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„Weder Schmusetier noch reißende Bestie“

oder

Warum sollte sich auch nur irgendetwas geändert haben?

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In der hiesigen Tageszeitung „Westfälische Rundschau“ und „Westfalenpost“, beide der WAZ- Gruppe zugehörig, erschien gestern (12. Juli 2016) folgender Artikel (auch nachzulesen hier):

16-07-12-WP-Wolf-Artikel

Na ja. Nun habe ich es mittlerweile aufgegeben, Leserbriefe an die WR oder WAZ zu schreiben, die in irgendeiner Weise Kritik durchklingen lassen an BUND, NABU, Grünen, denn das ist vergebene Liebesmüh und fällt regelmäßig durch die interne Zensur im Verlag, verschwindet im Medien- Orkus. Es ist aber auch unmöglich, auf solche Beiträge in die paar Zeilen eines Leserbriefs das an Information hineinzupacken, was hinein gehörte. Deswegen poste ich bei so etwas lieber in meinem Blog, da geht wenigstens nichts unter; man kann das ja als offenen Brief verstehen. Irgendwie muss man, denke ich, Stellung nehmen, auch wenn man das Gefühl hat, gegen Windmühlenflügel zu kämpfen bei der vereinten Front der Weltverbesserer. Trotzdem muss man reagieren, finde ich, aus dem einfachen Grund, weil auch in diesem Beitrag einmal mehr vieles, was darin gesagt wird, schlicht unwahr ist, fast der ganze Rest verzerrt dargestellt wird.

Zunächst mal: Der Titel klingt toll. „Weder Schmusetier noch reißende Bestie.“ Da bekommt man Lust zu lesen. Nur leider folgt dann statt einer sachlichen Gegenüberstellung, pro und contra, wie im Titel ja eigentlich implizit angekündigt, nur noch die Schmusetour. Ich hab´s eigentlich erwartet, und außer mir auch noch viele andere, wie man vermuten kann: Ganze 30 Teilnehmer haben sich verlaufen, trotz wochenlanger Werbetrommelei. Warum? Klare Antwort: Wenn man sieht, dass die Referenten ein Meeresbiologe und ein BUND- Funktionär sind, wundert das niemanden. Jemand, der in der Materie drin ist, erwartet da einfach nichts Substantielles außer der Bedienung von Klischees und dem Verbreiten von Plattheiten. Und der Bericht bestätigt das. Die üblichen Spielereien: Kuscheln, runterreden – und verdrehen.

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Die Fakten und die Toten

Z. B. die Bemerkung, dass in den letzten 66 Jahren lediglich 4 Menschen (in Spanien) von Wölfen getötet wurden. Da fragt man sich erstens: Warum so eine exakte Zahlenangabe, 66 Jahre? Dann: Warum wird so peinlich vermieden zu sagen, dass das ausschließlich Kinder waren (siehe Kotrschal weiter unten)? Ich meine, die Szene kennt die Wirkung, und wenn es für eigene Ziele in den Kram passt, wird so ein emotionaler Gaul gnadenlos geritten.

Kommen wir nur zu den 66 Jahren. Wenn man das so festlegt, kann man alles, was davor lag, elegant ausblenden, denn streng genommen hat man ja nicht gelogen. Bewährte Methode also. Doch noch nicht mal dabei macht man sich die Mühe, zumindest einigermaßen konkret, vor allem korrekt und zitierbar zu sein, Quellen zu nennen. Ein Zeichen dafür, für wie dumm diese Leute ihr Ziel, den Bürger, halten (Die glauben eh alles, die Dämlacken, da wird nichts überprüft,  wir sind ja schließlich die Guten!). 

Ich traue mich aber mal, nachzufragen, die Guten hin oder her. Z. B., wie kommen die auf genau 66 Jahre? 

Prompt wird´s ein wenig rätselhaft. Es ist 59 Jahre her, dass das erste der vier spanischen Kinder, (die ja wohl mit den angegebenen vier Menschen in Spanien gemeint sind, andere Quellen sprechen übrigens von sieben Kindern) von Wölfen getötet wurde (1957), das letzte 1974. Bei den fünf toten polnischen Kindern von 1937 klappt die Arithmetik allerdings wieder: Länger als 66 Jahre her, braucht man nicht zu erwähnen. Zufällig ist es aber 66 Jahre her, um das Jahr 1950 herum nämlich, dass der Tod bzw. das spurlose Verschwinden von 36 Kindern in der russischen Kirov- Region nach den gefundenen Spuren Wölfen zugeschrieben werden musste. Damals natürlich nicht offiziell, das durfte ja nicht sein im real existierenden Sozialismus.

Aber noch nicht einmal das ist alles an vorsätzlicher Fehlinformation.

Zunächst mal ist es so: Dass in den letzten 66 Jahren in Europa so wenige Menschen Opfer wurden, liegt ganz einfach daran, dass sie so gut wie verschwunden waren, die Wölfe. Massakriert, wie das im Artikel so neutral ausgedrückt wurde. Und trotzdem: Obwohl sie so gut wie verschwunden waren, hat es jederzeit Tote gegeben, anders als die „Experten“ G. Wörner und Dieter Heide es so fröhlich in die Welt posaunen. Noch in den späten 1980-er Jahren, listet Hans Kruuk in seinem Buch „Hunter and Hunted: Relationships between Carnivores and People“ auf, sind in Nordeuropa (Russland und Weiß- Russland) Kinder und Erwachsene auf ihrem Weg durch winterliche Wälder ganz offensichtlich durch Wölfe erbeutet worden. Und ich verwende das Wort „erbeutet“ ganz bewusst.

Der letzte Fall aus dieser Zeit und Gegend: Der 60- jährige Michael Amosov ging am 21. Feb. 1996 durch den Wald nach Hause. Er kam nie an. Man fand im Schnee Spuren eines Kampfes, viel Blut und viele Wolfsspuren. Von Amosov keine Spur mehr, kein Stück Kleidung, nichts. Kurt Kotrschal 1) („Wolf –Hund – Mensch“, Brandstätter Verlag Wien, 2012) schreibt dazu:

„Der Fall ist keine Ausnahme. Meist bleibt vom Opfer hungriger Wölfe nichts übrig.“ Und weiter: „In derselben Gegend fiel zwei Monate früher ein 55-jähriger Holzfäller Wölfen zum Opfer, was durch die ganz wenigen Überreste zu belegen war.“ Und weiter: „Und nochmals zwei Wochen früher erwischte es ein 9-jähriges Mädchen, das ihr Lehrer bis nach Einbruch der Dunkelheit (zur Bestrafung) in der Schule behalten hatte. Den Lehrer erschoss der Vater, vom Kind blieb nur der Kopf.

Machen wir weiter mit Kotrschal:

„In den vergangenen 20 Jahren wurden in den Provinzen Uttar Pradesh, in Bihar und in Andhra Pradesh eine Reihe von Vorfällen untersucht, bei denen mindestens 273! Kinder Wölfen zum Opfer gefallen sein sollen. Die belegten Wolfsattacken ergeben ein klares Bild: Beutemotivierte Angriffe erfolgen in Eurasien zu etwa 90 % auf Kinder vor der Pubertät. Die restlichen 10 % machen vorwiegend Frauen aus. Erwachsene Männer werden dagegen selten angegriffen. In einigen Fällen rissen übrigens die Serien ab, wenn eine bestimmte Wölfin erlegt wurde. Dies unterstreicht die Möglichkeit, dass Wölfinnen eher dazu neigen, ihr Beutespektrum auf Menschen auszudehnen, während Attacken durch Rüden vorwiegend verteidigungsmotiviert zu sein scheinen. In ihrer Bevorzugung von Kindern als menschliche Beute zeigen sich im Übrigen die natürliche Vorsicht von Wölfen und ihre generelle Vorliebe für schwache und ungefährliche Beute.“

273 tote Kinder und Frauen in Indien – nur Inder? Zählen die nicht unter „Todesopfer“? Und das alles nur die Todesfälle, die erwiesen nicht tollwütige Wölfe verursacht haben. Nur nebenbei erinnere ich an den Fall des Studenten Kenton Carnegie, der im November 2005 in Kanada morgens beim Joggen von Wölfen angegriffen und getötet wurde. Im Mai 2010 wurde die Lehrerin Candice Berner im Südwesten Alaskas Opfer eines Wolfsangriffs. November 2005, Mai 2010. Das ist nun gewiss keine 66 Jahre her.

So weit Kruuk und Kotrschal. Und die beiden sind keine Wolfshasser, das genaue Gegenteil ist der Fall, man lese ihre Bücher. Aber im Gegensatz zu den Referenten in Mecklinghausen sind sie ehrlich. Kotrschal verweist auf die Studie „The fear of wolves: a review of wolf attacks on humans“ des NINA (Norsk Institut for Naturforskning), in der 18 wirkliche Wolfsexperten mal beschreiben, wie´s tatsächlich aussieht an der Wolfsfront. Ganz bestimmt nicht so, wie die Herren Heide und Wörner das so freundlich lächelnd in die Federn diktieren. Die Studie datiert aus dem Jahr 2001!!

Das Schlimme ist: Heide und Wörner und natürlich NABU, BUND etc. wissen das alles. Das kann man ja wohl getrost voraussetzen, denn sie sind ja allesamt Wolfs- „Experten“. Denn wenn ein „Experte“ eine 15 Jahre alte Studie nicht kennt, die in ihrer Wichtigkeit noch dazu eine wesentliche Grundlage für die Wolfsforschung ist, dann wäre es mit der beanspruchten Expertise nicht weit her, meine ich.  Ich persönlich bin kein Experte, habe bisher keine Wölfe erforscht, nur zusammen mit ihnen gejagt. Die machten ihre Tour, ich meine, als Nachbarn und Kollegen, in den USA, in Russland, in Sibirien, in den Karpaten. Wir haben uns gegenseitig nicht gestört, man akzeptiert und respektiert sich halt. Man weiß dann zwar ungefähr, wie der andere tickt und jagt, aber mehr lernt man nicht.

Weil ich trotzdem neugierig war, habe ich viel über sie gelesen; wir können das schließlich. Allerdings von wirklichen Wolfsexperten und Forschern wie Erik Zimen, L. David Mech, Bob Hayes, mit Abstrichen Günter Bloch und eben Kurt Kotrschal, der meiner Meinung nach auf dem Gebiet im deutschsprachigen Raum (er selbst ist Österreicher, so viel ich weiß), wenn nicht in Europa führend ist. Da kann man ungeheuer viel lernen, da kann man dann alles das auch lesen, was ich weiter oben angeführt habe. Wenn jemand dann aber trotzdem solche Aussagen macht wie „seit 66 Jahren …“, dann kann das ja wohl nur zwei Gründe haben: Entweder belügt er die Leute bewusst, oder er hat schlicht und einfach keine Ahnung. Dann sollte man sich aber um Himmels Willen nicht als Wolfs- „Experte“ vorstellen. Und ganz, ganz schlimm wäre es, wenn beides zuträfe. Also Experte sein und lügen  ….

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Zur Hauptsache 

Nun haben wir das zurechtgerückt, kommen wir jetzt zur Hauptsache: Ich persönlich und viele andere Jäger, die ich kenne, haben absolut nichts gegen Wölfe. Ganz im Gegenteil, wie man meinen verschiedenen Beiträgen auf diesem Jagdblog entnehmen kann (https://ein-jagdmensch.com/der-wolf-der-verlorene-sohn/); erstens könnten wir uns ja wehren, und Rehe haben wir wirklich genug. Viel wichtiger ist: Keine streunenden Hunde mehr, keine Katzen im Revier, Füchse, Waschbären müssen sich auch warm anziehen – sowas vereinfacht das Leben, wenn man als Jäger für die Allgemeinheit für viele Milliarden €uro im Jahr Aufgaben erfüllt, die sonst der Staat übernehmen müsste, steuerfinanziert und damit sauteuer, wie alles, was Staatsaufgabe ist (https://ein-jagdmensch.com/hobbyjagd/). Und Jäger nehmen keine Spenden bzw. halten nicht für jeden Handschlag die Taschen auf, nein, die bezahlen sogar noch dafür, für den Staat jagen zu gehen, Wildbestände zu regulieren, für Revierpflege, Biotop- Verbesserungen etc. etc.. Um dann prompt immer wieder angemeiert zu werden in den Medien, mit Klischees und Vorurteilen, die ja so herrlich zu kolportieren sind, wie übrigens in dem obigen Artikel auch.

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Was stimmt denn?

Aber was stimmt denn nun in dem Artikel? Da findet man sogar was. Richtig ist die Bemerkung, dass Wölfe in Europa erst seit dem 8. Jahrhundert stark bejagt wurden. Aber der Grund dafür war nicht, dass auf einmal böse Jäger dem Wolf ans Fell wollten, sondern weil sich damals überhaupt erst das erste politische Gebilde mit einer beginnenden Verwaltung entwickelte, das fränkische Reich nämlich. Und für überregional organisierte Wolfsjagden ist nun mal Verwaltungsstruktur nötig.

Man muss sich in Erinnerung rufen, dass sich mit dem Ende der Spätantike bzw. des römischen Reichs im beginnenden Frühmittelalter, also mit Entstehen der ersten nachrömischen größeren Herrschaftsbereiche und, neudeutsch, politischen Körperschaften, eine grundlegende soziale Umstrukturierung vollzog, mit tätiger und aktiver Hilfe des zunehmend auch an politischem Einfluss gewinnenden päpstlichen Christentums.

Die vorher vor allem im nichtrömischen Europa politisch tragende Schicht der freien Bauern verschwand fast vollständig, es bildete sich die typische mittelalterliche Feudalstruktur heraus: Unten die große Masse der politisch völlig rechtlosen und gewollt waffen- und damit wehrlosen Bevölkerung, die das Sozialprodukt zu erarbeiten hatte, im Mittelbau der sich bildende niedere Ministerialadel und der niedere Klerus, darüber der allein politisch und sozial bestimmende Oberbau, also Hochadel = Landesherrren und der hohe Klerus.

Die Landbevölkerung, und andere Bevölkerung gab es damals praktisch nicht, denn unsere mittel- und osteuropäischen Städte entstanden mit wenigen Ausnahmen wie den alten deutschen Römerstädten sämtlich erst in der klimabegünstigten Warmphase des Hochmittelalters zwischen 1000 und 1300 n. Chr., hat von jedem Herrscher ultimativ gefordert, Wölfe, Luchse, Bären auszurotten oder wenigstens so weit zurückzudrängen, dass ihr weniges Vieh zumindest eine Chance zu überleben hatte bei der damals üblichen Viehhaltung, z. B. der Waldhute. Das Volk war zwar praktisch rechtlos, aber diese Forderung war auch nach dem damaligen Gesellschaftsmodell legitim: Die Unterschicht arbeitete, hatte kein Recht auf Mitwirkung bei Entscheidungen, die Oberschicht schuldete im Gegenzug aber unbedingten Schutz (die Munt) vor Feinden. Und Wölfe empfand man damals als Feinde, ebenso wie Bären und andere Großräuber, ja als Lebensbedrohung.

Anders als in den frühen Jäger- und Sammlerkulturen konnte man in den mittelalterlichen Agrargesellschaften nicht ausweichen auf andere Nahrungsquellen. War die Ernte schlecht und / oder das Vieh getötet, ging es um die nackte Existenz: Eine gerissene Kuh konnte den Hungertod zumindest für die Schwächsten der Familie bedeuten, die Kinder und Alten. Es gab kein Sozialamt und HARTZ IV. Und Wölfe, das bescheinigt jeder wirkliche Wolfsforscher und Kenner, gehen bei der Jagd grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstands, hoch intelligent und effizient, wie sie sind, die dachten und handelten damals so wie heute: Warum soll man sich an flinken, cleveren Wildtieren abbalgen, wenn man die dumm gezüchteten Proteinbomben direkt nebenan und womöglich sogar noch eingezäunt präsentiert bekommt, ohne Fluchtmöglichkeit? Darum galt: Wer als Herrscher damals nicht diese riesigen Wolfsjagden organisierte und durchführte, galt als schlechter Herrscher. Auch wenn die Presse damals noch nicht erfunden war – das sprach sich rum, und auch die Kirche machte Druck, nicht zuletzt auch aus Sorge um ihren Zehnten.

Was weiter zum Teil, aber eben auch nicht vollständig stimmt, ist die Bemerkung des Herrn Wörner: „Die Wölfe regulieren nicht die Anzahl der Rehe, sondern die Rehe die Anzahl der Wölfe.“ Eine unzulässige Pauschalierung mehr, aber in diesem Fall kann man´s sogar noch gelten lassen, obwohl Wölfe keineswegs ausschließlich auf Rehe spezialisiert sind. (https://ein-jagdmensch.com/die-viel-zitierte-raeuber-beute-beziehung/) Sie nehmen halt das, was am bequemsten erreichbar ist. Eben das Muffelwild. Aber das Muffelwild gehört für die Puristen der „Bewegung“ hier eh nicht hin, es hat´s verdient, ausgerottet zu werden, und wenn die Viecher dazu noch so dämlich sind, sich ausrotten zu lassen: Bitte schön. Siehe das Sikawild im Arnsberger Wald.

Jetzt könnte man sagen: Ist schon richtig, was haben Neozoen hier verloren? Nur: Warum machen wir dann so ein Aufhebens mit unseren Hasen, den Schwalben, dem Rebhuhn, dem Fasan, der Wachtel, vielen Fledermausarten, vielen Greifvogel- und Eulenarten, dem Hamster!, den vielen Singvogelarten, dem Milan, dem Weißstorch, der Großtrappe? Die Liste ist längst nicht abgeschlossen, und sie alle sind Zuwanderer, Gäste auf Abruf, wenn man will. Sie sind erst „zugezogen“, nachdem der Mensch nach der Umstellung auf den Ackerbau die dafür nötigen freien Landschaften geschaffen hat, mit Feldern, Hecken, Kleingehölzen (https://ein-jagdmensch.com/das-oekologische-gleichgewicht/). Sie haben sich sozusagen ins gemachte Nest gesetzt, gemacht von diesem Umweltzerstörer Mensch. Nach dem streng puritanischem Verständnis dieser „Experten“ wäre es also kein Verlust, wenn sie wieder verschwänden. Und sie verschwänden hier, so sicher wie nur was, wenn wir Menschen nicht mehr hier wären und die Landschaft offen hielten. Aber das will ja niemand.

Man dreht sich´s halt so, wie´s gerade am besten passt. Was bei dem einen „Projekt“ gerade noch als todeswürdiges Verbrechen angeprangert wird, bekommt beim nächsten Spendenfeldzug sozusagen die heiligen Weihen, urbi et orbi. Der Zweck heiligt eben die Mittel. So wie hier en passant zugegeben wird, dass es doch streunende und wildernde Hunde gibt, was sonst rigoros abgestritten bzw. auf absolute Einzelfälle heruntergeredet wird. Leinenzwang für Hunde? Ist eigentlich gar nicht nötig; die tun nix ….. Man reibt sich ganz verwundert die Augen. Jedenfalls der Ahnungslose, der mit diesen „Experten“ noch nie zu tun hatte.

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Säusel- Berichterstattung

Was mir so unsäglich auf den Nerv geht bei der Säusel- Berichterstattung, ist die Tatsache, dass man die Menschen da draußen mit System, Verzeihung, bescheißt, dumm hält, ihnen die Wahrheit vorenthält, nur um irgendwelchen selbst ernannten Natur- Designern die Möglichkeit zu geben, ihre wirren Utopien zu inszenieren. Es ist ja nicht so, dass die nicht wüssten, was sie da in die Welt setzen. Da kommt folgerichtig die Frage auf: Warum tun sie´s dann? Ganz einfach: Geld und Hybris. Die Herrschaften haben mittlerweile abgehoben, schweben meilenweit über den Gefilden der gewöhnlichen Erdlinge, sind durch keinerlei Kontrollinstanz mehr gebremst. Und sie verdienen sich, westfälisch derb ausgedrückt, mit dieser Bescheißerei den Arsch ab. Da wird der NABU NRW mal eben Eigentümer von 18.000 Hektar Forstflächen. Die nirgends erscheinen, weil ausgelagert in irgendwelche „Stiftungen“. Denen dann jeweils ein verdienter Alt- Bewegungsgenosse vorsteht. Natürlich um Gotteslohn. Und um ein paar zehntausend Euro p. a. an „Aufwanderstattung“, bis ans selige Lebensende. Usw. usw.

Die Politik? Die Abgeordneten sind so mit „wichtigen“, weil staatstragenden Themen beschäftigt, dass sie froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben vor diesem lästigen Umwelt- und Naturgedöns. Und außerdem: Wir leben in einer Dienstleistungs- und Convenience- Gesellschaft. Lästige Dinge lassen wir gern erledigen. Warum sollen Politiker da eine Ausnahme machen, z. B. beim „Umwelt- Gedöns“? Die lassen sich eben alles verabschiedungsreif servieren, abnicken, das nächste. Entgangen ist den Herrschaften allerdings eine winzige Kleinigkeit, und da waren die Grünen weit gerissener und vorausschauender als die Welt- Politiker: Am Umweltgedöns bzw. am dafür zuständigen Ministerium vorbei lässt sich heute so gut wie keine politische Maßnahme, kein Ziel mehr umsetzen; das geht bis hin zur Außenpolitik. Irgendetwas passt nicht ins Weltbild der Wächter der Tugenden? Da springt auf Knopfdruck die Umwelt- und Empörungskeule aus dem Kasten.

Der Wähler? Zu 90 % Städter, denen geht das Thema sonstwo vorbei (außer im Urlaub, da möchte man natürlich mit irgendetwas Gefährlichem und Unangenehmen nicht behelligt werden).

Die Medien? Eigentlich die letzte vorgesehene Bremse bei sowas wie organisiertem Staatsversagen, der Grund, weswegen die so große Privilegien genießen? Längst ins Boot gezogen bzw. genauso dumm gemacht. Wenn man manchmal liest und sieht, was da so in scheinbar völliger Unschuld an Schwachsinn verbreitet wird, fragt man sich, was man gelernt haben muss, um derart an der Realität vorbei zu schreiben oder zu berichten. Also ist es für unsere „Experten“ gar nicht nötig, die Wahrheit zu sagen. Es ist eine oft zitierte, aber umso wahrere Weisheit: Die perfideste Art der Manipulation ist nicht die Lüge, sondern das bewusste Unterdrücken von Informationen, die nicht ins sorgfältig gemalte Bild bzw. zum erstrebten Ziel passen.

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Die Wahrheit und die Folgen

Denn wenn man das tun würde, also die Wahrheit sagen, siehe oben, wäre z. B. der Freizeit- und Wandertourismus da, wo es Wölfe gibt, in unserem verängstigten und sicherheits- fixierten Deutschland ganz schnell zu Ende. Komplett. Die Deutschen haben nicht die Nerven der Russen, der Rumänen, der Kanadier, der US- Amerikaner, die mit Wölfen ganz entspannt umgehen. Die wissen, dass die gefährlich sein können und nehmen das in Kauf, nach dem Motto: „Ja und? Das Leben ist gefährlich.“ Vor allem verhalten sie sich danach. Und sie akzeptieren einfach, dass es den einen oder anderen Toten gibt, das ist nun mal so, wenn man unbedingt Wildnis haben will, wo gehobelt wird, fallen Späne, umsonst ist der Tod. Nur ganz nebenbei: Die bejagen die aber auch.

Und in Deutschland? Auf eines ist Verlass, wie auf die Steuern: Die Deutschen, in der Mehrheit eine ganz seltsame Mischung aus überzeugten Romantikern und gleichzeitig gnadenlosen Rosinenpickern, werden rabiat auf die Barrikaden gehen und den sofortigen Totalabschuss fordern, wenn auch nur ein Mensch von einem Wolf getötet wird; dann hat die Romantik und Wolfskuschelei auf der Stelle ein Ende. Das ist das Ergebnis der jahrzehntelangen Beschallung und Erziehung zur Unmündigkeit, des Totalverlusts der Fähigkeit, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Es gibt ein Problem? Schlaft weiter …. Wir machen ein Gesetz dagegen …

Was dazu kommt, ist die kritiklose Kolportiererei des abstrusen, widersprüchlichen Getues durch die Medien. Wo NABU, BUND dransteht, das kann nicht schlecht sein, vor allem muss es wahr sein. Ipse dixit. Wenn die Grünen die Umwelt und deren Regeln nach ihrem Gusto umgestalten, dann müssen die Recht haben, schließlich sind sie die Grünen. Da braucht man nicht kritisch zu prüfen, zu recherchieren, z. B., ob das denn stimmt, was die einem da erzählen. Kritisches Herangehen heben wir uns für die üblichen Verdächtigen auf, zum Beispiel die Jäger, und da ziehen wir dann richtig vom Leder, vor allem mit Empörung. Zumindest die üblichen Seitenhiebe aber müssen immer sein. „Der Wolf jagt nicht auf Trophäen ….“

In den Kontext passt auch einmal mehr das Bild im Artikel: Kuschelige Wolfsbabies. Ach wie süüüüüß! Wie kann man denn so lieben Tierchen Böses unterstellen? Da kann man nur die nächste Wolfspatenschaft übernehmen. Für 100,00 €, ohne jede Kontrolle, was mit dem Geld passiert. Aber das ist egal, denn das gibt so ein gutes Gewissen. Nur dass die Schäfer z. B. das ein bisschen anders sehen, will kein Mensch wahr haben. Wenn man´s denn ernst meinte mit dem Titel „Weder Schmusetier noch reißende Bestie“, also pro und contra, siehe oben – warum zeigt man dann nicht gleichzeitig auch so ein Foto wie das hier unten? So ähnliche Bilder gibt´s die Masse, denn Wölfe sind bei der Jagd alles andere als zimperlich. Nur passt das nicht zum sorgsam aufgebauten Kuschel- Image, und deshalb soll sie niemand sehen.

14-05-28-Wolf-Hirsch

Alles in allem zitiere ich noch einmal aus einem meiner Beiträge (https://ein-jagdmensch.com/was-tun-wenn-ein-wolf-dasteht/):

Ich bin Jäger, und ich freue mich auf die Zeit, wo ich keine Hunde mehr im Revier finde, alle Katzen endlich zu Hause bleiben und wenn, dem groooßen bööösen Wolf sei Dank, auch die Mountainbiker, die Geocacher, die Pilzesucher immer weniger werden. Ich habe nur was dagegen, wenn man die Bevölkerung und Leser nicht nur nicht aufklärt, sondern im Gegenteil noch bewusst belügt. 2) 

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Die öffentliche Debatte und die Akzeptanz

Wenn nur das, was ich hier an Fakten anführe, der breiten Öffentlichkeit kenntlich und klar gemacht würde, dann wäre die Debatte eine andere, nämlich ehrlich. Weil möglichst umfassende Information die unbedingte Voraussetzung dazu ist, dass man sich überhaupt ergebnisorientiert an einer Debatte beteiligen kann. Damit aber sehen die Weltgestalter ihr Geschäftsmodell gefährdet, sie trauen dem informierten Bürger nicht nur nicht über den Weg, nein, er ist ihr ideologischer Todfeind. Deshalb haben sie sich mit dieser Weichspül- Propaganda über viele, viele Jahre diese Freaks herangezogen, die die Welt für eine riesengroße Disney- Kulisse halten und die Realität in weiten Zügen gehorsam völlig ausblenden.

Das zu ändern, hieße dicke Bretter bohren und wäre eigentlich Sache kritischer Medien. Das wäre mühsam, aber dann hätten wir das Ergebnis, dass der Wolf wirklich ankommen könnte, für den Bürger im vollständigen Bewusstsein dessen, was im Einzelfall die Folgen sein können. Dann hätten wir zumindest in diesem Bereich, Natur und Umwelt, wieder den mündigen Bürger, der selbst ein realistisches Bild von der Welt hat und sie sie sich nicht dauernd von irgendwelchen Gurus, dazu  bar jeder Sachkenntnis, erklären lässt.

Genau das aber kann NABU, BUND und wie sie alle heißen auf keinen Fall gebrauchen. Denn dann wären sie überflüssig, sie wären schnell entzaubert, würden als das wahrgenommen, was sie sind, als reine Gewerbetreibende, das lukrative Geschäftsmodell wäre Makulatur (https://ein-jagdmensch.com/der-nabu-fordert/). Man schaue mal auf die Gehälterstruktur an den Spitzen dieser „gemeinnützigen Vereine“, auf die Irrsinns- Umsätze, die erzielt werden, auf die vielfältigen Verschachtelungen, die Tochterfirmen und Stiftungen. Das bringt enormen, aber in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenen politischen Einfluss und damit Macht.

Man sitzt in allen Gremien, an allen Tischen und entscheidet mit, zu nahezu jedem politischen Thema, ohne jede politische Legitimation – Millionen an „Ausgleichszahlungen“ an irgendwelche Stiftungen inbegriffen, im Gegenzug mit dem Versprechen, dann natürlich die bereits angekündigte Verbandsklage gegen dies und das zu unterlassen. Denn das Modell kostet Geld, und nicht wenig, und mangels eigener Wertschöpfung müssen Spender und der Steuerzahler ran. Genau deswegen müssen die Verhältnisse, so wie sie sind, um jeden Preis erhalten werden.

Wesentliche Voraussetzung für diesen eigentlich unglaublichen Zustand ist aber ein freundliches Bild in Presse, Funk und Fernsehen, fundamental wichtig vor allem die kritiklose und eins zu eins erfolgende Wiedergabe der gesendeten „Botschaften“. Nur: Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ein Bürger diese Botschaften im NABU- Mitteilungsblättchen oder in der Tageszeitung liest. Dem einen unterstellt er Parteinahme, was völlig in Ordnung ist, schließlich drucken die ja ihre Blättchen selbst. Was anderes ist es, wenn das Ganze dann im Fernsehen verbreitet wird, in der Tageszeitung steht. Damit bekommt das in den Augen der Bürger den amtlichen Segen. Na ja, die können ja nicht im Unrecht sein, es steht ja in der Zeitung. Und sogar die BILD schreibt´s doch.

Merken Sie was? Der Bürger setzt eigentlich voraus, dass die Medien kritisch sind. Er geht davon aus, und er zahlt ja auch dafür. Auch wieder so ein klassischer Irrtum ….

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Kirchveischede, 13. Juli 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Professor Dr. Kurt Kotrschal studierte Biologie in Salzburg, schloss sein Diplomstudium 1979 ab, wurde 1981 promoviert und 1987 habilitiert. Er hat eine Professur an der Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften, Department für Verhaltensbiologie. Er beschäftigt sich mit hormonalen und kognitiven Gesichtspunkten sozialer Organisation sowie der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung, insbesondere der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Seit Juli 1990 leitet Kotrschal als Nachfolger von Konrad Lorenz die Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal.

Kotrschal wurde besonders durch die Erforschung und Zuschreibung charakterlicher Eigenschaften von Tieren bekannt. Im Jahr 2008 hat Kotrschal das Wolf Science Center mitbegründet, welches zuerst in Grünau im Almtal angesiedelt war und sich seit 2009 in Ernstbrunn befindet.

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2) Ähnliches gilt übrigens für die Wisente hier im Sauerland. Ich habe bereits im September 2015 (https://ein-jagdmensch.com/von-woelfen-und-wisenten/) geschrieben, dass es über kurz oder lang Probleme geben wird. Dass das so schnell passiert, habe ich nicht gedacht. Kotrschal übrigens schreibt witzigerweise dazu: „In US- Nationalparks kommt es nicht selten vor, dass Menschen durch ach so zahme Bisons verletzt werden oder sogar ums Leben kommen, wenn sie die großen Wildrinder partout zwischen den Hörnern kraulen wollen.“ Nur hat die Spaziergängerin hier im Sauerland noch nicht mal das versucht, sie ist einfach nur spazieren gegangen. Es war unbeschreiblicher Dusel, dass da nicht mehr passiert ist. Und das unsägliche Getue wird weitergehen, jede Wette. So lange, bis der GAU da ist. 

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Das ökologische Gleichgewicht II

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Was Ökologie mit Einstein zu tun hat

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Ökologisches Gleichgewicht. Ich hatte mich ja schon ausführlich zu diesem Punkt geoutet. Dann habe ich im September 2015 mal ein paar weitergehende Gedanken dazu verfasst, aber nicht veröffentlicht. Man hat so viel um die Ohren, vielleicht hole ich das demnächst nach. Aber heute hatte ich wieder so eine Diskussion, die ich zum Anlass nehme, noch einmal näher auf das tiefer liegende, zentrale Verständnisproblem zu unserem Reizbegriff „ökologisches Gleichgewicht“ einzugehen. Ich denke, ich habe mich im ersten Beitrag dazu nicht deutlich genug ausgedrückt. Möglicherweise hilft uns ja Einstein weiter.

Was ist denn nun das Problem mit dem hingebungsvoll verklärten, nirgendwo so genau definierten „ökologischen Gleichgewicht“? Die banale Antwort ist: Das kommt, wie immer, auf den jeweiligen Betrachter an bzw. auf den Standpunkt des jeweiligen Betrachters.

Nehmen wir z. B. die Rattenschwanzlarve: Wenn Sie die fragen würden und die antworten könnte, würde die Ihnen im Brustton der Überzeugung erklären:

„Das Paradies, der Ort im Zustand des absoluten ökologischen Gleichgewichts ist eine Güllegrube: Stockdunkel, stinkend, nass, frostfrei, gleichmäßig temperiert.“ Wenn sie noch ein wenig ideologisch fixiert und dogmatisch veranlagt wäre, würde sie hinzufügen: „Und wer etwas anders behauptet, der lügt!“ Das Paradoxe ist: Die Dame hat Recht, zumindest mit dem ersten Satz:

Eine Güllegrube ist ein Biotop in einem stabilen ökologischen Gleichgewicht.

Völlig losgelöst von der Frage, ob man sie jetzt schön findet oder nicht. Und genau hier kommt das Problem zutage, das ich mit diesem Schlagwort habe bzw. mit denen, die es so hingebungsvoll zu ihrer ideologischen Propaganda und Spendensammelei missbrauchen: Sie verknüpfen eine rein sachliche Feststellung bzw. Behauptung regelmäßig mit eigenen, rein subjektiven, ästhetischen Vorstellungen. Vorstellungen und Ideen, die sie – maßgeschneidert auf die eigenen Zwecke – per Frühstücksfernsehen und Regenbogenpresse bei einer möglichst breiten Menge als ästhetisch implementieren oder implementiert haben. Und die sind nun wirklich Privatsache, oder möchten Sie in einer Güllegrube leben, nur weil´s die Rattenschwanzlarve schön findet?

Das bringt uns jetzt zu der Verbindung mit Einstein. Einer der grundlegenden Gedanken seines genialen Theoriegebäudes ist der:

Wo ich bin, ist der Mittelpunkt des Universums, alles andere wird an mir gemessen, selbst die absolute Konstante Lichtgeschwindigkeit.“

Das Schöne ist: Er hat´s bewiesen, sogar mathematisch.

Das Schwierige für viele Menschen daran ist: Sie sind völlig außerstande zu kapieren, dass, von der reinen Logik her, wirklich jeder das von sich behaupten kann. Wohl begründet, wie die Rattenschwanzlarve.

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Kirchveischede, 19. Juni 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Jäger, Wolf, Luchs + Kurti

oder

Respekt unter Kollegen 

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Da hat mich letztens Jemand gefragt, ob ich einen Wolf, einen Luchs schießen würde. Ich habe geantwortet: „Nein! Es sei denn, ich wäre gezwungen, durch die Situation, das Gesetz.“

Jemand: „Warum nicht?“

Ich: „Weil wir von derselben Feldpostnummer sind. Sie mögen Rehe, Hirsche, Sauen, Hasen, ich auch. Unter Kollegen respektiert man sich.“

Jemand wurde danach auffallend still. Wie man es eben wird, wenn man eigentlich nur provozieren wollte und dann mit der Nase darauf gestoßen wird, dass Jagdmenschen nichts anderes tun wie ihre andererseits so vergötterten Kollegen von der tierischen Fraktion. Das Gespräch war danach zu Ende. Noch nicht einmal unfreundlich übrigens.

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Zu Ende denken

Man muss solche Aussagen aber immer zu Ende denken. Jemand hat da nicht eingehakt, wohl weil er gar nicht darauf gekommen ist, aber es ist so: Streng genommen gälte das ja eigentlich auch für den Fuchs, den Waschbären, den Marderhund. Ehrlich gesagt ist das bei mir auch gefühlsmäßig so: Ich habe schon seit langem keinen Fuchs mehr geschossen, ich überlasse das den Jungjägern. Ich weiß, ehrlich und vor allem konsequent ist das nicht. Aber es ist nun mal so: Bei Konflikten zwischen Verstand und Gefühl siegt oft genug die Emotio. Aber die Ratio sagt: Wir kommen nicht darum herum.

Alle drei nämlich sind im Gegensatz zu Luchs und Wolf Nahrungsgeneralisten, d. h., sie kommen auch mit Insekten, Mäusen, Würmern, Aas, menschlichen Abfällen, ja zeitweise sogar mit pflanzlicher Nahrung klar. Darauf ziehen sie sich zurück und überleben bestens, wenn sie erst mal aufgeräumt haben unter dem nahrungstechnisch viel ergiebigeren Niederwild, den Bodenbrütern, den Hasen. Sie halten – dazu noch ohne eigene bestandsregulierende Prädatoren – mit dieser Strategie ihre ohnehin hohe Bestandsdichte ohne jedes Problem – und verhindern damit zuverlässig jede Erholung des Niederwildes: Jeder Ansiedlungs-, jeder Brutversuch wird auf der Stelle mit letaler Wirkung unterbunden.

Wölfe und Luchse dagegen kommen mit dieser Strategie nicht klar. Wo kein Wild, keine Weide- und Haustiere mehr zu erbeuten sind, wandern sie ab; sie sind strenge Nahrungsspezialisten, auf Fleisch angewiesen. Der Luchs ist dazu noch eng habitatfixiert; er braucht den Wald, den möglichst dicht. Canis lupus ist da deutlich weniger anspruchsvoll, er kommt auch mit Park- und Agrarlandschaften, mit Truppenübungsplätzen etc. aus. Immer aber braucht auch er Deckung und kleinere Rückzugsareale.

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Warum der Wolf?

Es ist ganz eindeutig der Wolf, der auf den größten Widerstand trifft. Vor allem seine hohe Intelligenz, seine ausgeprägte Fähigkeit zur sozialen Organisation und die damit verbundene große Effizienz bei der Jagd bereiten ihm paradoxerweise Probleme. Dazu kommt, er ist eben einfach clever, sein geradezu manischer Drang, sich in dieser schönen Welt so gemütlich wie möglich einzurichten. Er sagt sich nämlich: Wozu soll ich mich an flinkem und auch wehrhaftem Wild wie z. B. Sauen abbalgen, wie man hier in Westfalen sagt, wenn ich die Proteinbomben eingegattert, ohne Fluchtmöglichkeit und in hoher Dichte direkt vor der Nase habe? Man sieht: Er ist uns einfach zu ähnlich, unser canider Bruder.

Vielleicht resultiert gerade aus dieser Ähnlichkeit die diffuse, ganz tief unten verankerte misstrauische Ablehnung. Denn mit diesen Fähigkeiten, mit diesen Lebensgewohnheiten ist er in den vor ca. 10.000 Jahren entstandenen sesshaften Gesellschaften von Ackerbauern und Viehzüchtern vom respektierten Mitjäger, der er für Jahrhunderttausende bei den vorherigen Jäger- und Sammlerkulturen war, zur unmittelbaren Bedrohung und Konkurrenz um knappe und damit wertvolle Nahrungsressourcen geworden, das Hausvieh des Menschen nämlich.

Das wurde umso schlimmer empfunden, je schlechter die jeweilige Nahrungssituation der Menschen war, mit denen Bruder Wolf sich das Revier teilte. Es gibt Legionen an Beispielen dafür, dass gerade nach Kriegszeiten richtiggehende Ausrottungsfeldzüge geführt wurden, um den Wolf wenn eben möglich aus dieser Welt zu tilgen. Viele Jahrhunderte lang, beginnend mit Karl dem Großen, wurden in Europa die Qualitäten eines Landesherrn auch daran gemessen, wie wirkungsvoll er die Bevölkerung vor der „Wolfsplage“ schützen konnte. Der Luchs war da viel unauffälliger: Er blieb im Wald, und Schafsrisse waren bei ihm weit seltener als bei Bruder Wolf. Aber auch die wenigen reichten dann aus, um ihm an den Pelz zu gehen.

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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

So ist es. Also gehen wir es gelassen an, wir Jagdmenschen. Ich meine, lehnen wir uns zurück, gehen wir einfach weiter jagen. Lassen wir uns auch von den Kollegen Wolf und Luchs argumentativ unterstützen, z. B. bei der Fuchsjagd. Wo es Bruder Wolf gibt, haben Füchse ganz schlechte Karten. Und das Niederwild in Folge deutlich bessere. Problematisch wird´s aber leider auch für die Wildkatzen da, wo es Cousin Luchs gibt. IGP, „Intra- Guild Predation“ nennen das die Wildbiologen, frei übersetzt: „Räuberdruck unter (Berufs-) Kollegen“. Man sieht, auch das haben sich nicht die perfiden Menschen, vor allem Jagdmenschen ausgedacht, das hat wahr und wahrhaftig der Große Gasförmige in die Welt gesetzt. Man sieht weiter: Man muss wirklich alles zu Ende denken.

Unterstützung bekommen wir aber auch, wenn man uns dauernd den „unnatürlichen“ Jagddruck vor die Nase hält, auch da sind die Kollegen hilfreich: Da lachen die sich nämlich kaputt. Sie sind im Revier, jeden Tag für 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Und kein „Naturschutz“- Mensch regt sich bei denen darüber auf. Im Gegenteil, die sind sogar froh darüber und haben wohl deshalb so viele Kilo Schappi mit in den Wald genommen. „Kurti“ z. B. konnte man danach viel besser fotografieren und die Fotos ins Internet stellen, Motto: „Seht Ihr, wie nahe ich dran bin an der wilden, wahren Natur?“ Nur leider mit letalem Ende für Kurti, den Wauwau- Knautscher. Ich bin nur gottfroh, dass sich kein Jäger dazu hergegeben hat, den armen Kerl zu füsilieren. Dafür musste ein Scharfschütze der Polizei herhalten.

IGP, Intra- Guild Predation eben. Nur diesmal politisch motiviert, aus Sorge um einen Ministerposten. Und weil man nicht zugeben will, dass man den Bürger jahrelang sehr wählerwirksam systematisch verscheißert hat.

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Kirchveischede, 16. Mai 2016

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Die Mausbiber – Armeen

oder

Staatlich geförderte (vulgo „gemeinnützige“) Organisationen

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Mal wieder Alarm. Heute ist es die Verbraucherzentrale (Westfälische Rundschau v. 11. Dez. 2015). Diesmal sind die Banken das Ziel. Und, wie immer, es erfolgt ein richtiger Paukenschlag, auf der Titelseite!, sorgsam vorbereitet, pompös aufgemacht und nach dem, was da zu lesen ist, wie immer mit wenig Aussagekraft. 1) Hauptsache, Getöse und PR. (Keine Angst, ich bin kein Banker, ich hab´ mit denen auch so meine Probleme.) Trotzdem: Als denkender Mensch fragt man sich zweierlei:

Erstens natürlich: Wer ist das eigentlich, die Verbraucherzentrale oder die Verbraucherschützer, die mich da vertritt oder die mich da „schützen“? Ich meine, ich bin ja Verbraucher, aber ich erinnere mich nicht, irgendjemanden mit meinem Schutz beauftragt zu haben. Ich kann selbst für mich sorgen und meine Interessen als Verbraucher vertreten, und ich tue das auch. Man muss sich halt schlau machen. Ich meine, ich gründe ja auch keinen Verein und bevollmächtige mich selbst mit der Vertretung der Interessen der anatolischen Haselnussbauern. Ich jedenfalls würde mich fragen: Was würden die davon halten? Aber lassen wir das jetzt einfach mal so stehen und wenden uns der zweiten Frage zu:

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Was haben die davon?

Die Beantwortung dieser Frage führt uns dann sehr schnell weg vom Einzelfall Verbraucherzentrale, man erkennt, dass es da eine ganz eigene, abgeschlossene Welt gibt, die von allen möglichen Akteuren wimmelt und die eines eint: Sie schützen alle irgendetwas. Was auch immer. Oder sie geben vor, das zu tun. Unaufgefordert natürlich. Anscheinend sind da bei uns in Deutschland jede Menge an Ressourcen frei. Auf jeden Fall: Beim Betrachter kommt erst mal Ratlosigkeit auf, denn auf den ersten Blick ist gar nicht so schnell zu erkennen, was die eigentlich bezwecken, welche Ziele die wirklich verfolgen, vor allem, wovon die leben. Nur von staatlicher Förderung und von Spenden? Vor allem bricht bei mir nach doch einiger Lebenserfahrung bei demonstrativ vorgeführtem, reinem Altruismus grundsätzlich eine, sagen wir, gewisse kritische Neugier durch.

Mit Recht. Denn erst auf den zweiten Blick und erst, nachdem man mal hinter die Kulissen geschaut hat, fällt es einem auf: Das entscheidende Erkennungsmerkmal ist die Adjektion „staatlich gefördert“. Das ist eine Umschreibung für „gemeinnützig“. Das heißt, Einnahmen bleiben steuerfrei. Das ist soweit in Ordnung, wie keine Gewinne gemacht werden. Nur ist das heute leider nicht mehr so. Diese Wörtchen, eigentlich immer als vermeintliches Gütesiegel demonstrativ vorangestellt, sind de facto aber in vielen Fällen sehr schnell und dann dauerhaft der Todesstoß für jeden gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Nutzen solcher Organisationen. Und staatliche Förderung beginnt oft schon mit der Plakette „gemeinnützig“, auch das mit der damit verbundenen Steuerfreiheit eine unverhohlene staatliche Förderung, zumindest dann, wenn auf der Habenseite viele Millionen Euro an Spendenaufkommen (Spenden, nicht Mitgliederbeiträge!) stehen.

Nota bene: Staatliche Förderung ruft nicht per se Missbrauch hervor; es gibt auch seriöse solcher Organisationen wie z. B. Amnesty international, die Ärzte – Organisation Cap Anamur, den Kinderschutzbund und viele andere mehr. Aber oft ruft sie, die staatliche Förderung, doch sehr, sehr seltsame Zwitterwesen ins Leben, schafft sie eine Schattenwelt, die nur sehr diffuser und wenn, dann wenig wirksamer Kontrolle durch die Öffentlichkeit unterliegt. Weil sie politisch protegiert und sehr wirksam gegen eventuelle Kritik abgeschirmt wird.

Das Erstaunliche: Diese Zwitterwesen sind darüber hinaus noch in der Lage, sich ihre Schlachtfelder und Verteidigungsstrategien nach Belieben selbst aussuchen zu können. So, als könne eine Armee, die an der einen Front kurz vor der Niederlage steht, sich plötzlich geschlossen auf ein anderes Schlachtfeld teleportieren, auf dem der eben noch erfolgreiche Gegner nur schwach bis gar nicht aufgestellt ist. Auffällig ist: Geradezu massiert tritt diese Erscheinung im Bereich Umwelt- und Naturschutz und bei so genannten Tierrechtsorganisationen auf.

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Wie das geht?

Nun, staatlich geförderte Organisationen der Sparte Natur-, Umwelt- und Tierschutz bewegen sich zwischen folgenden Polen oder Eckpunkten:

  • knallhart gemanagter, vielfältig verschachtelter Konzern mitsamt angeschlossenen zahllosen „selbständigen“ Stiftungen, Verbänden und Unterverbänden,
  • ungeniert (und völlig ungestört) rechtswidrig agierenden Kriminellen (z. B. Peta) und
  • Disneyland – Kuschelorganisation mit hohem, PR- gefördertem und politisch unterstütztem Sympathiefaktor.

Diese Eckpunkte definieren den Aktionsspielraum und -modus, in beliebig vielen Zwischenformen und, das ist der Clou, jedesmal so, wie´s eben gerade die Situation erfordert. Dazu später.

Grundsätzlich gilt: Wer würde Menschen bzw. den von ihnen geführten Organisationen eigennützige wirtschaftliche Interessen unterstellen wollen, die die Begriffe „Naturschutz“, „Umweltschutz“, „Tierschutz“ im Banner tragen? Noch dazu, wenn sie durchweg in den Publikationsorganen positiv dargestellt und lebhaft unterstützt werden? Niemand. Kein Mensch. Pure Blasphemie. Und genauso schauen sie auch in jede Kamera, wenn sie kritisiert werden – verletzt und unverstanden.

Wehe aber, die Kameras sind weg, und damit die Öffentlichkeit. Sofort wird der professionelle Gang eingelegt. Dann nämlich agieren die knallhart profitorientiert, wie normale Gewerbebetriebe eben, und oft genug knallhärter als die; man reibt sich manchmal die Augen. Wenn sie´s damit mal so massiv übertreiben, dass sich dann tatsächlich öffentlicher Unmut erhebt wie z. B. mit ungeniert erpressten Schutzgeldern in Millionenhöhe, machen sie erst gar nicht den Versuch, sich an dieser Front zu verteidigen. Sie lassen per Pressenotiz lapidar wissen, dass sie sich keiner Schuld bewusst sind, dass – natürlich – alles verzerrt und aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt werde, dass sie – wirklich! – nur das Beste wollen, dass aber zu ihrem und der Welt unendlichem Bedauern und Schaden der Feinde der guten Sache eben viele seien. Sie sind eben Profis. Sie wissen, dass sie beim Versuch, sich zu verteidigen, nur verlieren können, Fakten sind Fakten.

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Die Mausbiber – Armeen

Jetzt nämlich folgt der Mausbiber- Trick. Da erwarte ich zunächst die Frage des vernünftig- kritischen Menschen (und ich hoffe, nur die lesen meinen Blog!): Was zum Himmel ist ein Mausbiber? Tja, die Älteren unter uns kennen ihn noch, Gucky, den Mausbiber, aus der Kultserie Perry Rhodan. Gucky konnte teleportieren und war von jetzt bis gleich weg und woanders. (Quantenphysiker arbeiten an dem Modell!) Genau das haben die sich abgeguckt, die „Experten“, und da haben sie mittlerweile einen Riesenvorsprung vor den Quantenphysikern: Während die Theoretiker noch nach einer Erklärung suchen, beherrschen die „Experten“ das in der Praxis schon, und wie! Guckies eben.

Im Falle des Widerstands oder des Beweises der Unredlichkeit, der Lüge „beamen“ sie nämlich, statt sich ohne Aussicht auf Erfolg zu streiten, umgehend ihre gesamten Streitkräfte an eine andere Front, an der sie dann sofort gewohnt hoch aggressiv und laut auftreten. Der böse Feind hat da keine Truppen (der hat das mit dem Teleportieren noch nicht kapiert, oder er kann das PR- Getöse mit maximaler Presse- Unterstützung, hoch aggressiv, nicht). Das Ergebnis: Der heftig noch kämpfende Feind an der Altfront findet sich plötzlich als Schattenboxer wieder, weil ihm sowohl der Gegner als auch das Schlachtfeld abhanden gekommen sind. Denn in diesem Fall verlieren die Medien umgehend das Interesse, und ohne Medien, logisch, hat man noch nicht mal mehr ein Schlachtfeld. Das ist weg, auf Knopfdruck! Jedenfalls für Jäger, Bauern und sonstige unbequemen Kritiker.

Potentielle Fronten und Schlachtfelder allerdings gibt es nach wie vor reichlich, die schlummern in der Schatzkiste, vor allem sind sie auf Knopfdruck von jetzt auf gleich aktivierbar wie ein Kastenteufel. Sie hießen und heißen Gorleben, (le) Waldsterben, Ozonloch, Rinderwahnsinn, Schweine- und Vogelgrippe, Glyphosat, Klimakatastrophe, Bleihysterie, Terrorismus, neuerdings Feinstaub und Stickoxide. Aber auch, bildhaft- niedlich und greifbar für die schlichteren Gemüter, Juchtenkäfer, Feldhamster, Siebenschläfer und Haselmaus.

Die „Katastrophen“, die ausgelutscht und / oder gestorben sind, werden still beerdigt wie das vormals unaufhaltsame Waldsterben (den Wald gibt´s noch, und zwar in voller Pracht), das Ozonloch mit seinen unabwendbar prophezeiten Abermillionen an Todesfällen durch den aggressiven schwarzen Hautkrebs (die Australier baden und surfen wieder ohne Ganzkörperbedeckung), die prionenbedingte Hirnerweichung durch infizierte und, nach einem Bonmot von Udo Pollmer („Das Problem ist längst gegessen“), längst verdaute Rindviecher. Ohne massenhafte Hirnerweichung natürlich, aber mit vielen wirtschaftlich ruinierten Rinderzüchtern damals. Wer spricht heute noch davon?

Die gerade nicht im Gebrauch stehenden und noch nicht beerdigten Szenarien und Schlachtfelder dagegen werden sorgfältig gehütet, über lange Strecken gut gepflegt und möglichst unscheinbar am Leben erhalten; ein guter Unternehmer hat halt immer Plan B zur Hand, ein sehr guter auch viele Pläne B. Bei Bedarf wie bei den Schutzgelderpressungen (die offizielle Diktion ist „zweckgebundene Ausgleichszahlung“) wird dann eines der bisher verborgenen glimmenden Kohlestückchen zu heller Glut angeblasen bis zum lodernden Flammenfanal. Folge: Der wirkliche Skandal „Ausgleichszahlungen“ gerät dabei in den Hintergrund und ist bereits ein paar Wochen später vergessen. Das meine ich mit Teleportation und beamen. So gesehen stellt man fest: Wir haben es mittlerweile in unserem vormals so schönen Land mit ganzen Mausbiber- Armeen zu tun.

Eines jedenfalls zeichnet sie alle aus: Sie sind hoch professionelle PR- Strategen und ziehen jedes, aber auch jedes Register. Egal, in welchem Gewand, an welcher Front und zu welchem Anlass und Thema sie erscheinen, sie erscheinen mit Pomp, Getöse, hoher Presse- Präsenz und immer mit dem Gestus der alleinseligmachenden Wahrheit im Gepäck. Die Botschaft: „Wir wissen es besser als Ihr alle anderen. Auch sind wir die besseren Menschen, weil wir nur Euer Bestes wollen. Wenn Ihr aber nicht einsichtig seid, werden wir Euch allerdings bedauerlicherweise zu Eurem Glück zwingen müssen.“

Es ergibt sich die Frage:

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Wie schaffen die das?

Ja, das ist noch so ´ne gute Frage. Und, wie schon weiter oben gesagt, ist auch das auf den ersten Blick nicht so leicht auszumachen. Man muss schon genauer hinsehen, um die Strategie zu erkennen, dann aber fällt´s einem wie Schuppen aus den Haaren. Die zwingende Voraussetzung ist hoch wirksame PR und stets positive Dauerpräsenz in Presse, Funk und Fernsehen. Das wurde erreicht mit einer Taktik, die in ihrer ganzen Genialität noch gar nicht richtig auf dem Schirm ihrer Gegner erschienen ist, geschweige denn auf dem der Öffentlichkeit. Obwohl sie eigentlich sehr schlicht ist. Das geht so: Will man unauffällig, und genau darauf kommt es an, eine öffentliche Organisation oder eine im öffentlichen Leben stehende Institution wie z. B. eine Zeitung sozusagen im unerkannten friendly takeover „übernehmen“, also ihre ideelle geistige Ausrichtung steuern, ist es geradezu tödlich, wenn man die Leitungspositionen mit seinen Apologeten besetzt. (Was ein Leichtes wäre, bestimmte einflussreiche Kreise würden´s richten.)

Aber das liefe der ausgeprägt subversiven Taktik entgegen, denn Chefs, Präsidenten, Vorsitzende u. ä. sind exponiert, sie stehen im grellen Licht der Öffentlichkeit, und weil solche Leute nun mal immer misstrauisch beäugt werden, ist das einer wirksamen Arbeit im Untergrund nicht förderlich. Außerdem benötigen die bis zu 90 % ihrer produktiven Arbeitszeit sowieso dazu, bei öffentlichen Empfängen den Grüßaugust zu spielen und, wenn´s mal schiefgegangen ist mit der einen oder anderen Aktion, in der Öffentlichkeit zerknirscht- erschrocken als Prügelknabe dazustehen. Also überlässt man solche Posten gern honorigen Leuten mit einem 1 a – Vorleben und guten Manieren, möglichst mit Titel und saturiert und daher ohne weitere Ambitionen in puncto Karriere, verbunden mit einer gewissen Attitüde zu Auftritten in der Öffentlichkeit. Idealerweise sollten sie dazu noch ein wenig naiv und gutgläubig, sprich gut steuerbar sein.

Warum? Ganz einfach: Chefs und Präsidenten werden natürlich auch daran gemessen, wie erfolgreich und vor allem wichtig die von ihnen geführten Organisationen am Ende dastehen. Auch wenn ich eine weitere Karriere nicht mehr nötig habe, gut dastehen will ich trotzdem. Dazu bin ich aber, weil ich ja selbst für operative Arbeit aus den o. a. Gründen fast vollständig ausfalle, auf eine gut funktionierende mittlere Führungsebene angewiesen – Bereichs- und Abteilungsleiter, PR- Berater etc. Die machen die operative Arbeit, die wissen, wie´s im Laden wirklich läuft. Denen lässt man dann weitestgehend freie Hand, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Die agieren effektiv und wirksam, nach dem Motto: Der Chef will´s gar nicht wissen, der soll unterschreiben und gut ist. Was interessiert´s z. B. einen WDR- Intendanten, was eine Tanja Busse im WDR 5 in seinem Namen so alles tendenziös und stramm am Thema vorbei von sich gibt? Kurz: Das System funktioniert, auch in vielen Wirtschaftsunternehmen. Und so lange, wie das klappt, sind auch alle zufrieden.

Genau auf die Inhaber dieser Posten also konzentrieren sich die „staatlich geförderten“ Organisationen, suchen den Kontakt, versorgen sie mit Insiderwissen und „Informationen“, und wo es geht, bringen sie stiekum ihre Sympathisanten da unter. Die Vorteile erschließen sich sofort und zwingend logisch nach dem, was wir weiter oben schon erkannt haben: Die treffen alle operativen Entscheidungen, sind allerbestens vernetzt, stehen aber nicht im Licht der Öffentlichkeit, unterliegen damit keinerlei öffentlicher Kontrolle, treffen ihre Entscheidungen grundsätzlich im Sinne und nach den Vorgaben ihrer außerorganisatorischen Dirigenten. Für unvermeidliche Kollateralschäden steht der „Chef“ am Pranger. Dafür darf er sich am Jahresende in der von Prominenten besuchten und geadelten Pressekonferenz sonnen: Mein Werk! Und so läuft´s für alle gut.

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Für alle?

Das wäre ja eine wirkliche win- win- Situation, extrem selten in dieser Welt. Die Realität ist ja die: Wenn´s dem einem gut geht, bezahlen nach den Regeln der ausgeglichenen Bilanz ein paar andere dafür. Je weniger Andere es aber gibt, die zahlen müssen für die Fettlebe von Einigen, desto größer ist die Gefahr der massiven Opposition und wirksamen Gegenwehr. Das wissen wir auch alle, denn da wird Ausbeutung ganz schnell als solche erkannt, weil sie unmittelbar und spürbar weh tut, damit auch vordergründig bewusst wird. Diese Gefahr aber schwindet mit jedem mehr, der zahlen muss. Weil´s auf so viele Schultern verteilt wird, dass für jeden ja nur ein paar Euro fällig werden im Monat. So funktioniert das. Und es ist ja auch ein Prinzip in der freien Wirtschaft: Die wertvollsten und profitabelsten Konzerne sind die, die Massengüter im niedrigpreisigen Bereich herstellen.

Geradezu paradiesisch aber wird es, wenn man die Steuerzahler heranziehen kann zum Löhnen. Da wächst die Zahl der Zahler auf Millionen, sie brauchen auch nicht gebeten zu werden, sie müssen. Und vor allen Dingen ist denen jede Gegenwehr unmöglich, weil sie als Steuerzahler nie genau nachweisen können, wo und wie und nach welchen wirklichen Schlüsseln eigentlich ihre Gelder verwendet werden. (Damit sind wir jetzt bei der staatlichen Förderung). Genau genommen besteht nach höchstrichterlicher Rechtsprechung noch nicht mal ein Rechtsanspruch des Bürgers darauf, dass Steuern zweckgebunden verwendet werden müssen.

Nehmen wir das Beispiel Mineralöl- und Kfz- Steuern, die ja ausschließlich von Autofahrern erbracht werden. Die könnten ja eigentlich dafür erwarten, dass zumindest die Straßen und Brücken in ihrem Land dafür in ordentlichem Zustand gehalten werden, denn dafür würden die Milliarden und Abermilliarden aus diesem Topf doppelt und dreifach reichen. Ist aber nicht. Denn diese Gelder fließen zum großen Teil in Maßnahmen, die nun wirklich nichts mit den Straßen und der Verkehrs- Infrastruktur zu tun haben. Z. B. in die Taschen der „staatlich geförderten“ und „gemeinnützigen“ Organisationen. Und genau zu dieser Unwucht sind bereits frühzeitig in der Geschichte der Bundesrepublik verfassungsgerichtliche Urteile ergangen, die den Parlamenten weitestgehende Verfügungsfreiheit über die Steuergelder gewähren.

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Was zu tun bleibt….

Man könnte neidisch werden. Oder trübsinnig. Denn offensichtlich befinden wir uns in einem circulus vitiosus, den wir zwar in unserer Indolenz und gleichgültigen Dummheit selbst einzurichten mitgeholfen haben, mit dem Ergebnis, dass wir ihm ja offensichtlich mittlerweile völlig hilflos ausgeliefert sind. Ein perfektes System der gewaltfreien Übernahme, unter tätiger oder zumindest duldsamer Mithilfe der zahlenden Betroffenen. Aber bei genauem Hinsehen gibt es noch Möglichkeiten. Die erste und einfachste, und jetzt rede ich als Jäger und nur in Bezug auf Umwelt und Natur:

Wir müssen eingefahrene und mittlerweile pervertierte Strukturen aufbrechen, vor allem den Grünen und ihren Verbündeten endlich den Erbhof Umwelt und Natur aus der Hand nehmen.

Sie haben´s gründlich vergeigt, weil sie´s nicht können. Wie sollen sie auch, fast zu 100 % Städter ohne jeden Bezug zu Umwelt und Natur? Theorie, Toskana und Rotwein, das ist eine Sache. Natur und Umwelt realiter die andere.

Fakt ist: Solche Erbhöfe, bleiben wir bei dem Begriff, haben nirgendwo etwas verloren, am wenigsten in der Politik. Wenn sie nur zu nichts führen würden, ging´s ja noch. Sie führen im Gegenteil aber immer geradewegs ins Chaos. Was würde man sagen, wenn in unserem Land seit 30 Jahren grundsätzlich nur Parteiangehörige der CDU zum Finanzminister bestellt würden, nur weil die für sich die alleinige Kompetenz in Finanzfragen in Anspruch nimmt, selbst wenn sie gewöhnlich nur zippelige Minderheitspartei in einer Koalition sind? Der Wähler würde sich wundern, alle anderen Parteien würden schärfsten Protest anmelden. Mit Recht ja wohl. Mit unserer Umwelt und der Natur aber geschieht das seit vielen Jahren wie selbstverständlich, und keiner findet etwas dabei. So viel dazu, welchen Stellenwert die Umweltpolitik bei den Volksparteien einnimmt.

Es wird Zeit, mal andere Ansätze zu suchen. Sollen sie sich mal um andere Themen kümmern. Vielleicht haben sie ja da Erfolg. Die Verteidigungspolitik etwa. Da könnte man vielleicht sogar bei der Offiziersausbildung die Erfahrungen mit den teleportationsfähigen Mausbiber – Armeen in den Lehrstoff einbringen.

Aber Spaß beiseite – das ist vermintes Gelände, da muss man was draufhaben und sich was trauen. Und man läuft Gefahr, nicht so gut dazustehen. Da kann man nachvollziehen, dass sie lieber weiter machen in Umwelt und Natur. Mit großem Einfluss, gefahrlos, weil mit geringem politischem Risiko, mit hohem Spaßfaktor, mit jeder Menge Aktionsfelder, in enger Symbiose mit den Kollegen von BUND, NABU & Co, höchst ertragreich. Vor allem: Man kann über den Hebel „Umwelt“ jedem anderen Fachkollegen ungeniert ins Ressort reinregieren, vor allem natürlich den Wirtschaftsministern, und dabei ganz unschuldig aus der Wäsche gucken. Ein Juchtenkäfer oder ein Feldhamster findet sich überall, ein Grund zur Verbandsklage auch.

Derweil wenden sich die von städtischen und völlig naturentfremdeten Ideologen dauerkujonierten Bauern, Waldbauern und die Landbevölkerung frustriert von den konservativen Parteien ab in dem sicheren Gefühl, von denen verraten und verkauft worden zu sein. Und wählen die AfD.

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Kirchveischede, 11. Dezember 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Ein Beispiel, wie es nicht sein soll (Zitate in fett):

Der staatlich geförderte Finanzmarkt- Wächter hat fast 3.900 Gespräche mit Sparern für eine Sonderuntersuchung ausgewertet. 87 % der Anleger haben danach von ihrer Bank oder dem Vermittler von Vorsorgeprodukten zu teure Offerten erhalten.

Zu teuer in Bezug auf was?

Mehr als jeder zweite Ratschlag erwies sich als zu unflexibel für den Kunden.

Ein Ratschlag unflexibel? Da ist noch nichts passiert, Ratschläge kann man ablehnen.

35 % der Empfehlungen brachten weniger Ertrag ein als anderweitig möglich gewesen wäre.

Auf so was muss man erst mal kommen: Empfehlungen, die weniger Ertrag einbringen. Und: Weniger Ertrag als bei wem oder was?

Nach all diesem Wischi- Waschi und vernebelndem Bla- bla aber das knallharte Fazit:

„Die Ergebnisse sind wirklich niederschmetternd.“ Findet ein Herr Bareis.

Man bleibt eigentlich ein wenig ratlos zurück. Staatlich geförderte Einrichtung.

Es wird massiv Vertrauen ausgenutzt, staatlich gefördert, kann ja nicht schlecht sein. Indem man beim Dämlack von Verbraucher (so wird der von denen ja offensichtlich gehandelt) durch Angabe von konkreten Zahlen (3.900 Gespräche ausgewertet, 87 %, 35 Prozent) den Anschein der Akkuratesse erweckt. Eigene Aussagen, Angaben und Rückschlüsse werden aber grundsätzlich ohne jeden Bezug gelassen, keine absoluten Zahlenangaben gemacht. Damit ja niemand etwas gegenprüfen, nachrechnen oder verifizieren kann. Der Höhepunkt aber ist: Man redet hier ganz offen über Ratschläge und Empfehlungen; offensichtlich ist auf dieser Basis nicht ein einziger Vertrag zustande gekommen. Damit ist aber auch kein Schaden entstanden. Trotzdem wird dann hingerichtet: „Das Ergebnis ist niederschmetternd.“

Entschuldigung, wenn ich das so sage: Das hat mit Dilettantismus nichts mehr zu tun. Das ist erstens volksverdummend und zweitens ein Beweis niederschmetternder Inkompetenz selbst ernannter Sittenwächter, wenn nicht Schlimmeres. Machte das ein frei- gewerbliches „Beratungsunternehmen“, stände am anderen Tag der Staatsanwalt vor der Tür, mitsamt Durchsuchungsbefehl und allem Zipp und Zapp.

Meine Meinung: Das einzige Ziel ist PR- Präsenz. Jetzt wäre ich nur mal gespannt, was denn die „Experten“ der „Verbraucherzentrale“ ihren „Kunden“ empfehlen. Vor allem würde mich interessieren, wie bei solchen Empfehlungen die Provisionszahlungen geregelt sind.

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Der NABU fordert……

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Get your facts first, and then you can distort them as you please.

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Der NABU. Sozusagen der vom Staat üppig geförderte Forderverein. Man fordert. Zwanghaft. Die letzte Meldung in diesem Zusammenhang: „NABU fordert ultimativ den Schutz des Feldhamsters.“ Warum auch nicht? Das kostet schließlich nichts. Zumindest den nicht, der mal eben fordert. Dass der Feldhamster längst geschützt ist, wen juckt´s? Dass der Schutz nichts gebracht hat (wie auch?), wen juckt´s? Dass der Grund für sein Verschwinden vor allem auch z. B. darauf zurückzuführen ist, dass die Vermaisung der Bundesrepublik ihm den Lebensraum vernichtet – wen juckt´s? Vor allem juckt´s einen dann nicht, wenn man selbst bzw. seine Mitstreiter im Geiste der Verursacher dieser Vermaisung ist.

Ähnlich ist es mit der Kanadagans, einem weiteren Totemtier der Spendenpäpste. Da giftet die so überaus fachlich beschlagene Birgit Königs, ihres Zeichens NRW- Sprecherin des NABU, die geschädigten und völlig genervten Bauern und sonstigen Grünflächeneigentümer an, dass man die Gänsescheiße auf den kahlgefressenen Flächen mit einem „vernünftigen Gänsemanagement“ vermeiden könnte. Wie das „Management“ aussehen könnte, erläutert sie gleich darauf der staunenden Öffentlichkeit: „Man verscheucht sie, zum Beispiel mit Jägern, die mit ihren Hunden die Flächen aufsuchen und ganz gezielt auch mal eine Gans abschießen.“(Westfälische Rundschau v. 18.07.2015)

Man steht erschauernd vor so viel Sachverstand. Es kann einem aber auch die Plomben aus den Zähnen schlagen vor so viel Dreistigkeit, je nachdem, von welcher Warte aus man solche Ergüsse betrachtet. Fest steht: Die Dame und ihre Mitfunktionäre sind mittlerweile derart abgehoben und gottgleich in ihrem Selbstverständnis, dass ein noch denkfähiger Mitteleuropäer völlig sprachlos dasteht. Die sind allen Ernstes der Meinung, dass die Jäger, die sie bei jeder Gelegenheit mit sämtlichen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln angiften, verleumden und mit all ihrer Medienpräsenz bis aufs Blut bekämpfen, auf ein gnädiges Fingerschnipsen der guten Frau Königs eilfertig Hund und Flinte einpacken, schnell zur befohlenen Wiese fahren, eine Gans füsilieren, sie dann Frau Königs zur Begutachtung vorlegen, einen Diener machen, stramm stehen und auf weitere Befehle und Anordnungen warten. Whow.

Masters of the universe

Als die Finanzmanager vor dem großen Crash von 2008 ihre Milliarden scheffelten und scheinbar die Welt beherrschten, nannten die sich ungeniert und voller Überzeugung die „masters of the universe“. Was sie damals auch waren: Völlig ungestört von Politik und Öffentlichkeit, ohne jegliche Kontrolle und außer Rand und Band fuhren die mit irrsinnigen, volkswirtschaftlich völlig sinnlosen Deals die gesamte Weltwirtschaft an die Wand. (Auf den gescheffelten Milliarden und Abermilliarden sitzen sie übrigens heute noch.) Im Bereich Umwelt, Natur und grüner Politik sind Sticht, Tumbrinck, Königs & Co schon seit Jahren der Meinung, dass sie das ebenfalls sind: Masters of the universe. Ebenfalls völlig ungestört von Politik und Öffentlichkeit und völlig außer Kontrolle, mit breiter Unterstützung der Medien 1), fahren sie gerade die Umwelt und, noch schlimmer, den gesellschaftlichen Konsens in diesem schönen Land an die Wand:

Verspargelte Landschaften, Vermaisung der Republik, krampfhafte Konservierung „natürlicher Lebensräume“ (= Ausschaltung der Sukzession), völlig kontraproduktive „Schutzmaßnahmen“ (Seehunde) und hirnrissige, rein ideologisch motivierte Einschränkungen der Jagd zum Schaden wirklich bedrohter Tierarten, die im Gegensatz zum Feldhamster noch zu retten wären wie z. B. die Großtrappe, unsere Wiesenbrüter, das Niederwild an sich.

Von solchen Auswüchsen wie Oostvardersplassen, der flächigen Vernichtung der indonesischen Regenwälder für den Anbau des so „umweltfreundlichen“ Nawaros Palmöl will ich gar nicht reden. Gesellschaftlich brisant sind die andauernden schwerwiegenden Eingriffe in grundgesetzlich garantierte Eigentumsrechte anderer und das ebenso andauernde gezielte Gegeneinander- Ausspielen einzelner gesellschaftlicher Gruppierungen, vor allem solcher, die die eigenen Archimedes´schen Kreise stören könnten. Mit das Schädlichste aber ist die Implementierung ihres weltfremden Disney- Weltbildes in der breiten Öffentlichkeit, vor allem mit Hilfe der Medien, die das süßliche Gesülze mit vollem Einsatz verbreiten und, vor allem, auf Knopfdruck und jederzeit wüste Attacken gegen jedwelche unbotmäßige Kritik an ihren Idolen reiten.

Kurz: Es hat sich ein ausgeprägter Zynismus ausgebreitet, gepaart mit völliger Bedenkenlosigkeit. Vor allem in der Politik, und da ganz ausgeprägt bei den Grünen und ihren Fronttruppen, aber auch die Roten reihen sich mittlerweile willig ein. Man kann diese Stimmung folgendermaßen beschreiben:

Ohne Michel geht es nicht 

Du kannst dem deutschen Michel, diesem völlig vertrottelten, denkfaulen Mitläufer, jede Obstruktion, jede bewusste Schädigung der Volkswirtschaft, jeden völlig bedenkenlosen Opportunismus, noch die unverhohlenste Cliquenwirtschaft als nützlich und unbedingt nötig verkaufen, alles kein Problem in Deutschland. Du musst nur Deinen diesbezüglichen Bemühungen das Mäntelchen Umweltschutz umhängen und dann so laut wie nur möglich Alarm! schreien; eine Prise Betroffenheit rundet das Bild dann ab, gerechter Zorn tut´s aber auch; bebende Empörung und der Hinweis auf unwiederbringliche Zerstörung aber sind unabdingbar. Ganz wichtig ist, dass man jetzt noch laut, aufdringlich, völlig ohne Manieren und ultimativ fordernd auftritt.2) Keine Sorge, das ist nicht nachteilig, im Gegenteil: Vorauseilender Dispens ist einem sicher. Denn man meint´s ja nur gut. Natürlich. Vor allem verdeckt man mit lautstarker Chuzpe das fast immer völlige Fehlen belastbarer Fakten, man lenkt von haarsträubenden logischen Brüchen ab, von Unwahrheiten und Verdrehungen. Kurz: Man erspart seiner dankbaren Klientel und dem Bürger das unbequeme Selbst-denken-müssen.

Es stimmt schon, was Goethe in seinem Faust den Mephisto sagen lässt (eines meiner Lieblingszitate):

„Denn ein vollkomm´ner Widerspruch
bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu:
Es war die Art zu allen Zeiten,
durch drei und eins und eins und drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört,
wer will sich mit den Narr´n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“ 

Ein anderer denkender Mensch, der seine Mitmenschen nur allzu gut kannte, hat in diesem Zusammenhang mal gesagt: „Get your facts first, and then you can distort ‚em as you please.” („Mach´ dich vertraut mit den Fakten, dann kannst Du sie nach Belieben verdrehen.“ Mark Twain.) Für unsere professionellen Wahrheitsverdreher in Sachen Umwelt allerdings trifft das eigentlich nicht zu, denn, unfassbar, das, worüber sie lauthals schwadronieren, ist ihnen allenfalls rudimentär bekannt, und sogar das Wenige wird dann auch noch auf zwei, drei eingängige Schlagworte eingedampft.

Für die willigen Konsumenten dieser Märchen wiederum gilt sinngemäß die Forderung: “Get your facts too. And then you will see: You´re being screwed.” (Mach´ Dich ebenfalls mit den Fakten vertraut. Dann wirst Du schnell merken: Du wirst beschissen!“ Manfred Nolting.)

Merke: Informationen sind Holschulden. Das ist mühsam und erfordert Disziplin, erweitert aber den Horizont, schärft das eigene Profil und macht, vor allem, unabhängig von vorgekauten Heilslehren. Und zur Führung eines selbstbestimmten Lebens sind sie nun mal zwingende Voraussetzung. Es erfordert allerdings auch ein wenig Charakter, das Ganze, denn man macht sich nolens- volens unbeliebt bei den Aposteln der Meinungsdiktatur. Aber was ist die Alternative? Es gibt nur eine: Man bleibt Mitglied der Hammelherde, satt, behütet und fürsorglich geführt vom guten Hirten – nur eben irgendwann ganz sicher auch geschlachtet. Dazu hat Kant schon einiges gesagt, und nicht nur der.

Spontan würde ich deswegen jetzt sagen, da braucht niemand lange nachzudenken. Weit gefehlt. Dazu nämlich ist unsere Wohlstandsgesellschaft offensichtlich nicht bereit. Kritisch hinterfragen? Sich schlau machen? „Später vielleicht. Jetzt muss ich grillen…..“

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Kirchveischede, 18. Juli 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Ein anderer kritisch – unabhängiger Geist, Prof. Walter Krämer, hat zu einem anderen Thema, der beliebten Verdrehung statistischer Daten und Fakten, Folgendes geschrieben: „Es gibt ein Gentleman´s Agreement unserer Medien, dass im Dienst einer guten Sache die Wahrheit nicht so wichtig ist. …..Dieses Reklamieren einer „License to lie“ im Dienste eines subjektiven oder objektiven guten Zwecks kennt keine Parteigrenzen. …..Allenfalls nimmt es mit der Gewissheit zu, mit der sich die Datenkosmetiker im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen. Wer sicher weiß, dass die Welt in zwanzig Jahren untergeht, wenn nicht dieses oder jenes geschieht, fühlt sich durch Konventionen wie Faktentreue und Sachlichkeit in seinem Rettungswerk oft sehr gehemmt.“ Das gilt, wie gerade wir Naturnutzer wie Land- und Forstwirte, Angler und Jäger wissen, nicht nur für die Statistik.

2) Machen Sie sich mal den Spaß und googeln Sie „NABU fordert“. Oder „BUND fordert“. Da hat man aber Bettlektüre…. 🙂   Vor allem eines fällt bei dieser Forderungs- Orgie auf: Sie fordern immer von anderen. Deren Geld, deren Verzicht, deren Eigentum. Ersatzlos, versteht sich, ohne jede Gegenleistung. Und nicht nur das: Man soll sich, frei nach Watzlawik, gefälligst auch noch gut dabei fühlen. Sie selbst allerdings sind ausgeprägt vom Stamme „Nimm“. Und dazu noch gemeinnützig…….

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Wildtiermanagement 

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3SAT, 21. Januar 2015, 18:30 Uhr, Sendung „NANO“

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Es war mal wieder eine Sternstunde des kritischen Journalismus.

Sendungsbeitrag: Ein Bericht über den neuen Nationalpark „Schwarzwald“. Es tritt auf ein Jung- Moderator mit sehr, sehr wenig Ahnung von der Materie; aber er ist willig, freundlich und stellt ob seiner Ahnungslosigkeit keine verfänglichen Fragen. (Und derer wären viele.) Es tritt weiter auf ein jovial wirkender, aber betont forsch-freundlich-dynamisch auftretender Mann, graubärtig, um die sechzig, der Wildtiermanager Friedrich Burkhardt.

Es geht flott voran in den Park, Rotwild hinter Zäunen, in Forstkulturen wird eingeblendet. Und es wird von vornherein klar gemacht, dabei auf verbissene Weißtannen ohne Terminaltrieb hinweisend: „Ohne Jagd geht´s nicht, das Wild würde den Wald auffressen.“ (Das war die schlechte Nachricht, Motto: Frechheit siegt, und Angriff ist die beste Verteidigung.)

Dann wird gezeigt, wie Hochsitze umgelegt werden. Die stehen am Waldrand an einer üppig grünen Wiese. (Was nebenbei den Rückschluss erlaubt, dass der Beitrag schon älter ist, schließlich haben wir Januar). Begründung: „Das Wild verbindet die mit Jagd. Wenn die Dinger weg sind, dann tritt das Wild aus auf die Wiesen und geht nicht mehr im Wald zu Schaden.“ Aha, beeindrucktes Nicken des Jungstars. „Darf man das so verstehen, dass man damit automatisch wieder tagsüber mehr Wild zu sehen bekommt?“ Herr Burkhardt nickt, der Jungjournalist ist begeistert. (Und wahrscheinlich böse auf die Jäger.) Nur: Warum das so sein sollte, erschließt sich einem nicht so ganz. Dem Wildtiermanager auch nicht, wie es scheint, er guckt ein wenig unglücklich.

Dann geht´s weiter mit der sinnigen Bemerkung des hoffnungsvollen Jungjournalisten, dass Herr Burkhardt eigentlich ja nicht jagt, sondern sein Wild „managt“. Auf den Begriff ist der ganz allein gekommen, ehrlich jetzt! Aber egal, das ist toll! Gaaanz toll. Keine Jagd also! Geht doch! Dann zeigt Herr Burkhardt auf die angrenzenden Privatwälder und sagt mit diesem bekannten bedauernden Dackelblick: „Das Problem ist, dass die Leute da vom Holz leben müssen.  Und da ist Wild nun mal schädlich. Und wenn man hier (im Nationalpark, d. Verf.) die Jagd einstellen würde, dann gäbe es da Probleme.“

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Dreierlei zwischen den Zeilen fällt nun selbst dem Dämlichsten auf:

Zunächst die unglaubliche Aussage, man würde selbst ja gern auf die Jagd verzichten, aber aus reiner Nächstenliebe zu den benachbarten Waldbauern (die man pikanterweise bis vor kurzem noch in jeder Verlautbarung als ewiggestrige Naturzerstörer und Schlimmeres hingestellt hat) kann man das leider nicht. Dann das taktisch bedingte Friedensangebot: Ich mache hier jetzt auf friedlich- verständnisvoll, ziehe mal nicht gegen die (Privat-) Jagd vom Leder wie sonst (wie denn auch mit der Botschaft?), und Ihr fangt nicht mit dem Stänkern bzw. dem kritischen Nachfragen an. Und drittens der Bruch in der Logik: Warum denn gibt´s bei Einstellung der Jagd im Nationalpark im Privatwald Probleme? Da wird doch gejagt, und anscheinend beschwert sich keiner. Außerdem: Wer hat denn die verbissenen Weißtannen? Aber darüber geht man schnell weg. Der Journalist sowieso. Kann man ihm nicht verdenken, wahrscheinlich denkt der schon an seine nächste Kochshow. Oder sowas. Bratkartoffeln kann er!

Und so geht es den ganzen Beitrag weiter. Andeutungen, Geraune, verdrechselte Umschreibungen, ein fröhlich springender Journalist im Urwald, kurz: Heile Welt.

Wäre ich da erschienen, hätte ich einige sehr unbequeme Fragen gehabt. Z. B. folgende:

  • Warum wird denn  v o r  Einrichten eines Nationalparks in der jagdmüde gemachten Bevölkerung immer damit geworben, dass dann die Natur Natur sein kann, paradiesische Zustände stellen sich ein? Alles wächst und lebt unter der Oberaufsicht der „Naturschützer“ in paradiesischer Unschuld so vor sich hin, kein Wild stirbt mehr, alle Bäume wachsen, ohne Aufsicht, ohne Düngung. Im Einklang mit der Natur. 
  • Warum wird nicht gesagt, dass dieses Nirwana- Konzept nur dann aufgehen kann, wenn ganz Deutschland zum Nationalpark erklärt wird und gleichzeitig die Bevölkerung geschlossen umgesiedelt wird. Wie wär´s mit der Schweiz? Die Schweizer sind ganz versessen auf uns.
  • Warum erzählt zum Beispiel Herr Burkhardt ums Verrecken nicht, mit welchen Methoden er denn nun sein Wild zu Tode „managt“? Und was die „Management“- Methoden von Jagdmethoden unterscheidet?
  • Warum der für die ganz Dummen, siehe oben, so „geschickt“ verborgene Hinweis, dass man ja eigentlich nur deswegen „managt“, weil sonst die Nachbarn zu Schaden kämen, und das will ein korrekter Wildtiermanager natürlich nicht?
  • Und, nachdem wir wissen, dass es ja nun mal nach wie vor so ist wie es ist: Wussten die „Experten“ das nicht vorher? Noch dazu, wo genau diese Dinge von Jägerseite als fachliche Kritik vorhergesagt wurden, aber abgewürgt und diffamiert wurden als destruktive Mäkelei?

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Meine Antworten:

Natürlich wusste man das alles, längst. Man hat eben nur die Bevölkerung, den Steuerzahler und die Idioten, die mitlaufen, einmal mehr beschissen. Ich sage ausdrücklich nicht „betrogen“, das ist mir einfach zu harmlos in der Aussage. Aber der Zweck heiligt eben die Mittel. Nun ist das Ding eingerichtet, also der Nationalpark, das heißt in Deutschland bekanntlich unumkehrbar, man hat damit, was vielfach nicht im öffentlichen Bewusstsein ankommt, dem strammen Frontkämpfer Burkhardt mitsamt seinen ebenfalls beamteten Mitkämpfern ein einträgliches Auskommen aus öffentlichen Töpfen bis ans Lebensende verschafft. Und jetzt tut man eben ungeniert das, was einfach nötig ist, damit das Ding auch funktioniert – man jagt, fröhlich.

Nun kann man aber der Bevölkerung nicht einfach die Wahrheit sagen, die da wäre: „Also, wir haben Euch belogen. Aber nur der guten Sache wegen, und weil Ihr, dämlich wie Ihr seid, die Zusammenhänge sowieso nicht verstanden hättet. Zu Eurem Besten also, liebe Kinder.“ Da könnte zwar kein Schaden daraus entstehen, schließlich hat man die Medien und damit die öffentliche Meinung komplett im Sack. Aber es könnte sein, dass man die Öffentlichkeit für das nächste teure Projekt braucht, deswegen erst mal weiter schwiemelige, wenn auch plumpe Ablenkung und Vernebelung. Schließlich kann man denen alles erzählen, den Pfeifen! Und nach einer gewissen Zeit, das ist eine unumstößliche Tatsache, ist das ganze so in den Köpfen angekommen und verankert, dass eh keine Fragen nach den Ursachen mehr gestellt werden.

Fakt ist: Früher gab´s da, wo heute Nationalpark dransteht, Wirtschaftswälder, die Eigentümer haben sie ordentlich beförstert. Sie haben in aller Regel das Jagdrecht verpachtet, die Pächter haben bezahlt und gejagt. Gejagt, nicht gemanagt. Die Eigentümer waren´s zufrieden, die Jäger waren´s zufrieden, der Staat war´s zufrieden, denn er hat profitiert, und wie!

Weil die erheblichen Zahlungen der Jäger von den Zahlungsempfängern versteuert werden mussten, während die Jäger diese Zahlungen aus bereits versteuertem Einkommen zu leisten hatten, im Klartext steuerlich nicht geltend machen können (da bekäme der Begriff „Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung“ endlich mal Sinn!).

Weil sich der Staat um Wildtiere, um Biotope, um den Naturschutz nicht kümmern musste usw. usw. Das alles haben die Profi- Naturschützer getan, die Jäger, die Eigentümer, seit vielen Generationen meist Waldbauern. Und alle waren glücklich.

Dann aber kamen die professionellen Amateure, Sie wissen schon, die mit viel medialem und politischem Einfluss und mit diesem dauernden Riesen – Bohei (die professionelle Seite). Die wissen zwar wenig bis nichts von Natur, Umwelt, Wald, Wild und Jagd (die Amateur- Seite), aber dafür umso mehr darüber, wo´s Steuergelder abzugreifen gibt, wie man seine Gefolgschaft in lukrative, unkündbare öffentliche Dienstverhältnisse bugsiert (hier wieder als Profis). Die Stammwählerschaft ist damit gesichert, denn in Deutschland mögen Zeiten vergehen und politische Systeme. Ämter aber nie.

Es wurde die Maschinerie angeworfen, alles madig gemacht, aggressiv mit Spendengeldern millionenteure Kampagnen gefahren (wer die wohl bezahlt hat?). Mit dem Ergebnis, dass die Öffentlichkeit irgendwann auf Linie war, „gleichgeschaltet“, wie´s früher hieß. Dann kam´s zur finalen Attacke – und gegen den erbitterten, aber leider viel zu späten Widerstand der Eigentümer zur Enteignung. Man hat sich da schlicht nicht vorstellen können, dass der Staat, dass die Politik das Spiel mitspielt!

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Was haben wir jetzt?

Zumindest teilenteignete Grundeigentümer, dafür aber zufriedene „Naturschutz- Organisationen“, weil sie überall die Hand drauf haben und praktisch das Geld selbst drucken können.

Gut bezahlte „Wildtiermanager“ statt zahlender Jäger, wobei die Manager natürlich nicht mehr jagen gehen, sondern, sic!, ihr Wild managen. Aber um Gottes Willen nicht damit herausrücken, wie genau sie das eigentlich anstellen……

Man könnte so viel darüber schreiben. Aber es nutzt nichts. Mundus vult decipi. Die Welt will betrogen werden. Von professionellen „Naturverbesserern“, die mittlerweile Millionen scheffeln, von den Politikern, die dem Ganzen Vorschub leisten. Bei denen sollte man fragen: Cui bono?  Siehe weiter oben.

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Kirchveischede, 21. Januar 2015

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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P.S.: Auf meiner Website ist ein Beitrag über „Wildtiermanagement“, über „Wildhüter“, über Bruno Bär und den Naturschutz zu lesen. Ganz aktuell. Von 2008.  Jäger, Wildhüter und Bruno Bär.

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Auf der Website von 3SAT ist zu der Sendung zu lesen: (http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/180029/index.html)

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„Ohne Jagd geht’s nicht

Auch Nationalpark braucht Wildmanagement

Im Nationalpark Schwarzwald wird gejagt, obwohl sich das Gebiet zu einem „Naturwald“ entwickeln soll. Hirsche und Rehe verbeißen die typische Baumart Weißtanne.

„Wenn wir die Jagd komplett einstellen, würde sich das Waldbild hier mit Sicherheit ändern, die Tanne würde mit Sicherheit verschwinden“, erklärt der Wildtiermanager Friedrich Burkhardt. Die Jagd sei nötig, da im Schwarzwald große Raubtiere wie Bär und Luchs fehlten.

Der Nationalpark Schwarzwald zwischen Baden-Baden und Baiersbronn umfasst eine Fläche von 10.062 Hektar. Der Schwarzwald wird dort im Wesentlichen sich selbst überlassen, auf dem Weg zum Urwald ist aber eine Übergangszeit von 30 Jahren eingeplant. Es ist der erste Nationalpark in Baden-Württemberg und der 15. in Deutschland.“

Ach wie war es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem….. .

Jagd ist wichtig für den Artenschutz

Ich habe gestern mal wieder auf der Seite des Deutschen Jagdverbandes gestöbert. Das mache ich in regelmäßigen Abständen: Interessante und aktuelle Veröffentlichungen, Berichte über Fach- Symposien, neueste Verordnungen etc. etc.

Gestern bin ich auf einen Beitrag mit dem Titel „Jagd ist wichtig für den Artenschutz“ gestoßen. Nun ist das nichts Neues, der Meinung sind wir Jäger ja sowieso, aber es ist immer interessant zu wissen, wer einen solchen Beitrag mit welchen Begründungen und mit welcher eventuellen Zielrichtung geschrieben hat. Aber lesen Sie zunächst selbst:

(Quelle: Rolfes/DJV); 04. Dezember 2014 (djv) Berlin,

http://www.jagdverband.de/content/jagd-ist-wichtig-f%C3%BCr-den-artenschutz

Jagd ist wichtig für den Artenschutz

In einer mehrjährigen Studie kommt ein internationales Forscherteam zu dem Schluss: Der Verzicht auf Jagd in Schutzgebieten schadet der Artenvielfalt. Doch genau diese Maßnahme soll das Bundesumweltministerium nach DJV-Informationen gerade erwägen.

Verbiss-Schäden an Bäumen sind am größten in Schutzgebieten. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena gemeinsam mit rumänischen Forschern festgestellt. Ihr Fazit: Das Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie, fünf Prozent des Waldes zu schützen und aus der Nutzung zu nehmen, werde zu einem Artenverlust führen.

Die Wissenschaftler betonen, dass Artenschutz nur im komplexen Zusammenhang mit der gesamten Fauna und Flora gesehen werden könne und bestätigen damit die Position des Deutschen Jagdverbands. „Die Strategie zum Erhalt der Baumartenvielfalt kann nur ‚Wald und Wild‘ heißen und die Jagd in Schutzgebieten grundsätzlich zulassen“, so DJV-Präsidiumsmitglied Dr. Hans-Heinrich Jordan. Die Idee, dass Wolf, Bär und Luchs künftig in Deutschland die Rolle der Jäger übernehmen und für sinkende Reh- oder Hirsch-Bestände sorgen könnten, entkräfteten die Wissenschaftler: Der Wolf jage in Rumänien lieber Schafe auf Weiden als Rehe, Wildverbiss gebe es immer noch.

Die Studie des Max-Planck-Instituts legt den Schwerpunkt auf die Artenvielfalt bei Bäumen. „Artenvielfalt umfasst aber auch Tiere. Zum Schutz von Birk- und Auerwild, Großtrappe oder Sumpfschildkröte muss deshalb auch die Fangjagd auf Fressfeinde in Schutzgebieten möglich sein“, betonte Dr. Jordan. Die Forderung einiger Naturschutzverbände, Bejagungszeiten einzuschränken und Jagd aus Schutzgebieten zu verbannen, erweise dem umfassenden Artenschutz wohl eher einen Bärendienst, so Dr. Jordan.

Nach DJV-Informationen soll es im Bundesumweltministerium Überlegungen geben, weitere bundeseigene Flächen aus der Bejagung zu nehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Studie des Max-Plank-Instituts ist dies nicht nachvollziehbar.

Soweit der redaktionelle Beitrag. Zunächst einmal: Dazu gibt es wohl nichts zu sagen, eine Bestätigung unserer Linie durch international anerkannte wissenschaftliche Schwergewichte. Das wird unseren Gegnern in dieser Form so nicht gefallen, aber man wird wohl auch schwer sachliche Gegenargumente anführen können.

Nun hat Frau oder Herr Rolfes vom DJV, wie es sich gehört, die Quelle ihres / seines Beitrags angegeben. Jemand, der viel mit Verträgen zu tun hat, ist gewohnt, solche Quellen kurz gegenzulesen. Habe ich getan, beim „idw – Informationsdienst der Wissenschaft“. Der Text:

http://idw-online.de/pages/de/news616358

Das Wild siegt über den Artenschutz                              02.12.2014 14:07

Susanne Héjja –  Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Max-Planck-Institut für Biogeochemie

Schutzgebiete im Wald können kaum zum Artenschutz beitragen, solange das Wild die artenreiche Baumverjüngung der geschützten Waldfluren auffrisst.

Nicht überall, wo Artenschutz erreicht werden soll, kommt es auch zum Schutz von Arten. Forscher vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena haben zusammen mit rumänischen Kollegen auf fast 7.000 Untersuchungsflächen in Thüringen und in Rumänien den Zustand der Waldverjüngung untersucht.

In den geschützten Gebieten der Laubwälder kommt es zu einer so großen Vermehrung von Reh und Hirsch, dass die erwünschte Biodiversität, in diesem Falle die Baumverjüngung, aufgefressen wird. Die Forscher folgern, dass das ambitionierte politische Ziel der Biodiversitätsstrategie, fünf Prozent des Waldes zu schützen und aus der Nutzung zu nehmen, eher zu einem Artenverlust führen wird.

In ihrer umfassenden, in der Größe bisher einzigartigen Inventur haben die Forscher den Bestand großer Waldgebiete untersucht. Auf regionaler Skala gehen in Thüringen, nach Ergebnissen der Studie, etwa 50 bis 60 Prozent der Baumarten durch Wildverbiss verloren. In Rumänien sind es zehn bis 30 Prozent der Baumarten. Die Schäden sind in beiden Ländern am größten in geschützten Gebieten. Der Grund: in Schutzgebieten tummeln sich zu viele Paarhufer, die die jungen Baumtriebe fressen. Das ursprüngliche Schutzziel geht so insgesamt verloren. Aber nicht nur dort, auch Wirtschaftswälder haben zu hohe Wildschäden, so dass auch das erklärte Wirtschaftsziel eines ökologischen Waldumbaus in Frage gestellt ist.

„Die Situation ist äußerst ernst“ sagt Ernst-Detlef Schulze, Emeritus Professor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena. In Thüringen sollen 25.000 Hektar Wald aus der Bewirtschaftung genommen werden, um Arten zu schützen. „Im Augenblick werden dadurch Monokulturen von Buche erzeugt, unter anderem da Buchentriebe deutlich weniger von Reh und Hirsch gefressen werden als Begleitbaumarten. Ökologisch gesehen ist die Situation vergleichbar mit anderen Monokulturen z.B. Fichtenwäldern.“

Die Studie macht deutlich, dass Artenschutz und deren Konzepte nur im komplexen Zusammenhang mit der gesamten Fauna und Flora gesehen werden kann. Der Pflanzenexperte Schulze hat daher die Waldinventur gemeinsam mit Experten aus der Vegetationskunde und der Zoologie durchgeführt: „Wir sehen hier die Problematik eines möglicherweise zu eng fokussierten Naturschutzes“ sagt Helge Walentowski von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising, “denn wir haben in Schutzgebieten viel Totholz, aber z.B. keine Schmetterlinge mehr. Der Verlust der verschiedenen Baumarten durch Verbiss führt zu einem Artenschwinden bei den Schmetterlingen. Jede zweite Art stirbt, weil die Nahrungsgrundlage der Insekten, die meist auf eine oder wenige Pflanzenarten spezialisiert sind, durch das Reh im Keimlingsalter weggefressen wird.“

Das Fehlen von Raubtieren führt in den geschützten Gebieten zur großen Vermehrung von Reh und Hirsch. „Die Situation wird sich erst ändern, wenn die rechtlichen Grundlagen zur Bejagung geändert werden“ sagt Frau Laura Bouriaud, Professorin für Forstrecht an der Forstlichen Hochschule in Suceava, Rumänien. „Es gibt keinen Grund dafür, dass Jäger ein Monopol auf die Regulation der Wildbestände halten, wenn die Populationen außer Kontrolle geraten“.

Dominik Hessenmöller, Mitarbeiter bei Thüringen Forst fordert daher: „Nur eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wald und Wild kann den Zustand der Biodiversität im Wald erhalten.“

Überraschende Zusammenhänge kamen auch aus Rumänien: „Wir waren selber über den Befund erstaunt, und zwar umso mehr, als wir die Schäden so nicht erwartet hatten.“ sagt Olivier Bouriaud vom Rumänischen forstlichen Forschungs- und Management-Institut in Bukarest. „Wir haben nämlich Wolf, Bär und Luchs in Rumänien. Doch jagt der Wolf lieber ein Schaf auf den alpinen Weiden als ein Reh auf alpinen Waldhängen; wir haben also immer noch den Wildverbiss im Wald.“

Originalpublikation:

E.D. Schulze, O. Bouriaud, J. Wäldchen, N. Eisenhauer, H. Walentowski, C. Seele, E. Heinze, U. Pruschitzki, G. Dănilă, G. Martin, D. Hessenmöller, L. Bouriaud, M. Teodosiu (2014). Ungulate browsing causes species loss in deciduous forests independent of community dynamics and silvicultural management in Central and Southeastern Europe. Ann. For. Res. 57(2)_-_2014

http://www.afrjournal.org/index.php/afr/article/view/273

http://dx.doi.org/10.15287/afr.2014.273

Kontakt:

Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze

MPI für Biogeochemie, Jena, Deutschland

E-Mail: dschulze@bgc-jena.mpg.de

www.bgc-jena.mpg.de

Dr. Olivier Bouriaud

Forest Research and Management Institut, Campulung, Rumänien

E-Mail: obouriaud@gemail.com

Soweit also die Veröffentlichung des idw. Vom Inhalt her gibt der DJV- Beitrag korrekt das wieder, was im Original- Beitrag des idw steht. Aber eben nur teilweise. Und das gibt mir erheblich zu denken.

Das fängt schon mit der Überschrift an. DJV: „Jagd ist wichtig für den Artenschutz“. Das klingt gut und ist wahr, jedenfalls wenn sie richtig ausgeführt wird.

Der Originaltitel des idw dagegen: „Das Wild siegt über den Artenschutz.“ Das klingt auf den ersten Blick positiv, in unserem Sinne. Erst wenn ich mir den Satz näher betrachte, fällt einem etwas ganz Banales auf: Wenn etwas über etwas anderes siegt, dann setzt das Gegnerschaft voraus. Und das ist etwas völlig anderes als das, was uns der DJV weitergegeben hat. Das Wild ist Gegner des Artenschutzes?

Und tatsächlich ist das so gemeint. Das Forscherteam beklagt zwar, dass ein Jagdverbot in Schutzgebieten nicht nur unnütz ist für die angestrebte Biodiversität, sondern im Gegenteil sogar kontraproduktiv und schädlich, da überhöhte Schalenwildbestände die Flora entmischen, sprich eine natürliche Entwicklung wie in Gebieten mit einem angepassten Schalenwildbestand verhindern. Wohlgemerkt, überhöhte Bestände. Und das gilt ganz sicher nicht nur in Schutzgebieten. Nicht ausdrücklich erwähnt, aber offensichtlich als bekannt vorausgesetzt wird, dass selbst in Schutzgebieten, in denen noch gejagt wird, das Problem existent ist, zumindest in Rumänien.

Gleichzeitig und beiläufig, die wirklich wichtigen Botschaften verstecken sich oft genug in vermeintlichen Nebensätzen, monieren die Forscher aber damit auch, dass die bisherige Jagd, und damit meinen sie in erster Linie die Menschenjagd, die Jagdmenschen, ihrer Aufgabe nicht gerecht wird. Und die Professorin Bouriaud spricht deutlich und klar das aus, was anscheinend das ganze Forscherteam denkt:

„Das Fehlen von Raubtieren führt in den geschützten Gebieten zur großen Vermehrung von Reh und Hirsch. Die Situation wird sich erst ändern, wenn die rechtlichen Grundlagen zur Bejagung geändert werden. Es gibt keinen Grund dafür, dass Jäger ein Monopol auf die Regulation der Wildbestände halten, wenn die Populationen außer Kontrolle geraten.“

Im Klartext: Der Wald wird weiter aufgefressen, und wenn sich nicht bald was ändert, werden wir die Ansiedlung von Großräubern fördern und denen die Jagd überlassen. Punkt.

Diese Botschaft (Frau Bouriaud zielt hier sicher in erster Linie auf ihr Land Rumänien ab, aber das wird auch bald bei uns Thema werden) sollte einer ganzen Reihe von Pächtern einmal bewusst gemacht werden. Wir laufen mit der oft beobachteten und hier deutlich monierten Überhege- Mentalität nämlich Gefahr, auch die Unterstützung der uns bisher gewogenen ernsthaften Wissenschaft zu verlieren. Denn wir schaden nicht nur dem Wild -Wald- Gefüge mit diesem Unsinn, sondern der Jagd an sich!

Was mich allerdings weiter wirklich alarmiert, ist die Tatsache, dass in der Verlautbarung des DJV, die sich ja auf eben diese Quelle ausdrücklich bezieht und passagenweise aus ihr zitiert, genau diese ernsthafte Mahnung „unterbaut“ wird. Sie kommt bei der Basis nicht an. Also wird mit dem besten Gewissen, weil ja vom Max- Planck- Institut offiziell bestätigt!, weiter gemacht wie bisher, kein Mensch in der Jägerschaft beschäftigt sich mit den Ergebnissen der Studie, geht ja auch nicht, wenn man die Zentralbotschaft nicht mitbekommt. Ich denke, dem DJV sollte klar sein, dass wir keine Kinder mehr sind, denen man unbequeme Wahrheiten verheimlichen muss.

Fast noch schlimmer: So lange so etwas geschieht, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir auch noch die letzten Freunde und Verbündeten verlieren, die Wissenschaft nämlich. Die fühlen sich irgendwann verschaukelt und ausgenutzt. Denn auch ich persönlich hasse es, wenn ich unvollständig oder aus dem Zusammenhang gerissen zitiert werde und quasi ausgenutzt werde. Warum sollten die Wissenschaftler das mögen?

Der ursprüngliche (englische) Text der Studie übrigens geht in der Deutlichkeit der Aussage noch erheblich weiter, siehe Fußnote unten. Ich nenne das einen weiteren ernsthaften Schuss vor den Bug. Der DJV anscheinend nicht. Wenn ich aber die Jagd erhalten will, so wie wir sie alle erhalten wollen, dann müssen wir auch den eigenen Stall mal ausmisten, Dinge abstellen, die abgestellt gehören. Interne, sachlich notwendige und fundierte Kritik ist immer auch glaubhafte Kritik!

Ich glaube, jeder weiß, was ich meine. Die Überhege der „overabundant ungulate populations“, siehe Fußnote, auf Deutsch „der überreichlich vorhandenen Paarhufer- (oder Schalenwild) – Populationen“. Der Ausklang dann, zwar mit einem Druckfehler, aber deswegen nicht weniger deutlich: “and that changes my only be possible by modernizing the legal framework of hunting.“ Auf Deutsch: „und das wird wahrscheinlich nur zu ändern sein durch eine Modernisierung der Jagdgesetzgebung.“

Nun klingt „Modernisierung der Jagdgesetze“ ja harmlos. Aber was darunter zu verstehen ist, liegt uns in BaWü und NRW seit einiger Zeit auf dem Tisch. Da sind es die Grünen, die „Naturschutz“- Verbände, also erklärte Gegner aus dem ideologischen Lager, die von den hier zitierten Zusammenhängen sowieso keine Ahnung haben, die eine „Modernisierung“ wollen.

Hier aber sind es hochkarätige Wissenschaftler, die, ich wiederhole mich, uns noch freundlich gesonnen sind. Und die eigentliche Botschaft lautet:

Wir haben mittlerweile die Hoffnung verloren, dass die Jägerschaft von selbst was ändert.

Ich denke, es sollte jetzt mal Aktion kommen von uns. Nachgedacht und debattiert haben wir wahrhaftig lange und mehr als genug.

Kirchveischede, 17. Dezember 2014

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

* Übrigens, in der englischen Originalversion klingt die Mahnung noch eindringlicher:

http://www.afrjournal.org/index.php/afr/article/view/273

Grid-based inventories of 1,924 deciduous forests plots in Germany and 4,775 in Romania were used to investigate tree species composition as affected by browsing and grazing under different forest management (rotation forestry, selectively cut forest, protected forest). At regional scale, the loss of tree species in the dominant layer was between 52 to 67% in Germany and of 10 to 30% in Romania, with largest effects in protected nature reserves in Germany. At plot level, only 50% (Germany) to 54% (Romania) of canopy species were found in the regeneration layer with a height of 1.5 m. Browsing was influenced by the proportion of Fagus in the regenerating trees in Germany, and by stand density, basal area, and management in both regions. Structural equation modeling explained 11 to 26% of the variance in species loss based on the fresh loss of the terminal bud in the winter prior to the inventory work (one season browsing). Browsing (and grazing in Romania) is shown to be a significant cause of species loss across both countries and all management types. Potential cascading effects on other organisms of deciduous forest ecosystems are discussed. We conclude that the present hunting practices that support overabundant ungulate populations constitute a major threat to the biodiversity of deciduous forests in Germany and Romania and to other places with similar ungulate management, and that changes my only be possible by modernizing the legal framework of hunting.

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„Natürliches“ oder „ökologisches Gleichgewicht“

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Ein wahrhaft erschlagender Begriff!! Überaus eifrig in Gebrauch, ist er die Totschlag- Keule unserer Weltenretter, mit denen sie jeden Einwand gegen ihre Visionen und Utopien wirkungsvoll abwürgen. Und sie machen eifrig Gebrauch davon!! Zunächst einmal: Es besteht Einigkeit darüber, dass „natürliches“ und „ökologisches Gleichgewicht“ als Synonyme verstanden werden und im sprachlichen Gebrauch sind. So werde ich im Folgenden beide Begriffe verwenden und dabei dasselbe meinen.

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Was ist denn nun das ominöse „natürliche Gleichgewicht“? 

Wie ist es definiert, nach welchen Regeln und Messgrößen (die dann ja allgemein anerkannt sein müssten, nebenbei bemerkt)? Und wer definiert es? Das sind ganz einfache Fragen. Und niemand kann sie bündig und abschließend beantworten, auch der renommierteste Wildbiologe und Umweltforscher nicht. Jeder macht sich sein eigenes „ökologisches Gleichgewicht“ und verteidigt es verbissen gegen jeden Angriff.

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Aber wer  sollte denn am „ökologischen Gleichgewicht“ etwas auszusetzen haben?  

Grundsätzlich alle und jeder! Aber immer nur an dem des jeweils anderen. Denn das „ökologische Gleichgewicht“ eines NABU-, BUND- oder Grünen- Funktionärs z. B., die die ausufernden Bestände des Kormorans in Europa mit Zähnen und Klauen gegen jede Regulierung verteidigen, deren „ökologisches Gleichgewicht“ also ist ein völlig anderes als z. B. das der Fischbiologen und Angler, die ihre jahrzehntelange Arbeit durch ideologische Haltebefehle vernichtet sehen. Ihr „ökologisches Gleichgewicht“ ist das vor dem Massenauftritt der Kormorane, und auch sie wissen das bestechend logisch zu begründen.

Das „ökologische Gleichgewicht“ mancher Forstbeamten und Waldbauern z. B., die ja bekanntlich völlig wildfreien Wald für erstrebenswert halten, weil das natürliche Verbeißen des Rehwildes ihre Ertragsrechnung negativ beeinflusst, ist ein völlig anderes als das des Jägers, erst recht des Überhege– Jägers, die der Meinung sind, dass ein angepasster Wildbestand (Jäger) bzw. ein möglichst hoher Wildbestand (Überhege- Jäger) natürlich ist.

Das „ökologische Gleichgewicht“ von Singvogel- Liebhabern unterscheidet sich grundlegend von dem „natürlichen Gleichgewicht“ der Elstern- und Katzenfreunde.

Was lernen wir also aus all dem? Die einfache Tatsache, dass ein entscheidendes Kriterium zur Definition des „ökologischen Gleichgewichts“ der jeweilige Standpunkt, die jeweiligen persönlichen Prämissen und Wertmaßstäbe des Definierenden ist. Einstein hat das glänzend bewiesen: Alles ist relativ, es kommt halt immer auf den Standpunkt an. Man kann auch sagen: Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing´.

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Gibt es denn noch andere Kriterien?

Aber sicher. Unzählige. Zum Beispiel die zeitlich bestimmten. Das „ökologische Gleichgewicht“ vor 100 Jahren etwa war ein völlig anderes als das „ökologische Gleichgewicht“ heute. Weil sich die Wertmaßstäbe geändert haben, natürlich. Weil sich der Kenntnisstand der Wissenschaft weiterentwickelt hat, natürlich. Weil die öffentliche Wahrnehmung sich geändert hat, siehe unser Disneyworld- Phänomen. Weil die Medien einem gewissen Hype nachhängen, Geschäft ist Geschäft. Und sehr wahrscheinlich wird das in 100 Jahren nicht anders sein.

Dann gibt es noch regional bestimmte. Und klimatisch definierte. Und und und ………

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Aber wenn es so viele Arten, Ausprägungen, Definitionsmöglichkeiten gibt, wer blickt denn da noch durch? Und gibt es so etwas wie das „ökologische Gleichgewicht“ als gültigen Begriff denn überhaupt? 

Ja sicher. Aber immer nur für diese Sekunde. An diesem Ort. Nirgendwo anders sonst, zu keiner anderen Zeit sonst. Nur hier, jetzt. Oder, anders ausgedrückt: Was hier gerade bestens funktioniert, kann einen Kilometer weiter ein völlig anderes Aussehen, andere Komponenten und Akteure haben. Und immer sind alle Komponenten und Akteure Bestandteil dieses Gleichgewichts, also auch wir! (s. weiter unten) Und im nächsten Augenblick existiert wieder ein neues „ökologisches Gleichgewicht“. Weil gerade die riesige, 400 Jahre alte Buche vom Sturm gefällt wurde und ein riesiges Loch im Bestand geschaffen hat. Sie fällt aus, von jetzt auf gleich, als Nahrungsproduzent (Bucheckern), als Lebensraum und Symbiose- Partner.

Weil ich vielleicht gerade ein Reh geschossen habe, damit eine Lücke geschaffen habe, auf das alle anderen Biotop- Nutzer und das Biotop selbst im Umkreis reagieren. Und sie müssen reagieren, es geht gar nicht anders. Sie tun das, sofort, unbewusst, immer. Und schaffen damit, ohne das zu wissen oder zu wollen, sofort ein bestens funktionierendes, neues „ökologisches Gleichgewicht“. Indem die unzähligen groben, feinen und feinsten Determinanten, Stellgrößen umgehend aufeinander reagieren, sich neu aufeinander einstellen und korrigieren; sie „wechselwirken“, wie die Physiker das nennen. Wie? Ganz einfach:

Der Jäger, der gerade das Reh erbeutet hat, stellt seine Jagdaktivitäten an dieser Stelle für eine Zeit ein, der Jagddruck ist damit schlagartig zumindest für eine Zeit beendet, Entspannung tritt ein mit allen Verhaltensänderungen und deren Folgen auf die Umgebung. Es wird für eine Zeitlang woanders gejagt, sowohl vom gerade erfolgreichen Jäger als auch von anderen, denn das „Bestandsreh“ ist ja weg. Ein Jungbaum, der sonst verbissen worden wäre, wächst auf, mitsamt seinen unmittelbaren Symbiosepartnern, Pilzen, Flechten, Moosen, Insekten, Insektenfressern, Fressern von Insektenfressern. Später dann rückt ein anderes Reh nach an die Stelle des geschossenen. Usw. usw.

Und die ganze Zeit existiert diese schöne Welt weiter. Mit immer neuen „ökologischen Gleichgewichts- Zuständen“, jede Sekunde, überall. Die alten Griechen bezeichneten das mit dem Satz „panta rhei“ – alles fließt.

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Ein Beispiel

Schauen wir uns einmal folgende Geschichte an: Im Ruhrgebiet, ich stamme daher, hat es bekanntlich einen der gravierendsten Umbauten an der Landschaft in der Geschichte der Menschheit gegeben, über mehr als zwei Jahrhunderte. Und immer entstanden neue „ökologische Gleichgewichte“, mit jedem Fluss, der begradigt wurde oder als Kloake Verwendung fand. Mit jeder Wald-, Wiesen- oder Ackerfläche, die zugebaut und zubetoniert wurde, als Zeche oder sonstige Industrieanlagen. Verschwand das Leben?

Nein. 

Aber es veränderte sich, genauer gesagt, es veränderte sich die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft von Pflanze und Tier; einzelne Mitglieder verschwanden völlig an diesem Standort, andere wanderten zu. Aber Leben war immer da.

Dann verschwand die Industrie. Zechen, Kokereien, Stahlwerke mitsamt ihren Halden und riesigen Freiflächen wurden aufgegeben. Natürlich fanden sich keine industriellen Nachnutzer, die Flächen und Anlagen lagen brach, teilweise Jahrzehnte lang. Niemand beachtete sie. Die Menschen im Ruhrgebiet sind damit aufgewachsen und empfanden sie als normal, die „Umweltschützer“ fanden, dass damit kein Staat zu machen und vor allem keine Gelder zu sammeln seien. So kam es, dass diese Flächen sich unbemerkt, völlig auf sich allein gestellt und unbeeinflusst, von Brachflächen mit ihrem typischen „ökologischen Gleichgewicht“ über Ruderalflächen mit ihrem typischen „ökologischen Gleichgewicht“ zu den heutigen Trocken- und Feuchtbiotopen mit ihren jeweilig typischen „ökologischen Gleichgewichten“ entwickeln konnten.

Vor ein paar Jahren wurde man in „Naturschützer“- Kreisen dann auf diese Flächen aufmerksam. Die waren völlig perplex – das alles ohne Planung durch uns Übermenschen? Aber nach der ersten Schreckstarre kam prompt, was kommen musste: Die aggressive Forderung nach sofortiger Unterschutzstellung, natürlich unter ihrer Aufsicht, steuerfinanziert. Mit der Folge natürlich, dass damit das jetzige „ökologische Gleichgewicht“, die Pflanzen- und Tiergesellschaften in ihrem jetzigen Status „eingefroren“ werden. Ohne jede Chance, sich weiterzuentwickeln. Tja, so geht´s natürlich auch.

Das Gleiche passiert im Übrigen tagtäglich in unseren Kulturlandschaften – durch Nutzung der Flächen, Pflege der land- und forstwirtschaftlichen Kulturen, durch regelmäßige Ernten und Wiederanpflanzungen wird der Zustand der Kulturlandschaft künstlich erhalten. Wie es zum Beispiel großflächig auch in der auf weite Strecken nicht mehr in der alten Form (Schnuckenbeweidung, Plaggenwirtschaft) genutzten Lüneburger Heide geschieht. Mit einem Unterschied zur wirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft allerdings: Hier muss der Steuerzahler Geld in die Hand nehmen, es werden keine Erträge mit der Landschaftspflege erwirtschaftet, wie Land- und Forstwirte das tun, in solchen Fällen kostet die Landschaftspflege sogar erhebliche Steuergelder.

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Misanthropie? Oder doch nur Geschäft? 

Was ich mit alldem sagen will: Wir Menschen, das unterschlagen diese Öko- Päpste/innen regelmäßig, wir Menschen sind ebenfalls Bestandteil, Akteure dieser Ökologie, dieser Welt. Sicher, wir verändern unsere Umwelt, um sie für uns besser nutzbar zu machen. Aber nicht nur wir tun das.

  • Einzeller tun das. Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren veränderten die sich massenhaft im Wasser verbreitenden Vorläufer der heutigen Cyanobakterien die Lebensbedingungen auf der Erde entscheidend. Sie „erfanden“ die Nutzung des Sonnenlichts zur Photosynthese und setzten als Abfallprodukt massenhaft Sauerstoff (O2) frei, ein hoch reaktives Gas. Diese Zufuhr von Sauerstoff führte natürlich zu einer entscheidenden Veränderung der Atmosphäre, und zwar von einer vorher sauerstofffreien hin zu einer stark sauerstoffbetonten Atmosphäre. Das wiederum führte zum Massensterben der damals existierenden anaeroben Lebensformen. Ohne diesen freien, also chemisch nicht gebundenen Luft-Sauerstoff aber wäre das Leben in seiner heutigen Form gar nicht erst entstanden. Und unsere Eisenerz- Lagerstätten, ganz nebenbei bemerkt, auch nicht. Immerhin das Zeugs, das unsere Industrialisierung ermöglicht hat.
  • Elefanten tun das, indem sie einfach massenhaft Bäume umstürzen, um an das begehrte Laub zu kommen mit der Folge, dass, zumindest regional, Savannen- Landschaften sich umwandeln in Grassteppen.
  • Rehe und Elche tun es mit ihrem Verbiss an aufkommenden Bäumen, nicht aus Bosheit, sondern um ihre ökologische Nische, nämlich durch Sturm oder Brand geschaffene baumfreie Flächen mit ihrer Randvegetation, auf die sie angewiesen sind, so lange wie möglich zu erhalten. Das Verhalten ist ihnen einfach angeboren, es liegt auf ihren Genen und im System, im Regelkreis.
  •  Vor allem Biber tun das. Wenn sie ein Bachtal aufstauen, vernichten sie ganze Ökosysteme – angefangen von Mäusen, sonstigen erdbewohnenden Nagern, Insektenfressern wie Maulwürfen (streng geschützt!) und Spitzmäusen, Insekten selbst, kurz, alles, was unter der Erde lebt und nicht ausweichen kann. Dazu kommen noch die Pflanzenpopulationen, vor allem die sonst hysterisch geschützten Feuchtwiesen, Weichholzauen etc.. Die dann noch dazu als Nahrungsbasis für eine Vielzahl unseres Wildes wegfallen – Rehe, Hasen, Rotwild u. v a. m.
  •  Und, natürlich, Menschen tun das. Und schaffen damit permanent andere „ökologische Gleichgewichte“, mit immer anderen Tier- und Pflanzengesellschaften, eine schöner und ästhetischer als die andere, alte. Hermann Löns beschreibt das sehr anschaulich in seiner Erzählung „Die Gefolgschaft des Menschen“.

Um eines klar zu machen: Niemand kann mehr ernsthaft wollen, aus reinen Profitgründen mit Räumbaggern und dergleichen mehr großflächig und gedanken- und bedenkenlos durch unsere Landschaften zu planieren. Es besteht auch keine Notwendigkeit mehr, großflächig z. B. Moor-, Feuchtgebiete trockenzulegen, um Anbauflächen zu gewinnen, in früheren Zeiten eine Frage des Überlebens. Und über das Thema, Flüsse, Umwelt an sich aus reinem Profitstreben zu verseuchen, brauchen wir gar nicht mehr zu reden; die Theorie der Verfügungsrechte gibt einen interessanten Blick auf das Thema. Der Mensch geht heute sorgsamer vor, wägt das Für und Wider, Vor- und Nachteile ab; die Allgemeinheit ist sehr viel wachsamer geworden, die Einstellung, dass das Land, die Umwelt allen gehört, hat Eingang gefunden ins öffentliche Bewusstsein. Aber selbst wenn wir es weiter täten: Die Natur käme damit spielend klar, sie hat wahrhafte Katastrophen weggesteckt, da kann sie über unsere Spielereien lachen.

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Nur Geschäft!

Weil eine zunehmend militant agierende Interessengruppe es geschafft hat, aus diesem Gemenge aus Unsicherheit, Angst und fehlender Information ein hoch lukratives Geschäftsfeld zu entwickeln, das es natürlich mit allen Mitteln zu verteidigen gilt. Mit hoch professionellen Strukturen, durch 1.000 Prozesse gestählt, stemmen sie sich reflexartig gegen jede Veränderung unserer Umwelt, immer mit dem Totschlag- Argument der „Störung des ökologischen Gleichgewichts“. Das sie praktischerweise vorher selbst definiert haben. Und wir, die mittlerweile massiv Gegängelten, wir selbst haben ihnen bereitwillig das nötige Gängelungs- Instrumentarium an die Hand gegeben, sie parlamentarisch abgenickt – Recht auf Verbandsklage, andere teils völlig hirnrissige Gesetze und Durchführungsverordnungen.

Die Folgen davon sehen wir tagtäglich. Nicht ein einziges größeres Investitions- Vorhaben, sei es noch so sorgfältig geplant und noch so sehr durch geltendes Recht gedeckt, geht ohne Klage oder wenigstens Androhung einer Klage durch – die dann oft genug nach Zahlung einer „freiwilligen Spende“ in Millionenhöhe zurückgezogen wird. Davon gehen dann 20 % in irgendeine obskure „Ausgleichsmaßnahme“, die anderen 80 % landen auf den entsprechenden Gehaltskonten. Für den Investor aber immer noch billiger, als jahrelang durch alle Verwaltungsgerichts- Instanzen prozessieren zu müssen, oft genug auch noch konfrontiert mit tendenziell grün- rot angehauchten Behörden, vor allem zeitgeistgerecht grün durchtränkter Presse.

Diese „Umweltschutz- Manager“ gehen dabei mit einer so überheblichen Arroganz, einem so dreisten Anspruchsverhalten an die Öffentlichkeit und vor die Gerichte, dass manche Unternehmer sich vor dieser Chuzpe die Augen reiben und einige sie sich glatt zum Vorbild nehmen. Ganz sicher gab es Zeiten, in denen entschlossener Widerstand nötig war, um flächendeckenden, massivsten Umweltzerstörungen Einhalt zu gebieten – ich denke hier an die 50er, 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Aber diese Zustände sind längst abgestellt, und es wird höchste Zeit, wieder zu einer realistischen Betrachtung der Welt und ihrer Entwicklung zurückzukommen.

Diese Experten unterschlagen konsequent eine Tatsache, die auch die Öffentlichkeit sich nicht klar genug macht: Der Mensch steht nicht über dieser Natur (wo habe ich den Satz bloß gehört?), er ist nicht ihr Herr, der ohne Rücksicht auf andere und auf Kosten anderer bedenkenlos Raubbau treiben sollte. Das ist eine Binsenweisheit. Aber er ist auch kein Alien, das von Alpha Centauri auf die Erde gekommen ist, sondern er ist Bestandteil dieser Natur, dieser Umwelt, mit allen Rechten, die jedes Mitglied daraus ableiten darf. (Auch das zur Jagd, nebenbei bemerkt.)

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Die Natur

Ja, die Natur und Rechte. Rechte haben wir in ihr alle. Nur Pflichten nicht. Jedenfalls nicht per se. Pflichten nämlich, das ist das Danaergeschenk von Mutter Natur, Pflichten werden keinem auferlegt, im Umgang mit der Natur kann man sie sich allenfalls selbst auferlegen. Eine Pflicht setzt eine allgemein akzeptierte Regel, eine Erwartungshaltung der Umgebung, der Gesellschaft an das individuelle Verhalten voraus. Genau darauf verzichtet die Natur völlig. Sie lässt gewähren, gibt uns uneingeschränkte Freiheit zur Entscheidung – und reagiert dann. Gelassen, aber knallhart, ohne Vorwarnung und Kulanz. Sie serviert uns die Rechnung und treibt sie ein, sofort oder später, ohne jede Nachsicht, und die Konsequenzen sind zu tragen. Unsere bewährte Freundin, die Flucht in bequeme Lethargie, in Passivität, hilft allerdings auch nicht weiter. Denn die Konsequenzen aus dem, was man nicht tut, also unterlässt, die gehören ebenso dazu, auch darüber müssen wir uns im Klaren sein.

Deswegen auch der Begriff „Danaergeschenk“: Natur warnt nicht vor eventuellen Folgen, weder uns noch sonst wen, es gibt auch keine der heute so beliebten Geld- zurück- Garantien. Das ist die Kehrseite der begehrten Medaille „uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit“. Weil sie, die Natur, keine Unterschiede macht zwischen dem Menschen und sonstwem. Wir sind für sie ein Mitglied der Mischpoke. Ein mehr als alle andere ungebärdiges, oft bedenkenlos zerstörerisches, sehr effizient wirkendes, intelligentes Mitglied – aber eben ein Mitglied. Ein ungezogenes Kind, wenn man so will. Mit einer Mutter, der Natur, die in puncto Nachsicht so gar nichts gemein hat mit unseren biologischen Müttern.

Natur reagiert über Regelkreise, egal wie, ob zum vermeintlich Guten oder zum vermeintlich Schlechten hin. Und was gut oder schlecht ist, das stellt sich meist erst lange, lange nach dem Eintritt der Folgen heraus, es ist darüber hinaus auch noch abhängig vom Zeitgeist, von der persönlichen Einstellung zu den eintretenden Ergebnissen und Veränderungen. Und, wie so oft bewiesen: Natur macht aus vermeintlichen Ruinen Paradiese, aus vermeintlich „unwiederbringlich Zerstörtem“ wahre Juwele; sie braucht nur ihre Zeit, und sie nimmt sie sich. Man muss eben Geduld haben. Und die Fähigkeit und Bereitschaft, diese Paradiese auch zu erkennen und anzunehmen. Siehe die Lüneburger Heide. Sie war jahrhundertelang als Ödnis verschrien, als langweilige, unfruchtbare Wüstenei. Bis sie, bezeichnenderweise vom Wohlstandsbürger des beginnenden Industriezeitalters, als faszinierende Landschaft entdeckt wurde und „in Mode“ kam, allerdings auch prompt wieder ins romantisierende Klischee gepresst wurde.

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Planung und Zukunft 

Planung bezieht sich auf die Zukunft, vor allem auf die entferntere. Es gibt keine Planung für die Vergangenheit, höchstens mehr oder weniger genaue Beschreibungen, mehr oder weniger nachvollziehbare Erklärungen für das, was geschehen ist. Es gibt auch keine Planung für die Gegenwart, nur Aktion, im günstigsten Fall als gerade umgesetzte Planung. Der Mensch jedenfalls ist, zumindest nach allem, was wir wissen, auf dieser schönen Welt die einzige Spezies, die sich über die Auswirkungen ihres Tuns im Voraus ein ungefähres Bild machen kann bzw. es zumindest bei gutem Willen machen könnte und sollte, und zwar auch für die entferntere, nicht nur die unmittelbare Zukunft. Wir sind damit in der Lage, zukünftige komplexe Handlungsstränge und Ereignisabfolgen und ihre voraussichtlichen bzw. beabsichtigten Auswirkungen gedanklich vorwegzunehmen –  die klassische Definition des Wortbegriffs „Planung“.

Allerdings mit der Einschränkung, dass mit steigender Komplexität von Handlungsabläufen, zum Beispiel mit steigender Anzahl der Protagonisten und damit miteinander verwobener und jeweils aufeinander einwirkender Handlungsstränge, das Endergebnis immer unberechenbarer wird; die Anzahl der potentiell möglichen Ergebnisse wächst exponentiell mit jedem Akteur, jedem Interesse, jedem Faktor (vor allem dem Faktor Zeit!), der hinzukommt.

Das erklärt auch, warum unsere Wirtschaftsweisen jede gestellte Prognose zur Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lage mit schöner Regelmäßigkeit spätestens ein halbes Jahr nach Stellung derselben wieder revidieren müssen, natürlich bestens begründet mit Entwicklungen, die man einfach nicht voraussehen konnte. Planwirtschaft, das war der historische Irrtum des Kommunismus, funktioniert schon in der Volkswirtschaft nicht, geschweige denn in der Natur.  Aber man versucht es immer wieder. Und, unfassbar, man bezahlt ein irres Geld dafür.

Clausewitz hat das in seinem Werk „Vom Kriege“ so zum Ausdruck gebracht: Ein Krieg ist so lange planbar, bis der erste Schuss gefallen ist. Bis dahin kann man sich behelfen mit statistischen Wahrscheinlichkeiten, die rechnerisch so schön darstellbar sind. Und stehen Zahlen da, gibt uns das Sicherheit. Vergessen wird nur, dass diese exakten Zahlen in Wirklichkeit eben nur Wahrscheinlichkeiten darstellen. Wahrscheinlich aber, das sagt schon das Wort, ist keineswegs sicher. Mit dem ersten Schuss im Krieg, mit dem ersten tatsächlichen Ereignis einer geplanten Aktion übernimmt dann die Realität das Ruder. Und genau deswegen ist das Leben so schwer. Und so spannend und schön. Trotzdem, in gewissen Grenzen können wir planen, und wir können damit zumindest theoretisch, entsprechende geistige Kapazitäten vorausgesetzt, die Folgen unseres Tuns und Lassens voraussehen – oder zumindest ahnen. Wenn diese wahrscheinlichen Folgen dann auch oft verdrängt werden.

Aber selbst, wenn wir es ahnen, schlimmer noch wissen, wir versuchen es trotzdem oft genug. Motto: Es wird schon gut gehen. Genau das aber hat Murphy mit seiner resignativen Ansage widerlegt:  Alles, was schiefgehen kann, geht garantiert auch schief. Oder, wie Gerhard Schulze das in seinem hoch spannenden Buch „Krisen – das Alarmdilemma“ kurz und prägnant ausgedrückt hat: In jedem System ist nichts so gewiss wie der nächste Störfall. Man sieht, zumindest homo sapiens sapiens verfügt rein theoretisch über alle denkbaren Instrumente zur Beherrschung seines Lebens. Meistens verstauben sie aber ungenutzt in irgendeiner Ecke der Hausbibliothek.

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Tiere und Planung

Kommen wir jetzt zu unseren Tieren. Fest steht: Tiere kennen weder Murphy noch haben sie generell diese Fähigkeit bzw. sie haben sie nur für relativ einfache Abfolgen. Ich habe das an anderer Stelle ausgedrückt mit dem Satz: Tiere leben nie im Konjunktiv, also der Überlegung: Was wäre, wenn? Sie tun also einfach, was sie tun, oft impulsiv, manchmal aber auch in Bezug auf kurzfristige, unmittelbare  Ziele erstaunlich durchdacht und geplant, siehe das Jagdverhalten von Rudeljägern wie Wölfen, afrikanischen Wildhunden, Hyänen. Dieses hoch komplexe, ausdauernd auf ein Endziel gerichtete und dabei situationsangepasst flexible Verhalten unter Beachtung und Miteinbeziehung der Aktion der Mitjäger!  ist nicht durch Instinkt zu erklären, sondern nur durch hohe individuelle Intelligenz.

Immer aber tun Tiere das, was sie tun, ohne irgendwelche langfristige Folgen zu bedenken, bedenken zu müssen oder zu können. Sie agieren, sie tun, sie verändern. Was dann passiert, nenne ich den initiierten Zufall. Eine Kausalkette beginnt, die man in ihrer ungeheuren Komplexität einfach nicht bis in die Details voraussehen, geschweige denn planen kann. Es geschieht einfach, was geschieht. Alles, was Du zur Vermeidung hättest machen können, hättest Du schon vor langer Zeit tun müssen. So sieht sie das auch, die Natur, und sieht völlig ungerührt dem zu, was gerade abläuft. Wenn es möglich ist, repariert sie. Ihre Instrumente sind dann vielfältig und fast genauso unberechenbar – das reicht von leichten Korrekturen bis hin zum lokalen oder auch kompletten Aussterben ganzer Arten. Das Motto ist: Tue was Du willst – und trage die Folgen. Das ist eine Binsenweisheit. Bisher hat das Geschäft immer gut funktioniert, seit vielen Millionen Jahren.

Seit einiger Zeit jedoch gibt es ernsthafte Versuche, den Menschen aus diesem Regelkreis zur Gänze herauszunehmen, weit über die Verpflichtungen hinaus, die ihm seine Fähigkeit zum Planen sowieso schon vorgibt. Vor allem aber dieses „Alles-ist-gut,-nur-der-Mensch-ist-schlecht“- Getue geht einem auf die Nerven. Das Muster ist immer das Gleiche:

Wenn ein Wolfsrudel einen Rothirsch reißt, ist das geradezu toll – wenn ein Jagdmensch einen Rothirsch schießt, ist das neandertaloides Gehabe. Wenn ein Teichwirt ein Wiesental flutet, um einen Karpfenteich anzulegen, ist das mutwillige Zerstörung der Landschaft und, natürlich, Störung des „ökologischen Gleichgewichts“, denn „es saufen ganze Maulwurf- und Hamsterpopulationen, Pflanzengesellschaften ab“ – wenn ein Biber das tut, ist das Natur pur und wird geradezu hysterisch bejubelt.  Wenn Jäger in Holland jagen gehen wollen, ist das krank – wenn Naturschutzverbände in Oostvardersplassen über Jahre hin Hunderte von Hirschen, Rehen und Rindern eingattern und dann ungerührt verhungern lassen, ist das Natur. Wenn ein Wolfsrudel in Nordamerika in seinem neuen Revier sämtliche Coyoten tötet (man nennt das IGP für Intraguild predation, also das rigorose Ausmerzen von Nahrungskonkurrenten), ist das der natürliche Gang der Dinge – wenn bei einer Drückjagd in Hessen 70 Füchse geschossen werden, ist das eine Klage wert. (Die dann bezeichnenderweise auch noch zur Entscheidung angenommen wird, nebenbei bemerkt.)

Kurz: Wir lassen uns immer wieder von einigen Misanthropen deren geradezu krankhafte Abneigung gegen die eigene Spezies um die Ohren schlagen. Statt sich kritisch mit den Pöbeleien zu befassen und sie auf ihre Plausibilität, ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, reagiert die Öffentlichkeit in gewohnter Weise geradezu reflexartig und stereotyp mit einem kollektiv schlechten Gewissen. Mit der bekannten Folge – man lässt sie machen und finanziert ihr Geschäftsmodell mit Steuergeldern. Dann hat man wenigstens seine Ruhe.

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Nur Zerstörer?

Es wird Zeit, dass man die überhebliche Anspruchs-, Kontroll- und Regulierungsmanie einiger selbst ernannter Päpst/innen endlich mal wieder auf das Normalmaß zurückstutzt. Und es wird Zeit, dass wir uns selbst und unsere Rolle in der Natur nicht mehr nur mit der misanthropischen Brille betrachten. Schließlich steht ja auch bei uns einiges auf der Uhr, und wir brauchen uns in manchen Bereichen wahrhaftig nicht zu verstecken.

Wer außer uns Menschen wäre in der Lage gewesen, das heutige Weltnaturerbe Lüneburger Heide zu erschaffen? Die Senne bei Bielefeld? Unsere Truppenübungsplätze als Natur- Eldorados? Die Reisterrassen in China mit ihren Wahnsinns- Tier- und Pflanzengesellschaften? Die Hochalmen in den Alpen? Den Spreewald mit seiner in der Welt einmaligen Bewirtschaftungsweise und Pflanzen- und Tiergesellschaft? Die Eichenwälder des Spessarts? Allesamt Landschaften, deren Schaffung zum Zeitpunkt ihrer Gestaltung nach gerade gültiger Definition der Weltverbesserer einen schweren Eingriff in das jeweilige „ökologische Gleichgewicht“ darstellte – und heute als Welt- Naturerbe unter Schutz stehen. Tun Sie sich einmal den Gefallen und googeln Sie den Begriff „Kulturlandschaften“. Sie schlagen lang hin, wie viele es davon gibt, vor allem über die Definition des Begriffs in Bezug auf weit überdurchschnittlichen Artenreichtum und Biodiversität. Und wie viele davon als so genannte „Welterbestätten“ bei der UNESCO gelistet sind.

Zugegeben, wie unsere tierischen Mitbewohner das sehen, weiß man nicht. Wir können nicht in ihre Köpfe sehen. Ich gehe aber mal davon aus, dass die es so schlecht nicht finden – sonst hätten wir nicht eine so arten- und zahlreiche Fauna in unseren Kulturlandschaften. Aber vergleichbar Schönes könnte man heute auch gar nicht mehr erschaffen, das steht mal fest. In diesem Punkt bin ich völlig sicher. Da seien BUND, NABU, Grüne und Genossen vor. Wegen der „Störung des ökologischen Gleichgewichts“.

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Kirchveischede, 24. Juni 2013

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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P.S.: Ich möchte Ihnen die Definition von „Kulturlandschaft“ und die Beschreibung ihrer Eigenschaften nicht vorenthalten. Dies ist die aus Wikipedia. Aber Sie können mir glauben: Die von ernsthaften Wissenschaftlern oder Kulturphilosophen unterscheidet sich nicht wesentlich davon.

Kulturlandschaft

Kulturlandschaft bezeichnet die durch den Menschen geprägte Landschaft.[1] Wichtige Faktoren für die Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft sind neben den menschlichen Einflüssen die Beschaffenheit (Standortbedingungen) des Naturraums mit seiner Fauna und Flora sowie die Wechselwirkungen, die aus der anthropogenen Veränderung des Naturraums resultieren. Allerdings gilt nicht jede durch Menschen geprägte Landschaft als Kulturlandschaft, die von der Naturlandschaft und den urban-industriell dominierten Gebieten unterschieden wird.

Beispielsweise wird unter der mitteleuropäischen Kulturlandschaft ein durch landwirtschaftliche Nutzung, die ein bestimmtes Intensivitätsniveau nicht überschritten hat, geprägtes Gebiet verstanden. Diese Nutzungsform schuf bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr artenreiche Biotope (beispielsweise Feuchtwiesen, Heiden, Streuobstwiesen), die danach im Zuge der weiteren Intensivierung der Landwirtschaft zu großen Teilen wieder verschwunden sind. Kulturlandschaften sind artenreicher als eine vom Wald beherrschte, humide Florenregion. Neben dem Struktur- und Artenreichtum (Biodiversität) gilt ihre Eigenart als entscheidendes Merkmal einer Kulturlandschaft, wodurch sich eine bestimmte Kulturlandschaft von anderen Kulturlandschaften unterscheidet. 

Und auch das:

Der Mensch steht nicht über der Natur, er ist ein Teil von ihr.

Gerade wieder gehört. Von sogenannten Umweltschützern im Fernsehen. Allerdings einmal mehr ausschließlich als Anklage missbraucht, einseitig, wie immer. Selektives Wahrnehmungsvermögen nennt man so etwas. So gut wie immer pekuniär verursacht. 

 

 

Guten Abend.

Ich hatte schon einmal einen Beitrag zum nachfolgenden Thema hier gepostet (Oostvardersplassen 2008). Ist länger her, ich war beschäftigt, wie Sie alle auch. Aus gegebenem Anlass aber habe ich mich noch einmal ins Thema „eingeklinkt“, wie man das so schön sagt. Ich finde, es war nötig. Lesen Sie selbst.

NABU, BUND, PETA & Co und die versprochene Verbesserung der Welt

NABU, BUND, PETA – sie alle haben es geschafft, sich in der öffentlichen Wahrnehmung als die Saubermänner und Gutmenschen schlechthin zu implementieren. Mit Methoden, die derart frech und penetrant waren und sind, dass Otto- Normalverbraucher sich fälschlich sagt: So kann sich nur einer verhalten, der Recht hat, und niemand kann so dreist sein, so was zu erfinden. Außerdem werden unsere Experten nicht müde zu betonen, dass nur sie im Besitz der unumstößlichen Wahrheit sind, dass Moral und Ethik quasi ihre ureigene Domäne sind, und dass alle anderen Naturschützer wenn nicht dreiste Betrüger, so doch ahnungslose Dilettanten sind. Aber ist das wirklich so? Schauen wir einfach mal:

Zunächst einmal folgende Geschichte: Im Mai 2008 hat der WDR eine Reportage über ein holländisches „Wildschutzgebiet“ namens Oostwaardersplassen, gesendet, Titel: „Serengeti hinterm Deich“. Das „Schutz“- Gebiet, insgesamt 5.700 ha, davon aber allein 3.500 ha Wasserfläche!, ist besetzt mit 600 Konik- Pferden, 800 Heck- Rindern als so genannte (rückgezüchtete) Auerochsen und 1.200 Stück Rotwild (Stand 2008), das alles auf, s. o., ca. 2.200 ha Fläche; Rehwild wird nicht erwähnt. Dazu kamen, als unmittelbare Nahrungskonkurrenten, Heerscharen an Flugwild, vor allem riesige Mengen an Gänsen. Das alles finanziert aus Steuergeldern und initiiert und betreut von einer „Naturschutz“- Organisation. In diesem Beitrag wurden derart haarsträubende Skandale und widerliche Tierquälereien gezeigt, verständnisvoll kommentiert von den Kommentatoren, dass ich einen wütenden Kommentar an den WDR geschickt habe. Wie erwartet, hat der WDR beleidigt- arrogant geschwiegen. Sei´s drum. Wer das Ganze lesen will: (Naturschutz + Wild).

Jetzt, nach gut 4 (in Worten vier) Jahren hat sich der Skandal endlich bis ins öffentliche Bewusstsein gekämpft, ein holländisches Fernsehteam hat endlich mal hinter die Fassaden geschaut und das Ganze veröffentlicht. Aber nicht mit den verständnisvoll- salbadernden WDR- Kommentaren, sondern in dem Ton, der diesem himmelschreienden Skandal einzig angemessen ist, nämlich sehr kritisch ( http://www.youtube.com/watch?v=vyueZwW1WCA&feature=youtu.be). Was hier gezeigt wird und damals gezeigt wurde (WDR 2008), das alles passiert in einem zivilisierten Land wie Holland, das vor lauter Tierliebe die Jagd unter dem Einfluss dieser Kranken gesetzlich fast völlig unmöglich gemacht hat! Mittlerweile wächst auch die öffentliche Kritik, aber von Unrechtsbewusstsein ist bei den Verantwortlichen absolut nichts zu sehen, denn für sie sind diese Kritiker durch die Bank nur ahnungslose Ignoranten, die im Gegensatz zu ihnen von wirklichem Tierschutz, von Moral, Ethik und Natur nicht die leiseste Ahnung haben. Ähnliche Sachen sind übrigens unter der Flagge NABU auch in Deutschland gelaufen, wenngleich auch im kleineren Maßstab.

Kommen wir zum Wolf, dem derzeitigen Lieblingstier der „Naturschützer“, mit dem heftigst gegen Jagd und Jäger agitiert, gepöbelt und diffamiert wird. Letzte Alarm- Meldung über Internet: Die Jäger wollen alle Wölfe schießen!! Was diese I….. auszunutzen versuchen, ist die Tatsache, dass der Gesetzgeber darüber nachdenkt, den Wolf dem Jagdrecht zu unterstellen (in Sachsen seit dem 9.5.2012 schon vollzogen), bei gleichzeitigem Vollschutz natürlich. So geht es bereits seit vielen Jahren auch dem Uhu, unseren Adlern, dem Wanderfalken, der Großtrappe, dem Luchs und vielen anderen mehr. Die gibt´s alle noch, nicht zuletzt wegen der Schutzbemühungen und –maßnahmen der Jägerschaft. Der Gesetzgeber erreicht damit ganz simpel, dass der Wolf der im Jagdrecht gesetzlich verankerten Hegepflicht unterliegt, d. h., der Jagdausübungsberechtigte hat alles Menschenmögliche zu tun, den Wolf vor Gefahren zu schützen, seine Umweltbedingungen zu verbessern etc. etc. Natürlich alles auf seine eigenen Kosten, versteht sich, nicht wie bei NABU und BUND auf Steuerzahlerkosten.

Ich habe zu dem Thema auf meiner homepage unter der Rubrik „Grundsätzliches“ und dem Untertitel  bzw. dem ausführlichen Titel „Die Debatte um den Wolf“ die derzeitige Denkweise der aller-, allermeisten der 357.000 Jäger Deutschlands veröffentlicht. Mag sein, dass es den einen oder anderen gibt, der auch einen Wolf schießen würde, aber kein Jäger kann für jeden einzelnen von 357.000 Zunftgenossen garantieren. Fakt ist, derjenige wäre auf der Stelle seinen Jagdschein los. Nur nebenbei: Die Tatsache, dass ein Nachbar ein Dieb ist, macht einen ja nicht automatisch auch selbst zu einem, kein Mensch würde auf einen so absurden Gedanken kommen. Bei Jägern und Sportschützen aber wird diese Gesinnungs- Sippenhaft mit der größten Selbstverständlichkeit grundsätzlich in Anwendung gebracht.

Was die o. a. professionell Entrüsteten wollen, ist, mit süßen Bildchen, möglichst Kindchenschema u. ä., emotional die Leute anzusprechen und zu bitten, ihren Stuss z. B. auf facebook zu „teilen“. Es geht dabei nicht um den Wahrheitsgehalt, der ist denen völlig egal; bei den Leuten, die wirklich im Hintergrund die Fäden ziehen, geht es einfach nur um viel, viel Geld. Auch dazu habe ich meine Meinung vielfach geäußert. Man muss sich nur informieren  w o l l e n  und nicht den bequemen Weg gehen, zur Kompensation seines persönlichen Frustes irgendwelchen ungeprüften Slogans nachzuhängen. Genau das nutzen diese Experten aus.

Diese Leute sind nicht dumm, aber völlig bedenkenlos bei der Wahl ihrer Mittel. Und natürlich militant gegen die Jagd und jeden Jäger. Weil wir Jäger schon vor Jahren angefangen haben, gegen Schweinereien dieser Art zu kämpfen. Weil wir schon seit Jahren darauf hinweisen, dass es BUND, NABU, PETA gar nicht mehr um den Tier- und Naturschutz geht, sondern rein ums liebe Geld. NABU z. B. hat ein jährliches Spendenbudget von knapp 35 Mio € – und eine bestens bezahlte professionelle Funktionärs- Elite. Man sollte nicht glauben, dass die dieses wirtschaftliche Erfolgsmodell gefährdet sehen wollen. Klar also, dass wir unbequem sind. Im Spiegel – ja, richtig, Spiegel! – vom 25. März 2013 z. B. ist ein hoch interessanter und, man staune, kritischer! Artikel über die Machenschaften der ehrenwerten Herrschaften nachzulesen. 

Was die Situation für uns Jäger und Angler ziemlich vertrackt macht: Auf der praktischen Ebene vor Ort, also bei den Leuten, die die wirkliche Arbeit bei NABU, BUND machen, haben sich vielfache Berührungspunkte ergeben, man arbeitet an konkreten Projekten vertrauensvoll und erfolgsorientiert zusammen. Bei diesen Leuten handelt es sich auch durchweg nicht um ideologisierte Weltverbesserer, sondern um Realisten, die diese Welt so sehen, wie sie ist, nämlich als ein wundervoll miteinander funktionierendes, vielfältig verzahntes, interdependentes System, in dem es per definitionem nichts Böses oder Gutes an sich geben kann; es gibt nur das Leben. Es gibt höchstens durch Menschen gestörte Abläufe in diesem System, jedenfalls soweit wir das mit unserem derzeitigen Wissen überhaupt beurteilen können, die man versuchen kann wieder ins rechte Lot zu bringen. Ob das nötig ist, ist meines Erachtens bisher noch in keiner Weise erwiesen.

Denn auch wenn wir Menschen die Ursache für Veränderungen sind, sind wir schließlich keine Aliens, die es irgendwo aus dem Universum auf die Erde verschlagen hat, sondern wir sind Abkömmlinge und Kinder dieser Natur. Genauso wie z. B. Elefanten, die sich bei Bedarf durch Zerstörung ganzer Waldbestände ihr Savannen- Biotop schaffen. Wie souverän Mutter Natur mit den Streichen ihrer „ungezogenen“ Kinder umgeht, sehen wir an tagtäglich vorgestellten „Naturoasen“ (Original- Diktion unserer militanten „Naturerhalter“), die nur leider keine Naturoasen sind, sondern Biotope und ganze Landstriche, die ausschließlich durch großflächige Veränderungen der ursprünglichen Systeme durch den Menschen entstanden sind. Ich denke da an die neueren Halden- Biotope im Ruhrgebiet, an die bekannte Lüneburger Heide, an unsere Truppenübungsplätze; die Liste könnte bis ins Endlose fortgesetzt werden. An all diesen Standorten hat sich nach der großflächigen Veränderung innerhalb kürzester Zeit eine bestens aufeinander abgestimmte und eingespielte Flora und Fauna entwickelt, natürlich in ganz anderer Zusammensetzung als im ursprünglichen Habitat, aber oft genug von seltener Schönheit. Das alles ist nachzulesen bei Altmeister Hermann Löns in der Kurzgeschichte „Die Gefolgschaft der Menschen“, um 1900!!! geschrieben. Alle diese teilweise uralten Naturoasen wurden vollständig okkupiert von diesen Experten, obwohl es diese Habitate nach ihrer reinen Lehre als „künstlich geschaffene Landschaften“ eigentlich gar nicht geben dürfte. Und sie werden eifersüchtig bewacht, der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung entzogen, natürlich unter ihrer alleinigen Aufsicht, und zumindest teilweise unter de-facto- Enteignung der Eigentümer, deren Familien oft genug diese Landschaften jahrhundertelang genutzt und bewirtschaftet haben. Wenn aber heute jemand käme und z. B. einen neuen Truppenübungsplatz anlegen wollte, sagen wir auf großen bisherigen Acker- und Waldflächen in Brandenburg z. B., was glauben Sie wohl, würde von diesen Experten für ein Sturm der öffentlichen Empörung entfacht? Und wenn man dann noch darauf hinweisen würde, was man damit in fünf bis zehn Jahren doch für einen neuen, schönen Lebensraum schafft, wäre man bestenfalls ein abgrundtief verkommener Zyniker, wenn nicht wie so oft als gefährlicher Irrer verunglimpft.

Was darüber aber auch immer wieder unterschlagen wird: Die Natur selbst ist die größte Anhängerin von Veränderungen, die größte Zerstörerin, und zwar durch vielfältige Naturkatastrophen: Stürme, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche, Überflutungen und dergleichen mehr. Würde man sich Mutter Natur personifiziert vorstellen, würde man ihr bewusstes Vorgehen unterstellen und sie in logischer Konsequenz dann nach Sinn und Zweck dieser scheinbar unsinnigen Verheerungen fragen, bekäme man ganz sicher die Antwort: „Ich brauche Platz für Experimente.“ Zugegeben, in der Spezies homo sapiens sapiens hat sie sich in puncto Zerstörung und Umgestaltung gelehrige und hoch effektive Unterstützer geschaffen; teilweise hat es den Anschein, als schafften es die Adepten sogar, die Meisterin selbst zu toppen.

Für die, die es nach diesen Ausführungen immer noch glauben: Diese Welt ist nicht das Disneyland- Panoptikum, wie es vor allem dem städtischen Naturkonsumenten immer in mundgerechten Happen serviert wird, aus allzu durchsichtigen Gründen. Wir sehen aber: Das Problem ist einmal mehr der professionelle „Überbau“, der Kopf; da beginnt der Fisch bekanntlich zu stinken. Die wirklichen Naturschützer nämlich, also die, die nicht ideologisch völlig verbohrt sind und / oder denen der Naturschutz an sich nicht völlig egal ist, wenn nur der Rubel rollt, diese Naturschützer findet man ganz woanders: Bei den Jägern, die nicht nur kein Geld an ihrer Leidenschaft verdienen, nein, die sogar ganz erhebliche Mittel aus versteuertem Einkommen in ihre Leidenschaft, in die Natur investieren, mit Pachtzahlungen, Anlegung von Biotop- Flächen, Wildäckern, Anlage von Feldhecken, Öffentlichkeitsarbeit; man findet sie bei den oben erwähnten hart arbeitenden „Fußtruppen“ des NABU, BUND vor Ort, alles für Gottes Lohn; man findet sie bei den Anglern mit Gewässerschutz- und –pflege, mit Sysiphos- ähnlichen Besatzmaßnahmen für von Kormoranen völlig leergefressene Flüsse und Seen, und man findet sie bei den Millionen von Menschen, die sich jeden Tag nach ihren Möglichkeiten freiwillig einbringen und / oder gutgläubig viel Geld für den Naturschutz spenden, praktischerweise mittlerweile in Deutschland fast gleichbedeutend mit NABU und BUND. Und die zum Dank dafür dann systematisch hinter die Fichte geführt werden. Und nicht nur verdummen ist angesagt: Lästige Quälgeister, die kritische Fragen zu stellen wagen und damit außerordentlich unbequem werden, müssen mundtot gemacht werden, mit System. Kaum eines unserer bekannten Publikationsorgane, angefangen von der Presse bis hin zu Funk und Fernsehen, geht auch nur in Ansätzen diesen Dingen kritisch nach. Aus zwei Gründen: Entweder sie schrecken zurück vor dem zu befürchtenden shitstorm, oder, weit häufiger, die Redaktionen sind allesamt vom „Zeitgeist“ infiziert.

Kommen wir zu PETA, der wohl marktschreierischsten von diesen Spendengreifern. PETA ist selbst plötzlich in den Focus der Öffentlichkeit gerückt, und zwar sehr unschön. Die Organisation „PETA tötet Tiere“ ( http://www.petatotettiere.de/) veröffentlicht unter Berufung auf das CCF, eine amerikanische gemeinnützige Organisation „Zentrum für Verbraucherfreiheit“ (Center for Consumer Freedom, CCF) massive Vorwürfe über kommerzielles Töten von ihnen anvertrauten herrenlosen Tieren, gegen saftige Gebühren natürlich für das Versprechen der sofortigen Weitervermittlung an Tierfreunde. Nach langem Schweigen hat PETA diese öffentlichen Vorwürfe endlich kommentiert – und im Wesentlichen bestätigt, wenn auch unter Anbringung von lahmen Erklärungsversuchen ( http://www.peta.de/petakillsanimals). Erklärungs- und Vertuschungsversuchen der Art, die PETA bei von ihr selbst Angegriffenen immer mit einem Aufschrei der gerechten Empörung als widerliche Ausflüchte in Grund und Boden verdammt. Und, auch hier wieder der Beweis ihrer grenzenlosen Einflussnahme oder auch für die beispiellos tendenziöse Einstellung unserer „Medien“, PETA hat es geschafft, diese Dinge bis heute völlig aus der öffentlichen Diskussion herauszuhalten.

Was ich mit dem Ganzen hier bezwecke? Werdet endlich wach, macht Druck, schaut hinter die Kulissen und lasst Euch von diesen hochprofessionellen und hochbezahlten Spendenjägern nicht andauernd ungeprüft vor jeden noch so absurden Karren spannen! Und es wird Zeit, auch die Politik mit Nachdruck darauf aufmerksam zu machen, was da an Absurdität unter ihrer naiven Protektion und Förderung, mit verliehener Steuerfreiheit herangewachsen ist. Nur ein Zehntel dieser geldwerten Vorteile für Angler und Jäger – Herrje, wäre das schön. Vor allem würde dieses Geld auch da ankommen, wo es hingehört, nämlich in unserer Umwelt – und nicht auf den Gehaltskonten von üppig bezahlten Funktionären.

Wir sollten die Dinge endlich geraderücken. Und, um das Ganze auch politisch in den richtigen Rahmen zu stellen: Ohne die vielfältige Verzahnung, ohne den parlamentarischen Vollschutz durch die Grünen wäre diese Entwicklung gar nicht möglich gewesen, und aus nachvollziehbaren Gründen sollte man nicht erwarten, dass sie diese Fehlentwicklungen im Sinne ihres Wählerauftrages wieder zurechtrücken. Nein, wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir dafür sorgen, dass entweder ihrer gedankenlosen Wählerschaft die Augen geöffnet werden, bei der Stamm- Wählerschaft aber unwahrscheinlich, oder dafür, dass bei den Parteien, bei denen zu hoffen ist, dass sie für die benötigten Änderungen sorgen, die Wahlmüden mobilisiert werden – oder beides. Und noch eines: Gut 350.000 Jäger in Deutschland, 1,6 Millionen Angler, fast 2 Millionen Sportschützen; warum lässt sich keine Koordination herstellen, warum soll man seine Multiplikationsmöglichkeiten nicht ausnutzen, durch interne Diskussionen und Erläuterungen der Zusammenhänge?

Packen wir´s einfach an – und warten nicht immer darauf, dass ja die anderen schon mal anfangen können.

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Kirchveischede, 26. März 2013

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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Die Debatte über Wolf und Luchs

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Ja, die Diskussion um zurückkehrende große Beutegreifer wie Wolf und Luchs. Da wird mit Händen und Füßen von einigen Vaterlandsverteidigern opponiert, als ginge es um ihr Leben. Zunächst einmal ist zu bemerken, dass es eh kein Mittel geben wird, ihre Rückkehr zu verhindern. Zum zweiten ist unstrittig, dass sie hierher gehört haben und lediglich zurückkommen. Wenn die Öffentlichkeit das so will, und sie will es ja wohl ganz eindeutig, müssen gerade wir Jäger das unterstützen. Ganz nebenbei sind wir von Gesetz wegen sogar dazu verpflichtet. Natürlich steht es in unserem schönen Land jedem einzelnen und damit auch jedem Jäger zu, während der Debatte um die Rückkehr eventuelle Bedenken zu äußern. Aber ich halte es nicht für zielführend, wenn ein Jäger sich vor eine Kamera stellt und als Grund für seine Ablehnung von Wölfen die „Gefährdung unserer Kinder auf dem Weg zum Christenunterricht“ anführt. Nach dieser Logik dürfte es in ganzen Landstrichen Osteuropas eigentlich keine Kinder mehr geben. Ans wahre Motiv „kann man packen“, wie man bei uns im Sauerland sagt – tatsächlich die Sorge um sinkende Abschüsse. Dazu kann man einiges sagen, aber ein Argument reicht zunächst: Wer die Jagd in Deutschland heute noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, muss wirklich die letzten 50 Jahre auf dem Mond verbracht haben. Jagd ist reiner Genuss am Leben in der Natur, nichts sonst, und sollte nicht nur an der Größe der Strecke festgemacht werden, so erfreulich und notwendig eine reichhaltige Strecke auch ist.

Und es ist gut, dass das so ist. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass Tiere, ganze Arten stets dann ausgerottet bzw. an den Rand der Ausrottung gebracht werden und wurden, wenn bei der Jagd wirtschaftliche Interessen gleich welcher Art ins Spiel kamen. Und nirgendwo, wo die Jagd nur aus Freude über die damit untrennbar verbundene Lebensweise ausgeübt wird wie bei uns in Deutschland, ist das jemals geschehen, ganz im Gegenteil. Dazu stehe ich, bis man mir das Gegenteil beweist. Bisher ist es noch niemandem gelungen.

Im Mittelalter geschah das durch die prämienhonorierte Anweisung der Landesherren an die damaligen (Berufs-) Jäger, Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze, Marder usw. als so genanntes „Raubwild“ auszurotten, um das Nutzvieh ihrer Bauern und damit ihre Steuereinnahmen zu schützen. Und natürlich zum Schutz der prestigeträchtigen, maßlos überhöhten Schalenwildbestände. Bei den weit höheren Schäden, die durch eben diese  vor allem in der Landwirtschaft entstanden, waren die Herrschaften allerdings weit weniger zimperlich. Heute dagegen beobachten wir z. B. die bedenkenlose Wilderei auf Nashörner, nur um völlig durchgebrannte Idioten in Fernost mit angeblich potenzsteigernden Prisen von Nashornpulver zu versorgen, wir sehen das wahllose Abschlachten von Stoßzahnträgern bei den afrikanischen Elefanten, um elfenbeinverliebten Schicki- Micki- Idioten die Schnitzfiguren für den Kaminsims zu verschaffen, und beileibe nicht nur in Fernost; wir sehen das brutale Wildern von Tigern, um fernöstliche Humbug- Medizin zu bedienen. Das alles geschieht, weil es Geld einbringt. Und Geld bringt es dadurch ein, dass Nachfrage besteht, Nachfrage von Menschen, die selbst keinerlei emotionale Beziehung zu den Tieren, der Umwelt haben, die dadurch geschädigt werden.

Der immer wieder als typisch negatives Beispiel hervorgezerrte dekadente Yankee- Jäger, der unbedingt einen starken Elefanten- Bullen schießen will, weil ein neureicher Millionär das einfach mal gemacht haben muss, ist dabei das allerkleinste Übel. Wenn er / sie überhaupt ein Übel ist. Klar, es gibt sie, und schon lange nicht mehr nur aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Aber man kann dazu stehen, wie man will, es lässt sich nicht abstreiten, dass sie im Gegenzug viel, viel Geld im Land lassen, mit dem die geplagten Bauern für ihre ansonsten existenzgefährdenden Ernteausfälle durch marodierende Elefanten entschädigt werden können; dass, um beim Beispiel der Elefanten zu bleiben,  uralte Bullen sich meist längst aus der Reproduktion ihrer Art verabschiedet haben oder zumindest ihre diesbezügliche Pflicht bereits getan haben. Kurz: Diese Jagd schadet nicht nur nicht, sondern schafft überhaupt erst ein Interesse an der Pflege der vorhandenen Bestände. Denn, zum Mitschreiben, diese Jagd kann strikt kontrolliert werden, und sie wird es auch. Armutsbedingte Wilderei kann nicht kontrolliert werden!  Niemand, es sei denn ein völliger Ignorant, kann sie auch wirklich verurteilen. Es sei denn, er verurteilte damit einen der ganz wesentlichen Gründe der Befreiungskriege in unserem schönen, reichen Deutschland. Aber das wollen wir ja nicht. Natürlich nicht.

Wie war das noch mit dem Zitat, angeblich eines kenianischen Bauern? „Wenn ich satt bin, ist ein Elefant schön. Wenn ich hungrig bin, ist er Fleisch.“

Soweit der Ausflug in die Jagdpolitik und den Naturschutz in Übersee, kommen wir zurück zu den Niederungen unseres Jagdalltags, zu Wölfen und Luchsen. Sollte es durch ihre Rückkehr, und das ist wahrscheinlich, zu Verlusten bei Nutztierhaltern kommen, müssen die eben ausgeglichen werden. Sollten die Jagdstrecken dadurch tatsächlich zurückgehen, müssen sich eben die Pachtpreise ändern, so funktioniert Marktwirtschaft. Einige unserer  Mitjäger sollten ehrlich gesagt froh sein, dass die Abschussmeldungen für z. B. das weibliche Rehwild sie nicht dauernd in Konflikt mit dem achten Gebot bringen. Ich persönlich glaube, dass wir Jäger mit den Jagdgenossen Wolf und Luchs nicht mehr und nicht weniger Jagderfolg haben werden als ohne sie. Und ich gehe fest davon aus, dass wir gesünderes, stärkeres Wild zur Strecke legen werden. Warum ich das glaube? Weil ich in Schweden, im europäischen Russland, in Sibirien, in Rumänien, in den USA gejagt habe, allesamt Länder mit einem respektablen Bestand an Großräubern. Und mit Jagdstrecken, von denen wir bei uns nur träumen können, von der Stärke des Wildes mal ganz abgesehen.

Aber zum Punkt zurück. Eines fällt auf: Die Debatte wird ja eigentlich geführt über Wolf und Luchs. Der Letztere aber scheint es geschickter hinzubekommen als sein Genosse im Geist; er schleicht sich ganz stiekum, geschickt und unauffällig in unsere Reviere und stiehlt sich damit peu à peu in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Salamitaktik, er hält sich quasi in Feuerlee seines caniden Gegenstücks und vermeidet damit geschickt größere Debatten. Alle Achtung.

Aber der Wolf!! Der ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie man (in Deutschland!) mit geringstem Aufwand den größtmöglichen Aufruhr verursachen kann.  E i n e  einzige Sichtung bzw. Bestätigung reicht, und es rauscht, nein, es tost der Blätterwald. Und es ist alles dabei, Reaktionen und Argumente von – bis. Hin und hergezerrt wird das arme Tier. Weltuntergangsvisionen hier, Disney- Weichspülerei dort. Schafschlächter, Kindermörder, Geißlein- und Großmutterverschlinger, so hat man ihn über Jahrhunderte in das Bewusstsein der europäischen Menschen gebrannt, gefördert von Kirche und Obrigkeit; er wurde schlechthin zum Sinnbild alles Bösen bis hin zum Wundsein im Schritt. Das scheint sich, zumindest in Deutschland, gründlich geändert zu haben. Heute gilt es zumindest in „Naturschützer“- Kreisen zunehmend als schick, ihn in psychedelisch- pastellfarbenen Bildern vor dem aufgehenden Vollmond abzubilden und über die Couch oder das Ehebett zu hängen, meist heulend natürlich, oft mit Bruder Indianer, allweise, allwissend, der Abgründe alles Seins kundig, mit einem Gesichtsausdruck, „als nähre er sich vom grünen Grase“, um bei Altvater Löns zu bleiben. Und spätestens jetzt kommt Ratlosigkeit auf. Was ist denn wirklich davon zu halten? Wie immer, liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

Natürlich greifen Wölfe manchmal Menschen an und töten sie sogar! (https://ein-jagdmensch.com/weder-schmusetier-noch-reissende-bestie/) Das kann ernsthaft nicht bestritten werden nach den unzähligen Berichten der Vergangenheit, nach den (wenigen) Vorkommnissen dieser Art aus Gegenden, in denen Wölfe heute noch vorkommen. Aber es gibt sie. Wie den Fall des Studenten Kenton Carnegie, der im November 2005 in Kanada morgens beim Joggen von Wölfen angegriffen und getötet wurde. Im Mai 2010 wurde die Lehrerin Candice Berner im Südwesten Alaskas Opfer eines Wolfsangriffs.

„Nach allen Untersuchungen gibt es in beiden Fällen keine vernünftigen Zweifel daran, dass Wölfe die „Täter“ waren, auch wenn von interessierter Seite immer wieder versucht wird, solche Zweifel zu säen, damit kein Schatten auf den Öko- Heiligen Wolf falle.“  (Eckhard Fuhr, 11. Dez 2012, WELT online, Zahme Tiere oder Bestien?). Oder wie die dokumentierten Fälle aus Weißrussland in den 1990-er Jahren, als zumindest  e i n  Wolfsrudel ganz offensichtlich gezielte Jagd auf Menschen machte.

Wer also bestreitet, dass Wölfe in Einzelfällen!! Menschen angreifen, töten und sogar als Beute fressen, lebt entweder im Wolkenkuckucksheim oder will, aus welchen Gründen auch immer, die Öffentlichkeit belügen. Ich empfehle jedem Interessierten die Lektüre vor allem des Buches von Kurt Kotrschal, „Wolf, Hund, Mensch“ (Brandstätter Verlag, Wien, 2012). Es gibt noch andere sehr gute neuere Veröffentlichungen, beispielsweise die Bücher von Günter Bloch („Der Wolf im Hundepelz“, „Wölfisch für Hundehalter“, Bob Hayes „Wölfe im Yukon“, die Bücher von David Mech). Günter Bloch und seine Mitautoren / innen richten sich eher an den Hundehalter mit ihren Rückschlüssen aus dem beobachtetem Wolfsverhalten und den daraus abgeleiteten Praxistipps an Hundeführer; Bob Hayes und David Mech sind mehr fokussiert auf die Beobachtung, auf das Verhalten des Wildtieres Wolfs.

In Kotrschals „Wolf, Hund, Mensch“ liegt die meines Erachtens beste Zusammenfassung des derzeitigen Wissens über Wölfe und Hunde und ihren Sozialpartner Mensch vor, hoch interessant und aufschlussreich deswegen vor allem für die Hundehalter, die auch der jagdlich- wildbiologische Hintergrund des Themas interessiert. Hier hat ein hochkarätiges Forscherteam diese Beziehung sorgfältig studiert, analysiert und beschrieben. Aus jeder Zeile springt den Leser die Zuneigung der Verfasser zu ihren Studienobjekten an (und wenn ich sage „Studienobjekte“, dann soll die Pluralform eben neben Wolf und Hund auch den Menschen ausdrücklich einbeziehen). Aber in aller Klarheit (s. 121 ff.) werden auch die nicht wenigen tatsächlichen Todesfälle durch Wölfe beschrieben, ohne etwas zu beschönigen; das nenne ich ehrliche Wissenschaft.

Ganz klar wird aber auch herausgestellt, wie verschwindend gering dennoch das „Risiko Wolf“ für jeden Europäer ist, erst recht in Relation gesehen zu den tagtäglichen, von uns völlig  klaglos hingenommenen Lebensrisiken unserer hochtechnisierten Umwelt: Autoverkehr, häusliche Unfälle, Hundeattacken, Sturm, Hochwasser, Terrorismus und der berühmte Todesfall durch den fallenden Dachziegel. Und wie wertvoll, im ideellen Sinn, im Gegenzug das ist, was wir mit dem Wolf, dem Luchs als Rückkehrer in unsere Lebensgemeinschaft „einhandeln“.  E i n  Zitat Kotrschals jedenfalls möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, weil es so treffend den Anspruch des „kultivierten“ europäischen Sofasitzers an alle anderen, nur nicht an sich selbst beschreibt:

„Und es ist letztlich eine ethische Abwägung des Risikos, das Menschen tragen müssen, gegen den Wert des Schutzes der Wölfe. Wir muten den Afrikanern selbstverständlich zu, mit Elefanten und Löwen ihren Lebensraum zu teilen und diese für die gesamte Menschheit zu erhalten, obwohl regelmäßig gar nicht wenige Menschen durch diese wunderbaren Tiere getötet werden. Gleichzeitig fürchten sich die aufgeklärten und gebildeten, leider aber auch sehr selbstbezogenen und egoistischen Europäer vor dem „bösen Wolf“. Der ist zwar viel ungefährlicher, verbreitet aber sehr viel mehr Angst als Elefanten. Das passt schlicht nicht zusammen.“

Soweit das Zitat. Ich persönlich kann mir den Seitenhieb an die vielfältige öffentliche Hysterie auch in Bezug auf andere hochgeputschte vermeintliche Gefahren nicht verkneifen. Und dass ich hier ausführlich auf Kotrschals Buch verweise, hat, das gebe ich zu, auch den Grund, dass er deckungsgleich ist mit meiner, schon lange vor Erscheinen seines Buches hier veröffentlichte Auffassung zu diesem Thema. Die Bestätigung, dass man mit seiner Meinung nicht allein dasteht, tut eben jedem gut.

Zurück zu den Todesfällen durch Wölfe: Diese Fälle waren und sind extrem selten. Gefährlich wurde es in Einzelfällen immer dann, wenn solche Wölfe ihre Erfahrung, nämlich eine wie leichte Beute der Mensch ist, tradieren konnten. Das gab es in den vergangenen Jahrhunderten. Das gibt es laut Kotrschal z. B. heute noch in armen Gegenden von Indien (Uttar Pradesch). Gleichzeitig ist dort eine sehr deutliche, ja fast ausschließliche Konzentration auf Kinder und, in weitem Abstand, auf erwachsene Frauen zu beobachten; Männer werden so gut wie nie Beute. Für uns hat das auf den ersten Blick einen zusätzlich perfiden Beigeschmack. Aber ganz nebenbei bemerkt: Wenn er das bei Hirschen, bei Karibus tut, bewundern wir das als effiziente Jagdtechnik. Kotrschal erklärt das in brutaler Nüchternheit mit der Intelligenz des Rudeljägers Wolf: Er sucht sich stets das leichteste, das schwächste Opfer aus.

Ich ergänze diesen Satz immer mit dem Nebensatz „wenn er die Wahl hat“. Ansonsten stirbt natürlich auch das starke, gesunde Opfer, wenn er schafft, es zu überwältigen. Kein Mensch auch wird ernsthaft glauben, was der Öffentlichkeit von allzu offensichtlich im Lager der Wolfsbefürworter stehenden „Wolfsbeauftragten“ dauernd erklärt wird: Er reiße nur krankes, schwaches Wild. Das kann z. B. bei solitär und territorial lebenden Beutearten nicht greifen, per definitionem schon nicht. Oder glaubt jemand ernsthaft, ein Wolf oder Wolfsrudel würde den begonnenen Angriff auf ein Stück Rehwild in dessen homerange stoppen, wenn es merkt, dass das Opfer jung und gesund ist, und ein Revier weiter ziehen, um einen untergewichtigen, kranken Knopfbock zu suchen? Unter Beweis gestellt hat er jedenfalls bereits jetzt die ausgeprägte Vorliebe für Nutzvieh. Das war von vornherein klar und auch völlig logisch, wenn es auch von interessierter Seite lebhaft – aggressiv abgestritten wurde – sie sind eingegattert, sie sind in der Regel langsamer als Wild und es gibt immer viele auf einem Fleck konzentriert. Der Jagderfolg ist damit gewiss. Dies alles sind Dinge, die man auch mal klar aussprechen soll – weil sie eben auf der Hand liegen und beweisbar sind.

Zurück zu Gefährdung von Menschen – das Ganze ist in Europa und vor allem in diesem Umfang ganz sicher nicht zu befürchten, aber nochmals, Einzelfälle sind nach menschlichem Ermessen einfach nicht auszuschließen. Die Kernfrage ist: Ist die Gesellschaft bereit dazu, mit diesem minimalen statistischen Risiko zu leben, mit der Gegenleistung, dass eine faszinierende Wildart sich wieder zurück meldet? Eine Spezies, die von unseren ganz frühen Altvorderen, den Jägerkulturen, noch geradezu mythisch verehrt wurde, dann aber nach dem Siegeszug von Ackerbau und Viehzucht, vor allem aber mit Beginn des frühen Mittelalters durch jahrhundertelange Propagandafeldzüge zum Inbegriff alles Bösen wurde?

Ich persönlich meine, man sollte. Es gab im Jahr 2011 allein in Deutschland mehr als 3.900 Verkehrstote, und kein Mensch denkt auch nur im Traum daran, Autos abzuschaffen; die Zahl von Verletzungen mit tödlichem Ausgang durch Haushunde liegen mir nicht vor, es gibt sie aber, trotzdem halten wir weiter Hunde; es gibt jedes Jahr Hunderte von tödlichen Unfällen im Haushalt, trotzdem steigen wir weiter auf Trittleitern. Für 3.900 Wolfsopfer, wenn wir also nur die Verkehrsopfer heranziehen, brauchten wir selbst im ungünstigsten Fall wohl viele hundert Jahre. Und wir sollten uns endlich mal bewusst machen, dass es hundertprozentige Sicherheit im Leben nicht geben kann! Je größer nämlich die krampfhaft herbeiregulierte und sowieso nur vermeintliche Sicherheit ist, desto größer sind demgegenüber die Einbußen an Freiheit, an Liberalität, an Lebensqualität. Sicherheit und Freiheit sind dem Wesen nach zwei einander sich ausschließende Rechtsgüter. Sie sind einfach beide nicht zur Gänze gleichzeitig zu haben, denn habe ich von dem einen 100 %, habe ich vom anderen 0 %. Das ist einfach so, auch wenn einige utopistische Meinungsapostel und weltfremde Gutmenschen nicht müde werden, gebetsmühlenartig das Gegenteil zu behaupten. Es ist hier wie überall – das richtige Verhältnis macht´s!! Wir sollten endlich auch lernen, uns unserer alltäglich vorhandenen Risiken klar bewusst zu werden und sie ihrem tatsächlichen Wert gemäß einzuordnen. *

Genauso klar sollte aber auch sein, dass wir erst am Anfang einer Entwicklung stehen, dass sich buchstäblich alles in jede Richtung hin entwickeln kann – und dass, sollte es Anlass dazu geben, gegen begründeten Widerstand der unmittelbar Betroffenen, also Landbewohner bzw. unmittelbar vom und auf dem Land lebende Menschen wie Bauern, Viehzüchter, Schäfer, es schwierig sein wird, Akzeptanz für den Wolf zu erreichen.

Gerade als Jäger sollten wir es auch mal positiv sehen. Sind irgendwann Wolf und Luchs flächendeckend zurück, die beiden also, von denen man annehmen kann, dass sie sich hier auch halten können, sehe ich z. B. das Dauerproblem unseres Wildes mit streunenden Hunden und Katzen gelöst. Auch das Problem mit den Schappi- verwöhnten Wohlstands- Wauwaus. Von Mutti beim Sonntags- Spaziergang im Tiefschnee von der Leine gelassen (der Hund braucht schließlich auch mal seine Freiheit!), wird hochgemachtes Reh- und Rotwild bis zur völligen Erschöpfung gehetzt. Dann, nachdem ihre letzten Energie- Reserven aufgebraucht sind, dämmern sie in irgendeiner Dickung langsam in den Hungertod. Fifi dagegen wird, wenn er denn dann endlich zu Mami und Papi zurückgefunden hat, abgeliebelt, weil er so folgsam nach einem halbstündigen Ausflug wieder zurückgekommen ist, zu Hause wird das Körbchen vor den warmen Kamin gerückt (war schließlich fies kalt draußen!), Wauwi wird mit reichlich Futter versorgt, und Mami und Papi gönnen sich einen Glühwein. Aus streng ökologischer Produktion natürlich. Die Welt ist schön!!

Ich denke, wir Jäger haben alle schon vergleichbare Situationen erlebt, auch die oft massiven Pöbeleien, die dann erfolgen, wenn wir auf diese Probleme hinweisen. Tenor: „Sie wollen doch nur in Ruhe die armen Tierchen totschießen! Unser Hasso will ja nur mit ihnen spielen, und gucken Sie mal, welchen Spaß die beiden haben! Und überhaupt, lecken Sie mich am A….! Und wenn sie sich nicht schnell vom Acker machen, zeige ich Sie an wegen tätlicher Bedrohung! Wollen mal sehen, wer dann Recht bekommt!“ Man glaubt gar nicht, in welch suboptimale Ausdrucksweisen sogar sonst eigentlich ganz gut erzogene Bundesbürger verfallen, wenn sie Wauwau und auch ihr eigenes Verhalten kritisiert sehen. Noch dazu von der Reizfigur „Jäger“. Und wie sicher sie sich dabei zu fühlen scheinen. Mit gutem Grund: Bei einem eventuellen Verfahren wird er nahezu in jedem Fall Recht bekommen. Und wenn man als Jäger bei so etwas auch noch das Pech hat, eine Waffe auf dem Rücken zu haben, was ja schon mal der Fall sein kann, wenn man im Revier ist, dann ist der Tatbestand der „tätlichen Bedrohung mit der Jagdwaffe“ auch noch ganz schnell herbeibezeugt, mit allen damit verbundenen rechtlichen Folgen.

Wie gesagt, auch solche Situationen gehörten dann der Vergangenheit an, denn weder Wolf noch Luchs dulden Nahrungskonkurrenten in ihrem Revier, sie gehen da sehr rigoros vor. Vorbei wäre auch die Zeit, in denen wir Jäger uns kollektiv mit Reinigungseiden exkulpieren müssen für jede in Reviernähe entlaufene Katze, jeden Hund, die/ der vor ein Auto läuft oder auf sonst irgendeine Weise verschwindet. Zugegeben, auch unautorisierte Ausflüge unserer eigenen Vierbeiner sollten dann tunlichst unterbleiben. Vorbei wahrscheinlich auch die Zeit, in der einem selbst aus den verschwiegensten Wildeinständen, zu den unmöglichsten Zeiten und aus den letzten Gebüschen ortsfremde Pilzsammler und Geo- Cacher entgegen gekrochen kommen; zu groß ist bei den meisten unserer zivilisationsverzärtelten Mitbürgern die Angst vorm großen bösen Wolf. Vom Standpunkt der Jäger und unseres Wildes also gesehen, eine Win-win- Situation, wie es neudeutsch so schön heißt. Also, heißen wir sie schon aus diesen Gründen willkommen.

Allerdings sollten wir uns dabei auf eine neue Debatte einstellen: Wie werden Geschädigte entschädigt? Auf die übliche Wildschadensregelung jedenfalls kann sich kein Bauer, kein Schafhalter, kein Hundehalter berufen, wenn seine Lieben gemeuchelt wurden. Zwar ist über kurz oder lang zu erwarten, dass beide dem Jagdrecht unterstellt werden, allein schon aus Kostengründen für den Gesetzgeber, denn damit greift die gesetzlich verordnete Hegepflicht, d. h., ein großer Teil der Lasten wird einmal mehr den Jägern aufgenackt. Aber durch den gleichzeitigen Vollschutz fällt weder Wolf noch Luchs unter die Wildschadens- Ersatzpflicht. Es ist also ausnahmsweise einmal jemand anderer gefragt: Der Staat. Und in diesem Punkt halte ich die derzeit gehandhabte Praxis in unseren schon etablierten „Wolfsgebieten“ für geradezu grotesk. Die Öffentlichkeit will die Wiederansiedlung des Wolfs, aber Schafhalter z. B., denen Tiere gerissen wurden, haben bei aller persönlich empfundenen Wut (so ein Schaf ist nicht nur eine Ziffer, sondern ein Tier, für das man sich verantwortlich fühlt) auch noch ein Riesengedeh, wie man bei uns sagt, um zumindest teilweise den materiellen Schaden ersetzt zu bekommen. In einem Land, das über Nacht mal eben 800 Milliarden € zur Rettung seiner maroden Banken locker machen konnte.

Ganz zum Schluss will ich ausführlich noch einmal Eckhard Fuhr und seinen Artikel aus der WELT vom 11. Dezember 2012 zitieren, weil er mir einfach gut gefallen hat, sauber recherchiert, nüchtern berichtet:

Zitat- Anfang:

In Schweden sind innerhalb von fünf Jahren – 2005 bis 2009 – mehr als 120 Jagdhunde von Wölfen gefressen worden. Das geht einem durch den Kopf, wenn man im Wolfsrevier auf den Hund wartet.

……… 

Doch auch durch regierungsamtliche Broschüren geistert das Bild vom Wolf als für den Menschen unsichtbares Nachtgespenst. Bei den niedersächsischen Wölfen scheint die Neugier die Scheu manchmal zu überwiegen. Es waren jedenfalls die drei Halbwüchsigen des Rudels, die vor einigen Wochen einen Bundeswehrsoldaten auf einem Nachtmarsch hartnäckig verfolgten.

Sie waren nicht aggressiv, ließen sich aber auch nicht verscheuchen. Als der einsame Soldat endlich auf Kameraden stieß, zogen sich die Wölfe zurück. Es gab Krisensitzungen in Munster. Soll man Soldaten im Wolfsgebiet mit scharfer Munition ausstatten? So weit wollte am Ende niemand gehen.

(Niemand weiß aber, s. Kotrschal et alii, wie das Ganze ausgeht, wenn in einer solchen Situation nur einer der Wölfe sich plötzlich, und sei es nur testweise, zum Angriff entschließt; die Regeln gruppendynamischer Prozesse gelten nicht allein für randalierende menschliche Jugendliche und Hormonbolzen. Das dürfte sofort das ganze Rudel mitreißen, und dann, fürchte ich, dann wird´s eng. D. Verf.)

………

Aber die Frage, ob Wölfe für Menschen vielleicht doch gefährlich werden können, lässt sich nach immer häufigeren Wolf- Mensch- Begegnungen nicht mehr einfach als Teil des „Rotkäppchen-Syndroms“ abtun. Auch Naturschutzverbände wie der WWF, die intensiv für die Akzeptanz des Rückkehrers Wolf trommeln, sehen langsam ein, dass man die Frage nach der Gefährlichkeit des Wolfes nicht tabuisieren kann.

……… 

Die seriöseste Datenbasis über Wolfsangriffe auf Menschen bietet der sogenannte Linnell- Report. (auch NINA- Report genannt; d. Verf.) Er wurde 2002 von einem 18-köpfigen Team aus Wildbiologen am Norwegischen Institut für Naturforschung angefertigt. Die Wissenschaftler werteten alle verfügbaren Berichte der letzten 400 Jahre aus Nordamerika, Europa und Asien aus ().

In jüngerer Zeit, zwischen 1950 und 2000, kam es danach in Europa – ohne Russland und Weißrussland– bei einer geschätzten Wolfspopulation von 15.000 Tieren zu 59 Wolfsangriffen auf Menschen. Die meisten, nämlich 38, gingen von tollwütigen Wölfen aus. Fünf endeten tödlich.

……… 

Von den 21 Attacken durch gesunde Wölfe endeten vier tödlich, alle in Spanien, wo sich ein Wolfsrudel in der Nähe einer Geflügelfarm festgesetzt hatte. Hier waren Kinder die Opfer. Gesunde Wölfe können Menschen angreifen, wenn sie in die Enge getrieben werden, ihre Beute oder ihren Nachwuchs verteidigen. 

In seltenen Fällen machen sie aber auch Jagd auf Menschen. So wurden in den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Weißrussland ein Rentner, ein Holzfäller und ein neunjähriges Mädchen von Wölfen gefressen. Das Mädchen war vom Lehrer bis zum Einbruch der Dunkelheit zum Nachsitzen in der Schule festgehalten und dann auf den Nachhauseweg durch den Wald geschickt worden. Man fand nur noch den Kopf. Sein Vater erschoss daraufhin den Lehrer.

In Indien ist es für Kinder in manchen Gegenden ausgesprochen gefährlich, außerhalb der Dörfer zu spielen. Im Bundesstaat Uttar Pradesch wurden in den letzten 20 Jahren 273 Kinder von Wölfen getötet, was wahrscheinlich damit zusammen hängt, dass in diesen armen, landwirtschaftlich übernutzten Regionen der Bestand an Wildtieren wie auch an Weidetieren gering ist und Wölfe lernen, dass Kinder leichte Beute sind. 

……….. 

In Deutschland verbreiten sich die Wölfe zügig, was zu Recht als großer Erfolg des Artenschutzes gefeiert wird. Als 1990 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die Jagd auf sie eingestellt wurde und Polen immerhin Schonzeiten einführte, brauchten sie nur ein Jahrzehnt, um alte Lebensräume wieder zu erobern. Was in der naiven Freude über die „Rückkehr der Wildnis“ leicht vergessen wird, ist die Tatsache, dass Wölfe opportunistische Beutegreifer sind. 

Wir wissen noch nicht, wie sich ihr Verhalten entwickelt, wenn vom Menschen für sie keinerlei Gefahr ausgeht. Das hatten wir und die Wölfe nämlich noch nicht. Es gibt keinen Grund, in Wolfsgebieten auf Waldspaziergänge zu verzichten oder Waldkindergärten zu schließen. Aber man darf den neuen alten Nachbarn auch nicht für harmloser halten als er ist. Das Bild vom „bösen Wolf“ ist nicht nur eine Erfindung Schwarzer Pädagogik. In ihm steckt auch historische Erfahrung.

Zitat- Ende

Dem ist, denke ich, nichts hinzuzufügen, was nicht schongesagt wäre. Gehen wir´s  also an. Mit Optimismus und gutem Willen.

Kirchveischede, 5. April 2013

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

*  Ein absolut lesenswertes Buch zu dem Thema: Gerd Gigerenzer, „Risiko“, Bertelsmann 2013