ist mal wieder eine der Kisten, die man beim besten Willen nicht begreift. Ich habe zwar die Sachkunde erworben, wie gesagt durch einen vollgepackten Lehrgang. Die ist also in meinem Kopf und ist seitdem durch dauernde Beschäftigung mit Waffen, durch tausendfaches Wiederladen, durch Austausch mit anderen Wiederladern und durch das Studieren und Anlegen einer umfangreichen Bibliothek zum Thema auch nicht kleiner geworden. Trotzdem: Frist versäumt, ab zum Lehrgang. Oder eben aufhören zu laden. Mit allen Konsequenzen, als da sind: Arschteure Fabrikmunition, üben auf dem Schießstand nur noch sehr, sehr reduziert, weil finanziell einfach nicht zu stemmen, Verschrotten der sauteuren Ausrüstung oder verkaufen zu Schleuderpreisen usw. usw.

Meinen Jagdschein, meinen Führerschein Klasse II z. B. muss ich auch immer wieder verlängern. Wenn ich das aber ruhen lassen will, sagen wir, beim Jagdschein, weil ich beruflich für ein paar Jahre ins Ausland verschwinde, beim Führerschein Klasse II, weil ich auf absehbare Zeit keinen 38- Tonner bewegen muss – kein Problem. Wenn ich dann zurückkomme und wieder jagen gehen will, verlängert man mir die Erlaubnis ganz ohne Probleme wieder. Will ich wieder LKW fahren, ebenfalls. Beides mit der nachvollziehbaren und sehr logischen Begründung: Na ja, der hat´s vorher gekonnt, eine Prüfung abgelegt, warum sollte der das in der Zwischenzeit verlernt haben?

Nicht so, wie gesagt, beim Sprengstoffschein. Frist verpennt – keine kundige Person mehr. Die müssen wirklich Probleme haben, die Typen, die so einen Duffsinn in Gesetzesform bringen. Oder sie haben einfach nur Angst vor ihren Bürgern. Wie damals die DDR- Bonzen.

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Die Hauptsache

Aber kommen wir jetzt mal zur Hauptsache, denn das war bisher nur der Vorspann und noch nicht mal das, was mich wirklich verstört. Das folgt jetzt: Ich habe also zwecks Verlängerung dieses WL- Scheins hier beim Kreis angerufen. Ich bekomme den Sachbearbeiter ans Telefon, der ist gut drauf: Sehr freundlich, eloquent, er weiß, wovon er redet, und Kundendienst kann er auch: „Sie brauchen sich um nichts zu kümmern, ich schicke Ihnen die nötigen Unterlagen raus.“ Und sie waren da, am nächsten Tag. So stelle ich mir den öffentlichen Dienst vor. Nach einer ersten Sichtung war mir klar: Dass der Sachbearbeiter so freundlich ist, hat wohl neben seiner guten Erziehung auch den Grund, dass er weiß, was er da im höheren Auftrag rausschicken muss.

Sage und schreibe 7 Seiten Geschriebenes. Das hat neue Qualität, denn da werden hauptsächlich ja Sachen abgefragt, die beim Amt seit 20 Jahren schon bestens bekannt sind. Und da die Überwachung mittlerweile lückenlos ist, bekommen die Typen natürlich in Echtzeit sofort Nachricht, wenn irgendeines ihrer Schäfchen straffällig geworden sein sollte. Oder ist das nicht so? Wozu dann diese Datensammelwut im Overkill?

Der Hit aber, der wirkliche Hit kam erst, und zwar hammerhart. Ich konnte das wirklich erst nicht glauben, es ist aber so, es gibt tatsächlich folgende Frage im Fragebogen:

Sind Sie oder waren Sie Mitglied in einer terroristischen Vereinigung oder einer anderen Vereinigung, die Bestrebungen verfolgt, welche gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen die Gedanken der Völkerverständigung, insbesondere gegen das friedliche Zusammenleben der Völker, gerichtet sind, oder durch Anwendung von Gewalt oder darauf gerichtete Vorbereitungshandlungen auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland gefährden?

Bfffffhhh…. ; da war bei mir erst mal die Luft raus. Darauf muss man ja erstmal kommen.

Vor allem hat mich völlig durch den Wind gebracht, dass darunter die berühmten Kästchen für Ja / Nein eingefügt sind. Was antwortet man denn auf so was? Im Ernst, meine ich? Ich bin kurz davor, da mal „ja“ anzukreuzen, einfach um zu testen, ob das auffällt. Ich bin fast sicher, nein. Ich tu’s natürlich nicht, wer weiß, was ich damit an amtlichen und sicherheitspolitischen Handlungs- Kaskaden in Gang setze.

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Dann kam Achmed…..

Und da kommt Achmed ins Spiel, Achmed, the dead terrorist. Ich bin ein großer Fan von Jeff Dunham. Kennen Sie nicht? Hier mal reinschauen: https://www.youtube.com/watch?v=c_GWYEFGMxE

Ich habe mich also gefragt: Was würde Achmed jetzt sagen? Als Berufs- Terrorist, meine ich. Etwa „ja“? Achmed, da bin ich ganz, ganz sicher, Achmed würde ebenfalls „nein“ ankreuzen. Wie ich. Der ist ja nicht blöde, der Achmed. Kein Kriminalbeamter würde auch nur ansatzweise von was anderem ausgehen. Jeder normal denkende Terrorist wohl auch.

Damit stecken wir aber in einem typischen Dilemma. Und es besteht die Gefahr, dass das irgendwann irgendjemandem in den Amtsstuben auffällt, dass es unter unseren Sicherheitspolitikern, ja sogar in höheren Ämtern irgendwann mal jemanden gibt, der in der Lage ist, Dinge folgerichtig und konsequent zu durchdenken, und zwar zu Ende. Ich meine, zumindest ansatzweise. Der stößt dann irgendwann drauf, dass es vor dem Hintergrund dieser Frage, logisch gesehen, nur folgende Gedankenkette geben kann:

  1. Der Nolting hat hier angekreuzt, er ist kein Terrorist. Wenn´s stimmt, wie in den vergangenen 20 Jahren – kein Problem.
  1. Was aber, wenn das nicht mehr stimmt? Denn „nein“ sagen muss er ja, sonst gibt´s kein NC- Pulver mehr. 1) Wenn er nun doch Terrorist ist? Umgedreht worden oder konvertiert ist? Wenn er gelogen hat, der Nolting? Nicht gut. Gar nicht gut.
  1. Ich glaube, wir müssen den mal verhaften und ´ne Hausdurchsuchung machen. Prophylaktisch. Man kann nie wissen. Die Welt ist schlecht.

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Fazit

Was immer ich auf so eine Frage antworte, ob ja oder nein: Streng genommen muss das in jedem Fall Aktion auslösen.

Bei „ja“ sowieso, obwohl man wohl davon ausgehen kann, dass das die unbedingte Ausnahme bleiben wird. Bei „nein“ aber auch, zumindest stichprobenartig. Das wäre Amtspflicht, denn es könnte ja jeder irgendwas behaupten. Jetzt fragt man sich: Wollen die das? Und wenn nein, wovon ich ja ausgehe: Warum lassen die diesen Schwachsinn dann nicht gleich? Aber das ist und bleibt wohl eines der Geheimnisse unserer „Obrigkeit“.

Was aber heißt das für uns Betroffene? Was lehrt uns das, uns Wiederlader und Jäger? Ganz einfach: Wir sollten unseren Anwalt eigentlich immer bei uns haben. 24 Stunden am Tag, rund um die Uhr. Mitsamt Kamera. Man kann nie wissen. Und wir müssen aufpassen, wen wir wählen. Die Typen jedenfalls, die für den vorstehenden Blödsinn verantwortlich zeichnen, wissen ja noch nicht mal, wie die Verursacher ihrer Paranoia ticken. Ich meine, die kennen noch nicht mal die Denke von Achmed. Das will was heißen.

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Kirchveischede, 23. Januar 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) NC- Pulver für Nitrozellulose- Pulver, vulgo Schießpulver. Für Bomben gibt´s Besseres, weil die Brisanz des Grundstoffs des NC- Pulvers, die Nitrozellulose oder Schießbaumwolle, gezielt herabgesetzt wurde (Esterung), siehe Deflagration = kontrollierter Abbrand. Bombentauglichen Sprengstoff höchster Brisanz dagegen gibt’s in Europa für jeden ad libitum, auch für einen völligen Blindgänger in Sachen Chemie. Z. B. ein Kilo des sehr verbreitet angewendeten Kunstdüngers A., gibt´s in jedem Landhandel (allerdings meist nur im Zentnergebinde), ein bisschen normales Heizöl, und jedes Haus ist Geschichte. Sinnigerweise allerdings „gehört A. nicht zu den eigentlich explosionsgefährlichen Stoffen im Sinne des Sprengstoffgesetzes“ ………

Waffenrecht. Mehr Licht!

Wie man in Deutschland mit dem Thema Waffen umgeht, das ist schon gruselig. Im staatsbürgerlichen Sinn, meine ich. Vor allem im Hinblick darauf, wer hier denn nun vor wem geschützt werden muss. Im Zweifelsfall natürlich, und das scheint unseren zwanghaften Regulierern geradezu auf die Chromosomen geschrieben zu sein, der dumme Bürger vor sich selbst.

Fakt ist: Der Verkauf von Schreckschusswaffen, Pfefferspray, Elektro- Tasern u. ä. steigt in der letzten Zeit signifikant, ja sprunghaft. Wegen Paris, wegen Köln, wegen seit Jahren permanent zunehmender Wohnungseinbrüche mit einer katastrophalen Aufklärungsrate, kurz wegen eines allgemeinen, längst nicht mehr nur diffusen Gefühls persönlicher Unsicherheit.

Und da meldet sich – mal wieder, und von welcher politischen Couleur sonst? – eine grüne „Sicherheits- Expertin“ namens Irene Mihalic (Westfälische Rundschau v. 16.01.2016) und erklärt:

„Das Waffenrecht ist im Hinblick auf Schreckschuss-, Gas- und Signalwaffen zu lax. Wir sollten regeln, dass auch für Kauf und Besitz solcher Waffen eine Berechtigung notwendig ist.“

Das scheint nicht nur so zu sein, das ist ein Reflex in dieser Szene. Noch nicht mal nur ein bedingter im Pawlow’schen Sinn, den könnte man ja wieder rekonditionieren, sprich abtrainieren. Nein, das ist ein unbedingter Reflex. Wie das Augenzwinkern bei Berührung. Siehe Chromosomen. Ein Zwang. Man muss sich klar machen: Es geht hier um Schreckschusswaffen und Reizgas! Keine AK 47 oder Sprengstoffgürtel; die sind für jeden Kriminellen längst frei erhältlich. Ad libitum.

Ich kann mich noch gut dran erinnern: Wenn in früheren Zeiten eine Frau eine Vergewaltigung anzeigte, war es gang und gäbe, dass sie erst mal richtig durch die Mangel gedreht wurde, vor allem, wenn sie nicht angeben konnte, wer der Vergewaltiger war (schon mal stellten die sich nicht vor, diese Typen). Polizei und Staatsanwaltschaft prüften dann erst mal mit allem Schnick und Schnack und penibelst, ob man ihr das nicht eventuell selbst anhängen könne, sprich ob das Ganze nicht wohl doch einvernehmlich erfolgt sei. Oder hatte sie den Täter eventuell durch aufreizendes Verhalten zur Tat provoziert, z. B. dadurch, dass sie abends allein vor die Tür gegangen ist? Oft hatte sich das dann von selbst erledigt. Das war schließlich bequem für alle. Für das Opfer zwar nicht, aber was soll´s? Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das führte dazu, dass damals so manches Vergewaltigungsdelikt gar nicht erst angezeigt wurde. Die Zustände sind, Gott sei Dank, weitestgehend Geschichte.

Beim Waffenrecht allerdings noch nicht. Da bleibt’s dabei: Zunächst mal dem Opfer oder dem zumindest potentiellen Opfer ganz scharf auf die Finger schauen. Gesetze erlassen, Rechte einschränken. Das macht aus dieser kruden Sicht auch Sinn, denn Opfer halten sich ja an die Gesetze. Täter nicht. Das macht die auch so unbequem, die Kriminellen. Die kümmern sich einen Dreck darum, was die Grünen und Frau Mihalic da so alles auf den Gesetzesweg bringen. Denen wiederum, so hat man manchmal das Gefühl, scheint es egal zu sein, was die Kriminellen so alles treiben in diesem schönen Land.

Also, wenn ich Chef einer Einbrecherbande wäre, würde ich schnellstens eine Kampagne „Grüne wählen!“ ins Leben rufen. Was hätte ich’s dann gut: Völlig entwaffnete und wehrlose Bürger, ein Paradies. Große Hunde fallen ja längst unter die Kampfhunde- Verordnung, und Zwergdackel eignen sich nun mal nicht als Wachhunde; Mieze fällt auch aus. Wie schön!

Die bekannte Bausparkasse Wüstenrot hat in den 50-er Jahren einen schönen Werbeslogan kreiert: Freie Fahrt ins Eigenheim! Wenn die damals geahnt hätten, wie aktuell der noch mal werden wird….

Es gibt noch eine andere Parabel, die das abstruse Getue so schön beispielhaft beschreibt:

Ein Polizist sieht um Mitternacht einen Betrunkenen unter einer Straßenlaterne herumkrauchen. Er fragt ihn, was er da tue. Der antwortet, dass er seine Schlüssel verloren habe. Der Polizist hilft natürlich suchen. Nach 15 Minuten ist er sicher, dass keine Schlüssel da sind und fragt den Betrunkenen, wo er die denn verloren habe. Der zeigt auf eine dunkle Wiese, ca. 50 Meter entfernt. Fragt der Polizist entgeistert: „Und warum suchen wir uns dann hier ´nen Wolf?“ Sagt der Besoffene: „Weil hier mehr Licht ist.“

„Mehr Licht!“

Das sollen auch Goethes letzte Worte gewesen sein ……

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Kirchveischede, 16. Januar 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

„Zoll hebt riesiges Waffenlager aus“

So titelt die „Westfälische Rundschau“ vom 22. April 2015. Hintergrund: In Schwerte, einer Kleinstadt an der Ruhr in NRW, hat jemand einen schwunghaften Waffen- und Munitionshandel im großen Stil betrieben, jahrelang, unverblümt, vor allem illegal. Man fragt sich, wie das passieren konnte. Wo dem Bürger doch immer wieder versichert wird, dass man nur jede Menge Gesetze brauche, um solche Dinge unmöglich zu machen. Und wir erinnern uns lebhaft: Was haben sie sich diesbezüglich ausgetobt, die Herrschaften, nach Winnenden. Einwände, sogar und durchaus lautstark von der Gewerkschaft der Polizei, dass eine Gesetzes- Orgie nur die Falschen treffen würde, dass nämlich der gesetzestreue, also der normale Bürger einmal mehr in seiner staatsbürgerlichen und politischen Mündigkeit beschnitten wird, wurden empört vom Tisch gewischt. Und so kam es, wie es kommen musste:

Das zentrale Waffenregister (NWR) mitsamt dem damit zusammenhängenden Wust an lebenslang beamteten Personal, schier undurchschaubaren Einzelregelungen und Durchführungsverordnungen wurde beschlossen, den legalen Waffenbesitzern wurde mal eben ein Grundrecht per Gesetz gestrichen, das Waffenrecht wurde „novelliert“ mit der Folge, dass kein Schwein sich mehr auskennt, noch nicht einmal bzw. erst recht nicht die Polizei. Nun kann man ja sagen, es gab in den Jahren danach keine aufsehenerregenden Vorfälle mehr. Wohl wahr. Aber in den 150 Jahren davor mit einem weit liberaleren, handhabbareren, bürgergerechteren Gesetz auch nicht…… Der gute alte Tacitus hatte schon Recht: Corruptissima res publica plurimae leges. Das hat der schon vor 2.000 Jahren erkannt.

Der Artikel

Kommen wir zum erwähnten Artikel der WR zurück. Man muss auch sehen, dass gerade die WAZ- Gruppe, zu der auch die Westfälische Rundschau gehört, seinerzeit die ganz, ganz stramme Linie vertrat, was die geplanten neuen Gesetze und die Verschärfung der bestehenden Bestimmungen anging. Unter dem Aspekt muss man sich den Artikel weiter durchlesen. Die blanke Empörung und Entrüstung schlägt einem entgegen, der Reporter Dietmar Seher zieht alle Register. Eine Frau Haliti vom Zoll zeigt sich erschüttert: „Unvorstellbar, wie ein Mensch aus Gewinnsucht Familie und Nachbar derart in Gefahr bringen kann!“

Man sollte, meine ich, den Ball mal flach halten und den Bürger nicht wieder einmal verscheißern: Munition ist, wenn sie nicht in Patronenlagern und Läufen steckt, relativ harmlos. Wenn sie außerhalb von Waffen gezündet wird, verpufft sie mehr oder weniger; meist wird nur die Hülse aufgerissen, ja selbst das Geschoss steckt danach meist noch im Hülsenhals. Mit Schwarzpulver ist das da schon anders, das ist bekanntlich massenexplosionsfähig. Aber wie auch immer, 2,2 Tonnen auf einem Haufen, das hat schon Qualität. Das hätte, Kettenreaktion vorausgesetzt, zumindest gereicht, sein Einfamilienhaus im Wohnwert, sagen wir, deutlich herabzustufen.

Obwohl, wenn man´s genau betrachtet, relativiert sich auch das. Nehmen wir das Beispiel einer Patrone 6,5 x 65 R mit einem 8,1 g- Geschoss, die hatte ich gerade zur Hand. Das Ding wiegt komplett ca. 26 Gramm. Davon sind sage und schreibe  3,7 g Pulver, bei einer Ladedichte 1. Das sind ca. 14,2 % des Gesamtgewichts der Patrone. Das wiederum entzaubert die 2,2 Tonnen doch ganz gewaltig: An reinem Sprengstoff verbleiben dann, ähnliche Relationen dürfen wir voraussetzen, von den 2,2 Tonnen dann gerade noch gut 0,3. Sicher, damit kann man noch jede Menge Blödsinn anstellen. Aber es töst nicht so gewaltig im Ohr des Lesers wie 2,2 Tonnen, meine ich.

Und eine Waffe per se ist nie gefährlich. Nur der, der über sie verfügt, sie in der Hand hat. Und dieser Hirni hier ist zwar ein Hirni, aber offensichtlich wollte der keinem was tun und hat es ja auch in all den Jahren nicht getan. Aber so lenkt man auch vom eigenen Versagen ab, nach dem bewährten Muster: Haltet den Dieb! Und auf andere zeigen. Damit das deutlich wird: Ich bin weit davon entfernt, diesen Skandal entschuldigen zu wollen, im Gegenteil. Aber ich finde, die Schlussfolgerungen, die wir daraus zu ziehen haben, sind völlig andere als die, die jetzt vordergründig wieder konstruiert werden. Das Ganze belegt nichts weniger als den kompletten Zusammenbruch des Logik- Gebäudes dieser überregulierenden Kleingeister.

Früher und heute

Um es klar zu sagen: Solche Vorgänge waren auch schon in alten Zeiten verboten, zu Zeiten des alten Waffengesetzes also. Nur sind sie damals auch gar nicht vorgekommen, ich jedenfalls kann mich nicht erinnern. Kein Mensch hätte sich das angetan, es bestand kein Bedarf an so etwas. Man kann auch sagen, keine Nachfrage. Jeder mündige und gesetzestreue Bürger durfte sich, wenn er einen vernünftigen Grund hatte bzw. kein vernünftiger Grund dagegensprach, Waffen kaufen (mit Ausnahme der Zeit des „Dritten Reichs“, welch ein Zufall!). Und wie gesagt, seit 1848 hat´s eigentlich gut funktioniert. Und nur die allerwenigsten haben sich Waffen gekauft. Weil sie ja keine brauchten, weil die Dinger teuer sind und und und. Als Status- Symbole taugten die ja auch nicht in ihrer alltäglichen Verfügbarkeit.

Aber heute! Dem Bürger wird langsam klar, dass er längst nicht mehr selbst über sein Leben bestimmen kann, er ist schleichend entmündigt und zum Untertanen degradiert worden. Allerdings, das muss man sagen, mit tätigem Nichtstun eben dieser Bürger.*  Von einer ja so wohlmeinenden Kamarilla von Regulierern und großen Brüdern und Schwestern vor allem aus der rot- grünen Ecke. Die Folge ist: Man löckt wider den Stachel, zumindest im Verborgenen. Man sucht sich Nischen und Freiräume, Möglichkeiten, seine eigentlich nur verschüttete Renitenz, sein Aufbegehren gegen Bevormundung, den in jedem Menschen vorhandenen kleinen Zipfel an Anarchismus wenigstens ein bisschen auszuleben, sich abzuheben von der grauen Masse. Wie sagte Robert Pfaller dazu: „Soziale Distinktion wird immer wichtiger.“

Und da geraten Waffen ins Visier. Weil sie mittlerweile zum Exoten geworden sind, damit zum Status- Symbol einer Szene, die keinen unverbogenen Bezug mehr zu ihnen haben, z. B. als Handwerkszeug bei der Jagd, als Sportwaffe. Die Sicherheits- Organe unseres schönen Landes schätzen denn auch den Bestand an illegalen Waffen auf das, vorsichtig geschätzt, vier- bis fünffache des Bestandes an legalen Waffen! Völlig unreguliert, nirgends erfasst, ohne jede Kenntnis darüber, was genau bei wem eigentlich so in den Schränken steht, auf den Dachböden liegt. Nur redet darüber kein Mensch.

Die Empörung

Und man muss ja auch mal realistisch sein: Es ist ja auch in all den Jahren im Wesentlichen nichts passiert mit den Dingern. So wie übrigens in Schwerte auch nicht, um mal ganz vorsichtig zu versuchen, das „Kapitalverbrechen“ realistisch einzuordnen in den Alltag. Da hat sogar der Wolf schon mehr messbares Unheil angerichtet. Und die vorgetragene Empörung unserer Sicherheitsorgane kann ja wohl nur einem Zweck dienen: Vom eigenen Versagen abzulenken. Wir erinnern uns: Gerade die haben begeistert die Trommel geschlagen für den ganzen Kladderadatsch. (Die einzigen, die zur Mäßigung aufgerufen haben aus dieser Ecke, waren ausgerechnet unsere Polizisten, also die, die zumindest theoretisch ja eigentlich die Hauptbetroffenen wären, wenn scharf geschossen würde in den Straßen der Republik.)

Im Gegenzug wurde dem Bürger hoch und heilig versprochen, dass man nun alle Werkzeuge an der Hand habe, um alles unter Kontrolle zu haben. Ein Grund für diesen missionarischen Eifer liegt auf der Hand: Parkinsons Gesetz über die unwiderstehliche Tendenz von Verwaltungen, sich möglichst weit aufzublähen. Das ist ein ehernes Gesetz und seit langem bekannt und bewiesen, und eigentlich haben wir unsere Politiker dafür, dieser wesensimmanenten, nahezu naturgesetzlichen Dynamik entgegenzuwirken. Nur ist das immer dann schwierig, wenn man aus diesem Pool den Großteil seiner Mitglieder und Wähler rekrutiert. Aber das nur am Rande.

Die Zeit „nach Schwerte“

Nach Schwerte ist belegt: Es hat nichts gebracht. Außer, dass man den legalen Waffenbesitzern, Jägern, Sportschützen z. B., das Leben so schwer wie möglich gemacht hat und weiter macht.** Absolut gesetzestreuen und loyalen Mitbürgern übrigens, wie das jede Kriminalstatistik belegt.

In diesem Zusammenhang fiel mir dann wieder diese Meldung vom Mai 2012 ein; über die hatte ich damals schon mal was geschrieben:

“Das kanadische Parlament hat darüber abgestimmt, die vor über 10 Jahren eingeführte Langwaffenregistrierung wieder abzuschaffen. Dazu der für die öffentliche Sicherheit zuständige Minister Vic Toews: „Es hat nicht dazu geführt, dass keine Waffen von Kriminellen eingesetzt werden, es hat keinem Kanadier das Leben gerettet. Das war einfach der Versuch, der Bevölkerung den Anschein zu vermitteln, dass sie sicherer lebt, ohne etwas Substantielles gegen die Kriminalität zu unternehmen.“

Ein Beweis, dass nüchterner Realitätssinn und politische Vernunft, liberales Denken und Realitätssinn in der Politik sich schlussendlich doch durchsetzen können. Zumindest in Kanada. Und das klappt sogar in Norwegen, wo die Bürger mit der Rücknahme des Verbots für Bleischrote und bleihaltige Geschosse ebenfalls beweisen, dass man diesen Sektierern noch nicht gänzlich auf den Leim gegangen ist.

Wie gesagt: Für Deutschland ist nach Schwerte der Beweis nun ebenfalls erbracht. Es bringt nichts, null, dieser Wust an Gesetzen, Durchführungsverordnungen, Androhung rigidester Pönalen. Aber glauben Sie, dass man hier nun die richtigen Schlüsse ziehen wird? Doch wohl nicht im Traum. Schließlich gibt´s in Deutschland, dem Schlaraffenland der Regulierer, Verwalter und Bevormunder auch noch so sinnige Dinge wie die Sektsteuer. Die bekanntlich Willem II 1902 zur Finanzierung seiner Hochsee- Kriegsflotte eingeführt hat. Nach zwei angezettelten und krachend verlorenen Kriegen haben wir das Ding immer noch am Bein und sind von einer Hochsee- Kriegsflotte weiter entfernt denn je.

Fazit

2,2 Tonnen Munition. 700 Schusswaffen verschiedenster Art. Und ein jahrelanger, schwunghafter Waffenhandel auf absolut gängigen Plattformen wie e-gun u. ä. Wenn es Legalwaffenbesitzer als Käufer gegeben hat, was man ja annehmen darf, haben die die gekauften Dinger auch angemeldet. Wo sind denn die Daten verschwunden? Im Nirwana des ZWR? Man kann über einen solchen abstrusen Widersinn einfach nur den Kopf schütteln.

Wenn aber ein Jäger auf dem Weg von der Jagd nach Hause mit einer Waffe, die er schlicht vergessen hat zu entladen, in seinem Auto angehalten wird, ist er seinen Jagdschein los. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Kirchveischede, 22. April 2015

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

* Eben das meinte unser großer Heinrich Heine, als er reimte: Der Knecht singt gern sein Freiheitslied des Abends in der Schänke.

** Welches Ausmaß die Hysterie mittlerweile angenommen hat und dass sie schon bis zu unseren unabhängigen, souveränen Richtern durchgedrungen ist, zeigt ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus 2014 (Aktenzeichen: BVerwG 6 C 30.13). Ein Jäger wurde angehalten mit 0,47 bzw. 0,39 Promille Blutalkohol- Gehalt. Also nach geltender Rechtslage z. B. weit unter dem Wert der absoluten Fahruntüchtigkeit (1,1 Promille) und nur knapp über der Grenze der relativen Fahruntüchtigkeit (0,3 Promille, „wenn andere Anzeichen hinzutreten“). Die gab es bei dem Mann nicht. Er hat also völlig legal sein Fahrzeug im Straßenverkehr geführt. Aber: Er kam von der Jagd, hatte einen Bock geschossen (wie sinnig!) und vorher zwei Gläser Rotwein getrunken.

Ein Jäger also hat nach diesem Urteil absolut nüchtern zu sein, wenn er seine Waffe führt. Es gilt die absolute 0- Promille- Grenze. Ansonsten Unzuverlässigkeit mit der ganzen Mahalla an Folgen. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das auch für die beamteten legalen Waffenträger gilt, also z. B. für Polizisten, Zollbeamte, Soldaten. Daraus folgt für mich: Rutscht mal eine Betriebsfeier aus, ein Kameradschaftsabend, dann fällt für die betreffende Wache kollektiv die nächste Schicht aus, und Kriege werden mal für einen Tag ausgesetzt. Oder wie soll das gehen?

Ich meine, wir sind uns einig: Waffengebrauch und Trunkenheit zusammen, das geht nicht. Aber irgendwie gießen wir Deutsche immer das Kind mit dem Bade aus, und Zwischentöne gibt es nicht. Vor allem misstraut die „Obrigkeit“ dem einzelnen Bürger massiv in seiner Fähigkeit, selbst einschätzen zu können, inwieweit zwei Gläser Wein oder 0,39 Promille Blutalkohol seine normalen Fähigkeiten derart außer Kraft setzen, dass er zur tickenden, delirierenden Zeitbombe wird. Aber das Urteil ist nun mal in der Welt, und die Verwaltungsrichter, die´s gesprochen haben, lehnen sich wahrscheinlich bei einem leckeren Glas Rotwein in der Mittagspause zurück und sind mit sich sehr zufrieden. Fakt ist: Ich persönlich werde demnächst Montagsmorgens verstärkt darauf achten, ob z. B. ein Polizeibeamter mit der geladenen P 99 am Gürtel nicht eventuell doch gerötete Augen und offensichtlich Kopfschmerzen hat. Habe ich nicht nur einmal gesehen. Aber ab jetzt meine ich, das geht gar nicht mehr. Und Bier am G 36 auch nicht, meine Damen und Herren! Mal abgesehen von den sowieso vorhandenen eingebauten Präzisionsproblemen.

  

Waffenregister abgeschafft

Ich habe mich, aus gegebenem Anlass, wie das so schön heißt, an eine Meldung der Pirsch vom 16. Mai 2012 erinnert. Ich habe sie dann herausgekramt:

„Das kanadische Parlament hat darüber abgestimmt, die vor über 10 Jahren eingeführte Langwaffenregistrierung wieder abzuschaffen. Dazu der für die öffentliche Sicherheit zuständige Minister Vic Toews: „Es hat nicht dazu geführt, dass keine Waffen von Kriminellen eingesetzt werden, es hat keinem Kanadier das Leben gerettet. Das war einfach der Versuch, der Bevölkerung den Anschein zu vermitteln, dass sie sicherer lebt, ohne etwas Substantielles gegen die Kriminalität zu unternehmen.“

Bemerkenswert finde ich die Begründung des Ministers. Na bitte, geht doch! Aber dafür muss man anscheinend Neuwelt- Politiker sein, fern von europäischen, vor allem typisch deutschen, ideologischen Scheuklappen, und man darf sich nicht nach dem Zeitgeist einer Presse richten, die zum großen Teil nicht Bericht erstatten will, sondern die Hysterie einer Öffentlichkeit bedient, die schließlich ihre Zeilenschinderei bezahlt. Und die sie auch praktischerweise noch dazu selbst herbeigeschrieben hat.

Man sieht, man muss im Gegenteil im täglichen Politik- Geschäft das bemühen, was der Schöpfer aller Dinge als „menschliche Vernunft“ vergebens versucht hat, im alltäglichen Leben zu implementieren. So erspart man dem Bürger und dem Staat aufgeblähte Beamtenapparate und Verwaltungs- Moloche, die regelmäßig bereits kurz nach ihrer Schaffung ein Eigenleben entwickeln und die gesetzmäßige Tendenz haben, sich aufzublähen. Zu empfehlen wäre den Damen und Herren Politikern unbedingt die Lektüre der Veröffentlichungen von Parkinson und das Studium des Peter- Prinzips.

Man kann falsche Entscheidungen treffen, niemand ist unfehlbar. Bevor man aber solche Entscheidungen trifft, sollte man sich kundig machen. Z. B. darüber, welche Erfahrungen befreundete demokratische Staaten mit ähnlichen Gesetzen und Vorschriften gemacht haben. Darüber hinaus, das ist eigentlich so banal, dass man es gar nicht mehr erwähnen müssen sollte, sollte man die Fakten kennen, die Basis dieser Entscheidung sind. Dann kann man sich nämlich in 90% aller Fälle überhaupt jedes Gesetz, jede Verwaltungsvorschrift verkneifen.

Hat man aber Neuland betreten und eine Entscheidung in einer Sache getroffen, für die es keine Erfahrungswerte gab oder die nach menschlichem Ermessen eine neue Verordnung vernünftig erscheinen ließ, und stellt sich anschließend heraus, dass die Entscheidung nicht die damit beabsichtigten Ergebnisse erbrachte, dann muss man, siehe Kanada, wenigstens den Arsch in der Hose haben, das einzusehen und richtig zu stellen.

Unsere Politiker haben aber weder Arsch in der Hose noch Rückgrat, verfügen dafür aber über eine ganz gehörige Portion an gottgleicher Abgehobenheit. Wer unsere Ober- Grünen Künast und Trittin und ihre Reaktionen gesehen hat in der Spiegel- TV- Sendung „Ökofimmel“ vom 30. Dezember 2012 (Wer schützt die Umwelt vor den Umweltschützern?), in der sie vom Spiegel- Reporter Alexander Neubacher auf eklatant fehlerhafte, völlig widersinnige und teure Öko- Prestige- Projekte angesprochen wurden, der hat eine Lehrstunde in genervter und majestätsbeleidigter Arroganz erlebt. Der dem Bürger mit Irrsinnsaufwand aufgedrückte und irrsinnig teure Wahnsinn wird mit Zähnen und Klauen gegen jede Vernunft mit grotesk hirnrissigen Begründungen am Leben erhalten, siehe Trittin im Film. Künast wiederum äußert sich sachlich gar nicht, sie beschränkt sich auf flegelhafte Herumpöbelei.

Aber was ist der Grund dafür? Was ist zwischenzeitlich passiert? Ganz einfach:  D i e  Parteien, die die neugeschaffenen Verwaltungsstrukturen geschaffen haben, haben diese in der Zwischenzeit mit Leben erfüllt, sprich zumindest die höher dotierten Leitungsfunktionen mit ihren „verdienten“ Parteigängern besetzt. Mit Leuten also, die mangels persönlicher Eignung nicht ministrabel sind bzw. nicht als Staatssekretäre an die Tröge gesetzt werden konnten. Ganz besonders dreist tun sich hierbei ausgerechnet die politischen  Sauberfrauen und Saubermänner der Grünen hervor, zunehmend aber auch die der SPD.

Wir sind auf dem besten Wege, uns unseren Staat ersticken zu lassen, lethargisch und teilnahmslos, wie wir die Herrschaften agieren lassen. Hilfreich ist dabei die in Deutschland jederzeit zu aktivierende „german angst“, der deutsche Sicherheitswahn: Waldsterben, Klimakatastrophe, Pandemie Schweinegrippe, Pferdefleisch- Skandal usw. usw.; immer steht das Menetekel der unwiederbringlichen Zerstörung, des unwiederbringlichen Untergangs in Flammenschrift an der Wand, verbunden mit dem bis zum Erbrechen wiederholten Versprechen, dass jetzt aber wirklich alles zu 100 % sicher und final geregelt ist. Bis zur nächsten „Katastrophe“. Drunter geht´s bei uns nicht, die Halbwertszeit nähert sich mittlerweile vier Wochen.

Ich muss erwähnen, dass ich großer Bewunderer Mark Twains bin. Man weiß von Mark Twain (eigentlich Samuel Langhorne Clemens), dass er wiederum ein großer Bewunderer der deutschen Kultur war und sehr gut Deutsch sprach, er hat sich auch oft und lange mit seiner Familie in Deutschland aufgehalten. Er kannte folglich seine Deutschen, und ich fürchte, aus dieser Kenntnis entstand das folgende Zitat: „In meinem Leben habe ich unendlich viele Katastrophen erlebt. Die allermeisten davon sind nie eingetreten.“ Schöner könnte man die deutsche Angstkultur, den paranoiden Sicherheitswahn der Deutschen nicht beschreiben.

Nun kann man ja nicht jedem Politiker in Deutschland bösartige Genialität und bewusstes Handeln vorwerfen. Vielmehr greifen hier die Gesetzmäßigkeiten des Peter- Prinzips. Lawrence J. Peter, eben der Entdecker des Peter- Prinzips, postulierte dessen Kernsatz wie folgt:

„In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen. Nach einer gewissen Zeit wird jede Position von einem Mitarbeiter besetzt, der unfähig ist, seine Aufgabe zu erfüllen.“ 

Das trifft auf jede Hierarchie zu, eben und vor allem auch für Parteihierarchien und die Politik selbst. Weiter schreibt Peter:

„In der Gesetzgebung haben wir den Triumph der Quantität über die Qualität zu höchsten Höhen geführt. Immer wenn eine Interessengruppe der Meinung ist, dass irgendwo ein (vermeintlicher) Missstand durch gesetzgeberische Maßnahmen beseitigt werden muss, steht uns ein kompliziertes Gesetzeswerk ins Haus. Die Absicht mag die beste sein, aber die Wirkung ist nicht Effektivität und Überschaubarkeit, sondern ein immer dichter werdender Paragraphendschungel, der oft genug groteske Züge annimmt.“

Dazu sagt übrigens Irene Peter, ich nehme an eine nahe Verwandte:

„Wenn wir wollen, dass Verbrechen sich nicht auszahlen, müssen wir sie der Regierung oder der öffentlichen Verwaltung überlassen.“ 

Als ich das Ende der 60-er Jahre zum ersten Mal gelesen habe (1969, das muss man sich mal vorstellen: So lange weiß man das schon oder könnte es wissen, wenn man nur wollte, und trotzdem ist seitdem absolut noch nichts geschehen!), also damals habe ich das für doch ziemlich überzogen gehalten, das gebe ich zu. Man neigt als junger Mensch doch sehr zur Naivität. Heute bin ich der Meinung, dass noch nicht einmal Lawrence Peter sich die heutige Realität in ihrer tatsächlichen Dimension hat vorstellen können. Zu seiner Ehrenrettung glaube ich aber, dass selbst Orwell da überfordert gewesen wäre.

Aber kommen wir zurück zu Kanada. Dort, darauf gehe ich jede gewünschte Wette ein, hat sich nach Abschaffen des zentralen Waffenregisters weder die Kriminalitäts- noch die Mordrate erhöht. Weggefallen ist lediglich der irrsinnige Arbeitsaufwand für die erwähnten verwaltungsinternen 22.000 „Sicherheitsanfragen“ pro Tag. Gleichzeitig, darauf biete ich ebenfalls jede Wette an, hat sich aber auch die Zahl der rein rechnerisch jetzt eigentlich nicht mehr benötigten Polizisten bzw. sonstigen Beamten nicht verringert (ich schätze vorsichtig, einige hundert). Also die Beamten, die mit diesen Anfragen beschäftigt waren. Hier greift nämlich Parkinsons Gesetz, ebenfalls aus der Beobachtung hierarchischer Verwaltungsstrukturen gewonnen:

„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ 

Das heißt im Klartext, wenn ein Teil der bisherigen Aufgaben wegfällt, dehnt jede Hierarchie den Zeitaufwand für die verbleibende Arbeit einfach genau so weit aus, dass man zwar weiterhin den ganzen Tag scheinbar voll beschäftigt, aber pünktlich zu Feierabend mit dem Tagwerk fertig ist. Ein schlechtes Gewissen braucht dabei niemand zu haben, denn man kann jeder diesbezüglichen Kritik ein schwer zu widerlegendes Argument entgegenhalten: „Das kommt daher, weil man die verbleibende Restarbeit jetzt endlich so gründlich und gewissenhaft erledigen kann, wie es sich eigentlich gehört.“ Da steht man erschauernd vor solch einem Ausbund an genialer Beweisführung.

Und jetzt? Ratlosigkeit. Denn man könnte ja jetzt sagen, dass die Kanadier es dann doch einfach beim Waffenregister hätten belassen können. Das aber ist eine gewaltige Freud´sche Fehlleistung. Denn die Kanadier haben mit der Aufgabe des Registers etwas zurückgewonnen, das nicht bezifferbar, aber unendlich wertvoll ist: Eine gehörige Portion an persönlicher Freiheit, an Souveränität, an Würde, an Privatsphäre, an schnüffelfreier Zone. So wie es z. B. das deutsche Grundgesetz eigentlich als selbstverständlich voraussetzt.

Vielleicht kommt ja noch einmal eine Zeit, die uns ähnliche grundrechtskonforme Realpolitik zurückbringt; die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber wenn ich mir die Wählerentscheidungen so anschaue, fällt das Hoffnungsbarometer doch gewaltig. Mir fällt da spontan ein Zitat von Marie von Ebner- Eschenbach ein:

„Die erbittertsten Feinde der Freiheit sind die glücklichen Knechte.“

So isset.

Kirchveischede, 22. Februar 2013

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch