Am Donnerstag, 9. Juni 2011, 13:15 bis 14:00 Uhr, 3Sat, gab´s die schöne Sendung  „Netz Natur“ mit dem Berufs- Gutmenschen Andreas Moser zu sehen; Titel: Ehre sei den Tieren. Der gesperrte Text war im Vorspann der Sendung zu lesen. Ich habe dann mit dem Text darunter eine Nachricht an 3SAT und Herrn Moser geschrieben. Reaktion natürlich, wie immer, null.

Ehre sei den Tieren 

Ehre und Dank den Tieren – dies war die ursprüngliche Haltung der Indianer Nordamerikas und ihrer Verwandten in den nördlichen Polargebieten, die auf Gedeih und Verderb von der Natur und von Wildtieren lebten – wie auch unsere Vorfahren in Europa vor mehr als 10’000 Jahren. Naturvölker sehen sich nicht als die Herren der Natur, sondern als gleichberechtigte Lebewesen unter vielen anderen. Dieser Respekt kommt in vielen Mythen, Ritualen und in ihrer Kunst zum Ausdruck. NETZ NATUR begibt sich auf eine besondere Spurensuche zu den natürlichen Ursprüngen des Menschen, die auch uns heute wieder zu einem respektvolleren Umgang mit der Natur führen könnten.

Chapeau, ein toller Text. Ach ja, ach ja, Andreas Moser ist einmal mehr gekommen, die Welt zu retten. Das liegt seit Henri Dunant, Gott habe ihn selig, anscheinend in allen Schweizer Genen. Epigenetik pur sozusagen.

Es fängt an mit einer Passage über die Tschuktschen in Ostsibirien:

  • Jagd auf einen Grauwal (140 Stück im Jahr), mit kleinen Lanzen, stundenlanger Todeskampf.
  • Jagd auf Walrosse, ebenso.
  • Jagd auf Robben im Winter mit Netzen am Atemloch, die Tiere werden schlicht ersäuft.

Alles das kommentiert mit tiefem, von oben herab gezeigtem Verständnis: „Sie müssen´s ja, sonst würden sie verhungern, vor allem, sie bitten die erlegten Tiere ja hinterher um Verzeihung, und damit geht das in Ordnung– wir von Netz Natur erlauben es also.“

Dann Schwenk nach Europa: Ein Fuchs, der verschmitzt lächelnd und entspannt in die Kamera schaut, so dass der nicht jagende Betrachter gar nicht anders kann als zu glauben, er nähre sich, frei nach Löns, vom grünen Grase. Kommentar sinngemäß: Und unsere dekadenten „Hobbyjäger“ schießen so etwas tot! Und dann ein wahrhaft vernichtender Hieb, O- Ton: Ganz anders geht es zu bei den „richtigen“ Jägern.

Womit Herr Moser wohl die Tschuktschen meint. Also diejenigen, die er gerade dabei gezeigt hat, wie sie Grauwale, Walrosse und Robben grausam zu Tode quälen auf eine Weise, die er, wenn er so etwas bei dekadenten europäischen Jägern zu sehen bekäme, sofort zum Anlass nehmen würde, einen neuen Weltkrieg vom Zaun zu brechen. Aber den Tschuktschen hat´s Netz Natur ja erlaubt, alles in Ordnung also.

Aber Fuchsmord in Europa!! Allerdings – ob A. Moser, unser aller Retter, wohl weiß, dass die Tschuktschen früher jeden erreichbaren Fuchs in keineswegs sofort tötenden Fallen gefangen haben, um sich in deren warme Felle zu kleiden, und dass sie das nur deswegen nicht mehr tun, weil es viel bequemer ist, diese praktischen Daunenjacken anzuziehen, die die Russen jetzt liefern?

Dann geht es zu den nordamerikanischen Indianern. Demonstration der vollständigen Seelenverwandtschaft, der Häuptling darf sich so richtig loslassen in seinem tiefen Respekt vor Natur und Umwelt. Nur dass das eigentlich nicht so richtig den Tatsachen entspricht.

Die Indianer in Nordamerika, Herr Moser, sind bei weitem nicht so dämlich und realitätsfern, wie bestimmte Leute sie in ihrer grenzenlos weltfremden Verdrängungswut gern hätten. Sie (die Indianer) wissen nur zu gut, dass diese Beweihräucherei völliger Quatsch ist. Sie sind eben auch nur Menschen, nicht diese überhöhten, geborenen á priori- Philosophen, zu denen sie andauernd hochstilisiert werden, und sie wissen aus der eigenen Geschichte, wie z. B. die Anasazi vor 800 Jahren, also lange vor dem Erscheinen der Europäer, im heutigen New Mexico durch Raubbau an der Natur ihre Umwelt großflächig und systematisch zerstört haben. (Gleiches gilt, nur im weit größeren Ausmaß, für die Hochkultur der Maya.) Aber sie haben sich auf Euch eingestellt, weil sie gemerkt haben, dass es in ihrem Kampf um späte Gerechtigkeit richtig gute, vor allem völlig kostenlose Riesen- Publicity bringt, wenn sie Euer idealistisches, schwärmerisch- romantisches Utopia bestmöglich bedienen. Tatsächlich aber halten die meisten von ihnen manche Leute für, Entschuldigung, wenn ich offen rede, völlig bescheuerte Volltrottel, denen man einfach alles erzählen kann. Aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel: Gerade die nordamerikanischen Ureinwohner haben nach Jahrhunderten der Unterdrückung und des Völkermordes gelernt, dass sich nichts besser verkauft als die berühmte angebliche Rede des angeblichen Häuptlings Seattle von angeblich 1851. Das kommt an in den Medien. Nur – wahrer wird die Rede auch davon nicht.

Woher ich das weiß? Na ja, ich kenne einige von ihnen, ich habe in Amerika, aber auch in Sibirien schon gejagt mit diesen „richtigen“ Jägern. Die regelmäßig voller Bewunderung waren über die effektive Art unseres europäisch geprägten Jagens, über unsere Ausrüstung, gleichzeitig voller Unverständnis über unsere oft genug gezeigte Selbstbeschränkung, wenn wir, für sie nicht nachvollziehbar, einfach nicht mehr weitermachten, wo sie das unter allen Umständen wollten. Wieso jetzt aufhören? Ist doch genug Wild da, Munition auch, also schießen! Der Himmel ist hoch, Moskau ist weit. Und überhaupt: Wenn wir hier die Bestände runtergeschossen haben, ziehen wir zwanzig Kilometer weiter, da ist wieder genug Wild. Mal ehrlich, ganz unrecht haben sie nicht damit – der Luchs z. B. bejagt sein Revier genau nach diesem Prinzip. Wenn das Wild an dieser Stelle gemerkt hat, was los ist, wird die Jagd mühsam, also zieht man eben weiter zur nächsten. Grenznutzentheorie nennt der Betriebswirtschaftler das.

Ja ja, Herr Moser. Aber es ist so schön, den nichtwissenden Zuschauer mit diesem ahnungsschweren Geraune auf die eigene Linie einzustimmen, sie zu überzeugen davon, dass man die Welt in abgeklärter Weisheit völlig durchdrungen hat und sie nachsichtig- verzichtsvoll von der Warte des Über-allem-Stehens betrachtet.

Wie hat ein kluger Mann es einmal ausgedrückt? „Menschen, die asketisch sind (oder das meinen), empfinden sich fast immer als höherwertig. Sie denken, sie seien klüger als andere und ihnen moralisch überlegen. In unserer Gesellschaft, in der die Klassendifferenzen härter werden, in der viele von Abstiegsängsten erfasst sind, ist das extrem attraktiv. Soziale Distinktion wird wichtiger.“ (Robert Pfaller, Professor für Philosophie, Wien). Und der Philosoph Max Scheler hat den schönen Satz geprägt: „Wir sind umgeben von schönen Dingen, die angeschaut werden von lauter traurigen Menschen, die nichts damit anzufangen wissen.“ Mit traurig meinte er damit nicht den Seelenzustand solcher Menschen, sondern den Eindruck, den sie in ihrer Gefühlsarmut, in ihrer Unfähigkeit, die realen Brüche dieser Welt zu ertragen, auf ihre Umgebung machen.

Was ich Ihnen damit sagen will, Herr Moser: Werden Sie endlich locker und machen Sie sich nicht dauernd lächerlich! In nur einer einzigen Sendung von 45 Minuten so viele Widersprüche krampfhaft nur mit dem Mäntelchen des eigenen unausgegorenen, extrem widersprüchlichen Weltbilds zudecken zu müssen ist auf die Dauer einfach nicht auszuhalten. Gehen Sie jagen, dann wissen Sie, worüber Sie reden! Und Sie müssen ja nicht Tiere so quälen wie die von Ihnen so verständnisinnig gefeierten „richtigen“ Jäger. Es genügt, wenn Sie sie schnell und schmerzlos vom Leben zum Tod befördern, wie Millionen von dekadenten europäischen und nordamerikanischen „Hobbyjägern“ das seit vielen, vielen Jahren tun.

Danach können Sie ja dem Reh auch warmes Wasser über den Äser gießen, wie das die Tschuktschen bei ihren jämmerlich ersäuften Seehunden tun. Sie können dem Bock aber auch den letzten Bissen geben, wie das viele Jäger hier noch tun, und eine kurze Besinnungspause beim Stück machen. Was allerdings, wenn´s der so stilvoll verachtete „Hobbyjäger“ tut, nach Ihrer reinen Lehre eben keine Respektsbekundung gegenüber dem toten Tier ist, sondern nur vorgestriges Getue. Trotzdem, wenn Ihnen danach ist, tun Sie´s einfach – wir „Hobbyjäger“ sind da sehr tolerant. Solange Sie ansonsten die Regeln der Weidgerechtigkeit und die Gesetze einhalten, vor allem keine Tiere quälen wie die „richtigen“ Jäger.

Danach aber sollten Sie sich richtig freuen, vielleicht auch mit Jagdkollegen ein Bier trinken, auch mehrere. Sie glauben gar nicht, wie gut das für die soziale Hygiene ist. Vor allem aber für das ureigene seelische Befinden. Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal bei der Jagd. Ich hoffe nur, dass ich dann nicht in Ihrem Zielfernrohr erscheine……

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

P.S.: Ich bin heute (12.6. 2012) über das antiveganforum zufällig über einen Link gestolpert, der das Thema sehr schön beschreibt, vor allem mal aufzeigt, wie sich die „edlen Wilden“ im Lichte neuerer Forschung darstellen. Wie gesagt, nicht sie selbst haben dieses naive Märchen in die Welt gesetzt, sondern unsere „Öko- Gutmenschen“, nämlich um ihren dekadenten Mitmenschen, vor allem natürlich den Jägern, mal wieder so richtig einen reinzuwürgen. Der Link (unbedingt lesenswert):

http://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-und-naturschutz-das-maerchen-vom-edlen-wilden-1.1087377

 

 

 

„Naturschutz“ und Wildbewirtschaftung

oder

Oostvaardersplassen – wie man auf Kosten des Wildes und des Steuerzahlers seine Ideologien auslebt

Der Naturschutz bzw. die unter dieser Flagge segelnden Verbände und Vereine mischen seit vielen Jahren mit in allen Lebensbereichen. Vor allem sind sie ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt durch ihre stramme Anti- Jagd- Haltung um jeden Preis. Da wird diffamiert, gepöbelt, lamentiert, getäuscht und getrickst, und zwar mit allen Mitteln. Der Zweck heiligt sie. Sie haben es weit damit gebracht, haben teilweise auch bei uns schon Lufthoheit in der öffentlichen Meinung in dieser Debatte, einfach, weil man ihnen wirklich unterstellt, sie wollten etwas Positives bewirken. Wohin wir kommen, wenn wir nicht bald die Notbremse ziehen, zeigen uns die Zustände in unserem Nachbarland Niederlande.

Weil nach meinungsbildender Ansicht ihrer „Naturschutzverbände“ Jagd unethisch ist, ist sie dort weitgehend unterbunden. Unsere holländischen Zunftgenossen sind, wollen sie wirklich noch unter zumutbaren Umständen jagen gehen, gezwungen, ins benachbarte Ausland auszuweichen, meist zu uns, oder sich auf einige wenige Wochen im Jahr zu beschränken, nämlich auf eine Jagdreise ins Ausland. Jagd in Holland ist auf Grund der hirnrissigen Gesetzgebung so gut wie unmöglich gemacht worden, Jäger haben grundsätzlich den Status von Mördern. Und alles ist gut, Gott, was sind wir doch für ein tolerantes Land, sogar gegenüber unseren Wildtieren. Ja man hat es sogar möglich gemacht, in einem Land mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt, verhältnismäßig große so genannte Wildschutzgebiete einzurichten. Die natürlich nicht von Jägern bewirtschaftet werden, diesen neandertaloiden, mitleidslosen Kretins, sondern vom Naturschutz gemanagt werden. Denn die wollen schließlich nur das Beste. Wirklich? Ich bin da immer sehr misstrauisch, und schon Tucholsky ist sehr schnell zur Erkenntnis gekommen: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Denn es wurden in letzter Zeit katastrophale Zustände in den so genannten „Schutzgebieten“ dokumentiert und öffentlich gemacht, die vom NABU und verwandten Organisationen unter dem alles erschlagenden Mäntelchen der natürlichen Unberührtheit bzw. mit dem Ziel eines sich selbst entwickelnden natürlichen Gleichgewichts betrieben werden. Dass sie überhaupt bekannt werden, ist nicht etwa kritischer Recherche geschuldet, sondern einer umwerfend naiv- dummen und willfährigen Übernahme der Vorstellungen dieser Gruppierungen durch große Teile unserer Medien, einer stillschweigenden Komplizenschaft, denn die angesprochene Sendung war ursprünglich als reiner Image- Beitrag für den Betreiber und die Idee dieses Gebietes gedacht – ein schlagender Beweis dafür, wie realitätsfern in ihrer gottgleichen Abgehobenheit diese Leute mittlerweile geworden sind! Man findet absolut nichts dabei, wenn unter der Regie solcher „Naturschutzverbände“ in diesen „Schutzgebieten“, die mit Konik- Pferden und Cerviden (Rot-, Damwild, Rehwild) besetzt sind, wegen katastrophaler Überweidung Tiere en masse an Hunger verrecken, nur um irgendwelchen Ideologen auf Kosten des Wildes die Möglichkeit zu geben, ihre Utopien ausleben zu können. Dokumentiert wurde das in der Sendung „Serengeti hinterm Deich“, Das Leben der Huftiere in Oostvardersplassen, hergestellt von Gerd Weiss im Auftrag des WDR, erste Aussendung 2008: 600 Konikpferde, 800 Heck- Rinder als so genannte Auerochsen und 1.200 Stück Rotwild, Rehwild wird nicht erwähnt, auf angeblich 5.700 ha Fläche. Wobei diese Zahl sofort ihren Charme verliert, wenn man weiß, dass von den 5.700 ha ca. 3.500 ha Wasserfläche sind. Aber zumindest verdursten können die Tiere ja nicht. Verbleiben als Lebensraum für Pferde, Rinder und Rotwild also ganze 2.200 ha, umgerechnet auf Jagdpachtverhältnisse also ca. 4 durchschnittliche Jagdreviere. Zu den Großsäugern kommen, als unmittelbare Nahrungskonkurrenten, Heerscharen an Flugwild, vor allem riesige Mengen an Gänsen. Wobei die es einfach haben: Sobald alles mit ihrer Hilfe bis auf die Bodenkrume abgeweidet ist, verstreichen die, weil sie eben fliegen können. Pferde, Rinder und Hirsche haben aber keine Shuttle- Dienst zur Verfügung, dazu sind die Holländer zu knauserig. Zugefüttert wird nicht. Also: Dableiben und verrecken. Wenn ein Landwirt auf 2.200 ha einen derart großen Bestand an Großvieh halten würde, wenn vier Jagdpächter auf der gleichen Fläche einen solchen Wildbestand „hegen“ würden, dazu noch ohne Fütterung, würde man ihnen, völlig zu Recht,  sofort den Betrieb schließen bzw. die Pachtverträge kündigen und sie unter tosendem Beifall des NABU ebenfalls völlig zu Recht wegen Tierquälerei umgehend vor Gericht stellen.

Ich habe schon einiges an bis auf die Graswurzeln heruntergefressenen Weiden gesehen, aber was da völlig ungerührt vom Leiter dieses „Naturschutzgebietes“ gezeigt und vorgeführt wurde, das schlug dem Fass den Boden aus. Eine bezeichnende Szene zeigt, wie ein Mitarbeiter des Schutzgebietes ein vor Hunger zusammengebrochenes, ihn aus seinem Schlammloch aufmerksam anblickendes Rind mit dem Gewehr bis auf 20 Meter angeht (von vorn natürlich, das Tier hat ja keinen Stress, weil es ja weiß, dass da kein Jäger, sondern ein gut meinender Naturschützer kommt) und es frisch, fromm und frei totschießt. Freimütig wird erzählt, dass dieses Tier schon vor Tagen eingebrochen ist und man es hat liegen lassen, wohlgemerkt bewusst, kommentiert mit dem Hinweis, in der Natur könne in einem solchen Fall auch niemand helfen. Wohl wahr, aber in der Natur kommt es erst gar nicht dazu, dass Tiere verhungern, zumindest nicht unter unseren klimatischen Bedingungen, weil Wildtiere unter natürlichen Bedingungen die Möglichkeit hätten, abzuwandern und / oder weil hier die Jagd, ob durch tierische oder menschliche Beutegreifer, regulierend eingreifen würde und ein solches Szenario, wie es in diesen „Schutzgebieten“ zu beobachten ist, überhaupt nicht entstehen ließe. Denn käme es in der – realen – Natur tatsächlich zu einem solchen Szenario, wären sehr schnell Großräuber zur Stelle und würden das Drama ebenso schnell beenden.

Mit der gleichen Ungerührtheit wird hingenommen, dass auch Rotwild im Winter in Mengen verhungert. Und der Sprecher in diesem Sendebeitrag, scheinbar hoch beglückt über dieses tage- und wochenlange Verrecken, deklamiert, dass ein Jäger jetzt karrenweise Futter ins Revier bringen würde, hier könne das Wild aber in Würde und natürlich sterben! In würde sterben! Das hier ist keine Satire! Sancta simplicitas! Seit wann ist verhungern ein „würdiger Tod“? Machen Sie doch mal eine Umfrage bei den betroffenen Tieren, was denn nun würdevoller oder angenehmer ist, wochenlanges Verrecken an Hunger und damit einhergehenden Krankheiten oder ein Sekundentod durch einen Jäger – was glauben Sie, würden die antworten? Verständnisvoll wird kommentiert, dass, wo gehobelt wird, eben Späne fallen; irgendwann werde sich dies schon einpendeln zu einem natürlichen Gleichgewicht. Ja wie denn, ohne Groß- Beutegreifer? Jagd findet ja offensichtlich als Ausgleich dazu nicht statt. Das Ganze wird im Übrigen fast vollständig mit Steuergeldern finanziert.

Wenn es für sich selbst gehen soll, ohne menschliche Jagd, in Ordnung, denn das geht ohne Frage. Dann macht es aber konsequent wie die Amerikaner, da kann man viel lernen, z. B. im Yellowstone National Park. Da gibt´s nämlich Wölfe und Bären und Luchse (die die Holländer in ihrer Puppenstube natürlich nicht haben wollen, die könnten ja beißen, und so weit geht die Naturliebe natürlich nicht). Da verhungert kein Tier und wird dabei mit wohligen Wohnzimmerschauern über die gnadenlose Natur auch noch gefilmt. Lange bevor es langsam an Hunger oder Krankheit verreckt, wird es erbeutet, es stirbt relativ schmerzlos, auf jeden Fall aber schnell, und dient damit anderen Tieren zum Überleben. Da gibt es deswegen auch keine Überpopulationen und keine völlig blank gefressenen Landstriche. Aber die Amis sind eben auch realistische Naturfreunde, vor allem sind sie keine militanten Jagdgegner, weil sie wissen, dass auf Jagd in menschenbesiedelter Kulturlandschaft gar nicht zu verzichten ist, will man die hier zwangsläufig gestörten Systemabläufe einigermaßen austarieren. Mit anderen Worten: Sind keine Groß- Beutegreifer da, muss durch Menschen gejagt werden. Vor allem aber ist die Jagd für Amerikaner eine völlig umweltkonforme Ressourcennutzung. Wenn man das nicht will, muss man von größeren Beständen an Huftieren und Paarhufern eben Abstand nehmen. Ideologisch fehlgesteuerter Amateur darf man zwar sein, schließlich leben wir in freien und demokratischen Gesellschaften, aber nur so lange, wie man durch seine fehlgeleitete Gefühlsduselei sonst niemandem schadet. Wenn aber unsere Viecher das auszubaden haben, die keine Möglichkeit haben, auszuweichen oder sich zu wehren, dann nenne ich das nicht fahrlässig, nicht zwar gut gemeint, aber eben nur dämlich, nein, dann nenne ich das kriminell.

In die gleiche Reihe gehören die Pläne zur Regulierung der Wildgansbestände: Erst unter dem Druck des „Naturschutzes“ von der Jagd ausgenommen, wuchsen die Bestände rasant an, mit den Folgen, die bereits bei Unterschutzstellung exakt vorausgesagt wurden. Nachdem die wachsenden Schäden dann nicht mehr tragbar waren, kam Druck durch die wirklich Geschädigten auf. Ein normal denkender Mensch würde jetzt fragen: „Wo ist das Problem? Geben wir wieder die Jagd frei.“ Weit gefehlt, nicht in Holland wie wohl nirgendwo, wo der „Naturschutz“ regiert. Völlig außer Rand und Band geraten wird ernsthaft zur Diskussion gestellt, die Tiere en masse einzufangen (Lebendfang), in Kisten zu sperren, zu Sammelplätzen zu bringen und dort zu vergasen. Tröröö!! Die Jagd wieder zulassen? Um Himmels willen, undenkbar, das hieße ja Fehler einzugestehen, und ideologische Positionen sind nun einmal, auch gegen jede Vernunft, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Die Öffentlichkeit könnte ja bemerken, dass eine erkleckliche Anzahl nach und nach entstandener, mit Steuermitteln ordentlich bezahlter Pöstchen schlicht überflüssig sind, dass man die Regulation nicht nur umsonst haben kann, sondern darüber hinaus über Jagdabgaben noch veritable Einnahmen erzielen könnte und dass man, der Gipfel, auf diesem Wege auch noch wertvolles Wildbret erhalten könnte. Der Gänsepopulation an sich ist es völlig egal, wie der jährliche Blutzoll zu entrichten ist, so lange die Spezies an sich nicht im Bestand gefährdet ist; dem Individuum gegenüber ist nichts so erbarmungslos wie die Natur. Wenn nicht, egal durch wen, gejagt wird, reguliert sie die Bestände durch Infektionen und Seuchen, im schlimmsten Fall durch Verhungern. Nun sieht es ja nicht gerade schön aus, wenn Touristen in den Dünen auf einmal massenhaft verreckte Wildgänse sehen, das ist einmal dem Image, zum anderen dem Fremdenverkehr abträglich. Also lassen wir uns etwas einfallen: Anti- Baby- Pillen verweigern die Viecher. Jagd geht nicht, das wäre die Insolvenzeröffnung über das eigene ideologische Denkvermögen. Also einfangen und vergasen. Ohne Spaß, das wurde gemacht!! Man fasst sich an den Kopf: Leute, die das Desaster gegen vielfältige Warnungen verursacht haben, haben nach wie vor Meinungshoheit bei der Debatte, wie die Misere behoben werden soll, und der Bürger, der diesen Nonsens und diese Tierschinderei bezahlt, lässt sich tatsächlich auch noch den größten Schwachsinn aufdiktieren. So kann man sich selbst entmündigen. Das ist, als hätte man Hermann Göring in Nürnberg zum Vorsitzenden eines Auschwitz- Wiedergutmachungs- Fonds gemacht. Oder, um es mit Albert Einstein zu sagen: Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung ursächlich waren!

Der gleiche Gutmensch- Journalist, der ähnliche Missstände z. B. in einem vom DJV bewirtschafteten Jagdrevier filmen würde, würde (völlig zu Recht) ein derartiges Fass aufmachen, einen derartigen medialen Aufstand entfachen, dass die russische Revolution sich dagegen wie ein Halmaspiel ausnehmen würde. Aber hier? Ist ja gut gemeint, ist ja nur der Naturschutz. Was hier passiert ist und passiert, ist ein klassischer Fall von Gehirnwäsche: Die hier berichtenden Journalisten haben tatsächlich komplett die völlig verkorksten Denkstrukturen dieser Leute übernommen, so sehr, dass sie längst nicht mehr sehen können, wie völlig schief dieses Weltbild ist. Wenn das vereinzelt und bei Leuten ohne „eingebauten“ Multiplikationsfaktor passiert, kann ein System das verschmerzen; aber hier handelt es sich um Menschen, die ja von Berufs wegen ein Höchstmaß an Fähigkeit zur kritischen Betrachtung der Dinge und Durchblick für sich in Anspruch nehmen oder das zumindest sollten. Wie wäre es, meine Damen und Herren, mit tatsächlicher Objektivität? Wie wäre es damit, diese Skandale einmal öffentlich zur Diskussion zu stellen, sie kritisch zu hinterfragen, ja sich überhaupt einmal dazu zu bequemen, sie zur Kenntnis zu nehmen? Wie wäre es damit, diese selbstgerechten, völlig aus dem Ruder gelaufenen Naturschutz- Apostel wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen, z. B. bei der haarsträubend unsinnigen Kormoran- Debatte? Wie wäre es damit, das Publikum einmal ernsthaft mit objektiven Fakten zu versorgen, zur Diskussion zu stellen, was denn bitte unsere moderne, selektive, weidgerechte, durch Verordnungen regulierte und auch behördlich überwachte Jagd so schlimm macht? Was macht das massenhafte „natürliche“ Verrecken durch den Naturschutz besser? Das Zufallsprinzip, dem dieses folgt? Das könnten wir auch. Nur wollen wir es nicht, weil wir unter ganz anderen Bedingungen, mit anderen Zielen und mit ganz anderen Möglichkeiten jagen. Der Natur ist die Jagdmethode bzw. die Todesart eines Tieres völlig egal, sie verkraftet die eine wie die andere ohne jedes Problem. Mal vorausgesetzt, das einzelne Wildtier wäre in der Lage zu entscheiden, wie es zu Tode kommen will, es würde, da bin ich mir sicher, unsere moderne Jagd bevorzugen, ohne stunden- und tagelanges Sterben und Quälen, mit kurzem, schnellem Ende.

Dass NABU und andere von sich aus diese Dinge einmal zur Rede bringen, ist wohl nicht zu erwarten, schon weil sie aus eigener Kraft ihre Positionen gar nicht mehr aufgeben können, festgefahren und stereotyp, wie sie in ihren Strukturen und Argumentationen geworden sind. Es ist schließlich ein Riesengeschäft geworden, mit Arbeitsstellen und gut dotierten, einflussbringenden Funktionärsposten und –pöstchen, kurz, sie sind samt und sonders korrumpiert. Und die Erfahrung lehrt, dass Reformen á la Cluny hier von vornherein aussichtslos wären: Es gibt zahllose Beispiele in der Geschichte dafür, wie Bewegungen, die anfangs durchaus ihre Berechtigung hatten, durch übermäßiges und kritikloses Hätscheln durch Zeitgeist und Öffentlichkeit mit der Zeit völlig ihr Maß verloren haben, ein unkontrollierbares Eigenleben entwickelt und ihre ursprünglichen Ziele ins Gegenteil verkehrt haben. Eben weil sie durch diese erzeugte, auch manipulierte öffentliche Meinung es geschafft haben, sich auf den Sockel des unbedingten Wahrheitsanspruches gestellt zu haben und sich dadurch geschützt wissen, egal, was immer sie tun. Es ist nun einmal so: Zeitgeist und öffentliche Meinung werden entscheidend durch unsere Publikationsorgane beeinflusst. Presse- und Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, und dementsprechend verantwortungsvoll muss man damit umgehen, denn auch tendenziöse, nicht seriös gegenrecherchierte Berichterstattung wird vom Bürger als Tatsache hingenommen, mit dem entsprechenden Ergebnis. Dass das nicht nur in Gesellschaften vorkommt, deren Medien der Zensur durch den Staat unterliegen, sondern durchaus auch in freien Gesellschaften wie unserer, haben wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erlebt.

Ich denke, es wird Zeit, die Dinge wieder gerade zu rücken. Wo leben wir denn

Kirchveischede, im Mai 2009

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

Aus gegebenem Anlass finden Sie hier die Fortsetzung des Dramas, natürlich völlig unbeeindruckt von aller vorhergehender Kritik: Oostvardersplassen 2013

Moderne Jagd vs. edle Wilde

oder: 

Wie man sich durch seine eigenen Schein- Argumente in die Ringecke manövriert….

Immer wieder wird uns als Kritikpunkt entgegengehalten, dass wir im Gegensatz zum Naturjäger (gemeint sind dabei jagende Angehörige verbliebener Naturvölker) eigentlich dem Wild keine Chance lassen mit unserer modernen Ausrüstung, den präzisen Waffen, die wir führen. Gern wird auch angeführt, dass die „Chancengleichheit“ nicht gegeben sei und vieles Andere mehr. Bezeichnenderweise werden diese Argumente gern von Leuten vorgebracht, die mit anderen, mehr emotional begründeten Vorbehalten gescheitert sind. Auch moderne Bogenjäger reihen sich gern ein, um ihre Art zu jagen (in Deutschland nicht zulässig) zu propagieren. Ich habe gerade zur Bogenjagd schon mehrfach geantwortet (Bogenjagd – einzige Form der weidgerechten Jagd?). Auf den ersten Blick scheint ja etwas dran zu sein an diesen Einwänden. Aber wenn wir uns einmal die Mühe machen und den Dingen auf den Grund gehen, ergibt sich ein ganz erstaunliches Bild.

Nehmen wir doch einmal die Jagd sogenannter Naturvölker, seien es die Khoi- San Südafrikas bei ihrer Buschjagd, seien es einige Nordvölker, denen im gewissen Umfang z. B. die Waljagd, auch auf Großwale, noch gestattet ist. Niemand, kein Walschützer und auch kein noch so militanter Jagdgegner, würde wagen, dieses Recht in Frage zu stellen. Um es klar zu machen: Auch ich nicht, weil es ihr angestammtes Recht ist, offensichtlich seit Jahrtausenden funktioniert und weder die Welt an sich noch die Natur in irgendeiner Weise geschädigt hat. Nur habe ich als aktiver Jäger ja auch nicht einen solchen Bruch zu erklären wie Jagdgegner, die dabei ja einmal mehr eine Ausnahme von ihren geheiligten Regeln machen müssen. Denn eines muss erlaubt sein klarzustellen: Es werden damit ohne wenn und aber Jagdmethoden akzeptiert, die unserem Verständnis von weidgerechter Jagsausübung diametral entgegenstehen, einem Verständnis, das, nebenbei bemerkt, von „unseren“ Jagdgegnern im Zusammenhang mit unserer modernen Jagd nicht nur vehement eingefordert wird, sondern in seiner Ausprägung vielfach als viel zu lax bezeichnet wird. Es wäre eigentlich zum Lachen, wenn es nicht wirklich so traurig und verlogen wäre.

Die Methoden der Jagd

Das fängt damit an, dass z. B. ein Buschmann das nächstbeste Stück schießen wird und es ihm völlig egal ist, ob es sich eventuell um ein führendes Stück handelt und dessen Kalb oder Kitz dadurch zum sicheren Tod verdammt ist. Er nimmt es in Kauf, auch in der sicheren Erkenntnis, dass die Natur für dieses Jungtier ohnehin Verwendung hat, nämlich als Nahrung für die Jungen des z. B. nächstbesten Schakals, der, wäre die Mutterantilope noch am Leben, wenig Chancen gehabt hätte, dieses Kitz zu erbeuten. So aber überleben seine Jungen. Sage mir nun einer, was ethisch höher zu bewerten ist.

Dem Khoi- San- Jäger würde beispielsweise auch Kritik an einer seiner üblichen Jagdmethoden, der Schlingenstellerei, wie Gerede über die Rückseite des Mondes vorkommen; er würde solche Kritik auch gar nicht verstehen können, weil ihm hierzu ganz einfach das logische Instrumentarium, das Bewusstsein, neudeutsch die Software fehlt. Natürlich fühlt ein Buschmann- Jäger Empathie mit lebenden Tieren, er käme gar nicht auf die Idee, sie vorsätzlich zu quälen, und natürlich liebt er die Natur und würde sie um nichts in der Welt gefährden wollen, inklusive des Wildbestandes in ihr. Aber bei der Jagd hat er eben eine andere Sicht der Dinge, passt sich seiner natürlichen Umwelt an. Er käme aber bei der eigentlichen Jagdausübung gar nicht auf die Idee, innerartliche ethische und soziale Aspekte wie Tötungshemmung oder Empathie auf das einzelne Stück Wild zu übertragen. Deswegen nimmt er die Qualen des Wildes, das langsam in seiner Schlinge erdrosselt wird, genauso hin wie Panik, Todesangst und langsames Ersticken der Antilope, in Ausnahmefällen sogar des Großwildes bis hin zu Giraffen, die vom vergifteten kleinen Pfeil des Buschmannjägers getroffen und beileibe nicht auf der Stelle getötet werden. Dazu sind Pfeilverletzungen auf Grund der geringen kinetischen Energieabgabe generell nicht in der Lage, erst recht nicht die aus unserer Sicht lächerlichen „Flitzebögen“ dieser Urjäger.

Es ist übrigens auch völlig unerheblich, wo genau der Pfeil trifft, wenn er nur irgendwo im Tierkörper landet: Ihre Pfeile sind mit einem absolut tödlichen Gift versehen, das sie aus bestimmten Käferlarven gewinnen. Es tötet zwar auch nicht, wie bei uns zwingend gefordert, auf der Stelle. Getroffenes Wild geht, je nach Größe und Konstitution, noch meilenweit und stirbt unter großen Qualen, nämlich durch Lähmung der Atemmuskulatur, vulgo durch Ersticken. Aber es stirbt ganz sicher, und das bedeutet Fleisch für die Familien der Jäger – nichts Anderes zählt. Das stellt keine Herabwertung dieser Menschen und ihres jagdlichen Könnens dar, ganz im Gegenteil. Was diese Jäger aufzuweisen haben an Kenntnis über das Verhalten ihres Jagdwildes, an Fährtenkunde und der Fähigkeit, Wildfährten auszuarbeiten und zu deuten, überfordert unsere Vorstellungskraft. Auch müssen sie auf Abstände von maximal 25 bis 30 Meter an ihr Jagdwild heran, denn weiter können sie mit ihren primitiven Bögen zielgenau gar nicht schießen. Allein das ist schon schwierig genug, und schon allein aus diesem Grund können sie es sich gar nicht erlauben, zu selektieren! Deshalb wären die Vorschriften unserer Jagdgesetzgebung in Bezug auf die Regeln der Weidgerechtigkeit für sie allenfalls böhmische Dörfer, wenn nicht blanker Unsinn und reine Naivität, vor allem aber würden sie für sie die Jagdausübung völlig unmöglich machen.

Ebenso die (wenigen) Eskimo- oder, in der Altwelt, Aleuten- und Tschuktschenvölker, denen heute noch die Jagd z. B. auf Großwale gestattet ist: Niemand nimmt Anstoß daran, dass hoch soziale, hoch empfindungsfähige Tiere über Stunden mit schmalblättrigen Harpunen traktiert werden, so lange, bis eine dieser Harpunen dann tatsächlich rein zufällig einmal eine so große innere Verwundung bewirkt, dass der gejagte Wal langsam innerlich verblutet. So eine Jagd kann sich über Stunden hinziehen, der Stress des angegriffenen Tieres, seine stundenlange Todesangst, seine Schmerzen und seine Panik, all das wird von diesen „Urjägern“ in Kauf genommen. Sie haben Hunger und wollen überleben, sagen sich auch, dass der gewaltsame Tod des Wals beispielsweise durch Orcas, die durchaus auch Großwale, vor allem ihre Kälber, jagen, nicht weniger schlimm ist. Um es klar zu sagen: Sie haben Recht, sowohl Buschmänner als auch Innuit, Aleuten und Tschuktschen. Es ist eben etwas anderes, wenn man von einer Couch aus, sozial in üppigster Weise abgesichert und ohne jegliche Existenz- und Nahrungssorgen, über Jagd, Jagdmethoden und deren Stellenwert und Berechtigung philosophiert (dazu meist als Nichtjäger) als direkt und unmittelbar als Betroffener.

Die große Lüge 

Man sollte an dieser Stelle auch einmal mit einem lieb gewordenen Stereotyp aufräumen, das allgegenwärtig ist in den Köpfen unserer Bevölkerung, nämlich mit der Meinung, dass Luchse, Wölfe, Bären, kurz alle Beutegreifer der „freien Natur“, ja nur alte und schwache Beutetiere fressen, kurz auch „edle Wilde“ sind. Konstruiert wurde es von unseren „Naturfreunden“, die nach dessen überaus erfolgreicher Implementierung nicht bereit sind, wieder auf diese so wirksame Waffe zu verzichten, es wieder zurechtzurücken und dahin zu verweisen, wohin es gehört, nämlich ins Reich der Utopie, denn es ist eine grobe Irreführung der Öffentlichkeit. Unser Raubwild jagt nämlich so, wie wir wirtschaften: Zutiefst ökonomisch. Sie nehmen das, was sie schnellstmöglich bei gleichzeitig geringstmöglichem Einsatz ihrer Ressourcen erbeuten können. Strenge Kosten- / Nutzungsrechnung also, und darin reiten sie auf der gleichen Welle wie unsere Buschmänner und Innuit (die ja auch den ersten besten Wal harpunieren, oder glaubt jemand ernsthaft, die tauchen erst und schauen nach, um was für ein Tier es sich handelt?).

Bär, Wolf, Luchs – sie greifen das, was erreichbar ist, und wenn sie eine unvorsichtige führende, ansonsten vor Gesundheit strotzende Rehgeiß bekommen können, wird diese Beute. Als angenehme Beigabe bekommen sie in den allermeisten Fällen später das / die verwaiste(n) Kitz(e) sowieso. Unbestritten ist, dass z. B. bei Wölfen als Hetzjäger der Anteil an kranken und schwachen Tieren bei ihrer Gesamtbeute i. d. R. überwiegt. Das ist einfach logisch, wenn auch ökologisch noch nicht einmal von ausschlaggebender Bedeutung für die Erhaltung einer Spezies als Ganzes: Ein Wolfsrudel konzentriert sich bei einem Angriff schnell auf das langsamste Tier einer Herde – ökonomisches Jagdverhalten eben. Dass das so ist, ist einfach die Wirkung aus der Ursache, dass es schwächliche, kranke, und (selten) alte, damit langsame Tiere gibt und dass diese deswegen sehr viel leichter zu erbeuten sind als gesunde Tiere. Als Ursache dafür unterzuschieben zu wollen, dass Beutegreifer in unserem modernen Sinne selektiv (weidgerecht) jagen, kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Denn wenn sich in einer Gruppe Karibus keine schwachen Tiere befinden, wird eben ein gesundes Stück zur Beute, ebenso, wenn ein Einzelstück wie z. B. ein Elch angegriffen wird. Das Wolfsrudel, der Bär wird es versuchen – und allenfalls dann ablassen, wenn es sich erweist, dass das Risiko eigener Verletzungen zu hoch ist. Wenn man so will, eine aus der Situation heraus erstellte Kosten- Nutzen- Analyse also. Ansonsten stirbt der gesunde, kräftige Elch.

Und bei der Hauptbeute des Wolfs in Deutschland, dem Reh, gilt das gleiche: Als territorial lebende Spezies spielt der körperliche Zustand bei der Prädation keinerlei Rolle. Jagt der Wolf zufällig in seinem / ihrem  Revier, wird auch der stärkste Bock, die stärkste Ricke Beute. Und beim eleganten Luchs z. B. spiegelt die Jagdstrecke ziemlich genau den Aufbau der Beutetierpopulation, bei uns meist Rehwild,  denn als Lauerjäger nimmt er das, was das Pech hat, seinen Weg zu kreuzen, also ziemlich genau den Querschnitt der Beutetierpopulation im Hinblick auf das Verhältnis krank und gesund, alt und jung. Um es noch einmal klar herauszustellen: Kein Beutegreifer nimmt, im Gegensatz zu uns „modernen“ Jägern, irgendwelche Rücksicht darauf, ob sein Beutetier eventuell gerade ein Kalb / Kitz führt, ob es im Hinblick auf seine besonders gute Konstitution geschont werden sollte, ob es auf der Roten Liste steht oder dass gerade keine Jagdzeit ist. So viel zur viel zitierten, „natürlichen“ Jagd.

Die Methoden der Jagdgegner

Aber all das wirft eben ein bezeichnendes Licht auf die Argumentation unserer Jagdgegner, die sich dieser Dinge nur allzu bewusst sind. Nota bene, ich rechne hierzu nicht unsere ernsthaften Kritiker, die der Jagd an sich positiv gegenüberstehen, aber eben begründete Kritik anbringen in Bereichen, die verbessert werden können. Nein, ich rede hier von den fundamentalen Gegnern, die Jagd an sich rigoros ablehnen, meist aus plump vorgeschobenen pseudo- ethischen Gründen, und die dann zur Durchsetzung ihrer so überirdisch ethisch- edlen Motive höchst irdische, höchst unethische Methoden anwenden: Sie wissen dabei, dass sie in kleinen Schritten vorgehen müssen, um den Bundesbürger nicht zu verprellen, der ja an sich in der Grundtendenz die Jagd positiv sieht; die Manipulation hat also nur in kleinen Schritten zu erfolgen. Man schlägt den Sack und meint den Esel: Der Sack, der geschlagen wird mit dem Knüppel dieser „Ethik“, ist die angebliche Verletzung von Grundsätzen des Mitleides mit der gejagten Kreatur, sind Einzelfälle wie die Verletzung von weidmännischen Grundsätzen wie z. B. das Erlegen von Alttieren vor dem Kitz/ Kalb, die eben manchmal vorkommen und einfach nicht zu vermeiden sind, genauso wenig wie Kometeneinschläge und Autounfälle.

Nützliche Vehikel sind aber auch Dinge wie die jeweils aus gegebenem Anlass schrittweise Verschärfung des Waffenrechts bis hin zum Verbot von Waffen in Privathand generell, das Verbot von bleihaltiger Munition und ähnliches mehr; steter Tropfen höhlt den Stein. Der Esel, der getroffen werden soll, ist nichts weniger als die Jagd an sich. Abgesehen davon, dass die Regeln des weidmännischen Verhaltens, die uns immer wieder vorgehalten werden, von uns Jägern entwickelt wurden und nicht etwa von anderen Naturschützern, verlieren diese Leute auch kein Wort darüber, dass es sich jeweils um Einzelfälle handelt, die keinesfalls die Regel sind, sondern absolute Ausnahmefälle, die auch entsprechend geahndet werden. Dass sie demgegenüber an anderer Stelle viel größere Verletzungen dieser Prinzipien aber völlig widerspruchslos in Kauf nehmen, ja sie als angebliche „natürliche“ Jagd sogar noch vehement verteidigen- niemanden stört´s.

Und das lässt doch nur einen Schluss zu: Die Bemühungen, die Jagd bei uns völlig abzuschaffen bzw. sie, wie in Holland, schleichend unmöglich zu machen, sie sind sämtlich nur Mittel zum Zweck, kein Ziel an sich; denn der Zweck ist nichts weniger als die Erlangung und Erhaltung der Kontrolle über eine geschickt und massiv manipulierte Öffentlichkeit, die die Perfidie dieser Argumentation und ihre offensichtlichen und systemimmanenten Widersprüche nicht erkennt. Was dabei herauskommt, habe ich anlässlich eines ausführlichen Leserbriefes in der DJZ (Ausgabe 2, 2006, „Komplexe und Neurosen“) schon einmal klar ausgesprochen: Ein Freiluftpanoptikum, das von diesen Leuten gottgleich (und mitleidslos) beherrscht wird, unter Ausschluss der ignoranten Masse, die ihnen zwar zu diesem Ziel verholfen hat, aber nach Erreichen dieser Position nicht mehr gebraucht wird.

Einen Ausblick darauf, was uns erwartet, wenn wir nicht reagieren, bietet unser Nachbarland Holland (s. dazu auch Oostvaardersplassen – Naturschutz pervers unter Jagd + Naturschutz).

Ich denke, es wird Zeit, die Dinge wieder gerade zu rücken. Wo leben wir denn?

Kirchveischede, im Mai 2008

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch