Ich fände es schade…..

Sonntagmorgen, der 26. Oktober 2014. Ich schaue fern, Phönix, 9:45 Uhr, die Sendung „Abenteuer Elbe“. Eine Handvoll Leute radeln die Elbe aufwärts und beschauen sich dabei Deutschland. Dabei besichtigen sie auch eine historische Windmühle, die von begeisterten ehrenamtlichen Historikern betrieben und gewartet wird. Alle sind, das merkt man schnell, absolute Fachleute, sowohl was die Technik als auch, was die Geschichte angeht. Einer von ihnen sagt:

„Ich fände es schade, wenn unsere Kinder und Enkel über diese Technik, diese Fertigkeiten und das Können unserer Alten nur noch in Büchern lesen könnten.“

Das ist mal eine Aussage. Das hätte der Mann von mir abschreiben können. Nein, ich unterstelle ihm beileibe nicht, dass er das getan hat, im Gegenteil. Der hat nur das, wofür er sich so begeistert, in Worte gefasst. Und die fallen, wenn man das Gleiche fühlt, eben gleich aus.

Ich denke so über die Jagd. Ich fände es schade, wenn unsere Kinder, unsere Enkel die Techniken, die sich in Jahrmillionen entwickelt haben, die die praktische Erfahrung Hunderter von Generationen widerspiegeln, das kulturelle Wissen, das damit verbunden ist, später lediglich aus Büchern kennenlernen könnten. Wir wissen doch: So etwas geht unwiederbringlich verloren, wenn es nicht mehr genutzt wird. Wie ein altes Handwerk. Wie jede alte Lebensweise. Nur, weil eine kleine Clique von Ideologen emotional fehlgesteuert ist und ihre Utopien auf Kosten der Allgemeinheit ausleben will. „Umerziehen“ will man. Und praktischerweise gleichzeitig ein Bombengeschäft, ein Monopol aufbauen. Motto: “Was Natur und Umwelt angeht – dafür sind wir zuständig. Und wie sie ist, die Natur, und wie sie zu sein hat, das bestimmen wir. Ganz allein.” Wir haben dabei zugesehen, wie sich eine Hohepriester- Clique herangebildet hat, mit angemaßter und weitgehend schon überlassener Deutungshoheit über Natur, Umwelt, Moral und Ethik.

Es gehen ja nicht nur Kultur, Techniken und Fertigkeiten über den Deister: Es gehen auch die Gefühls- und Erlebenswelt, die mit der Jagd zusammenhängen, verloren, diese unglaubliche Melange an Gefühlen und Emotionen, die mit ihr zusammenhängt: Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, von euphorischer Freude bis zu tiefer Niedergeschlagenheit, von völliger, unbedingter Fokussierung auf ein bestimmtes Ziel, verbunden mit dem völligen Ausblenden der übrigen Welt, bis hin zu Tiefenentspannung und gelassenem, völlig passivem Genießen des Gesamtkunstwerks Natur.

Solche guten, manchmal auch Wahnsinns- Gefühle eben, die die Natur immer dann über Tätigkeiten, Verhaltensweisen ihrer Geschöpfe deckt, mit ihnen unlösbar verbindet, wenn die sich als segensreich für eine Art, Spezies, Lebensform erwiesen haben, zum evolutionären Vorteil geworden sind und sich als extrem vorteilhaft für die Natur in toto erwiesen haben. Wie die Jagd eben. Aber nicht nur die. Sie hat früh damit angefangen, die Natur; schon als zwei Amöben vor 2 Milliarden Jahren es das erste Mal mit Sex probiert haben….

Ich fände es schade, wenn meine Kinder, Enkel, Nichten, Neffen das nicht mehr erleben dürften, dieses Gefühl, es selbst zu können.  Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden, erst recht keinen Jäger, keinen Angler, der auch nur im Entferntesten daran dächte, das aufzugeben. Und deswegen fände ich es nicht nur schade, sondern ich werde darüber hinaus mit allem, was ich habe, dafür kämpfen, dass es erhalten bleibt für die, die nach mir kommen. Ich verfolge dabei, das gebe ich zu, nicht nur grundsätzliche und übergeordnete Ziele, also z. B. das Gemeinwohl. Nein, es stimmt, ich habe dabei auch den eigenen Vorteil im Sinn. Den meiner Sippe, meiner Familie, meiner Nachkommen. Ich denke da strategisch- evolutiv, auf lange Distanz. Ich möchte, dass die möglichst alle Jäger und Angler bleiben. (Oder selbst schwimmen können, zum Beispiel. Obwohl es Boote gibt.)

Denn ich persönlich kenne keinen Jäger, keinen Angler, der irgendwelche Psychosen oder groben Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Im Gegenteil, das sind durch die Bank Menschen, die gesellschaftlich gut eingebettet und sozial nicht nur unauffällig sind, sondern sich meist sogar positiv vom Durchschnitt abheben. Solide Persönlichkeiten, mental gefestigt, das bestätigt glänzend nicht nur jede Kriminalstatistik. Je dichter eine Gesellschaft mit solchen Charakteren durchsetzt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bodenständigkeit und Realismus, Unaufgeregtheit und Stete, Zielbewusstsein, Ausdauer und Konsequenz, vor allem Eigenverantwortlichkeit wichtige Maßstäbe in eben dieser Gesellschaft bleiben. Und je mehr das der Fall ist, desto weniger Chancen haben Fanatiker, durchgeknallte Ideologen und Phantasten, sich der Gesellschaft zu bemächtigen. Kurz: Es bleibt friedlicher. Für meine Leute. Und damit für alle anderen. Das Gegenteil hatten wir schon. Ich denke, das brauchen wir nicht mehr.

Kirchveischede, 26. Oktober 2014

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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We want our money back

oder

Der nervige Schmusekurs der organisierten Jägerschaft

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Man kann es eigentlich gar nicht richtig fassen, den Schmusekurs der organisierten Jägerschaft in den vergangenen Jahren. Wenn man das, was da abgelaufen ist, mal analysiert, ist man frustriert. Steigen wir mal ein bisschen tiefer ein in die Materie.

Ich war viele Jahre im Geschäft. Ich habe in unzähligen Verhandlungen gesessen, es ging immer um viel. Meistens ging es um Geld, das muss aber nicht so sein. Verhandlungsgegenstände sind beliebig austauschbar, das Prozedere ist aber immer das Gleiche, logisch. Aber immer geht es um Werte.

Werte können dinglicher, sie können ideeller Natur sein. Dinglich nennt man sie, wenn sie in €uro und Cent messbar, handelbar (Ding!) sind: Häuser, Waren, Rechte. Ideell nennt man Werte, wenn sie zwar unbezweifelbar wertvoll, aber nicht in €uro und Cent zu beziffern sind: Toleranz, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Bildung, Vernunft. Und so fort.

Egal, ob dinglich oder ideell: Alle Werte sind verhandelbar, und sie werden in der Regel dauernd verhandelt (man beachte den semantischen Unterschied zwischen „handeln“ und „verhandeln“). Tagtäglich. Immer. Zu jeder Zeit, in jeder Situation. Das fängt morgens mit der ungeheuer schwierigen Frage an, wer den Kaffee macht. Im Ernst: Schon ein genervtes Anblicken kann eine Verhandlung sein. Weil man den jeweiligen Verhandlungspartner damit beeinflusst, wobei das Verhandlungsobjekt durch so genanntes „konkludentes Verhalten“ eindeutig definiert ist. Man kann auch sagen: Es wird von beiden vorausgesetzt, dass beide das gleiche Objekt meinen (was man auch eine enthymematische Argumentation oder Verhandlungsführung nennt). Konfusion in dem Punkt, also den jeweils vorausgesetzten, aber unausgesprochenen Wissensinhalten, ist übrigens oft das Sujet von Komik und Klamauk. Verhandlungen müssen also eo ipso noch nicht mal verbal geführt werden; das geschieht genauso gut mit Gesten, Mimik, mit Handlungen, mit Nichtstun. Oder aber, fast immer, mit einer Mischung aus allen diesen Elementen.

Ziel jeder Verhandlung ist ein Abschluss, eine Übereinkunft, ein Vertrag, eine Abmachung, und sie läuft üblicherweise nach folgendem Schema ab:

  •  Forderung
  • Gegenforderung
  • Einigung (übereinstimmende Willenserklärungen)
  • Abschluss.

Der Abschluss einer Verhandlung ist das, was man im allgemeinen Sprachgebrauch ein Geschäft oder Vertrag nennt. Auch da gibt es verschiedene Varianten.

  1. Gute Geschäfte sind die, bei denen alle Beteiligten hinterher freundlich lachend vom Tisch aufstehen. Die gibt es nicht nur, sie sind sogar die Regel.
  2. Schnelle Geschäfte sind die, bei denen Forderung und Gegenforderung identisch sind. Schnelle Geschäfte können auch gute Geschäfte sein. Nämlich dann, wenn trotz der verdächtigen Schnelligkeit beide zufrieden sind; es kommt halt manchmal auf übergeordnete Ziele an.
  3. Schlechte Geschäfte sind die, bei denen der eine sich hinterher kaputt lacht, der andere sich krampfhaft bemüht, seinen Leuten zu erklären, warum das Geschäft zwar Scheiße, eigentlich aber doch ein gutes Geschäft war.1)

So viel zur Definition. Um zu guten oder gut- schnellen Verhandlungsergebnissen zu kommen, sind zwei Dinge Voraussetzung:

  1. Sachkenntnis und
  2. Verhandlungsgeschick.

(Scheinbar) ideal ist es, wenn man allein über beides verfügt. Ist das der Fall, ergibt sich meist für die andere Partei das berühmte schlechte Geschäft. Das kann aber ein Danaer- Geschäft werden, aus dem einfachen Grund, weil der gerade über den Tisch gezogene Partner für weitere Geschäfte nicht mehr zur Verfügung steht. Ausgesprochen schwierig kann es werden, wenn beide Parteien über beides verfügen. Dann kommt es auf das charakterliche Profil der Verhandler an: Gestörte Narzissten machen dann jede Einigung unmöglich. Selbstbewusste Realisten, also Menschen, die auch mal zurückstecken können, ohne das gleich als Zweifel an ihrer Gottgleichheit zu empfinden, führen auch dann Verhandlungen zu einem guten Ende – für beide! Seiten.

Auf keinen Fall aber sollte man in den Fehler verfallen, fehlendes Verhandlungsgeschick und mangelndes Durchsetzungsvermögen in der Sache als gutes charakterliches Profil verkaufen zu wollen, Motto: Der Klügere gibt nach. Schon Marie v. Ebner – Eschenbach hat erkannt: „In diesem Satz ist das Elend der Welt begründet.“ Denn immer wieder nachgeben wird vom zunehmend erfolgsgewohnten Gegner sehr schnell als Schwäche gedeutet; die Folge ist dann immer der Verlust aller Hemmungen seinerseits, es wird Forderung auf Forderung nachgeschoben, sein Verhalten ändert sich sehr schnell zu reiner, provokanter Dreistigkeit.

Zurück zu den Voraussetzungen: Gute Ergebnisse kann man manchmal sogar allein mit Frechheit und Verhandlungsgeschick erreichen, völlig unbeleckt von jeglicher Sachkenntnis. Das ist erstaunlich oft zu beobachten, siehe NABU, BUND und Grüne in der Jagd- und Umweltdebatte.

Relativ selten aber ist, dass allein Sachkenntnis gute Ergebnisse bringt. Das ist nur dann der Fall, wenn der Verhandlungspartner gar nicht anders kann, z. B. bei temporären Angebots- bzw. Nachfragemonopolen. Sobald es hier aber auch nur eine Alternative gibt, erleidet der allein Sachkundige unweigerlich Schiffbruch bei Verhandlungen. Wie man bei uns so schön sagt: Er läuft vor die Pumpe. 2)

Die schlechten Geschäfte

Bleiben wir aber mal bei Punkt 3, den schlechten Geschäften. Die interessieren uns hier, weil sie bei uns, also den Jägern und der Jagdpolitik, das Normale sind. Schlechte Geschäfte, wir erinnern uns: Immer lacht sich der Fordernde hinterher kaputt: Was für Idioten! Aber aus Gründen der Verhandlungstaktik, man will ja im nächsten Monat wieder an den Tisch und weitere Forderungen vorbringen, verlautbart der strategische Forderer dann so Sätze wie: „Es waren harte Gespräche mit hoch kompetenten Vertretern der Gegenseite, aber die Vernunft hat sich durchgesetzt.“ Habe ich persönlich auch mal gemacht, schließlich muss man die Leichtgewichte möglichst in ihrer Position behalten. Wenn man vom Leder ziehen und klar machen würde, wie schlecht die Gegenseite verhandelt hat, liefe man Gefahr, dass diese Opfer ausgetauscht werden, und dann weiß man nie, wer kommt. Eventuell einer, der weiß, wie´s geht. Ein harter Hund, gewieft und sachkundig. Dann müsste man wieder ernsthaft verhandeln, der Selbstbedienungsladen ohne Kasse wäre geschlossen. Und an sowas gewöhnt man sich schnell.

In dem Punkt also sind die Chefstrategen von NABU und BUND nicht ganz dämlich, die wissen, wie´s geht, vor allem ihre HiWis, die Grünen. Denn bei Verhandlungen über die Jagd und Jagdgesetze läuft das so ab:

  1.  Aggressive Forderung der Jagdgegner.
  2. Ein Abgotts- Radau der Jagdbasis: Mit uns nicht!!
  3. Übernahme der Forderungen der Jagdgegner durch die Jagdverbände.
  4. Schüchtern leichte kosmetische Korrekturen vorschlagen.
  5. Gnädige Zustimmung der Jagdgegner.
  6. Vor die Presse rennen (Jagdverbände): Wir haben das Schlimmste verhindert, Gott und unserem Verhandlungsgeschick sei Lob und Dank.
  7. Vor die Presse rennen (Jagdgegner): Großes Lob. Ernsthafte Gespräche, harte Konfrontation, aber die Vernunft hat gesiegt. 3)

Mir fällt dazu eigentlich immer nur Neville Chamberlain, britischer Premierminister 1938, sein Ausspruch „Peace in our time”. Als er nämlich von den Münchner Verhandlungen zurückkehrte, bei denen von den damaligen europäischen Führungsmächten England, Frankreich und Italien gerade die damalige Tschechoslowakei in übelster Weise an Hitler verramscht wurde. Was bei der „Appeaserei“ herausgekommen ist, wissen alle, zeigt die Geschichte.

Was tun?

Ja, was tun? Man könnte es sich schwer machen. An die Vernunft appellieren, auf die Ergebnisse der Wissenschaft verweisen. Aber wie wir wissen, bringt das nichts. Nix. Aber ich hab´ ne Idee: Wir fahren ab jetzt mal die Normal- Strategie. Und weil wir uns sowieso schon jahrelang ins Hintertreffen haben manövrieren lassen, schalten wir jetzt zusätzlich noch auf „harter Hund“. Frei nach Lady Thatcher: We want our money back.

Denn nach wie vor sind deutsche Jäger die einzigen staatlich geprüften Naturschützer in Deutschland, und nach wie vor erhalten sie nicht nur keinerlei Vergütung für ihren immensen Aufwand, sondern werden in ihrem Auftrag auch noch massiv reglementiert und behindert. Zur Erinnerung: Die ehrenamtliche Jagd übernimmt für den Steuerzahler gesetzlich definierte zwingende Aufträge. Vorsichtige Schätzung des Volumens: Ca. 8 Milliarden € jährlich.

Das Jagdrecht (und das Waffenrecht, das immer wieder als Hilfsknüppel gegen die Jagd verwendet wird) muss nicht nur in der alten Form beibehalten werden, sondern muss in etlichen Punkten wieder so verbessert bzw. in den alten Stand versetzt werden, dass die ehrenamtliche Jagd in Deutschland wieder in der Lage ist, ihren freiwillig geleisteten gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen. Und das Ganze hat zu geschehen unter fachkundiger Begleitung der Jägerschaft, womit ich auch ein Veto- Recht meine, und der anerkannten Wissenschaft. Dubiose Spendensammler- Konzerne in Vereinsform sollten hier tunlichst außen vor gehalten werden.

Gerade Grüne und SPD sollten hier in NRW einmal darlegen, wie es zusammengehen soll, einen der wenigen Plusposten im Haushalt, die ehrenamtliche Jagd, zu eliminieren und damit, logisch, zukünftigen Milliardenaufwand zu verursachen (Übernahme der Aufgaben durch den Staat), während NRW gerade sehenden Auges und vorsätzlich in die Schuldenfalle getrieben wird und jetzt schon, in Hochkonjunkturzeiten!, keinen geordneten Haushalt vorlegen kann und staatlichen Aufgaben nicht nachkommt (fehlende Kitas, katastrophale Bildungseinrichtungen, von unseren Straßen schweigen wir lieber).

Denn das klare Ziel von NABU, BUND und PETA, ein hoch peinlicher Streitgenosse im Übrigen, ist die Abschaffung der ehrenamtlichen Jagd in der bestehenden, äußerst bewährten Form. Politisch vollzogen wird das durch die massiv unterwanderte bzw. kontrollierte grüne Politik.

Den Grünen kann man das nicht vorwerfen, die sind einfach so strukturiert, müssen tun, was ihre außerparlamentarischen Chefs sagen. Der SPD schon, denn das geltende Landesjagdgesetz, wie auch das Bundesjagdgesetz, ist ein reines SPD- Kind, das geopfert wird auf dem Altar der Koalitionspolitik. 4) Otto Braun, Klaus Matthiesen selig, Friedhelm Farthmann, SPD- Urgestein: Die ersten beiden werden sich im Grab umdrehen, der andere wird sich wohl altersbedingt und aus Parteiraison mit Zähneknirschen begnügen. Der Preis ist die dann vollständige Kontrolle über alle Belange der Umwelt und Natur in Deutschland durch NABU, BUND, Grüne. Ein Riesengeschäft jetzt schon. Was tun sich dann erst für Welten auf, wenn der letzte lästige Konkurrent, die Jagd, unter ihre raffgierige und gnadenlose Fuchtel gebracht worden ist!

Finanzieller Schaden für den Steuerzahler, mal abgesehen von einer weiteren empfindlichen Beschneidung der bürgerlichen Freiheit durch die Verbots- und Regulierungspartei? Die sollen nicht jammern, die haben´s doch. Die typische Wählerschaft der Grünen jedenfalls sitzt im öffentlichen Dienst und braucht sich um Arbeitsplätze keine Sorgen zu machen. Tun die übrigens auch nicht. Und als glückliche Knechte haben die auch kein Problem mit unverblümter, permanenter Bevormundung und Einmischung selbst noch in die privatesten Dinge, ich denke hier an das von Herrn Maas und seiner SPD beabsichtigte Fotografier- Verbot der eigenen Kinder.  I c h  habe damit schon Probleme. Massive sogar.

Fazit

Da die Politik in unserem schönen Lande scheinbar völlig überfordert ist mit ihrem politischem Auftrag, stattdessen einen von einem profitorientierten Interessenverband formulierten abstrusen Forderungskatalog eins zu eins als Gesetzesvorlage übernimmt, stellen wir jetzt die Dinge einmal wieder in den richtigen Rahmen.

Bisher hieß die „Gegenforderung“ von Jägerseite ja immer: „Forderung minus x. Ist das in Ordnung so? Ja? Danke submissest.“ Jetzt machen wir´s so, wie es der Usus ist im politischen und geschäftlichen Leben: Forderung. Gegenforderung. Einigung. Abschluss.

Die Forderung von NABU, BUND und dem Bundesgenossen PETA liegt vor. Auf 110 Seiten. Ein Paradebeispiel einer endlosen Reihe von Peinlichkeiten und ein Beweis völliger fachlicher Inkompetenz. Ich hab´s mir vorsichtshalber abgespeichert, falls mein Enkel in 20 Jahren mal wissen will, was sich 2014 so alles abgespielt hat. Wir machen´s kürzer mit unserem

Gegenforderungskatalog:

  1. Die Jagd und die Umwelt gehören in die Hände ausgebildeter Naturschützer; sie müssen den derzeitigen verfügungsberechtigten, aber rein ideologiegesteuerten Laien wie Grünen, NABU und BUND aus der Hand genommen werden, bevor Schlimmeres geschieht (Oostvaardersplassen, Heckrinder)
  2. Jäger, Jagdverbände genießen Schutzstatus als Minderheit und Vertreter der ältesten menschlichen Lebensweise, der ältesten Art des Nahrungserwerbs auf der Welt. Ihre Anliegen sind vor jeder sie betreffenden Gesetzesverordnung anzuhören, Bedenken und Anregungen sind zu berücksichtigen. Ihre uralten Techniken, ihre Kultur und tradierten Verhaltensweisen sind sorgsam zu bewahren.
  3. Bundes- und Landesjagdgesetze müssen umgehend entrümpelt werden von naturschutzwidrigen, jeder Vernunft und jedem ethischem Empfinden widersprechenden Verordnungen (Fütterungsverbot selbst in Notzeiten) und Drangsalierungen durch „benachbarte“ Gesetze (z. B. unsinnige Verordnungen im Waffengesetz, im Datenschutz). Diese Maßnahmen erfolgen unter fachkundiger Begleitung der Jägerschaft und der anerkannten, die Jagd berührenden Wissenschaften (z. B. der Land- und Forstwirtschaft, Biologie, Wildbiologie). Insbesondere gewinnorientierte Unternehmen und Verbände, deren geschäftsmäßige Interessen und Zielsetzungen dem gemeinnützigen Zweck der Jagd und Jagdausübung zwangsläufig entgegenstehen, sind von den Beratungen auszuschließen. Als Verbände und Unternehmen dieser Art sind z. B. NABU und BUND einzuordnen.
  4. Einzig die Verbände, die von ihren Mitgliedern eine ähnlich fundierte und staatlich kontrollierte Ausbildung verlangen wie z. B. die Jagdverbände, dürfen nach vorheriger Prüfung als staatlich anerkannte Naturschutzverbände anerkannt werden.
  5. Politik und Regierung werden die langjährigen Verdienste der Jägerschaft in gebührender Form öffentlich würdigen.

Nicht unmittelbare, aber sich zwingend ergebende logische Nachfolgeforderungen:

  1. NABU und BUND muss der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt werden. Begründung: Es handelt sich um bilanzierungspflichtige, rein profitorientierte Unternehmen. Sie sind, unbestritten, hoch profitabel; das ist jeder Bewunderung wert. Wenn aber jeder andere Gewerbetreibende seine Gewinne zu versteuern hat, ist es aus Steuerzahlersicht nicht einzusehen, dass Unternehmen wie NABU und BUND von der Steuerpflicht ausgenommen werden.
  2. NABU und BUND haben daher umgehend die Geschäftsentwicklung der letzten 10 Jahre in testierter Form zu dokumentieren und zu veröffentlichen, und zwar nach den geltenden Bilanzierungsregeln. Damit soll dem Verdacht nachgegangen werden, dass dem Staat Steueraufkommen in Millionenhöhe vorenthalten wurde.
  3. Verbindungen zwischen diesen Interessenverbänden und der Landespolitik, die über das Maß an berechtigter Interessenvertretung hinausgehen, sind umfassend aufzuklären und entsprechend abzustellen. 

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Kirchveischede, 28. September 2014

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1) Das Verwirrende an schlechten Geschäften ist, dass sie höchst unklar zu definieren sind: Sie sind nämlich nur für einen ein schlechtes Geschäft, für den anderen sind sie so gut wie immer ein Bombengeschäft. Es gibt Ausnahmen, doppelt- schlechte Geschäfte. Die ergeben sich immer dann, wenn Ideologie ins Spiel kommt, wenn es um Emotionen geht, um Hass, Vorurteile oder Ähnliches. Sie funktionieren immer nach dem Schema: „Klar ist das Blödsinn und schadet mir, was ich hier mache; aber ich hoffe, dass es dem anderen mehr schadet als mir.“ Wobei diese Hoffnung schon mal ins Leere läuft. Das nennt man dann im Umgangsdeutschen „Eigentor“.

2) Leider geht oft unter, was so eminent wichtig ist bei der Verhandlungs- Psychologie: Nichts ist für einen zwar unkundigen, aber geschickten Verhandler befriedigender, als einen hoch sachkundigen, aber ungeschickten Gegenpart auflaufen zu lassen und im Sack zu verkaufen. Selbst wenn sich, fast immer, unterm Strich herausstellt, dass der Sachkundige völlig richtig lag: Solche Geschichten werden trotzdem meist noch den Enkeln und Urenkeln erzählt, und die hören Oma und Opa voller Bewunderung zu.

3) Eine vergiftete Gabe, dieser Satz. Die perfide, aber logisch daraus folgende Botschaft gerät allzu leicht ins Unterbewusste: Wenn die Vernunft siegt, dann kann der Gegner ja nur unvernünftige Positionen vertreten haben. Jetzt kann man sagen: Na ja, unterbewusst. Vorsicht: Wir werden regiert von unserem Unterbewusstsein! Das hat uns ganz schön am Haken!

4) Man fragt sich: Warum? Die Grünen sind im nächsten Landtag eh nicht mehr vertreten! Wir erinnern uns: 6,7 % der Zweitstimmen bei 55 % Wahlbeteiligung! Traditionell sind die grünen Alt- 68-er, die „Cordjacke-und-Pfeife-im-Mund-öffentlich-Bediensteten“ die eifrigsten Wähler. Die sterben aber langsam weg.

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Eine ganz einfache Frage. Die meist gehörte Antwort: „Dumme Frage. Natürlich, weil.., na ja weil…. Können wir die Frage mal zurückstellen?“ Das hier ist die Standard- Antwort, würde ich mal sagen, auf die wirklich einfachste Frage nach unserem Tun. Für viele Jäger ist sie aber so offensichtlich so furchtbar schwierig zu beantworten, dass man lang hinschlägt. Ich habe unter dem Punkt „Grundsätzliches“, Unterpunkt „Fazit“ vor einigen Jahren schon einmal zu dem Thema Stellung genommen. Ich zitiere: „Wenn wir dann, nach unserer persönlichen Motivation befragt, eine klare, nachvollziehbare Antwort schuldig bleiben oder diffus herumeiern, schlimmstenfalls das Angstbeißen anfangen, dann ist das nicht mehr zum Lachen. Allein das unterstreicht, wie wichtig es für jeden Jäger ist, sich über seine ur- persönlichen Motive klar zu werden.“

Wie wichtig das ist, zeigt in aller Deutlichkeit folgende Geschichte, auf die ich zufällig im Internet gestoßen bin. Unter http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/107262.html hat hier ein Schüler/in ein Referat über die Jagd geschrieben, Thema: „Jagd – eine ökologische Maßnahme?“ Um es vorweg zu nehmen – hier hat ein junger Mensch sich offensichtlich bemüht, es sich nicht einfach gemacht und eine fundierte und an sich gut recherchierte Arbeit über 16 Druckseiten geschrieben, sicher das Ergebnis  langer Bemühungen. Das Manko: Er / sie hat mit keinem einzigen Jäger, wohl auch mit keinem Jagdgegner selbst gesprochen, sondern Quellenstudium betrieben und hat vorausgesetzt, dass das, was da so veröffentlicht wird, auch den Tatsachen entspricht. Das ist normal, vor allem bei einem jungen Menschen. In diesen Quellen aber werden durch unsere „unvoreingenommenen“ Medien die Jagdgegner deutlich vorteilhafter präsentiert als wir Jäger, vor allem wird keines ihrer so genannten „Argumente“ auch hinterfragt, unsere sehr wohl. Die Folge: Argumente von Jagdgegnern, so krude, konstruiert und teilweise bewusst unwahr sie für Fachleute schon auf den ersten Blick sind, klingen zunächst einmal nachvollziehbarer, schlüssiger, vor allem wohl auch, weil sie den herrschenden Bambi- Zeitgeist bedienen. Das Schlimme aber: In den Quellen über die Jagd war auch noch Haarsträubendes zu lesen, s. weiter unten. Das persönliche Resümee des Schülers oder der Schülerin jedenfalls lautete wie folgt (im Original übernommen):

„Insgesamt ist die ganze Argumentation der Jäger sehr dürftig. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Tatsache mit der Tollwut, wie sie in 5.2 erläutert wird, oder die Aussage der Jäger, das der Fuchsbandwurm eine große Gefahr für den Menschen darstellt. Dies ist nämlich ,,eine unbewiesene Spekulation“ sagt der Münchener Infektiologe Hansdieter Notdurft: ,,Es ist wahrscheinlicher das ihnen ein Ziegelstein auf den Kopf fällt. Wenn ich dann daraufhin in einem Zeitungsbericht lese, das dies die Jagd rechtfertigt , was gar nicht bewiesen ist, denke ich mir doch auch das die Jäger verzweifelt nach Gründen suchen um weiter ihren unfairen Sport zu betreiben.“

So viel dazu. Und genau das passiert, wenn einige Jäger es sogar noch heute fertig bringen, in der Öffentlichkeit so hanebüchene Aussagen zu machen, wenn sie nach den Gründen für die Jagd gefragt werden, nur weil sie sich

erstens) sachliche Gründe für die Jagd, geschweige denn ihre eigenen Motive selbst meist noch gar nicht klar gemacht haben und

zweitens), wenn sie das getan haben, sie sich nach wie vor nicht trauen, ihre persönlichen Motive zu nennen. Stattdessen so etwas.

Nicht nur, dass wir uns bei jedem nüchtern denkenden Normalbürger damit lächerlich machen, nein, zumindest in diesem Fall hier haben wir wahrscheinlich dauerhaft einen sich vorher völlig normal und neugierig der Jagd nähernden jungen Menschen verloren. Die / der läuft jetzt neurotischen Geistesgrößen wie Dag Frommhold und Co. hinterher. Man fasst es eigentlich nicht mehr.

Nota bene: Wenn wir unsere Motive ehrlich benennen, bedeutet das nicht, dass jetzt jeder Jagdgegner sofort mit fliegenden Fahnen zum Jagdkurs rennt. Aber zumindest geben wir ein stimmiges Bild ab mit dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und unserer Passion, zudem machen wir uns nicht lächerlich oder erwecken bei eigentlich neutral eingestellten Menschen nicht den Eindruck, als hätten wir etwas zu verbergen. Aber betrachten wir unter dem Eindruck des eben Beschriebenen doch einmal die tatsächliche Situation. Zunächst einmal, wie ordnet sich das Phänomen Jagd eigentlich in die Natur ein?

Jagd und Natur

Jagd gibt es, seit es überhaupt tierisches bzw. mehrzelliges, nicht pflanzliches Leben gibt. Sie trat einfach auf und war in der Welt, als der erste Organismus sich darauf spezialisierte, seine Energie nicht mehr aus der Photosynthese, sondern aus seinem benachbarten Zellklumpen zu beziehen. Man wird sich diese Urform der Jagd wahrscheinlich so vorstellen können wie das Ernährungsverhalten unserer heutigen Schleimpilze. Die Natur hat sehr schnell, wie immer bei vergleichbaren Zielkonflikten, aus der Tatsache Jagd das Beste gemacht: Sie hat kurzerhand die Beutetiere, ihre gesamte Ökologie, ihre Lebenszyklen darauf ausgerichtet, dass es Jagd gibt – und, genial, das Ganze sogar zu einem sich positiv auswirkenden Evolutions- Faktor umgestaltet. Mit anderen Worten: Sie hat Jagd zu einem entscheidenden Faktor der Evolution, zur Gesunderhaltung, zur Weiterentwicklung der Arten notwendig gemacht, und zwar von Anbeginn des Lebens an. So ist es nun mal, und selbst die verbohrtesten Ideologen hüten sich tunlichst, dem Normalbürger etwas anderes verkaufen zu wollen. Eher könnten sie bestreiten, dass der Papst Katholik ist.

Die Menschenjagd

Bei der Menschenjagd sieht es zumindest heute ein wenig diffiziler aus, unsere Mitbürger betrachten sie nämlich auch aus anderen als der rein ökologischen Perspektive; vor allem wird sie vor dem sozio- kulturellen Hintergrund durchleuchtet. Zunächst einmal ist Jagd eine Tätigkeit wie viele auf der Welt – Sport, Bergsteigen, Wandern, Lesen, Grillen, Campen usw. usw.. Sie steht damit im Licht der Öffentlichkeit. Da die Feudalzeiten Gott sei Dank vorbei sind, wir in einer Demokratie mit Presse- und Meinungsfreiheit leben, ist es nur natürlich, dass sie wie jede andere Aktivität, wie jeder Verein, wie jede andere gesellschaftliche Gruppierung und Standesvereinigung auch in den Fokus der öffentlichen Debatte rücken kann – und das auch tut.

Der Bürger, der Souverän, die Öffentlichkeit also verlangt zunächst erst einmal zu wissen, ob eine Tätigkeit bzw. eine Gruppierung für die Umwelt, für den Staat, die Allgemeinheit unbedenklich ist. Mit anderen Worten: Wird die Umwelt geschädigt, werden natürliche Ressourcen und Habitate zerstört? Eine weitere Frage: Tummeln sich dort überdurchschnittlich Elemente, Menschen, die die öffentliche Ordnung, unseren Staat und seine Verfassung gefährden, eventuell eine Gefahr für die Allgemeinheit sind?

Nun, beide Fragen kann man für die Jagd, die Jäger erwiesenermaßen klar verneinen. Im ganzen Gegenteil. Biotoppflege, Anlage von Habitaten, Pflege der Wildbestände, Hege der geschützten Arten: Keine andere gesellschaftliche Gruppierung in Deutschland leistet auch nur annähernd Vergleichbares für die Umwelt und damit die Allgemeinheit. Und das, noch einmal ausdrücklich bemerkt, auf eigene Kosten, aus bereits versteuertem Einkommen, d. h., ohne diese Aufwendungen steuerlich geltend machen zu können, vor allem, ohne vom Staat dafür mit Zuschüssen und Spenden bedacht zu werden. Das genaue Gegenteil ist der Fall, wenn ich z. B. an die unselige Straf- Jagdsteuer denke. Und dass, zweitens, Jäger (und Sportschützen z. B.) weit überdurchschnittlich loyale und gesetzestreue Bürger sind, belegt jede Statistik und ist ernsthaft nicht zu bezweifeln. Wenn man so will, ist das der Ausschluss des Negativen.

Das ist aber nur ein Teil dessen, was den Bürger interessiert. Von gleichem Interesse ist für ihn das, was ich mal mit Positiv- Definition beschreiben möchte: Warum eigentlich wollen gut 375.000 Menschen in Deutschland jagen, was verbinden sie damit? Kurz, man sucht die Begründung für ihre Tätigkeit. Und jetzt müssen wir Jäger liefern, wer denn sonst? Wir müssen neben den sachlichen Gründen für die Jagd auch unsere persönlichen Motive nennen. Das setzt zweierlei voraus: Wir müssen uns über sie im Klaren sein und sie müssen nachvollziehbar und ehrlich sein. Wir müssen die Jagd also nicht nur in ihrer Rolle beschreiben, die sie im natürlichen Umfeld spielt, sondern auch darstellen können, was sie für jeden von uns persönlich bedeutet.

Warum Jagd?

Lange Zeit war eine Begründung für die Jagd gar nicht gefordert, sie war einfach Bestandteil des täglichen Lebens, auch des Lebensstils. Genauso gut hätte man die Leute damals fragen können, warum es das Wetter gibt. Jeder Mensch wusste, dass die Jagd Bestandteil der Natur ist, nahm sie als selbstverständlichen Teil seiner Umwelt wie das Wetter, Geburt und Tod wahr, wusste, dass sie nötig ist, dass sie ohne jeden Schaden für Natur und Umwelt möglich ist und, vor allem, dass sie von Vorteil ist, als Nutzung der von der Natur vorgesehenen Ressourcen. Im Unterschied zu heute lebte jeder ohne Unterschied in unmittelbarem Kontakt zur Natur, man sah und hörte, was in der Welt vor sich ging, tagtäglich. Die meisten schlachteten ihre Tiere selbst, Nutzung der Natur vom Ernten der Wildfrüchte bis hin zur Schlingenstellerei auf Niederwild war allgemein übliche Praxis.

Heute, in der Moderne, ist das ausgeprägte Gegenteil der Fall. Waren noch vor gut hundert Jahren mehr als 50 % der arbeitenden Bevölkerung in der Land- und Forstwirtschaft tätig, also mit unmittelbarem Zugang zur Natur, sind es heute gerade mal knapp 1,5 % (1,1 Mio). Von uns Jägern gar nicht zu reden: Mit unseren 375.000 Hanseln stellen wir noch nicht einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung, dazu gibt es noch erhebliche Schnittmengen mit der Land- und Forstwirtschaft; die Landbevölkerung, also die Nichtstädter, sind zumindest noch eingebunden in das, was ringsum vor sich geht. Mit anderen Worten: Geschätzt 90 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands haben seit Jahrzehnten fast jeglichen direkten Kontakt zur Umwelt verloren, sie kaufen ihre Lebensmittel im Supermarkt, die Tiere schlachtet der Metzger. „Natur“ findet, wenn überhaupt, daheim im Garten, im Zoo, im Urlaub, vor allem in den Medien statt, fast immer auch noch im „Landleben- Stil“ idyllisiert. Wohlgemerkt, den naturentwöhnten Bürger trifft hier kein Vorwurf. So hat sich die Welt nun mal entwickelt, wir können sie uns schließlich nicht malen. Aber man sollte mal einen zunehmend kritischen Blick auf die Disney- Schönfärber werfen, einmal deutlich auf die professionell geschönte und verkindlichte Darstellung der Umwelt durch Medien hinweisen, auf die Interessengruppen, die mit dieser verschobenen Art der Darstellung ihren Lebensunterhalt verdienen und den Millionen Gutgläubigen jedes Jahr zig Millionen an Spendengeldern aus den Taschen ziehen. Millionen, die dann, um das Bild abzurunden, zum allergrößten Teil auf den Gehaltskonten der Funktionäre landen, zum anderen Teil für PR- Aktionen und für Drückertruppen verwendet werden. Zu den Armen jedenfalls gehören sie durch die Bank nicht, aber als gemeinnützig eingestuft sind sie, also steuerfrei gestellt trotz Millionen- Erlösen jährlich. Die Aktionen und Projekte jedenfalls, die tatsächlich und konkret der Umwelt zugute kommen, lassen sich die professionellen Spendensammler so gut wie immer aus irgendwelchen öffentlichen Fördertöpfen bezahlen, sprich vom Steuerzahler. Dem breiten Umweltbewusstsein jedenfalls, d i e  Voraussetzung für wirksamen Umweltschutz, wird damit ein Bärendienst erwiesen, und gerade wir Jäger wissen manches Lied davon zu singen.

Denn genau diese verkindlichte Weltsicht macht es für uns schwierig, dem Normalbürger die wirklichen Zusammenhänge und Regelkreise der Natur und damit auch unsere Motivation für die Jagd näherzubringen. Das ist so, als wollte ein Steuerberater einem Werkzeugmacher seine Welt erklären– oder umgekehrt. Im Crash- Kurs geht das nicht. Aber wir haben das immer wieder versucht. Und reagierten dann oft verstört- verletzt, wenn das heillos aus dem Ruder lief. Man verstand einander nicht, weil man auf völlig verschiedenen Argumentationsebenen diskutierte, beim jeweils anderen Informationsinhalte voraussetzte, die schlicht nicht da waren. Hier die manifestierte Vorstellung der Welt als große Puppenstube, die in ewigem Gleichmaß idyllisch vor sich hin evolutioniert (oder das zumindest krampfhaft herbeiwünscht), da im Gegensatz dazu die tagtäglich erlebte Realität.

Um die Gründe, unsere Motive der Öffentlichkeit rüberzubringen, muss man dicke Bretter bohren, fundierte Informationen herausgeben, vor allem nicht den Versuch unternehmen oder den Anschein erwecken, etwas unter den Teppich kehren zu wollen, weil man die Befürchtung hat, dass eines oder einige unserer Antriebe falsch rüberkommen. Sicher, wir haben ja jahrzehntelange schlechte Erfahrung, weil von interessierter Seite jede Äußerung, vor allem im Nachspann von Filmreportagen, meist im hämischen Unterton zu unserem Nachteil umgedeutet wurden und werden. Was auch immer vorgebracht wurde, es hatte bereits nach kurzer Zeit Hautgout.

Dann aber, im Zuge der Intensivierung der Ökologie- Debatte, ergab sich das, was ich den „monokausal- bequemen Begründungsansatz“ nenne.

Der monokausal- bequeme Ansatz – Geniestreich oder Rohrkrepierer?

Auch bei den Jagdgegnern konnte man die natürlichen Abläufe nicht abstreiten. Es gibt Tiere, die jagen, es gibt Tiere, die gejagt und zur Beute werden. Also kann Jagd schlecht als unnatürlich verkauft werden. Und so konnte man gegen die Begründung, dass die Funktion der Jagd als Ersatz für die fehlenden Großräuber unverzichtbar ist, einfach nichts einwenden. Darauf haben wir uns auch bis heute ausgeruht. Die Jagd wird zwar weiterhin nach Kräften behindert und attackiert, aber nur mittelbar: Man verkompliziert, schränkt ein, verschärft das Waffenrecht bis zur fast völligen Unanwendbarkeit etc. etc. Trotzdem, die Jagd an sich stand prinzipiell nicht zur Disposition. Die „Ersatz- Regulator“- Begründung stimmte zwar und stimmt ja auch heute noch; nur ist es eben meiner Meinung ein sachlicher Grund für die Jagd – und hat mit unseren persönlichen Motiven nur am Rande zu tun. Die Jäger, die Jägerei sind also unter ihrer eigentlich weit ergiebigeren Argumentationskapazität geblieben. Warum?

Weil man sich nicht getraut hat, die reine Freude an der Jagd deutlich zu machen. Auch das aus einem ganz simplen Grund: Hat sich tatsächlich einmal ein Jäger erkühnt, das auszusprechen, haben unsere Gegner das sofort umgedreht in „Mordgier“, „Lust am Töten“, „Machtwahn“ und was dergleichen intelligenter Ergüsse mehr sind. Nichts davon ist wahr, und ich verweise hier einmal mehr auf Ortega y Gasset: „Wir gehen nicht jagen, um zu töten, sondern wir töten, um gejagt zu haben!“ Aber mit dem genügenden Quantum an Bedenken- und Prinzipienlosigkeit kann man jede Wahrheit in die gewünschte Richtung biegen. Dazu ein weiteres Zitat des Ortega y Gasset: „Ich verlange nicht, dass der Kleinbürger seine Moral aufgibt. Ich verlange nur, dass er mir meine lässt!“

Das war und ist einfach die Realität. Da es aber immer schwer war und ist, gegen geschickt, aber massiv- bedenkenlos manipulierte Emotionen und Gutmenschtümelei argumentativ anzukommen, wurde also ausschließlich die ja ganz zweifellos wahre sachliche Begründung „ins Rennen geschickt“: Jäger sind Ersatz für Großräuber, gäbe es uns nicht, träten massive Störungen der natürlichen Abläufe auf. Und das will ja niemand. Die m. E. persönlichen Motive werden konsequent nicht genannt, um ja keine Debatten, vor allem keine „shitstorms“ aufkommen zu lassen. Dünne Bretter bohren eben. Zugegeben, das war nicht nur der bequemste, sondern auch wirkungsvollste Weg, vielen Anwürfen zu begegnen, weil gegen das Argument noch nicht einmal die verbohrtesten Ignoranten und Disney- Weichgespülten ein ernsthaftes Gegenargument zur Hand hatten.

Alles gut

Na dann ist ja alles gut, könnte man jetzt sagen und sich beruhigt zurücklehnen. Aber Vorsicht, denn genau da liegt die Crux, ein potentiell ernsthaftes Problem in nicht allzu ferner Zukunft, wenn wir unsere oben skizzierte Strategie mit ausschließlich dieser einen Begründung weiterfahren. Denn wenn wir nicht endlich neben den sachlichen Gründen – notwendige Regulationsfunktion, Jahrtausende alte Form der Nutzung natürlicher Ressourcen – auch unsere persönlichen Motive vortragen und diese offensiv kommunizieren, nämlich die reine Freude an der Jagd selbst, an dem Lebensgefühl, das damit verbunden ist, wenn wir diese Motive nicht endlich auch gegen vorgebrachte (Schein-) Argumente verteidigen, machen wir uns unglaubwürdig – und geben absehbar die beste Begründung für einen zu erwartenden Angriff aus einer völlig anderen Richtung.

Steigen wir zur Betrachtung zunächst mal in die Welt unserer Professoren, Doktoranden und Universitäten ein, die sich die letzten Jahrzehnte hochprofessionell mit der Jagd, dem Wild, der Umwelt beschäftigt haben, mit oft ganz erstaunlichen Ergebnissen, die unsere jagdlichen Überlieferungen und damit unsere Jagdpraxis genau so oft erheblich durcheinandergeschüttelt haben. Ich will hier nicht in die speziellen Themen einsteigen, sondern nur den Bereich ansprechen, der bei dem hier angesprochenen Thema von Bedeutung ist.

Kompensatorische Sterblichkeit

Professor Dr. Heribert Kalchreuter hat bereits 1977 in „Die Sache mit der Jagd“ den Begriff „kompensatorische Sterblichkeit“ geprägt, der schnell Eingang gefunden hat in die Wissenschaft. Er selbst hat ihn einmal griffig erläutert mit der eher flapsigen Aussage: „Sie sterben, ob wir sie schießen oder nicht!“ Er meinte damit, und die Tatsache ist von vielen Wildbiologen nach ihm in einer Vielzahl von Feldstudien nachgewiesen worden, dass die Jagd im Normalfall nur einen Teil der sowieso auftretenden natürlichen Sterblichkeit gewissermaßen vorwegnimmt. Im Klartext: Alle die Tiere, die wir nicht schießen, werden an anderen Ursachen sterben – Krankheiten, Parasitosen, Schienen- und Straßenverkehr, innerartliche Auseinandersetzungen, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen. Fakt ist: An Altersschwäche stirbt so gut wie kein Wildtier, das ist so sicher wie nur irgendetwas sicher sein kann. Deswegen sind „Gnadenhöfe“ von der Natur auch nicht vorgesehen. (Und trotzdem will jedes Tier in diesen nicht sicheren, risikobehafteten Urzustand ohne jede Versorgungsgarantie durch den Menschen zurück; machen Sie mal ein Weidetor auf, Sie werden sich wundern, wie schnell Rinder draußen sind und in kürzester Zeit wie Wild leben, mit allen Sinnen, allen Überlebens- und Gefahr- Vermeidungsstrategien.) Jagd nutzt also tatsächlich zunächst einmal lediglich den Überschuss. Jagen wir, verschieben wir also einfach nur das Gewicht der natürlichen Sterblichkeitsfaktoren zur Jagd hin. Die anderen Faktoren verlieren im gleichen Maß an Wirksamkeit, verschwinden aber natürlich nicht. Es stirbt weniger Wild an Krankheiten, weil durch geringere Bestände die Infektionsketten unterbrochen werden. Es stirbt weniger Wild auf der Straße, weil durch geringere Bestände weniger Druck zum Abwandern erzeugt wird. Und so fort. Die Gesamt- Mortalitätsrate aber bleibt zumindest zunächst gleich. Hörten wir also wieder auf zu jagen, stürbe nicht weniger Wild, es würden stattdessen eben andere Sterblichkeitsfaktoren wieder ausgleichend wirksamer, vor allem Krankheiten und Hunger.

Wir sehen also, unter populationsökonomischen Gesichtspunkten könnten wir Jagdmenschen morgens getrost im Bett bleiben. Vor diesem Hintergrund drängt sich, logisch, dann aber die Frage auf: Wieso soll dann der Mensch überhaupt noch jagen? Jetzt sind wir vernichtet. Scheinbar. Aber wirklich nur scheinbar. Denn die Antwort ist ganz einfach: Weil wir es können. Damit meine ich zunächst einmal nur die Fähigkeit. Wir können es ganz einfach, wir haben alles „auf den Chromosomen“, was dafür nötig ist. Solche Fähigkeiten werden doch auf anderen Feldern sonst so eifrig gefördert; jeder Sport beweist das. Wozu, ehrlich gesagt, rennen wir heute noch 10 Kilometer durch den Wald (und beunruhigen die Natur), wo es doch längst Segways gibt? Und weiter: Weil wir es können. Die deutsche Sprache ist eine schöne Sprache. Sie erlaubt uns Spielereien. Hier ist damit gemeint, dass die Umwelt, die Natur es zulässt. Wir können es also, im Sinne von „wir dürfen es“; wir reihen uns ein in eine endlose Reihe von Kumpanen, die, im Gegensatz zu uns, geradezu hysterisch verehrt werden: Wolf, Luchs, Bär, Katze, Wildkatze, Löwe, Delfin, Schwertwal usw. usw. Kein Kommentar dazu. Und weil wir es sollten. Weil nämlich die Menschenjagd vor allem anderen etwas will und kann, was die Natur eigentlich so nicht vorsieht und, würde man die Natur personifizieren, auch gar nicht für nötig hielte: Dauerhaft einen gesunden, in etwa gleichbleibenden, vitalen Wildbestand erhalten. 

Natürlicher Ablauf

Die Natur nämlich regelt Bestände in Abwesenheit von Fressfeinden (also Jägern) durch ein dauerndes Auf und Ab der Populationen. Sie reagiert sozusagen verärgert auf die unnatürliche Tatsache, dass es keine oder zu wenige regulierende Fressfeinde (Jäger) gibt. Jahrelangem stetigem, teils rapidem Zuwachs folgen dabei, je nach Vermehrungsstrategie einer Art, Dauerkümmern bzw. Kollabieren der Bestände bis hin zum fast vollständigen Erlöschen. Ein geradezu schlagendes Beispiel dafür bieten unsere Seehundbestände an und in der Nordsee. Nach Verbot der Jagd (Niedersachsen 1971, Schleswig- Holstein 1973) stieg die Zahl der Seehunde kontinuierlich über Jahre stark an, und zwar erkennbar bis über die Lebensraumkapazitäten – und brachen dann 1987 / 88 ein. Der Auslöser des Sterbens war nicht klar, außer, dass die Bestände zu hoch waren. Weil das natürlich nicht sein durfte, wurde eilends ein nicht näher identifizierbares Virus zur Ursache erklärt. Und dieses Virus sei deshalb so tödlich, weil das Immunsystem der Seehunde, natürlich, durch die schadstoffbelastete Nordsee angeschlagen war. So hielt man gleich zwei erklärte Gegner des Geschäfts unter Anklage: Die Kritiker, die die Seehundbestände für maßlos überhöht hielten, und die Industrie mit ihren Schadstoffemissionen.

Schon in 1988 veröffentlichten einige wissenschaftliche Schwergewichte, Meeresbiologen, Zoologen, einen Artikel in der ZEIT, in dem sie diese passgenau zurechtgeschneiderte Interpretation als das bezeichneten, was sie war: Aus den Fingern gesogen.  Aber wie es so ist: Sie drangen nicht durch, die Öffentlichkeit hielt sich an den Disneytalk, und den Sündenbock hatte man ja praktischerweise mitgeliefert bekommen. Das Sterben ging also weiter: 1998, noch verheerender in 2002, als mit mehr als 10.000 Tieren gut 60 % der Bestände verendeten, dann in 2006, zumindest 2006 hielt man die Staupe für den Auslöser. Der tatsächliche Grund, die überhöhten Bestände, ist bis heute nicht en vogue, nicht in den Medien, erst recht nicht bei den mit diesem Riesentheater bestens verdienenden „Umweltschützern“. Wer gefährdet schon gern sein Geschäftsmodell, vor allem dann, wenn´s gerade so schön brummt? Der Grund für diese Sterbewellen ist ganz banal: Weil der einzige nennenswert ins Gewicht fallende Prädator dieser Spezies, der Mensch, wegfiel. Am 25. Juni 2013 meldet WELT online: „Staupe- Epidemie bei Seehunden ausgebrochen. Nachsatz: Aber die „Experten“ sind (mal wieder!) optimistisch….“. So kann man auch massenhaft Tiere quälen. Oostvardersplassen lässt grüßen.

Und von dem viel zitierten hehren Anspruch, ja nicht in die „natürlichen Abläufe“ einzugreifen, was ja ganz nebenbei auch der „Grund“ für das Jagdverbot ist, ist dann nicht mehr viel zu spüren: Heuler werden eingesammelt, aufgepäppelt, wieder ausgewildert, kranke Tiere werden medizinisch versorgt, alles das mit einem irrsinnigen Aufwand an Zeit, Material und Arbeitskraft. Ob es für die Bestände, vor allem für die Art bzw. Spezies an sich auch nur den geringsten positiven Einfluss hat, darf füglich bezweifelt werden.

Aber selbst bei vielen anderen Beute- Räuberbeziehungen stößt man dauernd auf das ängstlich Verschwiegene, das Unaussprechliche, auf die Bankrotterklärung dieser geschönten Weltsicht. Auf die Tatsache nämlich, dass die Natur eben nicht alles in weiser Geduld und ewigem Gleichmaß schadlos für alle regelt. Oder dass sie zumindest davon völlig andere Vorstellungen hat als das in mancher Leute Vorstellungen so schön und gedanklich vollendet durchkonstruiert wurde. Ein Beispiel dafür ist die Korrelation von Luchsbeständen (Kanadaluchs) in Nordamerika mit dem ihres manchmal ausschließlichen Beutetiers, des Schneeschuh- Hasen. Dessen Bestände entwickeln sich, übrigens penibel belegt seit Mitte des 17. Jhs. ausgerechnet durch die Handelslisten der Hudson Bay Company, nach dem oben beschriebenen Muster: Jahrelanges Anwachsen, in erstaunlich regelmäßigen Zyklen von ca. 9 bis 11 Jahren dann plötzlich fast vollständiges Zusammenbrechen der Bestände. Und die Ursache ist banales Verhungern, weil sie, ökologisch unvernünftig, ihre Nahrungsgrundlage ruiniert haben. Noch schlimmer: Auch der (Kanada-) Luchs ist seiner ökologischen „Pflicht“ nicht gerecht geworden, nämlich seine Beute zu regulieren. Im Klartext: Er ist, trotz rasant steigender eigener Vermehrungsrate – nach Breitenmoser bringt in den guten Hasenjahren eine Kätzin bis zu acht! Junge pro Jahr erfolgreich durch -, mit dem Erbeuten und Fressen einfach nicht nachgekommen. Die Folge dieser ökologischen Nachlässigkeit ist dann das Verhungern Hunderter Luchse bzw. der – regionale – fast komplette Ausfall ganzer Luchsgenerationen. Nochmal: Die Bejagung durch den Luchs ist erwiesen nicht die eigentliche Ursache dieses Zusammenbruchs, sondern die massive Verschlechterung der Nahrungssituation der Hasen. In einem solchen Fall kann zwar zusätzlicher Jagddruck den Niedergang einer Population beschleunigen. Nur ändert das nichts daran, dass hier eben nicht eine sanfte Anpassung stattfindet, sondern ein Fast- Zusammenbruch sowohl der Population des Beutetiers als auch des Beutegreifers. Auch wenn das nicht ins Weltbild mancher „Naturschützer“ passt. Denn man könnte provokativ ja auch sagen, er bringt´s nicht, der Luchs. Er tut nicht, was er soll. Und jetzt? Abschaffen, den Kretin? Wie das in solchen Fällen reflexartig für uns Jäger immer wieder gefordert wird? Ein rein rhetorische Frage wohl.

Das Gleiche gilt wohl auch für die Wechselwirkung zwischen bestimmten nordischen Nagerbeständen und deren Beutegreifern, z. B. Schneeeulen. Wir sehen also, wenn wir das stereotyp vorgebrachte Mantra unserer Gegner (Die Natur hält, im Gegensatz zum tumben Menschen, alles im ewigen, wohl ausgewogenen Gleichmaß) einmal näher durchleuchten, wird es schnell mehr als fadenscheinig.

Die Menschenjagd aber, s. o., ist als einzige fähig und hat darüber hinaus das erklärte Ziel, eben diese Folgen zu vermeiden. Weil wir einfach das haben, was unsere tierischen Jagdkumpane nicht haben  k ö n n e n: Den Überblick über die Gesamt- Situation, das Wissen um Zusammenhänge, Kausalitäten und Wechselwirkungen und damit die Möglichkeit, zumindest mittelfristige Entwicklungen voraussagen zu können! Und das Instrument, das wir dazu haben, absehbaren Störungen vorzubeugen, ist die bedarfs- und zeitweise Abschöpfung der Wildbestände über die kompensatorische Sterblichkeit hinaus. Nur so wird ein Wildbestand zeit- und phasenweise reduziert – und damit der Bestand wirkungsvoll kontrolliert! In der so genannten „Wildnis“, z. B. in großen Teilen der nördlichen Taiga, funktioniert das System auch noch weitgehend ohne Menschen. Aber auch oft genug nach dem oben skizzierten Muster. Und auch dort gibt es Menschen, die ihren Teil ernten. Und alle leben gut. In unseren Kulturlandschaften aber, und damit meine ich so gut wie ganz Europa, ist die Menschenjagd selbst da nötig, wo es noch heute einen respektablen Bestand an Groß- Beutegreifern gibt – die Balkan- Staaten, Skandinavien, große Teile von Osteuropa.

Denn auch eine andere Tatsache bleibt bestehen: Dort, wo z. B. der ob seiner hohen Intelligenz so bewunderte Wolf die Auswahl hat zwischen relativ schwer erjagbarem Wild und massenhaft vom Menschen eingezäunten Proteinbomben auf vier Beinen, warum sollte der dort seine Intelligenz dann plötzlich über Bord werfen und sich am fluchtfähigen, misstrauischen Wild abarbeiten? Wenn er Fast food auf dem Tablett serviert bekommt? Ich will damit um Himmels Willen jetzt nicht sagen, dass wir wieder fleißig Wölfe schießen sollen. Nein, ich bin der festen Überzeugung, dass wir Jäger mit ihm bestens auskommen. Ich will damit nur zum Ausdruck bringen, dass der Wolf streng ökonomisch jagt – da, wo der Aufwand in wesentlich schlechterem Verhältnis zum Ertrag steht, wie das bei der Jagd auf weniger werdendes Wild der Fall ist, wird er sich zunehmend an das viel bequemer erreichbare Hausvieh des Menschen halten. Eben weil da der Output, der Ertrag, die Beute also, in einem wesentlich besserem Verhältnis zum Input, dem Aufwand bei der Jagd nämlich, steht. Oder, anders ausgedrückt: Da, wo ich 99,00 € an Vorleistung in ein Geschäft stecken muss, um 100,00 € Ertrag zu generieren, wird jedes Geschäft uninteressant. Grenznutzentheorie nennen wir Betriebswirtschaftler und die Wirtschaftswissenschaft das. Und der Wolf hält sich daran, ganz sicher. Erst, wo beides nicht mehr gegeben ist, also kein Wild und kein Vieh bzw. Haustiere da sind, macht er das, was übrig bleibt: Abwandern. Und das wird es, zumindest in von Menschen besiedelten Kulturlandschaften, niemals geben.

Das alles ist logisch, nachvollziehbar und ist ernsthaft nicht von der Hand zu weisen. Jagd schadet der Umwelt nicht. Also können wir weiter jagen. Trotzdem ist das bisher nur die erweiterte Version des „monokausal- bequemen Ansatzes“, durch wissenschaftliche Argumente untermauert. Und wenn man ehrlich ist: Es ist wirklich bequem. Man braucht sich nichts Neues einfallen zu lassen.

Die ehrlichen Motive nennen – und sich danach verhalten

Gehen wir davon aus, dass der übergroße Teil der Jägerschaft seiner Verpflichtung nachkommt, nämlich die Bestände ordnungsgemäß zu bewirtschaften und auf einem landschafts- angepassten, dabei vitalen Niveau zu halten und erhalten. Selbst in diesem Normalfall laufen wir in die oben skizzierte Plausibilitäts- Falle, wenn wir einzig unsere Funktion als Regulatoren als Begründung für die Jagd angeben. Denn mit flächendeckender Rückkehr unserer Großräuber könnten die das ja übernehmen. Und seien wir sicher,  d e r  Anlauf erfolgt, so sicher wie wir Steuern zahlen müssen. Und aus diesem Grund noch einmal: Stellen wir die tatsächlichen, völlig unbedenklichen und unschädlichen, ja vorteilhaften Motive für die Jagd nicht endlich klar heraus, kommen wir in genau diese Argumentationsschwierigkeiten. Dem gilt es vorzubeugen, indem wir das bisher Versäumte jetzt endlich nachholen. Zum Mitschreiben:

  • Wir jagen zwar auch, weil wir verschwundene natürliche Regulatoren ersetzen müssen, aber das ist nicht der alleinige Grund, und noch nicht einmal der wichtigste.
  • Wir jagen, weil es der Umwelt nicht schadet, korrekte Ausführung und nachhaltiges Denken vorausgesetzt.
  • Wir jagen, weil es im Gegenteil dem Wildbestand und damit der Natur nützt.
  • Wir jagen, weil wir damit eine völlig natürliche Form der Nutzung der Umwelt betreiben.
  • Und last not least jagen wir, weil es einfach Freude macht. *

Unser Ziel muss sein, diese Argumente in der Öffentlichkeit zu kommunizieren und damit Akzeptanz zu erreichen. Es ist zwar wie gesagt absehbar, dass dann Argumente hervorgekramt werden wie „Der Jagdmensch ist unmittelbarer Konkurrent für unsere Wölfe und Luchse, deswegen muss die Menschenjagd eingestellt werden.“ Aber das Argument wird leicht zu widerlegen sein; siehe die obigen Ausführungen zu Nord- und Osteuropa.

Kurz: Es ist bereits jetzt eine win- win- Situation, wie das neudeutsch so schön heißt: Für die Umwelt, das Wild, die Jägerei. Zugegeben, man muss immer weiter daran arbeiten, wie an allem, was einem lieb und wert ist.

Und zum guten Schluss lassen Sie uns das Ganze noch einmal nach rein logischen Gründen abfragen, mit einigen wenigen Fragestellungen nach dem obigen Muster:

  1. Schadet Jagd der Umwelt? Eindeutig nein.
  2. Schadet Jagd dem Wild? Eindeutig nein, s. Ökologie des Wildes im Hinblick auf die Notwendigkeit der Jagd im evolutionären Sinn.
  3. Schadet Menschenjagd dem Wild? Nein, siehe Stichpunkt kompensatorische Sterblichkeit.
  4. Bringt die Menschenjagd Vorteile? Ja, durch Nutzung natürlicher Ressourcen.
  5. Wird der Tierwelt, dem Jagdwild durch die Menschenjagd über das natürliche Maß hinaus Schaden zugefügt? Nein, siehe Stichpunkt kompensatorische Sterblichkeit.
  6. Beeinträchtigt das persönliche Motiv „Freude an der Jagd“ irgendjemandes Rechte? Nein, und niemand ist gezwungen, selbst jagen zu gehen, wenn er nicht mag.

Daraus folgt logisch nicht nur die Vereinbarkeit mit allen Gesetzen, sondern daraus leite ich einen grundgesetzlichen Schutz für die Jagdausübung im Rahmen der bestehenden Jagdgesetze ab. Ich subsummiere das unter dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Zusätzlich zu unserem Grundrecht auf Eigentum, nebenbei bemerkt.

In diesem Sinne, Weidmannsheil!

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Kirchveischede, 20. Juli 2013

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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* „Freude an der Jagd“ ist etwas grundlegend anderes als  „Lust am Töten“, wie es bewusst wahrheitswidrig immer wieder in die einschlägigen billigen Gazetten gestellt wird, in entsprechenden Fernsehbeiträgen auftaucht.

  

Warum jage ich?   Gegenfrage: Warum denn nicht?

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Ich habe ja schon an anderer Stelle ausführlich über meine Beweggründe berichtet, warum ich Jäger bin. Von einigen Seiten wurde ich aber zwischenzeitlich gebeten, das Ganze doch noch einmal zu präzisieren. Ich versuche also, das Thema einmal aus einer anderen Perspektive, einem anderen Blickwinkel zu beleuchten.

Vorab: Ich gehe nicht zur Jagd, weil ich Tiere totschießen will. Ich gehe zur Jagd, weil ich Natur erleben will. Und zwar möglichst vollständig. Am besten in einer artenreichen, gesunden Umwelt. Das ist auch der Grund dafür, dass ich keinerlei Probleme habe mit unseren Rückkehrern wie Wolf, Luchs, Wisent, vielleicht sogar auch bald den Elch. Dass ich dabei Tiere erlege, ist das Ergebnis der Jagd, nicht der Grund, und schon mal gar nicht der alleinige.

Natur ohne Jagd aber gibt es nun mal nicht. Nirgendwo. Das geht auch gar nicht, weil sie von Beginn allen tierischen Lebens an ihr unverzichtbarer Bestandteil ist. Fiele die Jagd weg, aus welchem Grund immer, würde das System in sich extrem instabil bis hin zum Zusammenbruch und innerhalb sehr kurzer Zeit kollabieren. Das kann und wird niemand ernsthaft in Frage stellen. So viel zum krampfhaften Bemühen einiger Zeitgenossen, die Realitäten auszublenden. Wie wir es als Kinder immer gemacht haben – etwas ist unbequem, Augen zuhalten, und es ist weg!

Kommen wir jetzt also zum Erleben. Ich persönlich bin so gepolt, dass ich im Leben alles möglichst gründlich mache. Das ist möglicherweise Veranlagung, möglicherweise Erziehungssache, möglicherweise auch eine Kombination aus beidem. Mir reicht es, zu wissen, dass das so ist. Das wende ich natürlich in jedem Lebensbereich an, also auch beim Erleben.

Am gründlichsten und intensivsten erlebt man etwas, wenn man aktiv im Geschehen ist. Man lernt viel schneller, viel intensiver die Zusammenhänge zu verstehen, die (notwendige!) gelernte Theorie mit dem tatsächlichen Leben in Übereinstimmung zu bringen.

Und es ist ein völlig anderes Gefühl als nur zuzuschauen, ein Gefühl, das tatsächlich süchtig machen kann. Sicher, man kann sich damit begnügen, zuzusehen, die Jagd den anderen Jägern überlassen, als da sind Katze, Wolf, Luchs, Bär – und andere Jagdmenschen. Aber das bedeutet nur halbes Erleben und Empfinden. Das ist wie mit dem Fußballspielen. Manchen Leuten reicht es völlig, auf den Rängen zu stehen und passiv mitzuerleben. Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist aller Ehren wert! Denn ohne die Zigtausende von Fans und Fußballfreunden gäbe es den Fußball nicht, und ohne die passive Mehrheit an Jagdfreunden wäre die Jagd längst verboten.

Ich persönlich bin aber gern selbst auf dem Spielfeld. Lassen Sie sich mal von einem Fußball- Profi erklären, wo der Unterschied liegt. Das ist auch der Grund, warum alle Jäger freiwillig so unanständig viel Zeit, Arbeit und Geld für Jagd und Umwelt aufwenden, Dinge, die sonst der Staat übernehmen müsste. Weil Jäger aus der viel intensiveren Beziehung zu Natur und Umwelt heraus sich des tatsächlichen Werts eben dieser Natur, dieser Umwelt viel klarer bewusst sind als andere. Glauben Sie mir, Sie gewinnen als Jäger Eindrücke und Erkenntnisse, die anderen einfach verborgen bleiben.

Und, last not least, ist das auch der Grund, warum  i c h  jagen gehe; warum ich für den Rest meines Lebens Jäger bleiben werde. Jagd ist kein „Hobby“ und kann es niemals sein. Wer sie als Hobby betreiben will, erleidet unweigerlich Schiffbruch, ist kein und wird nie Jäger.

 Ein Hobby kann ich an- und abschalten, im Kopf zeitweise ruhen lassen, in die Ecke drängen. Die Jagd nicht. Jedenfalls nicht so, wie ich sie verstehe. Jäger zu sein ist ein Lebensmodell, eine Einstellung, eine Leidenschaft, die Sie nie wieder aufgeben können, und genau das beansprucht die Jagd auch. Denn sie beeinflusst ganz entscheidend das persönliche Denken, die Art und Weise, wie man diese schöne Welt betrachtet. Sie wird, auf neudeutsch, Basis- Bestandteil Ihrer Software; was mit ihr nicht kompatibel ist, läuft von da an nicht mehr auf Ihrer Hardware. Sicher, irgendwann lässt aus körperlichen Gründen die Intensität der Ausübung nach. Aber im Kopf bleibt man Jäger. Immer!

So viel zu uns. Kommen wir jetzt mal zu unseren Gegnern. Jagdgegner sind sich dessen gar nicht bewusst – sie sind im tiefsten Innern maßlos überheblich und arrogant. Und zwar in einer so himmelschreiend widersprüchlichen Art und Weise, dass man es ihnen dringend einmal sagen muss. Sie selbst kommen in ihrer gottgleichen Abgehobenheit einfach nicht darauf. Ich will Ihnen erklären, was ich damit meine.

Jagdgegner verdammen die Jagd. Aber nur die der menschlichen Artgenossen, nicht die Jagd der tierischen Umwelt. Im Klartext: Tiere dürfen jagen, nur Menschen nicht. Weil es dem Menschen, der Krone der Schöpfung, schließlich zuzumuten ist, sich von diesem neandertaloiden Trieb (das hat tatsächlich mal jemand zu mir gesagt!!) zu lösen. Wir Menschen sind schließlich was Besseres. Das wird uns zumindest in diesem Kontext von ihnen immer gesagt. Dahinter steht, dass die Herrschaften sich moralisch und ethisch so turmhoch überlegen wähnen, dass sie – angeblich – mitleidig auf jagende Kretins hinabschauen. Dazu kann man einiges sagen, ich begnüge mich an dieser Stelle mit einem Zitat von Robert Pfaller, Philosophie- Professor in Wien:

„Menschen, die asketisch sind (oder das meinen), empfinden sich fast immer als höherwertig. Sie denken, sie seien klüger als andere und ihnen moralisch überlegen. In unserer Gesellschaft, in der die Klassendifferenzen härter werden, in der viele von Abstiegsängsten erfasst sind, ist das extrem attraktiv. Soziale Distinktion wird wichtiger.“ 

Ich verwende dieses Zitat gern, weil es so viel Wahres so klar zum Ausdruck bringt. Und Jagdgegner merken dabei nicht, dass sie die Natur damit eo ipso zu einem minderwertigen Gut abstufen, angesiedelt weit unter ihnen, den Göttern. Dass die Natur die Jagd einfach vorsieht, ist ein ärgerlicher Störfaktor im kunstvoll selbst gewebten Weltbild. (Na gut, wir können´s nicht mehr ändern, aber zumindest fragen hätte der Große Gasförmige uns können!) Kurz: Sie wähnen sich nach diesem Verständnis tatsächlich im Stadium des entrückten Weltenlenkers, der abgehoben, in unendlicher Weisheit über allem schwebt, alles erkennend, alles verstehend und verzeihend.  E r  sah, dass es gut war.  S i e  meinen, er ist ein Stümper und  s i e  könnten es weit besser.

An anderer Stelle jedenfalls, wenn es dann wieder besser in ihre Vorstellung von Gängelei und Bevormundung passt, wird angemahnt, dass man gefälligst die Natur nicht schädigen soll, schließlich seien wir Bestandteil dieser Natur, kein bisschen besser als alle anderen Wesen. Und die lieben Tierchen leben schließlich „im Einklang mit der Natur“ (wenn ich diesen Terminus nur höre, setze ich mittlerweile schon die Wutkappe auf!). Denn sie reden von den Tieren (und manchmal auch Naturvölkern, denen sie gönnerhaft auch noch die Jagd zugestehen), die sich meist gar nicht zurückhalten im Umgang mit Mutter Natur: Elefanten fressen ganze Landstriche kahl, entwalden sie. Biber setzen Täler mit absolut schützenswerten Biotopen unter Wasser und ersäufen ganze Lebensgemeinschaften. Wenn´s der Mensch tut, ist so etwas ein Kapitalverbrechen an der Natur; wenn´s der Biber tut, wird das Ganze mit Tränen der dankbaren Ergriffenheit in den Augen euphorisch bejubelt. Die Liste könnte man ad libitum fortsetzen. Aber, wie gesagt, das sind Schönheitsfehler im Weltbild, darüber gehen wir mal schweigend hinweg.

Und damit sind wir bei ihrem Problem, nämlich der Frage: Ja, was denn nun?

Wenn ich Gott bin, kann ich mit dieser Welt tun, was immer ich will, schließlich kann ich´s ja nach Belieben wieder richten. Da das ganz offensichtlich auf Menschen und damit auf uns Jäger nicht zutrifft, müssen wir nun mal annehmen, dass wir  n i c h t  Gott sind.

Wenn wir aber nicht Gott sind, also auf einer Stufe stehen mit allen anderen Wesen – warum, um Himmels Willen, sollen dann für uns andere Regeln gelten als für alle sonstigen Beteiligten? Für den Löwen, der jagt, für Wal, Delfin, für Robbe, die jagen, für Wolf, Fuchs, den Bären, die jagen?

Tja. Dass diese ganze Anti- Jagd- Getue, dieser Weltretter- Gestus in sich nicht stimmig ist, liegt ja nun wirklich für jeden nur mittelmäßig vernunftbegabten Mitteleuropäer klar ersichtlich auf der Hand. Das wiederum bringt uns, logisch, zu zwingenden Schlüssen, die so gar kein freundliches Licht auf unsere Gegner werfen, zumindest was ihre Fähigkeit zum konsequenten Durchdenken ihrer Positionen angeht:

E n t w e d e r  haben sie diese Brüche noch gar nicht bemerkt. Das wäre zwar traurig, aber zu ertragen, weil man Dummheit eben ertragen können muss auf dieser Welt. Sie ist einfach da, sie springt uns tagtäglich in den verschiedensten Formen und Ausprägungen geradezu an. Da sie meiner Meinung nach auch zu den unveräußerlichen Menschenrechten gehört, müssen die Intelligenteren manche Eseleien eben mit Nachsicht ertragen. Das tun wir bei unseren Kindern schließlich auch.

O d e r  aber, sie haben es erkannt (ich hoffe, zumindest einige wenige), geben aber weiter die ahnungslos Empörten, die rein moralisch bewegten Übermenschen, obwohl sie genau wissen, wie verlogen und moralisch minderwertig das ist. Das wäre dann allerdings der Beweis dafür, dass wir bei diesen Experten kein Blatt vor den Mund nehmen sollten, sie mit allen ihren eigenen Mitteln bekämpfen müssen. Schließlich sind es völlig außer Kontrolle geratene, bedenkenlose Lügner. Damit haben gerade wir hier in Deutschland ja genug historische Erfahrung.

Wenn eines feststeht, dann ist das die Tatsache, dass Appeasement- Politik in solchen Fällen völlig fehl am Platze und kontraproduktiv ist.

Kirchveischede, 22. November 2013

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

Die so genannte „Hobby“- Jagd – einmal aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen

Dass gejagt werden muss und dass man das ohne irgendwelche negativen Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Wildbestände (im Gegenteil!) auch kann, dieser Verdacht schleicht sich auch bei tief durchgefärbten GRÜNEN nach vielen Jahren der mehr und mehr zerbröselnden Realitätsverweigerung langsam ein, und selbst die härtesten Betonköpfe bei NABU, BUND usw. können es nicht mehr völlig abstreiten. Nun hat man aber den Marsch durch die Institutionen begonnen mit der Forderung, die Jagd abzuschaffen, und niemand lässt sich gern vorwerfen, dass man seine „Karriere“ mit völlig realitätsfernen Vorstellungen begonnen hat. Noch problematischer wäre es, die 180°- Wende plausibel zu erklären, ließe man alles so, wie es sich viele Jahre lang bewährt hat. Also muss eine einigermaßen nachvollziehbare Krücke, sprich Erklärung her. Krücken, vor allem politische Krücken, sind in der Regel teuer. Was, wenn man Mitglied in irgendeiner Regierungskoalition ist, überhaupt kein Problem ist, weil man ja auf satt gefüllte Steuertöpfe zurückgreifen kann, da tun sich wunderbare Welten auf.

Die hier gemeinte Krücke kann man kurz so beschreiben: Wir lassen zwar die Jagd generös zu, aber unter unserer (Grüne, NABU, BUND usw.) stringenter Kontrolle, und so beglücken wir die Welt auf unsere Weise. So weit, so gut – es gibt aber ein kleines Problem, nämlich die 350.000 so stilvoll verachteten „Hobbyjäger“ in Deutschland (von einigen Angehörigen des ÖJV einmal abgesehen), die sich einfach nicht so recht beglücken lassen wollen. Diese Häretiker sind einfach nicht zu bekehren, und da die öffentliche Meinung zu gut 80% auch noch hinter ihnen steht, hat man Probleme, seine Vorstellungen im Durchmarsch zu verwirklichen. Denn wenn man sich die nackten Zahlen einmal anschaut, sieht man, dass tief drinnen im viel gescholtenen „gesunden Volksempfinden“ eine erstaunlich pragmatische Ahnung schlummert, nämlich die, dass nicht zuletzt der Steuerzahler, also der Staat, mit der derzeitigen Regelung geradezu fürstlich gut fährt. Es drängt sich folgerichtig die weitere Vermutung auf, dass es Otto Normalverbraucher zumindest tief in der Amygdala schon bewusst ist, dass unsere o. g. Herrschaften es mit der Wirtschaftlichkeit nicht so genau nehmen, geht es doch schließlich nicht um ihr eigenes Geld. Mich aber interessiert das schon, die Frage, was etwas kostet und wer dann davon profitiert; vielleicht, weil ich ein besonders neugieriger Mensch bin. Was nur ganz Wenige wissen: Es hat schon einmal jemand das Thema von dieser Warte beleuchtet, nämlich der misstrauisch beäugte Hermann Löns im Jahr 1909!!, und zwar in seinem Buch „Kraut und Lot“. Aber das ist lange her, schauen wir uns deshalb an, wie es sich heute darstellt.

Zunächst einige statistische Daten zur Jagd in Deutschland (Stand 2009, Quelle DJV):

  • In Deutschland gibt es 350.881 Jagscheininhaber
  • Es gibt ca. 70.000 Jagdreviere in Deutschland (also pro Revier ca. 5 Jäger)
  • Die bejagbare Fläche in Deutschland beträgt ca. 32 Mio. Hektar (also ca. 450 ha pro Revier)
  • Jäger pflanzen jährlich Hecken von fast 6.000 km Länge (etwa die Länge der Chinesischen Mauer)
  • Jäger legen jedes Jahr 1.700 ha neue Teichfläche an (etwa die Größe der Insel Amrum)
  • Jährlich werden 6.300 Feldholzinseln und 5.700 Streuobstwiesen von Jägern angelegt (2.000 Fußballfelder)
  • Jäger legen jährlich 35.000 ha Wildäsungsflächen an (4 mal die Fläche des Nationalparks Sächsische Schweiz)
  • Jäger leisten 3,2 Mio. Std. ehrenamtliche Arbeit (=2.100 Vollzeitbeschäftigte)
  • Rund 270.000 Nistkästen hängen Jäger pro Jahr auf (reicht für über 800.000 Jungvögel)
  • Pro Jahr gibt es durchschnittlich 16.500 Säuberungsaktionen mit je 17 Stunden Einsatz (= 180 Personen, die in Vollzeit ein Jahr lang Müll aus Wald und Flur schaffen würden)

 

Wohlgemerkt: Das alles auf eigene Kosten, ohne dass es Vater Staat oder Grundeigentümer auch nur einen Cent kostet! Und in den nachfolgenden Zahlen sind diese Kosten, die ja wiederum erhebliche Steuereinnahmen generieren (Lohnsteuer, Mehrwertsteuern für Material etc.), noch nicht erfasst, vom ideellen Nutzen für die Umwelt und den Staat einmal ganz abgesehen.

Also: Im Jagdjahr 2008/ 2009 gab es in Deutschland exakt 350.881 Jagdscheininhaber (Quelle: DJV); das entspricht bei einer Bevölkerung von ca. 82,06 Mio Einwohnern einer Quote von sage und schreibe 0,4276 %!!! Bei dieser Relation verwundert es nicht, dass die Belange der Jagd und der Jäger es schwer haben, sich im öffentlichen Bewusstsein abzubilden, vor allem auch deswegen, weil unsere Gegner regelmäßig mit einem Abgotts- Radau ihre abstrusen Forderungen und Vorstellungen in den Vordergrund schieben. Zumindest kurzfristig hat in dieser schönen Welt eben meist der Recht, der am lautesten schreit.

Aber wie soll es gehen, ohne die „Hobby“- Jäger, die vielgescholtenen? Da gibt es offensichtlich ein klares Konzept. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir schon seit Jahren mit Biber-, Wolfs- und weiß der Teufel was noch- Beauftragten, allesamt gefordert von den Umweltschutzverbänden, allesamt bezahlt durch den Steuerzahler, und allesamt gut bezahlt. Ein Berufsjäger z. B. muss schon sehr, sehr viel Glück haben, will er an eine vergleichbar gut dotierte Stellung kommen. Aber Berufsjäger sind meist auch nicht Mitglieder in den passenden Vereinigungen.

Rechnen wir also einfach mal:

Wir wissen, wir haben ca. 32 Millionen Hektar an bejagbarer Fläche in Deutschland. Nehmen wir an, dass ein Berufsjäger fachgerecht ein Revier oder eine Fläche von maximal 500 ha jagdlich bewirtschaften kann, dann ergibt sich damit ein Stellenbedarf von 64.000 Berufsjägern (rein theoretisch natürlich, denn woher sollen wir die nehmen?). Nun sind die Saläre von Berufsjägern bekannt niedrig, aber da die öffentliche Hand einstellen muss, dürfen wir selbst bei niedrigstem Ansatz von ca. 3.500 €/ Monat ausgehen, incl. Sozialkosten, Krankheits- und Urlaubszeiten. Jeder Personalchef wird mich jetzt für verrückt erklären, ich weiß, aber belassen wir es bei diesem lächerlich niedrigen Ansatz. Das ergibt Gehaltskosten von jährlich 42.000 € pro Berufsjäger, bei 64.000 Stellen 2,688 Milliarden €. Dazu kommen die üblichen Kosten für die Einrichtung und Unterhaltung des Arbeitsplatzes, gehen wir hier aus von ca. 10.000 € per anno, auch das lächerlich niedrig angesetzt, also noch einmal 640 Millionen €. Ausrüstung, Maschinenpark, Betriebskosten etc. veranschlagen wir vorsichtshalber nur auf 10.000 € pro Jahr und Stelle, also noch einmal 640 Mio €.

Damit kommen wir auf Gesamtkosten von 3,968 Milliarden €. Wie gesagt, alles das in Ansätzen, die in der Praxis sicher um den Faktor zwei bis drei übertroffen werden dürften, wie jeder Ressort- Chef in der Politik bestätigen wird. Beeindruckend, was die verachteten „Hobby“- Jäger für den Staat und die Gesellschaft umsonst leisten, meinen Sie nicht auch? (Übrigens, um an dieser Stelle auch mal mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen: Auch Förster und Forstbeamte sind keine Berufsjäger, um das einmal klar zu machen. Denn sie haben lediglich die Forstwissenschaften studiert. Ihre jagdliche Qualifikation erlangen sie mit dem ganz banalen Jagdschein, wie jeder andere „Hobby“- Jäger auch. Und ganz nebenbei sind sie nach meiner Erfahrung die oft teuersten Jäger dieser schönen Republik, aber dafür ein Beispiel in einem gesonderten Beitrag an anderer Stelle.)

Aber rechnen wir weiter, denn das ist bei weitem nicht alles: Natürlich werden bei diesem Modell keine Pachten mehr gezahlt, denn wer soll die zahlen? Der Staat? Rechnen wir nur einen durchschnittlichen jährlichen Pachtpreis von 15,00 €/ ha (ohne Jagd- und Mehrwertsteuer!, die eine Kommunal-, die andere Bundeseinnahme), ergibt das eine Summe von 480 Mio €, eine halbe Milliarde, die den Grundeigentümern fehlen. Und wir alle wissen, dass 15,00 € / ha ein Preis ist, für den ein Pachtinteressent heute Kopfstände auf dem Marktplatz machen würde; das tatsächliche Aufkommen dürfte sich locker auf das Doppelte belaufen. Dazu kommen, zumindest bei unseren Bauern, die vielfältigen kleinen Hand- und Spanndienste, die vom Jagdpächter meist großzügig entlohnt werden. Für den Fiskus entsteht ein doppelter Verlust, weil die „Hobbyjäger“ diese halbe Milliarde € Pachtkosten zzgl. aller Nebenaufwendungen nämlich aus bereits versteuertem Einkommen zu zahlen haben, auf der anderen Seite die Grundeigentümer diese Einnahmen dagegen als Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft zu versteuern haben. Steuerlicher Verlust für Vater Staat also, bei angenommener durchschnittlicher Steuerlast von nur 25%, noch einmal 120 Millionen €.

Rechnen wir jetzt einmal zusammen: 3.968 Mio + 480 Mio + 120 Mio = Summa summarum  4.568 Mio € oder

4,568 Milliarden €!!

Und das Jahr für Jahr, ohne Berücksichtigung von Jagd- und Mehrwertsteuern, mit niedrigsten Ansätzen gerechnet!! Es geht aber noch weiter. Auch noch nicht berücksichtigt in diesen jetzt schon beeindruckenden Zahlen ist die enorme Wertschöpfung durch die Ausrüstungsindustrie für Jagd und Jäger, und davon entfällt, um dem Einwand gleich die Spitze zu nehmen, auf die produzierten Jagdwaffen nur der kleinste Teil: Bekleidung und Schuhwerk, Werkzeuge, Fahrzeuge, Ausrüstung, auch die Jagdtouristik; all das bezahlen die Jäger, nicht der Staat, all das generiert Arbeitsplätze, BIP und damit ein erhebliches Steueraufkommen.

Man versteht deshalb eigentlich nicht so recht, wie die Herrschaften ihre aggressive Arroganz gegenüber der (Privat-) Jagd eigentlich begründen. Einem Industriezweig mit solchen Umsatzzahlen zumindest umtanzen unsere Politiker sonst wie das berühmte goldene Kalb. Deshalb sollte man eigentlich alles nur Erdenkliche tun, um einen so kapitalen Goldesel nicht nur nicht zu schlachten, sondern ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen, damit er fleißig weiter Gold sch…! Stattdessen werden in penetrantester Weise und unaufhörlich Vorurteile bedient, die man selbst in die Welt gesetzt hat, und für Bild, Praline, Odysso und Co. die populistischen Messer gewetzt, Gesetze und Verordnungen in oft hirnrissiger Weise verschärft, kurz, auf weite Strecken erlebt die Jagd reine Schikane.

Mal abgesehen von den zahllosen schlicht unwahren Anwürfen, von den wissentlichen Verzerrungen und Verdrehungen – man scheint tatsächlich der Meinung zu sein, sich das ganz ungerührt leisten zu können. Was schert es einen Linken-, einen Grünen- Politiker, sogar viele Sozialdemokraten – der Steuerzahler zahlt doch, was geht´s uns an? Und nach den Erfahrungen der Saarlandwahlen von 2010 kann man eigentlich auch der CDU und FDP in dieser Hinsicht nicht mehr über den Weg trauen, so charakter- und bedenkenlos, wie dort von ihnen feste und verbindliche Zusagen den Jägern gegenüber den politischen Fleischtöpfen geopfert wurden. Das wurde in diesem Fall, zumindest was das Wahlergebnis angeht, zwischenzeitlich korrigiert, aber wer kann schon in die Zukunft sehen? Wen also wählen wir in Zukunft? Mal schauen.

Weidmannsheil,

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

Inhalt

Geschichtliche Entwicklung

Zunächst einmal, in grauen Vorzeiten, war die Jagd für viele Hunderttausende von Jahren die Lebensgrundlage des Menschen überhaupt. Es gilt in der Wissenschaft seit vielen Jahren als unstrittig, dass nur durch die Jagd und die damit verfügbare proteinreiche Nahrung die rasante Weiterentwicklung des menschlichen Gehirns und damit die Entstehung des modernen Menschen überhaupt erst möglich wurde. Mit diesem Universal- Hochleistungsrechner waren wir in der Lage, die innerartliche Kommunikation, vor allem unsere Sprachfähigkeit und Intelligenz zu entwickeln, die Voraussetzung für menschliche Zivilisation und die nahezu unbegrenzte Anpassungsfähigkeit der Spezies homo sapiens sapiens überhaupt.

Vor ca. 12.000 Jahren, in der Jungsteinzeit, begann sich im Nahen Osten, d. h. auf dem Gebiet der heutigen Türkei, Syriens, des Irak Ackerbau und Viehzucht zu entwickeln, eine Lebensform, die sich von hier aus ab ca. 7.000 v. Chr. geradezu rasant ausbreitete, mit einem solchen Tempo, dass nicht wenige Forscher sogar von einem gezielten Technologietransfer ausgehen, und zwar über den Bosporus, den Balkan in den Donauraum, von da weiter nach Norden. Ein noch ungelöstes Rätsel: Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Bodenarchäologie hat zwar die Lebens- und Wirtschaftsform der Neuankömmlinge, also Ackerbau und Viehzucht, sehr schnell Verbreitung und Akzeptanz gefunden, nicht jedoch ihr Gen- Pool! Die hier ansässigen Jäger- und Sammlerkulturen gaben, so scheint es, einfach nur ihre bisherigen Lebensform auf, es fand ganz offensichtlich keine genetische Vermischung mit den Ackerbauern aus dem Orient statt. Das ist jedenfalls das Resultat von Gen- Analysen an Skelettfunden. Vor allem die Ergebnisse in Bezug auf die genetisch nachweisbare so genannte Laktose- Intoleranz (Milch- Unverträglichkeit) sorgt für Verwirrung. Eigentlich nämlich ist der Mensch im Erwachsenenalter nicht (mehr) in der Lage, den in Rohmilch enthaltenen Milchzucker zu verdauen, es kommt dann zu Unverträglichkeits- Symptomen wie Durchfall, Erbrechen etc. Laktose- Intoleranz bzw. Laktose- Toleranz lässt sich an bekannten Gen- Sequenzen heute sicher bestimmen. Diese Neusiedler, so viel steht fest, brachten zwar die Vieh- und damit sicher auch die Milchwirtschaft mit, Rohmilch aber war nicht für sie nicht verwertbar, nur deren vergorene Produkte wie Käse, Quark, Joghurt. Ungefähr im Gebiet des Plattensees aber erwarb die dort ansässige Bevölkerung durch zufällige Genmutation die Fähigkeit, Rohmilch auch als Erwachsene verdauen zu können. Damit erschlossen sie sich einen ganz entscheidenden ernährungsphysiologischen Vorteil. Das Kuriosum: Diese laktose- toleranten Menschen waren erwiesen nicht die Nachkommen der zugewanderten orientalischen Bauern, zumindest nicht ihre genetischen Nachfahren. Unsere „anatolischen Entwicklungshelfer“ gaben anscheinend lediglich ihr Know- how weiter – und sind im heutigen europäischen Genpool so gut wie nicht mehr nachweisbar. Die Laktosetoleranz-  Mutation, um die Dinge vollends zu verwirren, ist rezent aber am ausgeprägtesten vorhanden im heutigen Norden und Nordwesten Europas, dort, in Großbritannien und Irland, nämlich bei bis zu 85 % der Bevölkerung. In den Mittelmeerländern Europas z. B. liegt er deutlich niedriger, nämlich bei ca. 60 %, in den Ländern Nordafrikas noch darunter. In allen anderen Weltgegenden, auch bei ausgeprägten Nomadenkulturen z. B. Asiens und Afrikas, bis bin zu den Mongolen z. B. gibt es diese Fähigkeit so gut wie nicht! Sie alle leben zwar zum großen Teil von den Erträgen ihrer Viehwirtschaft, aber sie müssen Rohmilch erst weiter verarbeiten, z. B. zu Käse und Joghurt, bevor sie sie als Nahrung verwerten können.

Allerdings ergaben die Genanalysen auch, dass die vorher hier ansässigen altsteinzeitlichen Jäger ebenso wenig die Vorfahren der Jetzt- Europäer sind wie die eingewanderten anatolischen Bauern. Es ist bis jetzt noch ein Rätsel, woher bzw. von welchem Volk die heutigen Europäer abstammen. Sicher scheint nur, dass sie damals hier noch nicht ansässig waren, also später zugewandert sein müssen; nur woher, ist völlig rätselhaft. (Wen es interessiert: In der Ausgabe 41/ 2010 (Im Reich der Milchbubis) hat der Spiegel einen gut lesbaren Artikel über dieses Thema geschrieben, und neuere Literatur ist auf Grund der Brandaktualität der Befunde noch nicht erschienen).

Kommen wir damit zurück auf unser eigentliches Thema. Dieses „neue“ Volk, also die damaligen Europäer, von denen wir noch nicht wissen, woher sie stammen, die Menschen also, die die heutige Wissenschaft nach ihrer typischen Keramikform „Bandkeramiker“ nennt, haben zwar neben Ackerbau und Viehzucht auch die Jagd betrieben, sie war aber zum Überleben nicht mehr unmittelbar nötig, konnten sie sich doch über Vieh- und Milchwirtschaft mit den nötigen Proteinen versorgen. Es entwickelte sich die erste, bis vor kurzem wissenschaftlich noch gar nicht erkannte und beschriebene Hochkultur in Mitteleuropa – die Himmelsscheibe von Nebra, nach deren Erscheinen immer mehr gezielt gesuchte und auch gefundene großartige Ringanlagen, das spätere Stonehenge, sie alle zeugen davon. Wie diese Menschen gelebt haben, ist in weiten Teilen noch unbekannt – so viel aber scheint gewiss: Sie verfügten über eine hoch entwickelte Landwirtschaft und Kultur, sie lebten in einem Klima- Optimum, es gab offenbar keine größeren Kriege und Eroberungen, es gab sicher die ersten hierarchischen Strukturen, Grabfunde zeigen davon, es gab so gut wie sicher einen regen Fernhandel, durch Funde belegt, und zwar über Kontinente hinweg, und es war offensichtlich eine friedliche, eine sichere Zeit auch für das „gemeine“ Volk.

Dann aber kam es zum nächsten entscheidenden Umbruch in der europäischen Geschichte: Von ca. 3.000 bis 1.000 v. Chr. erfolgte in mehreren Wellen die Einwanderung neuer Völker, der Indogermanen, von Osten her in Europa. Maria Gimbutas, Prähistorikerin und Anthropologin, entwickelte in diesem Zusammenhang ihre Kurgan- Hypothese, benannt nach den auffälligen Grabhügeln dieser Kultur, den Kurganen, und nennt als Ursprungsgebiet der Indogermanen die südosteuropäischen Steppengebiete, also im weitesten Sinne den Raum der heutigen Ukraine, des Nordkaukasus, Kasachstans. Obwohl es viel Widerstand und Gegentheorien gibt, es spricht vieles dafür, dass sie Recht hat, aber gerade auf diesem Spezialgebiet der Geschichtswissenschaften ist zur Zeit eine Menge Bewegung. Im Wesentlichen, und zumindest das scheint unstrittig, definieren sich die Indogermanen aber durch ihre Sprache, die sie fast ganz Europa und großen Teilen Asiens übergestülpt haben: Das Indogermanische, ein Kunstwort, gebildet aus den Worten Indisch (das in Indien als reine Gelehrtensprache überkommene, heute noch gebräuchliche Sanskrit ist indogermanischen Ursprungs) als am weitesten östlich bekannte, bis zum Germanischen als am weitesten westlich angesiedelte Sprachgruppe.

Sie betrieben keinen Ackerbau, sondern waren nomadisierende Viehzüchter, hoch organisierte, wahrscheinlich clan- strukurierte kriegerische Völker mit einer ausgeprägt patriarchalischen Hierarchie. Bei ihnen aber, so viel ist sicher, nahm die Jagd einen wichtigen Teil des täglichen Lebens ein, man kann es wohl vergleichen mit der Lebensweise der Mongolen 4.000 Jahre später. Die Gründe waren einmal die reine Freude an der Jagd und an dem damit verbundenen Lebensgefühl, zum anderen der Abwehrkampf gegen die Wildformen ihres Viehs, ihrer Pferde und Rinder. Durch Deckung ihres Zuchtviehs, die ja in freier Weide gehalten wurden, durch z. B. Wildstiere und Wildhengste, gerieten die jahrzehnte-, jahrhundertelangen Domestikations- und Zuchterfolge in Gefahr.

Im Gegensatz zu den alten Jägerkulturen und den anatolischen Neubauern aber vermischten sich diesmal die jetzt hier ansässigen Ackerbauern mit den Neuankömmlingen auch genetisch, sie bildeten gemeinsam den Genpool der heutigen Europäer. Wobei die zugewanderten Indogermanen jedoch, obwohl nach den Befunden offensichtlich weit in der Unterzahl, die Altvölker, also die Bandkeramiker, kulturell und soziologisch eindeutig dominierten. Die jetzt neu entstehenden Völker übernahmen weitgehend sowohl die Gesellschaftsformen der Neuankömmlinge als auch deren Sprache, mit Ausnahme der Basken und der finno-ugrischen Nordostvölker. Die ebenfalls zur finno- ugrischen Sprachgruppe gehörenden Ungarn erschienen erst im frühen Mittelalter in ihren heutigen Gebieten.

Wollten sie nicht untergehen, mussten die Neuankömmlinge, schon auf Grund der völlig anderen Umwelt mit den hier vorhandenen ausgedehnten Wäldern und Mooren, die alten Viehzucht- und Beweidungsmethoden der neuen Umwelt anpassen, vor allem die Ackerbau- und Waldweidekultur der Altvölker übernehmen. Was aber von den Indogermanen einfloss, war die starke Bedeutung der Jagd. Mit Ausbildung der indogermanischen europäischen Teilvölker (Germanen, Kelten, Slawen, Griechen, Romanen etc.) entstanden die ersten auch geschichtlich beschriebenen europäischen Kulturen. In ihnen allen, angefangen von den Griechen über Kelten und Römer bis hin zu den anschließend sich bildenden germanischen Reichen, spielte die Jagd eine große Rolle im täglichen Leben. Sie war allgemeines Recht jedes Freien und galt für die Jugend als notwendige Vorbereitung auf das Leben.

Bei den Germanen wurde spätestens mit Gründung und Etablierung des fränkischen Reichs die Jagd, vor allem die Jagd auf Groß- bzw. Hochwild, zum exklusiven Recht des Königs, sie wurde zum königlichen Regal (lat. regere = herrschen („regieren“), s. rex = König), was bedeutete, dass allein der König zur Jagd berechtigt war. Schon unter Karl dem Großen entstanden die ersten Bannforste bzw. Wildbanne, große Waldgebiete, die weitgehend aus der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wurden und ausschließlich dem Herrscher bzw. seinen ausdrücklich mit diesem Recht Belehnten zur Nutzung als Jagdreviere vorbehalten waren. Mit Entstehen der späteren regionalen Gebietsherrschaften wie Herzog-, Fürsten-, Bistümer und Reichsstiften wurde neben anderen königlichen Regalen wie z. B. Münz- und Gerichtswesen vor allem das Jagdregal von diesen lokalen Feudalherren für ihren Herrschaftsbereich übernommen. Die Jagd wurde zum Statussymbol der Herrschenden, dem kleinen Mann wurde sie, meist zusammen mit der Fischerei, zunehmend rigide und bei Androhung wahrhaft drakonischer Strafen verboten. Lediglich in einigen kleineren Reichsgebieten war den freien Bauern in engen Grenzen noch die Niederjagd erlaubt. Beim Adel aber entwickelte sich eine pompöse, am Ende geradezu obszön aufwändige Jagdkultur, die mit unseren heutigen Auffassungen von Weidgerechtigkeit, Wildbiologie und Tierschutz in keinster Weise in Einklang zu bringen wäre. Vor allem die Landwirtschaft hatte unter völlig überhöhten Wildbeständen zu leiden, die Wildschäden kosteten manche Existenz; dennoch war es verboten, oft genug bei Androhung der Todesstrafe, sich gegen marodierende Sauen und Hirsche in den Feldern zur Wehr zu setzen – was nichts anderes als eine üppige Ganzjahres- Fütterung war.

Die durch die napoleonischen Befreiungskriege gegen den erbitterten Widerstand des Adels ausgelöste Reformwelle im Gebiet des Deutschen Bundes ( z. B. die Stein´schen Reformen in Preußen) umfasste auch eine erste grundlegende Bodenreform; mit der Revolution von 1848 wurden dann in fast ganz Deutschland die Bauern endgültig und unwiderruflich, nach Leistung von meist zumutbaren Ablösezahlungen an die vormaligen adligen Großgrundbesitzer, auch Eigentümer des von ihnen und ihren Familien oft schon seit Jahrhunderten bewirtschafteten Landes. Gleichzeitig wurde das Jagdrecht strikt an das Eigentum von Grund und Boden gebunden. Für die befreiten Bauern gab es damit die alten Beschränkungen nicht mehr, auf allen „befreiten“ Flächen, mit Ausnahme adligen, allodialen Großgrundbesitzes, durften die Wildbestände de facto ohne Einschränkungen bejagt werden – und wurden entgegen den immer wieder kolportierten Meldungen weder ausgerottet noch auch nur wesentlich dezimiert, sieht man von kleineren städtischen Randgebieten einmal ab. Es gab zwar keinerlei Regularien, sowohl was die Größe des Grundbesitzes als auch was Jagd- und Schonzeiten anging, dennoch erfreuten sich fast alle Wildbestände ungebrochener Vitalität, auch wenn das genaue Gegenteil von den vormaligen Jagdberechtigten immer wieder behauptet wurde, wollte man doch auf diesem Wege die alten Verhältnisse wiederherstellen. Der Grund für die ungestörte Entwicklung der Wildpopulationen war banal: Die plötzlich jagenden Bauern hatten, nachdem der üppige Überschuss an Wild auf ein landschaftsverträgliches Maß zurückgeführt war, weder Zeit und Lust, 24 Stunden am Tag jagen zu gehen, noch hatten sie die nötige, geschweige denn unsere heutige moderne Ausrüstung dazu. Man ging zum bäuerlichen Tagesgeschäft über. Was der Adel mit seinen revisionistischen Attacken aber erreichte, war eigentlich überhaupt nicht beabsichtigt.

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Die ersten Jagdgesetze

Schon in der Gründungsphase des Deutschen Reichs nämlich wurden zunächst in Preußen, dann in vielen anderen deutschen Ländern die ersten Jagdgesetze erlassen, es blieb dabei aber ausschließlich bei Landesjagdgesetzen. Nicht aufgehoben als eine der wenigen Errungenschaften der Revolution von 1848 wurde die strenge Koppelung des Jagdrechtes an das Grundeigentum, auch wenn es, s. o., sehr große Anstrengungen des Adels gab, das alte Jagdregal zurückzuerhalten. Es wurden Mindestgrößen für Jagdreviere festgelegt, die ersten Schonzeiten gesetzt, kurz, das Jagdwesen näherte sich peu á peu den heutigen Verhältnissen an. Aber auch unter den neuen gesetzlichen Regelungen, die nun tatsächlich für Jeden einklagbar waren, war die Realität nach wie vor, dass die Jagd de facto bis zum Ende des ersten Weltkrieges und darüber hinaus weitgehend in den Händen von Adel und Großbürgertum blieb. Die alten feudalen Verhaltensweisen wurden weitgehend beibehalten und vom (neu-) reichen Großbürgertum willig und beflissentlich kopiert; man wollte dazugehören. Es bildeten sich, mit wenigen regionalen Ausnahmen von Gegenden mit einem traditionell starken und freien Bauerntum wie z. B. das Münsterland und Oberbayern, wieder exklusive Herrenklubs aus, die alles daransetzten, ihre Exklusivität auch zu bewahren. Mit der Folge, dass natürlich die Öffentlichkeit das Ganze wieder mit zunehmendem Argwohn betrachtete. Man kann aber davon ausgehen, dass auf Grund der damaligen gesellschaftlichen Strukturen weit mehr als 90 % der Gesamtbevölkerung wahrhaftig andere Sorgen hatten als die Jagd – sie wollten einfach nur überleben. Kurz: Die Jagd war beim Großteil der Bevölkerung, neudeutsch ausgedrückt, als gesellschaftliches Phänomen gar nicht „auf dem Schirm“, sie blieb damals ein Thema der vermeintlich Privilegierten, der Reichen, der etablierten „höheren Zehntausend“, heute weitgehend der lediglich 350.000 Jäger – ein Umstand, der, zum Nachteil der Jagd, leider noch heute zu verzeichnen ist.

In der Weimarer Republik bekamen die Bemühungen um eine entschlackte, reichseinheitliche und durchführbare, den gesellschaftlichen Strukturen angepasste Jagdgesetzgebung neuen Schwung. Zunächst allerdings, man glaubt es nicht, trat der noch junge rumänische Staat hervor. Hier wurde in der Phase der Staatsgründung (1920) ein neues Jagdrecht entwickelt, das so gut war, dass das meiste davon dann auch von Preußen unter seinem langjährigen Ministerpräsidenten Otto Braun übernommen wurde. Braun war Sozialdemokrat und begeisterter und passionierter Jäger, weswegen er übrigens damals schon sowohl von links, also seinen Parteigenossen, als auch von rechts dauernd angefeindet wurde, natürlich mit jeweils den lagereigenen weltanschaulichen und damit diametral entgegengesetzten Argumenten. (Was die uralte Erkenntnis unter Beweis stellt: Du kannst so gut sein, wie Du willst – wenn jemand stänkern will, stänkert er, egal, aus welcher Ecke und mit welcher Begründung.) Unter seiner Ägide jedenfalls wurde ein entsprechender Gesetzentwurf ausgearbeitet. Otto Braun wurde jedoch vom damaligen Reichskanzler von Papen im Juli 1932 rechtswidrig politisch kaltgestellt, bevor dieser Entwurf Gesetz wurde; er selbst musste 1933 vor den Nazis in die Schweiz fliehen.

Der neue Jagdreferent im preußischen Forstministerium aber, Ulrich Scherping, hatte den Wert des vorbereiteten Gesetzes erkannt und wollte es unbedingt durchsetzen. Also suchte er Verbündete unter den braunen Machthabern – und fand den wichtigsten in Hermann Göring, der übrigens bis zu diesem Zeitpunkt nie irgendwelche jagdlichen Ambitionen hatte erkennen lassen. So wurde das seinerzeit als vorbildlich geltende deutsche Reichsjagdgesetz 1934 verabschiedet, und zwar eins zu eins in der Fassung des Sozialdemokraten Otto Braun. Der Umstand aber, dass einige einleitende Sätze des neuen Gesetzes auf Göring zurückzuführen sind, genügte als Begründung für die bekannten späteren Verunglimpfungen vollauf.

Leider wurde aber auch unter den neuen gesetzlichen Vorgaben die verschwiemelte Exklusivität beibehalten; hörte und vor allem sah man in der Öffentlichkeit, in Zeitungen und meist propagandistischen Filmbeiträgen von der Jagd, dann immer im Zusammenhang mit Bildern und Berichten über Partei- und Wirtschaftsprominenz, immer im Zusammenhang mit dem abstrusen sozial- darwinistischen Weltbild der Nazis. Das setze sich – nachvollziehbar – in den Köpfen fest. Nach Kriegsende stand fest, dass es einiges gab, das verändert werden musste, aber nicht, was das Jagdgesetz an sich betraf, sondern eher die Art und Weise, wie man damit umging.

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Jagd in der noch jungen Bundesrepublik
Auftritt der Grünen, der „Naturschutz“- Verbände

In den frühen Nachkriegsjahren stand die Jagd gar nicht auf der Agenda, man hatte ganz andere Sorgen. Zudem war jedem deutschen Staatsbürger die Jagd bei hohen Strafen verboten, was ganz banal darin begründet lag, dass zur Jagd nun einmal das Führen von Waffen Voraussetzung ist, und das Misstrauen der Alliierten saß noch tief. Mit Gründung der Bundesrepublik bekam dann das alte Jagdrecht wieder Geltung, unsere Gründungsväter sahen keinen Anlass, es zu ändern, die Ausübung der Jagd lag wieder allein in deutschen Händen. Vor allem die großen Konzerne hatten schnell alle ihr Repräsentationsrevier, damals übrigens unter „Betriebsausgaben“ steuerlich noch absetzbar. Jährlich wurden Geschäftsführung, Vorstand, Aufsichtsrat, Geschäftspartner und Politiker zur Jagd im exklusiven Rahmen geladen, alles natürlich unter sorgfältigem Ausschluss der Öffentlichkeit, es wurde in schöner Offenheit schlichte Abschottungspolitik betrieben, man blieb unter sich. Wir Kinder, damals Tag für Tag im Wald zu finden, empfanden sie durchweg als arrogante Bonzen. Dazu kamen zu Recht kritisierte Auswüchse.

Bei uns gab es im Revier der damaligen Harpener Bergbau AG, nach meiner Schätzung ca. 1.000 ha groß, in der Revierförsterei eine große Fasanerie. Pünktlich zur „Diplomatenjagd“ wurden mehrere hundert Tiere dann im Revier (Rahmer Wald) ausgesetzt; reines Flintenfutter. Schon wegen solcher Dinge waren die Proteste berechtigt. Und es gab die ersten Proteste. Da sich Jägerschaft und Jagdverbände damals aber in die Schmoll- und Trotzecke zurückzogen statt sich der Debatte zu stellen, gerieten sie zunehmend in die Defensive. Dazu kam die Präsentation der Jagdverbände in den Medien immer verstockt, blasiert herüber, teilweise mit hanebüchenen, völlig überholten Argumenten. Der Jagd dienlich war das Ganze nicht. Denn in den 60-er Jahren wurde die Öffentlichkeit generell kritischer gegenüber etablierten gesellschaftlichen Gruppierungen, vor allem traute man sich mehr und mehr, sich auch laut zu äußern. Insbesondere geschah das gegenüber solchen Institutionen und Verbänden, die man aus dem „Dritten“, dem „1.000- jährigen Reich“ noch ungut in Erinnerung hatte, eben weil sie damals sehr medienpräsent waren. Unseligerweise traf das auch auf die Jagd zu, zu frisch war allen noch der „Reichsjägermeister“ Hermann Göring in Erinnerung, den es zwar Gott sei Dank keine tausend, aber immerhin zwölf unselige und lange Jahre unentwegt vor jede erreichbare Kamera gedrängt hatte. Politik und Wirtschaft kamen auf den Prüfstand, und es gab gute Gründe dafür, denn noch funktionierten vielfach die alten Seilschaften und Beziehungsgeflechte. Dazu noch kam der wachsende Protest gegen den bedenkenlosen und systematischen Raubbau an Natur und Umwelt durch Industrie und Wirtschaft, der sich zunehmend lautstark Luft machte. Neue Akzente wurden gesetzt, es formierten sich Naturschutzverbände und –organisationen; letztlich ist auch die Partei der Grünen aus dieser Gemengelage entstanden. Diese verschiedenen Gruppierungen mussten, wollten sie gegen die herrschenden Widerstände überhaupt Gehör finden, ihre Aktivitäten möglichst wirkungsvoll koordinieren. Damit geriet aber auch die Jagd, weil damals oft als mit Politik und Wirtschaft stark verbandelt gesehen, ins Fadenkreuz, und sie war angreifbar, aus den oben genannten Gründen. Nun steht die Jagd bei uns Gott sei Dank auf einem verfassungsrechtlich starken Fundament, sonst wüsste ich nicht, ob wir heute nicht schon holländische Verhältnisse hätten. Und nach und nach bewegten sich dann endlich auch die Jagdverbände: Nicht (mehr) haltbare Verhaltensweisen und Methoden wurden jetzt auch intern diskutiert und abgestellt, die Präsentation wurde nach und nach besser. Dennoch blieb man in der Defensive, nicht zuletzt deshalb, weil die Naturschutzverbände in der öffentlichen Wahrnehmung ihre Positionen mittlerweile enorm verstärkt hatten und nun, nachdem jahrelang von beiden Seiten mit harten Bandagen gekämpft worden war, nach ihrem „Sieg“ zu keinem Einlenken mehr bereit waren.

Denn mittlerweile hatten sie auch „Blut geleckt“. Es ging, zumindest im Zusammenhang mit der Jagd, längst nicht mehr um die Abstellung irgendwelcher Missstände. Es ging (und geht) zunehmend um Einfluss, um Posten und Pöstchen, um Mandate und damit um Geld. Das glauben Sie nicht? Ich schon. Wir erinnern uns: 80 % Zustimmung in der Bevölkerung. Das heißt, die Bürger hatten die Veränderungen bei der Jagd registriert und offensichtlich als ausreichend anerkannt, sonst käme diese breite Zustimmung nicht zu Stande. Dem konnten und wollten Naturschutzverbände und Grüne natürlich nicht folgen, denn damit drohte – und droht – der „Wegfall der Geschäftsgrundlage“. Deshalb Angriff auf die Jagd, hektische Opposition um jeden Preis. Und sie hatten (und haben) es relativ leicht mit ihren Angriffen, sie waren durch jahrelange geschickte Darstellung mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein nicht nur als Sitz der alleinigen Kompetenz, sondern auch als letztendliche Entscheidungsinstanz in Sachen Naturschutz etabliert. Was, wie man leider konstatieren muss, auch deswegen so leicht möglich war, weil die Jägersleute und ihre Verbände sich für so unangreifbar und sakrosankt hielten, dass sie die Entwicklung desaströs unterschätzten und das Feld bereitwillig räumten, ohne auch nur den geringsten Versuch zu machen, dem Geschehen mit einer überarbeiteten Darstellung nach außen zu begegnen. Denn das erwartete damals sowohl Öffentlichkeit als auch eine in diesem Themenbereich völlig überforderte Politik: Fachliche Kompetenz und die Aufzeigung von Lösungswegen aus der mittlerweile als zunehmend untragbar empfundenen Umweltmisere. Nur waren Jägerschaft und Jagdverbände nicht bereit, diese Rolle zu übernehmen, zu gewaltig schienen ihnen wohl die damit nötig werdenden Reformen. Das größte Problem waren dabei wohl die Interessenkonflikte, in denen sich fast die gesamte damalige Führungsstruktur der Jagdverbände befand: Auf der einen Seite stark eingebunden in Politik und Wirtschaft mit ihren eingefahrenen Gleisen, auf der anderen Seite die Forderungen der Basis, die zwar nicht laut aufbegehrte, aber zunehmend murrte. Es wurde aber nicht der zu einer grundlegenden Neuorientierung nötige Druck aufgebaut, und so blieb es auf lange Strecken so, wie es jahrzehntelang war: Miefig, provinziell, vor allem vorgestrig.

Ich bin gefragt worden, wie ich zu diesen Schlüssen komme. Nun, Schlüsse ziehen brauche ich gar nicht, denn ich habe es so selbst erlebt und empfunden. Ich war damals noch kein Jäger, aber absolut pro Jagd eingestellt, was mir oft genug Probleme einbrachte: Ich war gesellschaftspolitisch interessiert, wie viele Schüler und Studenten damals, und gegen die Jagd zu sein war in der politisch engagierten Jugend aus den o. a. Gründen en vogue; also stand ich relativ isoliert da. Ich hab´s aber überlebt. Mein Eindruck aber und nicht nur meiner war, dass die Jägerschaft überhaupt nicht registrierte, ja gar nicht im Stande war zu registrieren, was eigentlich geschah; auf neudeutsch würde man heute sagen, dass sie nicht über die dazu nötige Software verfügten. Zu beobachten war eigentlich nur Verstörung, Unverständnis – und aus diesem hilflosen Unverständnis heraus der trotzige Wille, nichts ändern zu wollen, eine Melange, die für viel zu lange Jahre zu einer aggressiv- defensiven Wagenburgmentalität führte.

Die Politik hatte schnell kapituliert und überließ NABU, BUND bzw. deren Vorläufern das Feld. Nicht ohne eine gewisse Erleichterung, hatte man doch jetzt von der Außenwirkung her kompetente Strukturen und Verbände, die dank einer geschickten Öffentlichkeitsarbeit beim Bürger große Reputation erworben hatten und in vielen Dingen damals tatsächlich auch über einige Sachkompetenz verfügten. Nach und nach überließ man ihnen völlig das Feld, denn man erkannte schnell, dass selbst Maßnahmen, die für den Bürger unbequem waren, bereitwillig toleriert wurden, wenn die Gütesiegel „NABU“, „BUND“ oder similiter draufklebten. So ging es viele Jahre, das System funktionierte – und fuhr sich ein. Gar nicht wahrgenommen wurde dabei nur eine scheinbare Kleinigkeit – nach und nach haben sich eingetragene Vereine mit dem ursprünglich alleinigen und honorigen Ziel „Naturschutz“ zu außerparlamentarischen Superministerien entwickelt, mittlerweile mit dem Anspruch auf Alleinkompetenz für Umwelt, Natur, Wald, Gentechnik, Biologie, alternative Energien, Energiepolitik – Ende der Aufzählung offen.

Das Ergebnis solcher Fahrlässigkeit: Für gemeinnützig erkannte Umwelt- Konzerne mit Zig- Millionen- Budgets, mit freiem Zugang zu allen denkbaren Subventionstöpfen, spenden- und brüchtenverwöhnt, mit Posten, Pöstchen und Pfründen, parteipolitisch tief verankert und politisch intimst informiert, mit mittlerweile nicht mehr überschaubarem Einfluss auf die Politik insgesamt, in einem Umfang, der den der Jägerschaft selbst in deren besten vergangenen Zeiten, der ja immer vehement kritisiert wurde, um 10-er- Potenzen übersteigt- – das alles ohne jede demokratische Legitimierung und Kontrolle. Wem nach sanftem staatsbürgerlichem Grusel zu Mute ist, der sollte z. B. auch einmal den NABU und seine Strukturen googeln.

Es ist auch keineswegs Zufall, dass der NABU, ursprünglich in Stuttgart beheimatet, der politischen Macht hinterher zog, zunächst nach Bonn, dann nach Berlin– effektiver Lobbyismus und politische Effizienz brauchen kurze Wege. Mithin kann man, will man diese „geordneten“ Verhältnisse nicht gefährden, die Totalopposition nicht aufgeben. Wolf-, Luchs-, Biberbeauftragte (wobei es mittlerweile gefühlt mehr Wolf- und Luchs- Beauftragte als Wölfe und Luchse selbst gibt), Umweltreferenten, das alles muss durchgesetzt werden, ist aber teuer, und wenn man die Mittel dafür fordert, muss man das begründen. Jagd muss also attackiert werden, um das eigene Geschäftsmodell nicht zu gefährden, und das wird konsequent getan.

Denn Jäger sind unbequem. Weil sie die Dinge, die NABU, BUND sich teuer bezahlen lassen, nicht nur umsonst tun, sondern darüber hinaus den Staat und damit die Steuerzahler mit zusätzlichen unentgeltlichen Leistungen wie Biotop- und Artenschutz, mit dem Anlegen und der Pflege von Biotopen, von Umweltinseln, mit Öffentlichkeitsarbeit massiv unterstützen. Und nicht zuletzt: An dem jährlichen Milliardenaufwand der Jäger (aus versteuertem Einkommen wohlgemerkt!) hängen zigtausend Arbeitsplätze allein in Deutschland ab. Gott sei Dank konnte man bis jetzt mit hochgradig infiltrierter Presse verhindern, dass sich das auch bis zu Otto Normalbürger durchspricht. BILD und Praline hat man immer auf seiner Seite, ZDF und 3SAT seit neuerem auch. Dementsprechend ist das Niveau der Berichterstattung. Und man ist sich keiner Schuld bewusst. Objektiver Journalismus? Was ist das denn? Gerade noch habe ich ein Interview gesehen mit einem Redakteur des ARD, in dem der, völlig ohne Verständnis für diese Frage, für Journalisten ganz selbstverständlich das Recht in Anspruch nimmt, Berichterstattung natürlich voreingenommen vorzunehmen. („Zapp, Das Medienmagazin“, MDR 3, 7. März 2014, 15:00 Uhr: Ukraine: Berichterstattung durch die West-Brille?)

Die Politik? Wir wissen, wie gewissenlos sogar von Seiten von FDP und CDU in der Vergangenheit die Interessen der Jagd, der Jäger verkauft wurden um des reinen Machterhalts willen, denken wir nur an das Saarland. Hier zählen drei Dinge: Macht, Geld, Einfluss, nichts sonst. So hehre Begriffe wie „Verfassungstreue“, „mündiger Bürger“ u. ä. sind zwar ganz hilfreich beim Abhalten salbungsvoller Reden, aber im politischen Alltag höchst lästig. Die sollen gefälligst wählen gehen und uns unsere Arbeit tun lassen. Basta.

Und wer wäre für NABU, BUND besser als Feindbild geeignet? Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Attackieren und weitgehendes Lahmlegen eines gefährlichen, weil weit leistungsfähigeren Konkurrenten, Bedienung des grün- alternativen Feindbilds, das sich zu 90 % durch die Journaille zieht. Man kennt sich, man hilft sich.  Was uns blüht, sieht man zur Zeit im Kanton Genf in der Schweiz: Nach Abschaffung der Jagd zig Millionen Aufwand jährlich für den Steuerzahler, dafür jede Menge staatlich eingestellter und alimentierter „Wildhüter“. Die allerdings alles andere tun als Wild hüten, sie gehen ganz profan jagen. Allerdings mit Nachtsichtgeräten und ähnlichem Gerät, für „Jäger“, diese Kretins, strikt verboten. Aber weil´s ja „Wildhüter“ sind, ist das was anderes.

Hundehalter, die Arbeitgeber oder gar den Normalbürger jedenfalls kann man ja schlecht als Feindbild aufbauen. Von dem einen wird man gewählt, von dem anderen erhält man Spenden, der dritte zahlt einen erheblichen Teil des Steueraufkommens, das geht also gar nicht. Folgerichtig wird ein zunehmend ideologischer Feldzug geführt. Und man hat mittlerweile erkannt, dass man streng legalistisch vorgehen muss, will man den Wähler nicht verprellen; schließlich sind die Grünen, sieht man vom ehemaligen 20 % – Strohfeuer wegen Fukushima, schon jetzt wieder auf deutlich unter 10 % abgerutscht. Absehbar ist also bestenfalls wieder um die 10 % Zustimmung im Wahlvolk. Von einer Mehrheit ist man damit weit entfernt. Eine Art Ermächtigungsgesetz wäre zwar ein Traum, ist bei den Mehrheitsverhältnissen aber absehbar nicht in Sicht. So oder so – das Pendel ist weit, mittlerweile ein Vielfaches zu weit, ins Extrem pervertierter Naturschutz ausgeschlagen, so weit, dass es in dieser Ausprägung eigentlich nicht mehr tolerierbar ist, weder für Gesellschaft und Wirtschaft noch für die Jagd.

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Einfluss – oder fehlender Einfluss – der Jägerschaft auf die Politik

Unser Anliegen ist die Jagd, und hier muss korrigiert werden. Von wem sollte das angestoßen werden, wenn nicht von uns? Umweltverbände und Grüne attackieren unverdrossen aus einer vermeintlichen Position der Stärke. Zwar haben wir Jäger und unsere Verbände uns in den letzten Jahren endlich „berappelt“, dennoch ist die Rückeroberung unserer Positionen mühsam und gelingt nur in kleinen Schritten. Himmelweit entfernt allerdings sind wir von den Einflussmöglichkeiten von NABU und BUND. Und oft genug warfen und werfen die etablierten Parteien den neuen Sheriffs die Jagd auch zum Fraß vor, wie zuletzt im Saarland – Parteipolitik, Machtgekungel, frei nach Adenauers Bonmot „Watt kümmert mich mein Jeschwätz von jestern?“

Aber selbst Grüne, NABU, BUND mussten erkennen, dass es ohne Jagd einfach nicht geht, sie sind daher auf uns angewiesen, denn wer sollte uns ersetzen? Sie wagen es daher trotz ihres momentan starken Einflusses nicht, frontal gegen die Jagd vorzugehen. Auch sie wollen zwar die Jagd nicht mehr verbieten, aber sie wollen sie vollständig unter ihre Direktive bekommen. Für jeden wirklichen Jäger und Naturfreund eine Horrorvorstellung. Denn was uns und die Tierwelt dann erwartet, bekommen wir in natura vorgeführt in (steuerfinanzierten) Experimenten wie Oostvardersplassen und ähnlichen „Projekten“ unter der Aegide der Naturschutzverbände. Wie aber die Lufthoheit erringen? Der ÖJV als nützliches Instrument hat nicht so recht reüssiert, und ein Frontalangriff auf die unbotmäßigen „freien“ Jäger ist aus den erwähnten Gründen einfach nicht opportun. Was also tun? Man bedient sich tunlichst mit möglichst unschuldigem Gesicht der Kaplan´schen 1) Salamitaktik.

Der politische Einfluss wurde und wird effektiv genutzt, um systematisch Kompetenzen zu beschneiden, Zuständigkeiten zu entziehen, zu bürokratisieren auf Deubel komm raus, und, vor allem, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu provozieren, immer unter dem lebhaften Beteuern, dass man gegen die Jagd an sich nichts habe. Zwar nicht so durchschlagend wie erhofft, aber dennoch hilfreich und nützlich zeigt sich das Helferlein ÖJV dabei, als lupenreiner Apologet der rein forstwirtschaftlichen Interessen. Die wiederum werden definiert durch die Grünen, die sich möglichst in jedes Umwelt- und Landwirtschaftsministerium drängen. Wer im Staatsforst also heute Karriere machen will, tut gut daran, sich deren reine Lehre anzueignen und sich von guten alten försterlichen Jagdtraditionen möglichst vollständig zu verabschieden. Parole: Wald vor Wild. Wie sich das Ganze verträgt mit dem eigentlich hehren Anspruch auf „naturnahe“ Wälder, erschließt sich eigentlich niemandem so recht. Denn der Begriff „naturnahe Wälder“ nach Definition der Grünen und der Forstwirtschaft sollte eigentlich der Ehrlichkeit halber ersetzt werden durch wwW (weitgehendst wildfreie Wälder). Möglich wird die stille Unterwanderung bzw. mittlerweile offen feindliche Übernahme der Land- und Forstwirtschaftspolitik und der noch nicht ganz gelungene Griff nach der Jagd natürlich nur durch den Koalitionshebel, der die grünen 10 % plus / minus x in Bundestag und den Landesparlamenten von der Wirkung her vervielfacht. Denn das darf man nie aus den Augen lassen: Wenn Sie auch einen Abgottsradau zu machen im Stande sind – verglichen mit den 80 % der Jagdbefürworter repräsentieren sie mit ihren Wahlergebnissen eine ausgesprochene Minderheit im Lande! Dennoch. Die Angriffe erfolgten an vielen Fronten.

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Das Jagdgesetz

Das Jagdgesetz z. B. geriet unter Dauerbeschuss. Beliebt wurde dessen Diffamierung als Nazi- Gesetz. Das genaue Gegenteil ist der Fall, wie weiter oben schon einleitend dargestellt. Wer sich für die tatsächlichen Vorgänge interessiert: Irgendein Mitglied des Bundestages muss irgendwann einmal von den Verdrehungen und Verunglimpfungen gründlich die Nase voll gehabt haben. So wurde der „Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages“ mit einer Ausarbeitung zur tatsächlichen Entwicklung beauftragt – mit ganz erstaunlichen Ergebnissen (Bearbeiter: Helmut Goeser, Abschluss der Arbeit: 1.10.2004 (überarbeitete Fassung); Reg.- Nr.: WF V G 192/03). Der Treppenwitz der Geschichte ist: Das erste deutsche Naturschutzgesetz, also die politische Basis unserer Umweltschutzverbände, ausgerechnet das ist tatsächlich ursächlich und originär auf unseren braunen Obernaturschützer Göring zurückzuführen. Sind alle Naturschutzfunktionäre also verkappte Nazis?

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Das Waffenrecht

Als besonders wirkungsvolles „Störmittel“ erkannte man schnell auch das Waffenrecht: Jeder Vorfall, jeder Todesfall durch Waffen wurde auf Druck vor allem der Grünen, neuerdings auch der Linken (warum sollte man liebgewonnene DDR- Gewohnheiten auch aufgeben?) zum Anlass genommen, das Waffenrecht für legale Waffenbesitzer und damit eben auch für Jäger zu verkomplizieren, meist mit den hanebüchensten Begründungen, immer aber mit massiven Auswirkungen auf die jagdliche Praxis. Ohne jede Auswirkung auf die damit angeblich angestrebte Erhöhung der öffentlichen Sicherheit natürlich, das liegt auf der Hand, denn das wirkliche Problem, die illegalen Waffenbesitzer, erreicht man mit keinem noch so drakonischen und komplizierten Gesetz. Dass die mit legalen Waffen begangenen Straftaten lediglich im Promillebereich liegen, darunter so gut wie keine aus Jägerbeständen (aber, nebenbei bemerkt,   einige aus Polizeihänden), wird dezent unerwähnt gelassen. Es wäre, das liegt wohl auf der Hand, vollständiger Irrsinn, wegen einiger weniger Ausnahmen unsere gesamte Polizei zu entwaffnen – bei den Sportschützen aber wird´s ernsthaft versucht, und die Jäger werden gleich mit kujoniert. Natürlich, ich höre es schon, die monströsen Amokläufe von Erfurt, von Winnenden, neuerdings von Utoya in Norwegen. So tragisch und unendlich traurig diese Tragödien auch waren – sie hatten ihre Ursache mit Sicherheit nicht im bestehenden Waffenrecht, sondern im jahrelangen Vorbeisehen an tatsächlicher oder vermeintlicher Zurücksetzung und Verletzung des Egos ernsthaft gestörter junger Menschen, und zwar von ihrem gesamten sozialen Umfeld, Familie und Schule eingeschlossen. Dazu kamen zumindest in den deutschen Fällen Verstöße gegen bestehende gesetzliche Bestimmungen, so dass beide an Waffen und Munition kamen. Solche Menschen brauchen aber nicht unbedingt Feuerwaffen – Äxte, Stichwaffen, aber auch selbst gebastelte Bomben oder Flammenwerfer sind nach wie vor für jeden ohne jedes Problem zugänglich, und Rezepte zum Bombenbau zieht man mit einem mouseclick aus dem Internet, aus dem Chemiebaukasten. Der illegale Waffenmarkt, siehe weiter unten, ist eine weitere Option. Warum aber dann der von der Politik aufgeführte Popanz gegen die legalen Waffenbesitzer? Die Antwort ist, ganz banal, die Furcht, dass sonst der Bürger ja beginnen könnte zu fragen, warum zum Teufel man nicht endlich etwas gegen die illegalen Waffenbestände in Deutschland tut. Die Schätzungen über die Anzahl dieser Waffen im Bundesgebiet differieren, von zwanzig bis vierzig Millionen gehen die Vermutungen – allein das ein Zeugnis für die tatsächliche Unfähigkeit und Hilflosigkeit der Politik, aber auch aller dafür zuständigen Behörden. Um dem Wahlbürger aber Aktivität vorzugaukeln, werden die Bestimmungen für den legalen Waffenbesitz, also den statistisch und tatsächlich belegbar völlig harmlosen, drastisch verschärft. Sancta simplicitas!

Jeder kennt sicher auch den uralten, abgedroschenen Witz von dem Betrunkenen, der in tief dunkler Nacht unter einer Laterne herumkraucht. Ein anderer Mann, der des Weges kommt, fragt ihn, was er da tue, und bekommt von dem Betrunkenen die Antwort, dass er seinen Schlüssel suche. Der Mann macht hilfsbereit mit. Nach langer erfolgloser Suche fragt er den Betrunkenen, wo er den Schlüssel denn verloren habe. Der zeigt auf eine dunkle Ecke, ca. 100 Meter entfernt. Der Mann: Warum um Himmels Willen suchen Sie dann hier? Darauf der Betrunkene: Weil hier viel mehr Licht ist.

Ein Witz, sicher, noch dazu keiner, der einen vom Hocker haut – aber genau so handelt der Gesetzgeber bei der Waffendebatte. Den Sumpf der illegalen Waffen, der Waffen, mit denen zu 99 % gemordet und geraubt wird, austrocknen? Ja wie denn, die werden von diesen Spielverderbern im Gegensatz zu Jägern und Sportschützen ja boshafterweise nie angemeldet. Da suchen wir doch lieber im Licht und halten uns an die angemeldeten Waffen. Da gibt´s wenigstens „action“, Nebelkerzen sind zur Volksverdummung immer hilfreich. Denn der Wähler, diese unberechenbare und damit zu fürchtende Größe, könnte wach werden und merken, wie er systematisch hinter die Fichte geführt wird. Verwaltung und Justiz haben außerdem schon genug damit zu tun, permanent am bestehenden Waffengesetz herumzudoktern. Das ist so bequem, denn da ist Licht. Genau in diesen Kontext passt z. B. die Berichterstattung über das Drama vom 25. Februar 2011, als ein Islamist zwei amerikanische Soldaten in Frankfurt erschoss. Der SPIEGEL, immer vorne weg bei der Beschneidung der Rechte legaler Waffenbesitzer, erklärt ganz nebenbei, so als handele es sich um die alltäglichste Sache der Welt, dass der Attentäter sich Waffe und Munition eine Woche zuvor für 1.000,00 € in der allbekannten Szene besorgt habe. Er ist also mal eben einkaufen gegangen, und der Spiegel, und nicht nur der, geht mit lässiger Eleganz über diesen Skandal hinweg. Beinahe untergegangen ist die Nebenbei- Bemerkung, dass anlässlich einer Hausdurchsuchung beim Vater des Attentäters eine weitere illegale Waffe, eine Pistole, gefunden wurde. Was wäre wohl passiert, wenn bei diesen Morden eine legale Waffe benutzt worden wäre? Ich wage gar nicht, mir das vorzustellen. Aber wie man sieht, ist es, obwohl seit vielen Jahren gebetsmühlenhaft darauf hingewiesen wird, gar kein Problem, in Deutschland illegal Waffen mitsamt Munition an der Ecke zu kaufen, und nicht nur „Normalwaffen“; sondern auch so nette Gegenstände wie Maschinenpistolen u. ä. Wie leicht das ist, wird nochmals unterstrichen durch die skandalösen Vorgänge in der rechten Szene, die Döner- Morde inbegriffen. Genau so gut könnte man die Dinger gleich beim Aldi ins Regal legen. Wenn es nicht ungesetzlich wäre, sollte man Jungjägern, angehenden Sportschützen und Sammlern eigentlich dringend dazu raten, sich ihre Waffen am schwarzen Markt zu kaufen. Das geht völlig unbürokratisch, ist vom Prozedere her ganz einfach, dazu viel billiger, man hat keinen unsinnigen Verwaltungskram am Hals und man läuft auch nicht Gefahr, verdachtsunabhängige und damit grundgesetzwidrige (§ 13 GG) Kontrollen über sich ergehen lassen zu müssen. Denn selbst wenn man dann, ganz, ganz selten, auffliegt: Für den illegalen Waffenbesitzer gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung, eine Durchsuchung und Kontrolle seiner Wohnung  ist nur möglich mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl, der erst beantragt werden muss und wohl begründet zu sein hat – so wie es das Grundgesetz aus gutem Grund vorschreibt. Da hat man meist jede Menge Zeit, die Dinger vorher bei „Freunden“ unterzustellen.

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Die militanten Tierschützer und die Jagd der indigenen Jägervölker 

Dann die militanten Tierschützer, siehe auch die Fußnote zu Kaplan1).Zahlreiche Vereine, Vereinchen und Plattformen bedienen sich bei ihren Attacken unter dem Mäntelchen „Tierliebe“ und „Tierrechte“ der in den vergangenen Jahrzehnten in der Öffentlichkeit entstandenen Bambi- Mentalität. Natur, vor allem die Tierwelt, wird vermenschlicht, in vielen Dokumentationen zu beobachten, mit der fatalen Folge der völligen Verkennung der Realitäten und der ökologischen Zusammenhänge in der Natur. Zum Mitschreiben: Schalenwild, unser Niederwild, kurz mit ganz wenigen Ausnahmen unser Wild in Gänze, ist von seiner gesamten Ökologie, seinen angeborenen Verhaltensweisen, seinen jeweiligen Reproduktions- Strategien und Sozialstrukturen her auf Bejagung und Prädatorendruck ausgerichtet, ja zur optimalen Erhaltung der Art, der Gesundheit seiner Bestände sogar genau genommen angewiesen. Deswegen kann man zum Beispiel, einer der zahllosen Brüche in der Argumentationskette der Jagdgegner, nur den Kopf darüber schütteln, dass gerade in Schutzgebieten und Reservaten, in denen ja weitgehend naturnahe Zustände sich einstellen sollen, ausgerechnet eine der wichtigsten Voraussetzungen dazu, nämlich die Jagd, verboten wird bzw. werden soll. Einigermaßen nachvollziehbar wäre das Ganze noch, wenn wir in diesen Gebieten auch einen gesunden und ausgewogenen Bestand an Großräubern wie Wolf, Bär und Luchs hätten – wovon wir Äonen entfernt sind. Die ökologische Funktion der Jagd also, dokumentiert ja durch die tierischen Jäger und allgegenwärtig, wird einfach völlig ausgeblendet. Wie bei Kleinkindern, die sich mit den Händen die Augen zuhalten, wenn sie etwas Unbequemes nicht sehen wollen. Ein Delphin ist in der öffentlichen Meinung „Flipper“ und kein knallharter, hoch effektiver Fischjäger. Dass die süßen Free- Willy- Orcas (die unter uns gesagt in Wirklichkeit gar nicht sprechen können!) Großwale und deren Kälber, Robben und Pinguine jagen und auf für unsere Begriffe ausgespochen grausame Weise zu Tode bringen, teilweise zu Tode spielen; dass Sauen systematisch Wiesen und Unterholz nach „Bambis“ absuchen und sie sich, einmal gefunden, mit Genuss und zumindest anfangs lebend einverleiben – wer weiß das schon? Dass die knuddeligen Teddybären, die lieben Wölflein, die niedlichen Kätzchen in freier Natur nicht die geringste Rücksicht darauf nehmen, ob das gerade ins Visier genommene Beutetier Junge führt, wen interessiert das? Natürlich, den Naturschutzverbänden ist das alles bekannt, aber man wird den Teufel tun, diese Fakten auch in der öffentlichen Wahrnehmung zu implementieren. Täte man das, müsste man die Frage beantworten, warum denn um Himmels Willen Menschen dann nicht jagen sollen, dazu noch, wenn der Jagdmensch im Gegensatz zu tierischen Jägern nach strengen, selbst auferlegten Regeln jagt: Keine Jagd in Schon- und Setzzeiten, keine Erlegung von führenden Muttertieren, von seltenen Wildarten u. v. a. m. Den dauernd auf den Sockel der jagdlichen Unschuld (in welcher Hinsicht eigentlich?) erhobenen jagenden Naturvölkern im Übrigen wären unsere Regeln der Waidgerechtigkeit, d. h. der selbst und freiwillig auferlegten Einschränkungen, vollständig Hekuba, ja sie würden die gar nicht verstehen.

Haben Sie z. B. einmal im Fernsehen die Grauwaljagd der ostsibirischen Tschuktschen gesehen? Ein stundenlanges, grausames Hinschlachten eines hoch sozialen, hoch empfindsamen Tieres mit kleinen, schmalblättrigen Harpunen. Oder die Jagd der Khoi- San in Botswana mit Schlingen, mit für unsere Begriffe zwar lächerlichen Flitzebögen, aber dafür absolut tödlichen Giftpfeilen? Ob Schlinge oder Giftpfeil – in beiden Fällen ist das Ergebnis ein langsames, qualvolles Ersticken, das sich auch über Stunden hinzieht. Nicht einer unserer selbst ernannten Umweltapostel und Tierschützer hat auch nur einmal die Stimme dagegen erhoben oder gefordert, dass diese Leute die Jagd einstellen. Um es klar zu sagen, ich auch nicht, denn es ist ihr Recht, so zu leben, sie tun es seit Tausenden von Jahren, sie haben gar keine andere Möglichkeit, und die Natur erträgt es erwiesenermaßen gelassen, ja sie duldet sogar noch ganz andere Grausamkeiten. Ob Innuit oder Khoi- San – sie, so wie alle übrigen Naturjäger, alle Beutegreifer, könnten sich im Gegensatz zu uns „modernen“ Jägern Beschränkungen im Sinne unserer Weidgerechtigkeit gar nicht erlauben, sie würden schlicht verhungern. Das ist eigentlich allen Kennern der Materie bekannt, nur wird das nicht gern an die große Glocke gehängt, weil man dann den Gegensatz „edler Wilder versus dekadenter Jäger“ nicht mehr zur Verfügung hätte. Allein das zeigt, wie verlogen und in sich widersprüchlich die Debatte von den Jagdgegnern geführt wird. Denn wenn die Jagd indigener Völker ohne wenn und aber akzeptiert wird, warum wird bei uns die Jagd von denselben Leuten massiv angefeindet? Nach aller Erfahrung mit der Szene sollte man keine plausible Antwort auf diese Frage erwarten.

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Das Selbstverständnis unserer „Freunde“ oder der Wahrheitsgehalt ihrer Prophezeiungen

Niemand sägt an dem Ast, auf dem er sitzt, zumindest dann nicht, wenn er noch alle gerade hat. Nun führt die krampfhafte Erhaltung eines Astes, vor allem, wenn das gegen jede Logik geschieht, allgemein zumindest zu einem schlechten Gewissen, und, wenn die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu offensichtlich wird, peu á peu auch zu einer Verhaltensänderung. Nur unsere professionelle Natur- und Tierschutzszene ist noch nicht so weit. Denn würde sie die Fakten auch tatsächlich zugeben, verlöre sie ihr einzig erhaltenes Feindbild und damit, das weiß sie nur zu genau, wird sie schnell bedeutungslos in der öffentlichen Wahrnehmung. Was mich persönlich dabei so auf die Fichte bringt, ist neben der vorsätzlich falschen Bedienung von Vorurteilen vor allem das scheinheilige Getue, mit dem das geschieht, in erster Linie die konsequent vorgetragene, blasiert- arrogante „Wir- sind- von- vornherein- die- besseren- Menschen“ – Attitüde.

Im Hinblick auf die bereits abgehandelte Nachkriegs- Diskussion war das ehemalige Engagement der Naturschutzverbände, auch das der Grünen, hilfreich. Aber die damaligen Fehlentwicklungen und überholten Methoden bei der Jagd sind mittlerweile abgestellt. Und deswegen wehre ich mich jetzt genauso gegen das andere Extrem – die völlig substanzlose, gegenstandslos gewordene Fundamentalopposition gegen die Jagd an sich. Und worum geht es noch? Schon lange nicht mehr um die Jagd, sie ist nur noch Mittel zum Zweck, nach dem Motto, ich haue den Sack, aber treffe den Esel. Denn welches Politikfeld haben z. B. die Grünen noch außer der so genannten Umweltpolitik? Die Außenpolitik? Fischer ist in der Toskana und damit alles andere als unglücklich, und wenn man ehrlich sein soll, richtige außenpolitische Duftmarken hat er nicht gesetzt. Er hat nur sehr geschickt sein Image gepflegt, vor allem aber hat er aus guten Gründen demonstrativ auf strikte Distanz zu seiner chaotischen Parteibasis geachtet. Die Umweltpolitik? Längst glaubwürdig auch besetzt von den etablierten Parteien. Die Atompolitik in der jüngsten Debatte nach Fukushima? Ein Strohfeuer, wenig nachhaltig, vor allem, wenn man sieht, dass sämtliche etablierten Parteien die Grünen in dieser Sache mit Radikalforderungen lässig überholen, denn wer hat den Sofort- Ausstieg so knallhart umgesetzt? Doch nicht die Grünen, nein, CDU und FDP haben in kürzester Zeit das durchgesetzt, wozu Grüne, NABU, BUND usw. in zwanzig Jahren nicht fähig waren! (Hätten sie´s gekonnt, hätten sie´s getan? Wegfall der Geschäftsgrundlage?) Finanzpolitik? Um Himmels willen, damit kann man sich entzaubern, Finger weg. In Wirklichkeit herrscht latente Unruhe in den Chefetagen der Grünen, von NABU, BUND, man fragt sich dort zu Recht: Was geschieht, wenn der Wähler, der Spender einmal wach wird und erkennt, dass wir mittlerweile eigentlich substantiell beliebig ersetzbar sind? Dann brechen schwere Zeiten an.

Und dennoch, ganz offensichtlich bedienen sie alle ja offensichtlich ein tief sitzendes Bedürfnis des Wählers, nämlich eine Leitlinienfunktion im komplexen Gefüge von Umwelt, Umweltschutz, Natur mit seinen vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten, den Wunsch nach kompetenter Information. Ein normal interessierter, berufstätiger Mitteleuropäer blickt in diesem zunehmend komplizierten Geflecht einfach nicht mehr durch, und die Wissenschaft, die die Fakten liefert, hat sich durch alle Zeiten schwer damit getan, ihre hart erarbeiteten diesbezüglichen Erkenntnisse auch zum Allgemeinwissen zu machen. Benötigt also werden Mediatoren, Leute, die trockene Fakten allgemeinverständlich in den Alltag des Bürgers zu transponieren in der Lage sind. Wenn wir also, aus guten Gründen, mit den derzeitigen Akteuren nicht einverstanden sind, müssen wir dem Bürger also eine zumindest gleichwertige personell- fachliche Alternative bieten. Wen, wenn denn nicht uns selbst? Denn eines können wir sicher besser als Grüne, NABU, BUND, und wir haben es sogar über die letzten Jahrzehnte auch bewiesen: Alles, was die sich vom Steuerzahler mit Millionen und Abermillionen fürstlich bezahlen lassen, können wir nicht nur mindestens genau so gut, ja wir machen das nicht nur umsonst, nein, wir I…… zahlen sogar noch Unsummen dafür!!  Vor solcher Konkurrenz graut es jedem Unternehmen in der freien Wirtschaft, warum sollte es bei unseren Gegenspielern anders sein?

Wirtschaft, Industrie – auch sie haben ihre Schularbeiten gemacht, gegen das heutige Umweltbewusstsein, die heutige Behandlung von Umweltthemen durch unsere Konzerne und Betriebe kann man wohl nicht mehr meckern. Aber obwohl ehemals die größten Sünder, wären sie eben sehr finanzstarke, sehr gefährliche Gegner, die außerdem Arbeitsplätze vorhalten, also Wähler und Spender beschäftigen. Auch wenn die Basis der Grünen zur großen Mehrheit aus Leuten besteht, die dem öffentlichen Dienst angehören, also keinerlei Lebensrisiko mehr haben, einem in jedem Fall bestens versorgten weiteren Lebensweg entgegensehen können – allzu sehr kann man es sich mit der Wirtschaft nicht verscherzen; schließlich fallen auch die üppigen Pensionen nicht vom Himmel, sondern werden von Steuern gezahlt, und die dazu notwendigen Gewinne werden sicher nicht von unserem öffentlichen Dienst erwirtschaftet. Und natürlich wegen der vielen Spender und Wähler, die nicht morgens immer recht und nachmittags immer frei haben. Oder haben Sie in den vergangenen Jahren ernsthafte Attacken der Grünen gegen die Wirtschaft an sich beobachtet? Ich nicht, abgesehen von dem Kohlekraftwerk in Datteln (EON). Und die Sache mit Datteln würde man auch gern aussitzen, aber die anhängige Klage hat vor vielen Jahren ein Landwirt vor Ort eingereicht, und wenn man sich jetzt distanzieren würde, wäre das den Hardcore- Wählern nicht zu vermitteln. Neuerdings wird aber auch konkret schon Einlenken signalisiert– natürlich nur aus Sorge um das Bestehen der rot- grünen Minderheitsregierung im Lande und natürlich, um eine Wiederkehr der schwarz- gelben Landesregierung zu verhindern, vor allem vor dem Hintergrund des (schwarz- gelben) Atomausstiegs, kurz, in diesem Fall ist man gezwungen, um des höheren Ziels willen zähneknirschend nachzugeben. Wirklich, es könnten einem die Tränen kommen. Was also tun, um in den Gazetten zu bleiben? Natürlich, wir haben ja noch die Jagd und die Jäger. Das muss in schlechten Zeiten reichen. Denn so richtig Themen besetzen kann man sonst nicht mehr. Erinnern wir uns nur an einige Fälle von hysterischer Panikmache der vergangenen Jahre, Panikmache, die aber regelmäßig und zielstrebig in Mandate und Posten umgesetzt wurden:

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Panik mit Methode

Das Waldsterben, als „le Waldsterben“ sogar in Frankreich als Lehnwort übernommen, gleichzeitig ein Synonym für typisch deutsche Überreaktionen, im englischen Sprachraum als die berühmte und beschmunzelte „german angst“ bekannt. Fachleuten seit langem bekannte und völlig natürliche, aber temporäre Phänomene wurden zu „le Waldsterben“ umgedeutet und aufgeputscht, mit düster- mahnender Unterstützung so gut wie aller, auch eigentlich seriöser Publikationsorgane. Die leicht erklärbaren und regionalen Schäden wurden als unumkehrbar und endzeitartig bezeichnet. Besonnene Leute, Wissenschaftler, die mahnten, die Diskussion zu versachlichen, den Ball flach zu halten, wurden rüde, mit gespielter Empörung niedergeschrien, auf übelste Weise diffamiert und in die Ignoranten- Ecke gedrängt – siehe heutige Klima- Debatte. Und heute, 30 Jahre danach? Den deutschen Wald gibt´s immer noch, und es geht ihm ganz erstaunlich gut. Am 17. bzw. am 26. Mai 2011 brachte „Arte“ eine Sendung mit dem schönen Titel „Und ewig sterben die Wälder„.  Wer sie nicht gesehen hat, sollte sich eine Aufzeichnung besorgen. Hier wird von engagierten Journalisten, die sich wirklich sachkundig gemacht haben, in Zusammenarbeit mit hochkarätigen Fachwissenschaftlern (Forstwissenschaftler, Botaniker, Professoren, Leiter von bekannten Forschungseinrichtungen etc.) die Umweltdiskussion und –politik der letzten 30 Jahre mit ausdrücklichem Bezug auf Grüne, NABU, BUND durchleuchtet und auf ihren Wahrheitsgehalt hin durchleuchtet. Mit vernichtendem Ergebnis für die Herrschaften. Nicht nur die Tatsache, dass sie fachlich völlig falsch lagen und liegen, wird ihnen nachgewiesen, sondern auch, dass sie über Jahre hinweg sowohl die Öffentlichkeit als auch ihre Wählerbasis bewusst falsch informiert haben, dass sie Fachleute, die es wagten, ihnen entgegenzutreten, auf rüde, teilweise perfide Art und Weise diffamiert und mundtot gemacht haben.

Tschernobyl – die Welt ging unter, die Apokalypse wurde Wahrheit. Dementsprechend die insgeheim jubilierenden Kommentare der Untergangs- Propheten, denn es traf ja Gott sei Dank nicht uns. Die damaligen Horror – Meldungen klingen uns heute noch im Ohr, so gut, dass ich sie hier nur ansatzweise wiederholen will: Auf Zehntausende von Jahren biologisch tot, eine dauernde Vergiftungsquelle, in historisch absehbarer Zeit nie wieder Leben möglich, ach hättet Ihr nur auf uns gehört. Das saß, es brachte Stimmen, vor allem Spenden. Aber wie ist die Situation denn realiter? Letztens hat ARTE eine Sendung, über eineinhalb Stunden, über die Entwicklung der Umwelt im unmittelbaren roten Bereich ausgestrahlt. Ein internationales, aus renommierten Forschern zusammengesetztes Team hat den Raum Tschernobyl, immer noch Sperrgebiet, über Monate akribisch untersucht. Ergebnis: Es gibt nirgends sonst in der Ukraine, im übrigen Europa üppigere Fauna und Flora, Groß- und Kleinsäuger, vom Wiesel über Wolf und Luchs, vom Reh zum Wildschwein, Rothirsch bis zum Elch, alle augenscheinlich in bester körperlicher Verfassung, vital im besten Sinne des Wortes. Verwundert konstatiert man, nur gut 25 Jahre nach der Katastrophe, die Wiedererstehung eines urwüchsigen Wald- Biotops. Nota bene: Ich würde auch nicht unbedingt dort wohnen wollen, und dass die Gegend für menschliche Besiedlung Sperrgebiet ist und bleibt, ist wohl begründet. Und dennoch passt auch das ins Katastrophen- Herbeigerede – wo der Mensch aktiv wird, ist alles unwiederbringlich verloren. Basta. Nur Flora und Fauna scheinen ja nicht viel darum zu geben.

Was ja auch z. B. dauernd am Amazonas geschieht – alles auf ewig hin. Niemand kann das goutieren, was zur Zeit in Brasilien geschieht, das rasante Abholzen riesiger Waldflächen zugunsten der Anlage von Monokulturen, z. B. für den Anbau von Soja. (Der dann fast zu 100 % und  in Riesenmengen von den westlichen Staaten als Viehfutter aufgekauft wird, ganz nebenbei bemerkt.) Aber wirklich auf ewig hin? Mitnichten. Denn dummerweise hat man vor einiger Zeit feststellen müssen, dass große Gebiete im Amazonasbecken vor der Eroberung durch Portugiesen und Spanier intensiv bearbeitetes Kulturland waren (terra-preta- Bewirtschaftung), Kulturland, das erst durch die brutale Ausrottungspolitik der Kolonialmächte und die eingeschleppten tödlichen Epidemien von den indigenen Völkern aufgegeben wurde – und prompt und sehr schnell vom Urwald wieder in Besitz genommen wurde, so effektiv, dass es über Jahrzehnte noch nicht einmal unseren ökologischen Übermenschen aufgefallen ist, dass es sich in Wirklichkeit bei diesen Wäldern um den bei den Untergangspropheten so stilvoll- verächtlich beschnaubten „Sekundärwald“ handelt. Oder sollte man da nur einen theoretischen Unterschied herbeigeredet haben, weil hilfreich bei der Verbreitung ihrer Weltuntergangspsychosen? Und wenn wir schon mal dabei sind – warum werden dann die Kanadier, die US- Amerikaner nicht endlich auch einmal für die brutale Abholzung von Riesenflächen ihres Küsten- Regenwaldes ins Gebet genommen, die Russen für die hemmungslose Verschleuderung ihrer Taiga an Koreaner, Japaner und Chinesen?

Ein anderes konkretes Beispiel, vor unserer Haustür: Nach Ansicht dieser Experten entsteht, wie wir wissen, bei jedem Eingriff des Menschen in die Natur eine Mondlandschaft, die „auf immer und ewig eine Mondlandschaft bleiben wird“, „unwiederbringlich verloren ist“. Einmal ganz abgesehen davon, dass z. B. die geradezu hysterisch geschützte Lüneburger Heide eine solche vom Menschen geschaffene Mondlandschaft ist, werden im Ruhrgebiet von den gleichen Apokalyptikern stolz alte Bergbauhalden und Industriebrachen vorgeführt, die sich, von ihnen selbst über lange Jahre völlig unbemerkt, ohne jede menschliche Beeinflussung auf natürlichem Wege zu üppig wuchernden Lebensräumen mit höchster Biodiversität entwickelt haben, Trockenbiotope, Magerrasen und Feuchtbiotope inklusive. Mit einer geradezu atemberaubenden weltanschaulichen Volte um stolze und volle 180 Grad wird entgegen der vorher posaunten „auf alle Ewigkeiten zerstörten Welt“ – Prophetie mit stolzgeschwellter Brust getönt: Seht Ihr, so etwas kann entstehen, wenn ihr auf uns hört. Als sei es ihr Verdienst! Darüber hinaus: Spinnt man diesen Gedanken einmal weiter, liegt der Verdacht auf der Hand, dass diese hysterischen „Umweltschützer“ die Welt schlicht und einfach betrügen um kommende Naturschönheiten, durch ihre Verhinderung von Veränderungen um jeden Preis. Oder glauben Sie, Grafenwöhr als enthusiastisch gefeiertes Wildbiotop wäre entstanden, wenn man damals die Grünen, BUND oder NABU gefragt hätte? Es hätte einen medialen Aufstand gegeben, gegen den die russische Revolution sich wie ein Halmaspiel ausgenommen hätte. Aber heute: Grafenwöhr, natürlich ein Kind des Naturschutzes!! Sie haben die Hand darauf, und wir Steuerzahler lassen sie gewähren, auf unsere Kosten. Die Welt, die Natur lebt von permanenten Veränderungen – die alten Griechen bezeichneten das mit den Worten „panta rhei“, alles fließt. Und wenn es auch unbedingt notwendig ist, dass wir Veränderungen der Umwelt auf den Prüfstand stellen müssen, um allzu einseitigen Ausnutzungen auf Kosten der Allgemeinheit Vorschub zu leisten, die Theorie der Verfügungsrechte beschreibt dieses Dilemma – wir leben längst nicht mehr in einem Nirwana der unberührten Natur, sondern in einem hoch industrialisierten Sozialstaat, der von Produktion lebt, 82 Millionen Menschen, inklusive der Naturapostel des öffentlichen Dienstes, leben von dieser Wertschöpfung.

Es ist geradezu lächerlich, wenn wegen eines Feldhamstervorkommens von vermuteten! 10 Tieren eine Investition von zig Millionen Euro blockiert wird, nur weil sich einige Naturschutz- Puristen durch alle Instanzen der Republik klagen – eine glatter Fall von krassem Rechtsmissbrauch. Und ginge es wenigstens um die Tiere, könnte man das noch ertragen. Aber diese Experten kämpfen ausschließlich um ihre Pfründen, um ihre Posten und Pöstchen, und die Hamster oder was auch immer sind ihnen im Grunde genommen völlig schnuppe. Hier ist die Heuchelei zur höchsten Vollendung gediehen. Denn alle wissen: So bedauerlich es ist, wenn begrenzt Populationen von Wildtieren aussterben – praktischerweise tauchen sie scheinbar aus dem Nichts da wieder auf, wo sich die Welt, die Umwelt in einen Zustand verwandelt, der ihnen eine gute Lebensgrundlage bietet, und sie verschwinden einfach da, wo das sich die Umwelt in diesem Sinne zu ihren Ungunsten verändert. Das war zu allen Zeiten so! In England hat es vor gut 120.000 Jahren Flusspferde und Löwen gegeben (mir fällt dabei unwillkürlich unsere heutige Katastrophen- Klima- Debatte ein). Sie sind verschwunden, als plötzlich das Klima kippte und die nächste Eiszeit einsetzte. Gerade wir Jäger sehen mit Bedauern, wenn unter diesen Vorzeichen Flächen in unseren Revieren sich verändern, und wir setzen da Widerstand entgegen, wo wir der Meinung sind, dass solche Veränderungen nicht nötig sind bzw. an anderer Stelle, wo die Eingriffe in die Umwelt nicht so gravierend sind, auf gleiche Weise realisiert werden können. Aber wo das eben nicht möglich ist, verbietet sich im Interesse des Gemeinwohls weitere Opposition. Und ganz ruhig – in hundert oder zweihundert Jahren gibt es an der gleichen Stelle garantiert wieder reine Natur. Siehe Halden im Ruhrgebiet – panta rhei. Natur ist eben kein Stillleben, sondern ein Kaleidoskop, eine unbedingt langfristig zu betrachtende Angelegenheit, die über den üblichen Lebenszyklus des Normalbürgers hinaus zu beurteilen ist. Ich kann nicht verlangen, die Welt anzuhalten, weil ich meine ureigene jetzige Puppenstube unter allen Umständen erhalten haben will, zumindest so lange, wie ich lebe. Und um darauf zurückzukommen – Hermann Löns, der erste wirkliche Naturschützer, der diese Bezeichnung auch verdiente, hat schon 1909 auf dieses Dauerdilemma hingewiesen, nachzulesen in den „nachgelassenen Schriften“, veröffentlicht erst nach seinem frühen Tod. Und selbst er betont, dass da der Naturschutz zurückzutreten habe, wo der Nutzen für die Allgemeinheit um ein Vielfaches höher zu bewerten ist als der regional begrenzt entstehende Schaden an der Umwelt. Ohne Wenn und Aber.

Kommen wir zurück zu unserer Halde im Ruhrgebiet: Geradezu zwang- und reflexhaft kommt natürlich umgehend die aggressive Forderung nach sofortiger Unterschutzstellung, natürlich unter ihrer alleinigen Aufsicht, mit allen Schikanen, als da sind steuerfinanzierte „Haldenreferenten“ vielleicht oder ähnliche Niedlichkeiten. Schließlich muss man seine Klientel unterbringen. Sancta simplicitas, wie dämlich ist die Menschheit, der Steuerzahler eigentlich? Aber es ist nun einmal so – Katastrophen- Prophezeiungen in Verbindung mit dreistem Anspruchsgehabe verkaufen sich, vor allem bei den danach süchtigen Deutschen, allemal besser als nüchtern- sachliche Statements, sie sind vor allem viel, viel einträglicher. So sind sie, unsere Kassandroiden.

Um es klar zu sagen – niemand, jedenfalls kein vernunftbegabter Mensch, will jemals wieder so etwas erleben wie Tschernobyl, so etwas wie die frühere gedanken- und gewissenlose Ausbeutung und Zerstörung von Natur und Umwelt ausschließlich aus Profitgier, und was – nicht nur – am Amazonas geschieht, schreit zum Himmel. Ganz zu schweigen von der atemberaubenden Umweltzerstörung in Indonesien, wo in unvorstellbarem Ausmaß wertvollste Regenwälder abgeholzt werden, mit allen brutalen Folgen für Naturvölker und Tierwelt. Und wo dafür dann horizontweit von korrupter Politprominenz, zertifiziert vom WWF, wie man leider feststellen muss, in Zusammenarbeit mit einigen Energiemultis Palmölplantagen angelegt werden. Und wozu das erzeugte Palmöl? Um die indonesische Bevölkerung besser zu versorgen? Mitnichten. Um den Hunger – oder Durst – unter anderem Deutschlands nach ach so umweltfreundlicher, erneuerbarer, nachhaltig erzeugter, ökologischer und was derartige Totschlags- Begriffe mehr sind- Energie zu stillen, um die von Grünen, NABU und BUND militant eingeforderten Kraftstoffbeimischungen (E- 10- Sprit!) in unserem reichen, schönen, grünen, dicht bewaldeten Land sicherzustellen.

Kommen wir zur aktuellen „Klima- Katastrophe“, der globalen Erwärmung und wie das Ding sonst noch genannt wird. Der Mensch begann vor ca. 200 Jahren, fossile Energieträger, zunächst vor allem Steinkohle, zur Energiegewinnung zu verbrennen; richtig Fahrt aufgenommen hat der Verbrauch nach dem Ende des ersten, noch stärker dann nach dem zweiten Weltkrieg; dazu kamen ab den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts enorme Verbrauchssteigerungen von Erdöl und Erdgas.  Gleichzeitig bemerkte man weltweit zumindest phasenweise einen Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Zunächst zaghafte Vermutung, ist es heutige Mainstream in der Wissenschaft: Durch den massiv erhöhten CO2– Ausstoß heizt der Mensch das Klima auf, denn CO2 ist ein Klima- bzw. Treibhausgas – basta. Um es klar zum Ausdruck zu bringen – kein vernünftiger Mensch kann bestreiten, dass es in den letzten hundert Jahren auf unserem Planeten schleichend wärmer geworden ist, allerdings im Vergleich zum Ende der „Kleinen Eiszeit“ um 1850. Und die heißt in der Klima- Forschung nicht umsonst „kleine Eiszeit“ – weil sie nämlich im Vergleich zu der langen Zeit davor viel kälter war. Was mal wieder Winston Churchill bestätigt, der da sagte: „Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!“ Ich bin kein Klima- Experte, aber was mich persönlich immer hoch alarmiert, ist die schnell diktierte, monokausale Begründung für solche Phänomene. Und nicht nur mir geht das so. Von Anfang an gab es ernst zu nehmende Kritiker dieser These, die sie mit guten Gründen hinterfragten, sie alle wurden übelst beschimpft und wahrhaft niedergemacht – moderne Ketzer. Nur gut, dass wir mittlerweile über Internet- Plattformen verfügen, sonst hätten, fürchte ich, wieder die Scheiterhaufen gelodert. Was war ihr Verbrechen? Sie haben z. B. die naive Frage gestellt, wie, ohne jede Industrie, ohne Kohleverstromung, ohne Erdöl-, ohne jeden Erdgasverbrauch , dann die nach geo- klimatischen Verhältnissen abrupte Erwärmung der Welt vor 12.000 Jahren, das Ende der letzten Eiszeit nämlich, zu erklären ist. Wie weiterhin das Klima- Optimum zu erklären ist, das nach der jahrhundertelangen kühlen Klimaperiode des Frühmittelalters die hochmittelalterliche Hochkultur- Phase in Europa möglich machte? D a s Klima- Optimum nämlich, das es dem Wikinger Leif Eriksson erlaubte, Grönland „Grünland“ zu taufen und das eine jahrhundertelange Besiedlung der Insel mitsamt Ackerbau zumindest im südwestlichen Bereich ermöglichte.  D a s  Optimum, das über mehrere Jahrhunderte den Weinanbau bis nach Schweden und England erlaubte. Das dann plötzlich, beginnend mit dem 14. Jahrhundert, abrupt in die so genannte „Kleine Eiszeit“ überging, die dann bis ca. 1850 andauerte. Erst danach begann eine allmähliche Erwärmung – die aber auf keinen Fall mit einem erhöhten CO2– Ausstoß begründet werden kann, weil der einfach zu der Zeit noch nicht stattfand. Zum damaligen Zeitpunkt fragte man auch gar nicht danach – man war dankbar für die Milderung, brachte sie doch Unmengen an Erleichterungen mit sich, vor allem bessere Ernteerträge wegen wesentlich längerer Wachstumsphasen, aber auch den sonstigen Zuwachs an Lebensqualität – der Mensch mag´s gern wärmer. Homo sapiens aber, wenn er viel Zeit hat, über Gott und die Welt nachzudenken, und er hat umso mehr Zeit, je besser es ihm geht, homo sapiens sucht für alles in der Welt eine möglichst simple und eingängige Erklärung. Da in Bezug auf steigende Temperaturen sonst nichts so richtig passte, blieb also der Mensch – er  hat´s verbockt. Übrigens, um das noch einmal in Erinnerung zu rufen, diese Theorie ist dazu noch relativ jung, nämlich aus den späten 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Vorher nämlich gab es eine rege Diskussion darüber, was wir armen Menschen denn in der gerade beginnenden Eiszeit machen sollen. Kein Spaß!! (Nachzulesen unter Klimaprognostik vor 1989, zusammengestellt von webbaer, und alle Prognosen erstellt von hochgeachteten, zutiefst überzeugten Wissenschaftlern und „Experten“.)

Aber zurück zur rezenten „Erwärmungs- Panik“: Dass es sowohl in den neueren Datenreihen ab 1990 zwischenzeitliche Katastrophen- Winter gab, dass es die auch schon vorher, z. B. ausgerechnet in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gab – reiner Zufall. Dass wir die vergangenen sieben Jahre zunehmend kältere Winter hatten, zumindest in unseren Breiten, mit zum Teil meterhohem Schnee bis hinunter nach Marokko und Algerien – reiner Zufall nach scheinbar fester Überzeugung dieser Experten. Dass der angeblich „unaufhaltsame“  Temperaturanstieg seit 1998 zum Stillstand gekommen ist – reden wir nicht drüber. Die ersten Wissenschaftler beginnen mittlerweile, zurückzurudern – sie merken wohl, wie sehr sie instrumentalisiert und vorgeführt wurden; der Großteil traut sich aber angesichts der Übermacht der Horror- Klimatologen noch nicht so recht. Zusammengefasst: Natürlich gibt bzw. gab es eine Klima- Erwärmung (ein blöder Begriff übrigens, das Klima kann sich nicht erwärmen, höchstens der Planet), aber die Ursachen dafür sind, und mögen jetzt alle noch so sehr schreien, noch längst nicht ausgemacht. Und ganz sicher gibt es in fünf oder zehn Jahren auch wieder genau die entgegengesetzte Meinung – natürlich alle wieder unwiderlegbar mit wissenschaftlichen Datenreihen unterfüttert. Vor allem garantiert auch wieder militant- aggressiv instrumentalisiert von dann vielleicht lila Strömungen und NGOs, wieder mit quasi unkontrolliertem Zugang zu Steuertöpfen und Presse. Ne mutantur tempora. Und der Mensch wird ja abgeklärt mit der Zeit.

Man sieht, um uns die Welt zu erklären, brauchen wir also alles Andere als die Grünen und die etablierten, satten, kommerzialisierten „Naturschutz“- Konzerne. Denn mit deren Weltbild sind wir auf dem besten Wege, aus dem Regen unter Umgehung der Traufe direkt in der Gosse zu landen, um es freundlich auszudrücken. Wenn wir das nicht schon längst getan haben. Denn es wird, natürlich immer aus reinen Umweltgründen, verhindert um des reinen Verhinderns willen, ohne jede vernünftige Abwägung aller Interessen, ohne jedes Augenmaß, ohne auch nur die ansatzweise Bereitschaft, auch berechtigte Belange anderer zu berücksichtigen.

Der Wutbürger – ein neues Phänomen, vor allem in Deutschland zu beobachten. Und man reibt sich die Augen, wenn man einmal die Hintergründe durchleuchtet. Nota bene – es ist gut im Sinne der Akzeptanz, dass Planungen für Großprojekte bei uns stets öffentlich und transparent behandelt werden müssen, auch wenn damit solche Verfahren im Gegensatz zu Basta- Anordnungen deutlich verlangsamt werden; man gewinnt aber im Gegenzug breitestmögliche Akzeptanz in der Bevölkerung mit dem Ziel, spätere Auseinandersetzungen von vornherein zu vermeiden. Hat eine Planung aber einmal, wie z. B. der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs, dieses Prozedere durchlaufen, ist 14!! Jahre lang geplant worden und sind alle gesetzlich geforderten Genehmigungen und Hürden genommen – dann kann zumindest ein mit mittelmäßiger Intelligenz begabter durchschnittlicher Mitteleuropäer nicht verstehen, wenn bei Beginn der Maßnahme, nach vielen hundert Millionen steuerfinanzierter Ausgaben, nach Abschluss von Verträgen in Milliardenhöhe, nach 14 Jahren Beteiligung, plötzlich eine Minderheit auf die Straße geht, den genehmigten Umbau gewaltsam verhindert, damit glatten Rechtsbruch begeht, angeführt von grünen Lokalpolitikern, alle voll empörter Selbstgerechtigkeit in alle möglichen Kameras bebend. Die fühlen sich im Recht!! Wie bitte sollen eigentlich noch Investoren für Vorhaben in Deutschland interessiert werden, wenn solche Dinge fast schon zur Normalität werden? Natürlich, eine Partei, deren Abgeordnete zum großen Teil aus Leuten besteht, die sich durch ihre Tätigkeit im öffentlichen Dienst jeglicher Existenzsorgen enthoben fühlen dürfen, unkündbar, vielfach abgesichert, braucht sich um solch profane Nebensächlichkeiten natürlich keine Gedanken zu machen. Man kann ihnen aber doch nicht ernsthaft Verantwortung übertragen für ein hoch entwickeltes Industrieland wie Deutschland! Es fehlt einfach jede Voraussetzung, vor allem jedes Verständnis für die Nöte des Normalbürgers, vor allem die der Arbeitnehmer im produzierenden, wertschöpfenden Gewerbe. Deutschland verwandelt sich schleichend in etwas, wofür ich an dieser Stelle den Begriff „Administokratie“ aus der Taufe heben will – die Herrschaft der Verwaltungsapparate. Und wie schnell die früher gegenüber Anderen geradezu militant vorgetragenen hehren Ansprüche an Moral und Anstand über den Deister gehen, wenn man dann „an der Macht“ ist, sieht man an der Diätenerhöhung im NRW- Landtag, mit voller Unterstützung der Grünen, unter arrogantem Übergehen empörter Proteste der Bürger. Und wenn man sich die Vetternwirtschaft bei der Remmel´schen Personalpolitik im grünen NRW- Umweltministerium anschaut, ist man platt ob solcher unverblümt vorgetragener Dreistigkeit. Das hätte zu grünen Oppositionszeiten sich einmal eine andere Partei erlauben sollen, es hätte einen Aufstand gegeben! Aber quod licet jovi, non licet bovi.

Die Energiewende, energisch eingefordert, mit guten, nachvollziehbaren Gründen und ohne Widerspruch in der öffentlichen Meinung. Es besteht breiter Konsens. Fatal ist nur, dass eine der unabdingbaren Voraussetzungen dieser Wende, nämlich der Ausbau des Stromtrassennetzes, am Widerstand des Wutbürgers zu scheitern droht. Unmengen von örtlichen Bürgerinitiativen, so gut wie immer angeführt von Grünen-, NABU- oder BUND- Angehörigen, lebhaft unterstützt von deren Funktionären, widersetzen sich hartnäckig jedem dieser Vorhaben, unter glaubhafter Inaussichtstellung endloser Prozesse bis hin zum EuGH. Sicher brauchen wir diese Stromtrassen, und den Umbau tragen wir natürlich mit, unter allen Umständen. Wenn sie beim Nachbarn gebaut werden, wohlgemerkt…….

Die Lösung der anstehenden Probleme ist schwierig, denn bei dieser Verhinderungs- Maffia blickt kein Außenstehender mehr richtig durch, zu verschachtelt ist das Imperium, zu verworren sind die gegenseitigen Abhängigkeiten und Verflechtungen. Und wenn man so richtig keine Verhinderungs- Argumente mehr findet, gibt´s ja noch den Feldhamsterverleih. Wenn man auf diese Präsenz geht, braucht man schon einige Zeit, um die Satire zu erkennen, aber dann fängt man an zu lachen – und anschließend zu weinen, denn die homepage trifft millimetergenau unser Problem im Lande. Und genau deswegen wird es höchste Zeit, diese Strukturen transparent zu machen, vor allem, die wahren Gründe für diese oft genug immens schädliche Totalopposition herauszuarbeiten. Ich persönlich nenne die Grünen, wie auch NABU und BUND, immer die „Riemenschneider“. Nein, nicht in Anlehnung an den großen Künstler Tilman Riemenschneider, auch nicht an den Vater Immanuel Kants, der Riemenschneider war, zu viel der Ehre. Ich nenne sie so, weil mein Großvater bei der Kommentierung solcher Leute und ihrer Aktivitäten mir schon vor langer Zeit immer mahnend gesagt hatte: „Junge, aus andrer Leute Leder ist gut Riemen schneiden.“ 

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Reine Statistik

Ich habe lange überlegt, ob der obige umfangreiche Ausflug in die Niederungen der Partei- und Interessenpolitik an dieser Stelle erforderlich ist, mich aber dann doch dazu entschlossen, weil er für das Verständnis der Gesamtsituation und, zugegeben, meiner Seelenlage einfach zu wichtig ist. Im Klartext: Selbst wenn es sonst niemand Anderer aus welchen Rücksichtnahmen auch immer klar aussprechen will: Der politische Arm der Jagdgegner sind und bleiben die Grünen, die Linken werden wohl bald obsolet sein. Nachdem dazu das Nötige gesagt wurde, lassen Sie uns jetzt wieder zur Jagd zurückkommen.

Ein banaler Umstand kam und kommt den jagdfeindlichen Umtrieben sehr zu Hilfe: Es gab im ehemaligen Westdeutschland ca. 260.000 Jäger bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 63 Mio; nach der Wiedervereinigung hat sich dieses Verhältnis nicht zu unseren Gunsten verändert: 350.000 Jäger bei 82 Mio. Deutschen. Es gibt mithin, gemessen an der Bevölkerung, gerade einmal knapp 0,43 % Jäger in Deutschland! Zeitungsmenschen sprechen gern von Quote, und bei solcher Quote war für sie von vornherein klar, dass sie auf der sicheren Seite waren, wenn sie auf der jagdkritischen Seite waren. Denn 0,43 % Jäger sind für ein Publikations- Organ keine Größe, die ernst zu nehmen wäre. Will sagen, über die kann ich schreiben, was ich will, die können mir eh nicht schaden. Die Jagd gibt aber ein prima Feindbild ab. Jäger- Prügeln, neudeutsch „hunter- bashing“, bringt Auflage und ist völlig risikolos. Auch unsere Politiker haben schnell gemerkt: Das ist wie mit dem Beten – ob´s was bringt, ist nicht sicher, aber schaden kann´s auf keinen Fall.

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Meine Entscheidung, meine Motive – oder „Hermann Löns und die Jagd“

Sei´s drum. Ich gehöre nun schon seit vielen Jahren zur „grünen Zunft“ – gefühlt eigentlich, seit mein Großvater mir vor  gut 50 Jahren ein Buch von Hermann Löns zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war „Grün ist die Heide“, ein post- mortem- Kompendium seiner Verleger. Ich persönlich glaube, dass Löns selbst einen anderen Titel gewählt hätte, denn er fand an seiner Heide gerade andere Farben schön. Aber der Inhalt war gut und aus mehreren Löns- Werken geschickt zusammengestellt. Ja, Hermann Löns. Zugegeben, ich bin bekennender Löns- Anhänger. Ich weiß nicht, wie viele Menschen ihn noch lesen. Wahrscheinlich viel zu wenige. Ich persönlich weiß nur eines: Er ist, zumindest in seinen Natur- und Jagdschilderungen, der wohl verkannteste deutsche Stil- Heros, von faszinierender, dabei schnörkelloser Sprachgewalt, der Schöpfer zeitlos schöner Wortkompositionen wie „Lerchenliederlachen“ und „Blaufalterseligkeit“. Dazu war er ein profunder Kenner der Natur, der Jagd, der Tierwelt, unseres Wildes – und des Jagdmenschen. Allein seine Schilderung unserer Libellen können wohl niemanden unberührt lassen, und zumindest sein „Kraut und Lot“ von 1909 sollte meiner Meinung nach zur Pflichtlektüre bei unseren Jagdadepten werden. Sein Pech war: Er wurde, obwohl schon 1914 gefallen, ein Opfer unser aller „Freunde“, der Nazis. Ich bin sicher, er selbst hätte sich mit Händen und Füßen gegen diese Vereinnahmung gesträubt, denn er war in seiner wilhelminisch- reichsdeutschen Prägung einfach nur ein typischer Deutscher seiner Zeit, mit allen damit verbundenen Licht- und Schattenseiten. Auch mit antisemitischen, mit abträglichen Bemerkungen gegen Minderheiten wie Sinti und Roma (damals durchweg noch „Zigeuner“ genannt) z. B., die aber niemals mit Mord- und Gewaltphantasien herüberkamen – und die, genau wie das säbelrasselnde, chauvinistische Schwadronieren jener Zeit, weit verbreitet waren im wilhelminischen Deutschland; Hitlers perverse spätere Zuspitzungen mitsamt Krieg und organisiertem Massenmord wären ohne dieses Saatbeet gar nicht möglich gewesen. (Nebenbei bemerkt reiht sich hier z. B. unser Wilhelm Busch mit seiner Figur des „Schmulchen Schievelbeiner“ nahtlos ein, ein Mann, dem man nun wirklich keinen Antisemitismus unterstellen will bzw. jemals unterstellt hat.) Ich behaupte aber: Selbst wenn er den mörderischen Spuk noch erlebt hätte, er wäre nie Nazi geworden, dazu war er einfach zu intelligent. Zu sehr hätte das kriminell- charakterlose Unwesen seiner gesamten persönlichen   Grundstruktur, seiner Empathiefähigkeit widersprochen. Dazu war er ein überaus kritischer Geist, unbequem, unangepasst, manchmal ätzend überzeichnend in seiner Kritik, auch nervend, chaotisch, zerrissen; sein Lebensweg, seine persönlichen Verirrungen und Tragödien beweisen das. Aber Hermann Löns war seit 1914 tot und konnte sich nicht mehr wehren. Nur der braune Dreck ist teilweise an ihm hängen geblieben. Jeder, der Löns wirklich gelesen hat, weiß, zu Unrecht.

Für mich jedenfalls war´s das dann, ich war infiziert. Ich war schon damals eine Leseratte, das bin ich bis heute geblieben, eine Leidenschaft, die gleichauf mit meiner Jagdpassion liegt. Aber für einen Arbeiterjungen aus dem Ruhrgebiet, mit tief- roter Familienhistorie, war der Weg zur Jagd weit. Ich habe ihn aber nie aus den Augen verloren. Und sobald ich es konnte, sowohl finanziell als auch vom Zeitaufwand her, habe ich die Jägerprüfung gemacht, 1987. Eine Wahnsinnszeit, allein der Kursus. Wir hatten einen tollen Ausbilder, Erich K. (Name ist der Redaktion bekannt), Schlesier, ein Forstmensch im mittleren Dienst, aber noch aus der alten Schule. Ein Mann, der es allein durch seine persönliche Glaubwürdigkeit geschafft hat, einer völlig inhomogenen Truppe von erwachsenen Menschen seine tiefe, schnörkellose Liebe zur Jagd, zur Natur, weiterzuvermitteln, ohne dabei zu überziehen, ohne in Kitsch und falsche Romantik abzugleiten. Und er hat uns darin bestärkt, dass Jagd auch Freude machen muss, denn sonst wird man ihr nicht gerecht.

In all den darauf folgenden Jahren, nach einigen Pachtperioden in einigen Revieren in ganz Deutschland, nach etlichen Jagdreisen ins Ausland (wohlgemerkt allesamt keine Luxus- Reisen, sondern mit Otto- Normal- Jägern im europäischen, im sibirischen Russland, in Schweden, Litauen, Rumänien, den USA usw.) habe ich die jagdlichen Diskussionen mitverfolgt, viel gelesen über die Jagd. Und ich habe dabei schnell festgestellt, dass es bei uns nicht anders ist als anderswo, dass es immer Neues gibt, dass man nie aufhört zu lernen. Vor allem habe ich mich bemüht zu reflektieren, bei der Jagd, im Revier. Ist man mit Leib und Seele bei der Sache, kommt man auch gar nicht darum herum, sich mit ernsthaften Kritikern, aber auch mit bei weitem nicht so ergiebigen ideologischen Jagdgegnern und ihren Positionen zu befassen: Hat der oder die jetzt mit seiner Kritik Recht? Wobei ich den Begriff „Position“, und nach all den Jahren bestätigt sich das immer mehr, nur den konstruktiven Kritikern zugestehen kann. Bei den ideologischen Gegnern der Jagd kann ich eigentlich nichts erkennen, was man Standpunkt nennen könnte, nur verbiesterte, inkonsequente und verquaste, rational mit nichts zu begründende Total- Opposition.  Das hat übrigens schon Albert Einstein beschrieben: Der Horizont mancher Menschen ist wie ein Kreis mit dem Radius Null. Und das nennen sie dann Standpunkt. Zugegeben, manche haben es damit weit gebracht, teilweise sogar bis in den Bundestag und verschiedene Landtage.

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Das Kreuz mit den Mitteilungsmöglichkeiten

Mit den Jahren hat sich aus Lektüre, Schriftverkehr, Zuschriften, Gedankenaustausch, Bekanntschaften, vielen  Seminaren und persönlichen Erfahrungen einiges an Gedanken, an Ideen angesammelt, Dinge, die man ganz gern auch mal diskutieren würde. Vor allem über das gefühlsmäßige Wesen der Jagd, denn die fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen stehen für sich. Nur über Leserbriefe ist das schwierig. Man schreibt so einen Brief, auch mehrere, vergisst es über seiner täglichen Arbeit meist aber wieder. Wenn überhaupt, wird das Ganze dann à la Emser Depesche veröffentlicht (wir erinnern uns, Bismarck und der Krieg 1870/71). „Nur durch Streichungen, ohne ein einziges Wort hinzuzufügen“, erkennen Sie Ihren eigenen Brief nicht wieder. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, die Redaktionen lassen die Kürzungen durch irgendeine Software erledigen, mit dem Eingabebefehl „max. 10 Zeilen“, „streiche jeden Hinweis auf Politik“ oder Ähnliches. Natürlich, auch die Presse hat ihre Zwänge – trotzdem ärgert man sich, nur kann man es nicht ändern. Vernünftige Menschen würden sich dann einfach nicht mehr ärgern. Vernünftig im angepassten Sinn war ich eigentlich aber nie. Und deshalb habe ich mich entschlossen, mich doch zu ärgern. Wozu äußert man sich denn, wenn es nirgendwo ankommt?

Gut, man könnte nun hergehen und ein Buch schreiben. Es gab viele Menschen, Jäger, die die Jagd reflektiert haben, auch über die rein fachlich- wissenschaftliche Komponente hinaus – wir kennen sie alle. Und es gibt auch einige, die sich dankenswerterweise auch heute noch die Mühe machen, die Ergebnisse dieser Gedanken in Bücher zu fassen. Dabei sind wirklich lesenswerte Veröffentlichungen heraus gekommen. Ich denke hier z. B. an die leider viel zu früh verstorbenen Professoren Paul Müller („Die Zukunft der Jagd & die Jäger der Zukunft“) und Heribert Kalchreuter („Die Sache mit der Jagd“), an Dieter Stahmann („Über die Jagd hinaus“, „Weidgerecht und nachhaltig“), an Bruno Hespeler („Die Sache mit der Jagd“, „Jäger wohin?“), allesamt hoch belesene Praktiker und profunde Kenner ihres Metiers. Es gibt noch viele andere, die verdient hätten, hier erwähnt zu werden. Und nicht alle, fürchte ich, haben Geld mit ihren Büchern verdient.

Nun könnte ich ja gerade das als Grund meiner Verweigerung anführen und sagen, ein Buch zu schreiben ist mir zu riskant, denn die Nachfrage ist leider sehr verhalten. Aber die banale Wahrheit ist – ich bin einfach zu faul dazu. Und schon Mark Twain hatte das ganze Dilemma glasklar erkannt, als er sagte: „Es lohnt nicht, monatelang an einem Buch zu arbeiten, wenn man in jedem Buchladen eines für zwei Dollar kaufen kann.“ Deswegen die Idee, diese Website einzurichten.

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Die Website

Denn das hat einiges für sich – man stellt zu verschiedenen Themen seine Texte ein und lässt sie diskutieren. Ganz sicher lässt sich dabei vieles lernen. Natürlich bin ich nicht der Einzige, vor allem bei weitem nicht der Erste, der diese Idee hat; ich kenne etliche Präsenzen und Blogs, die einfach gut und informativ sind. Nur einige Beispiele:

www.hunsrueckwilderer.de von Tobias Hahn, http://selbstversorger-blog.over-blog.de/ von Volker Wollny, http://jagdblog.blogspot.com von Stefan Fügner, und http://www.jagderleben.de//index.php.,

alle hoch interessant, vor allem professionell gemanagt und gestaltet; insofern reihe ich mich nur bescheiden ein. Aber ich tue es trotzdem, mehr als unbeachtet bleiben kann man ja nicht. Dann weise ich hier, just for fun, wie es neudeutsch ja heißt, auf ein anderes und hoch kurzweiliges Forum hin, den http://antiveganforum.com/forum/. Die Schwestern und Brüder halten tapfer die Fahne hoch, für Fleischkonsum und folgerichtig auch die Jagd, alles streng auf dem Boden des Grundgesetzes und unter strenger Befolgung der Regeln des logischen Denkvermögens. Das ist teilweise so spannend zu lesen, dass es richtig Spaß macht, denn es äußern sich dabei in der Regel völlig respektlose Fast- Anarchisten, die eines vereint: Die kompromisslose Ablehnung der derzeitigen,  nervigen,  missionarischen  Bevormunderei und Regulierungswut in Deutschland; ich habe da vereinzelt Kommentare und Beiträge gelesen, die knapp an das Niveau von Heinrich Heine hinreichen.

So weit dazu. Kommen wir wieder zurück zum Thema: Eigentlich war die Initialzündung für diese Website ein Schreiben an die DJZ Ende 2005. Ich hatte in einer spontanen Reaktion einfach auf einen unqualifiziert- dümmlichen Leserbrief geantwortet, allerdings ziemlich umfangreich, mit der Bitte um Weiterleitung an den Verfasser des Leserbriefs. Die DJZ hatte im nächsten Heft anscheinend noch Platz und fragte an, ob ich etwas dagegen hätte, meinen Brief als Artikel zu veröffentlichen. Hatte ich nicht, schon deswegen nicht, weil ich immer noch wütend war. Zu meiner Überraschung wurde der Leserbrief nicht nur eins zu eins, ohne jede Änderung, veröffentlicht (Ausgabe 2/ 2006, „Das Weltbild der Ökos“ bzw. „Komplexe und Neurosen“, S. 16 + 17), nein, ich bekam sogar unaufgefordert ein Honorar überwiesen. Es hat zu ein paar Runden am nächsten Stammtisch gereicht, und die Einstellung zählt. Die Resonanz auf diesen Artikel hat mir aber klar gemacht, dass nicht nur ich diese ganze Diskussion, die Art und Weise, wie sie inhaltlich und stilistisch geführt wird, als unbefriedigend empfinde.

Wie immer bei (für mich) wichtigen Themen – ich brauche grundsätzlich eine gewisse Anlaufzeit, bis sich das Ganze in einem umsetzbaren Konzept niederschlägt. Anders ausgedrückt, gehe ich dabei immer erst eine ganze Zeit, auch Jahre, „schwanger“, ehe ich sie umsetze. Meine Erfahrung ist, dass bei solchen Aktionen der Anfang zählt; wird dieser Anfang überlegt gemacht, steht erst einmal die Grundidee, die Strategie, ergibt sich alles Weitere aber von selbst. Sie können planen, so viel Sie wollen – es entwickelt sich doch so gut wie immer auf eine Weise, die man vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Bonaparte hat angeblich einmal jemandem, der seine großen militärischen Erfolge auf die vermeintlich perfekte Planung seiner Kampagnen zurückführte, auf dessen dahingehende Bemerkung irritiert geantwortet: „Calculer? En s´engage, et puis, en voit.“ Frei übersetzt: „Planen? Man fängt an, alles Weitere findet sich!“ Wir können dem entnehmen, dass, erstens, die Kunst der Kriegsführung eher in der Taktik als in der Strategie liegt (was dann auch Clausewitz im Wesentlichen bestätigte mit seinem Lehrsatz, dass ein Krieg nur so lange planbar ist, bis der erste Schuss gefallen ist), und zweitens, dass bei dem, was wir tun, der Anfang, der Anstoß zählt. Wenn das Rad einmal rollt, kann man es nicht mehr aufhalten, nur noch lenken – aber das muss man dann auch können. Wobei ich mich nicht mit Bonaparte oder Clausewitz vergleichen will, doch solche Aussagen geben einem einfach die Motivation, Dinge zu beginnen. Deshalb werde ich also diese Website in die Welt setzen. Ich werde sie grob untergliedern in die nachfolgenden Bereiche, und zwar ohne irgendwelche Rangfolge. Eventuell werde ich dann noch ein Blog, ein Forum angliedern, aber das bleibt der Resonanz und der weiteren Entwicklung überlassen:

  • Gedanken zur Jagd
  • Tellekes und Erlebnisse
  • Praxistipps
  • Erfahrungen
  • Wiederladen
  • Neueste Forschungsergebnisse

Ganz ohne Rangfolge. Wenn ich aber ganz ehrlich bin, erscheint es mir ganz wichtig, außer den wichtigen Sachthemen auch einmal ein Forum zu eröffnen für eher reflektorische, urpersönliche Dinge, z. B. die Fragen: Warum gehe ich eigentlich zur Jagd? Was verbinde ich damit? Ich persönlich musste oft erfahren, dass langjährige, untadelige, außerordentlich passionierte Jäger mir auf diese Frage keine Antwort geben konnten! Ratlosigkeit! Sie fühlten zwar, warum; sie hatten sich aber nie die Mühe gemacht, das auch einmal, und sei es für sich selbst, zu artikulieren, zu durchdenken, in Worte zu fassen. Glauben Sie mir, das bringt einen weiter, vor allem in Bezug auf Diskussionen mit Jagdgegnern jeglicher Couleur. Erst wenn ich selbst ein klares gedankliches Profil habe, bin ich auch sicher in meiner Argumentation, kann ich unqualifizierte Unterstellungen und Diffamierungen zurückweisen.

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Abschließendes

Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass nicht alles, was ich so von mir gebe, bei allen ungeteilte Zustimmung findet. Das ist in Ordnung so und darf nicht anders sein, wenn wir weiterhin eine fruchtbare Debatte führen wollen. Ich versichere aber, dass ich mich ernsthaft bemühe, nachvollziehbare und durchdachte Positionen zu beziehen. Irrtümer sind aber nie ausgeschlossen, denn „es irrt der Mensch, so lang er strebt“. Ich bin dankbar für jede Zuschrift, jede Anregung, jeden Bericht, für jeden vernünftig und qualifiziert vorgetragenen Widerspruch. Allerdings bitte ich um Verständnis dafür, dass ich nicht in der Lage sein werde, jede Äußerung persönlich zu beantworten bzw. zu kommentieren. Ich stelle sie aber zur Diskussion. Allerdings warne ich ausdrücklich davor, in mir einen kritiklosen Kommentator und Adepten der bestehenden Zustände sehen zu wollen. Es gibt aus meiner Sicht einige Dinge, Verhaltensweisen, alte Zöpfe, die ich nicht goutieren kann und auch weiter nicht goutieren werde. Diese Dinge behalte ich mir weiterhin vor anzusprechen. Deutlich, vielleicht manchmal sarkastisch, auch ätzend. Nehmen Sie das dann für unsere Jagd als Selbstschutz, nicht als „Nestbeschmutzung“. Solange Kritik nur von außen kommt, solange werden wir in der Defensive bleiben, solange werden wir die Getriebenen sein.

Und es gibt Dinge, die mir sauer aufstoßen. Da sind z. B. die – Gott sei Dank vereinzelt – zu findenden Weidgenossen, die ganz offensichtlich der Meinung sind, mit Ablegen der Jägerprüfung zugleich den heiligen Eid geleistet zu haben, von da an nie wieder die Nase in jagdwissenschaftliche, wildbiologische Fachbücher und Veröffentlichungen zu stecken, weil sie ja mit Bestehen der Prüfung für alle Zeiten im Vollbesitz der jagdlichen Erkenntnis sind. Gänzlich unerträglich wird es dann, wenn sich solche Herren, selten Damen, veranlasst sehen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit dröhnend ihre Allwissenheit in Sachen Jagd vorzutragen, oft einzig legitimiert dadurch, dass sie es geschafft haben, ein paar Jahre lang unfallfrei ihre Kugelspritze durch den Wald zu tragen; dabei werden meist auch noch Weisheiten verbreitet, die Ur- Opa um 1900 in der damalig gültigen Auflage des „Diezel“ hätte lesen können. Meist sind sie darüber hinaus der felsenfesten Überzeugung sind, dass sie das Recht haben, mühsam erarbeitete Forschungsergebnisse von Wildbiologen, von Jagd- und Verhaltenswissenschaftlern, also von Leuten, die sich lange Jahre qualifiziert haben ausbilden lassen, die jeden Tag rund 10, 12 Stunden berufsmäßig und wissenschaftlich– nüchtern unser Wild erforschen, als „praxisfremde Sesselfurzerei“ abtun zu dürfen, vor allem dann, wenn diese Ergebnisse nicht so recht in die eigene, so wohltuend einfach strukturierte und bequeme Gedankenwelt passen wollen. Es wird gejagt wie von Opa überliefert, ein beliebter Satz: „Dat hebbt wi all wi-er sau maket.“ Mag ja sein. Aber die Welt ändert sich. Tucholsky hat einmal gesagt: „Erfahrung (allein, Hinzufügung d. Verf.) sagt gar nichts. Man kann eine Sache auch 35 Jahre lang falsch machen!“

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Die Debatte über Wolf und Luchs 

Zum Beispiel die Diskussion um zurückkehrende große Beutegreifer wie Wolf und Luchs. Da wird mit Händen und Füßen von einigen Vaterlandsverteidigern opponiert, als ginge es um ihr Leben. Zunächst einmal ist zu bemerken, dass es eh kein Mittel geben wird, ihre Rückkehr zu verhindern. Zum zweiten ist unstrittig, dass sie hierher gehört haben und lediglich zurückkommen. Wenn die Öffentlichkeit das so will, und sie will es ganz eindeutig so, müssen gerade wir Jäger das unterstützen. Wir sind von Gesetz wegen sogar dazu verpflichtet! Natürlich steht es in unserem schönen Land jedem, und damit auch jedem Jäger zu, während der Debatte um die Einführung eventuelle Bedenken zu äußern. Aber ich halte es nicht für zielführend, wenn ein Jäger sich vor eine Kamera stellt und als Grund für seine Ablehnung von Wölfen die „Gefährdung unserer Kinder auf dem Weg zum Christenunterricht“ anführt. Nach dieser Logik dürfte es in ganzen Landstrichen Osteuropas eigentlich keine Kinder mehr geben. Ans wahre Motiv „kann man packen“, wie man bei uns im Sauerland sagt – tatsächlich die Sorge um sinkende Abschüsse. Dazu kann man einiges sagen, aber zwei Argumente reichen eigentlich: Zum einen, wer die Jagd in Deutschland heute noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, muss wirklich die letzten 50 Jahre auf dem Mond verbracht haben. Jagd ist reiner Genuss am Leben in der Natur, nichts sonst, und sollte nicht nur an der Größe der Strecke festgemacht werden, so erfreulich und notwendig eine reichhaltige Strecke auch ist. Sollten die Strecken in Zukunft tatsächlich zurückgehen, müssen sich eben die Pachtpreise ändern (was sowieso überfällig ist), so funktioniert Marktwirtschaft. Zum anderen sollten einige unserer  Mitjäger froh sein, dass die Abschussmeldungen für z. B. das weibliche Rehwild sie nicht dauernd in Konflikt mit dem achten Gebot bringen. Ich persönlich glaube, dass wir Jäger mit Wolf und Luchs nicht mehr und nicht weniger schießen würden als ohne sie, in jedem Fall aber gesünderes, stärkeres Wild. Warum ich das glaube? Nun, weil ich in Schweden, im europäischen Russland, in Sibirien, in Rumänien, in den USA gejagt habe, allesamt Länder mit einem respektablen Bestand an Großräubern. Und mit Jagdstrecken, von denen wir bei uns nur träumen können, von der Stärke des Wildes einmal ganz abgesehen.

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Der Wolf

Der Wolf, hin und hergezerrt wird das arme Tier. Disney- Weichspülerei hier, Weltuntergangsvisionen dort. Was ist denn wirklich davon zu halten? Wie immer, liegt die Wahrheit wohl eher in der Mitte. Natürlich greifen Wölfe manchmal Menschen an und töten sie sogar! Das kann ernsthaft nicht bestritten werden nach den unzähligen Tatsachenberichten der Vergangenheit, nach den (wenigen) Vorkommnissen dieser Art aus Gegenden, wo Wölfe heute noch vorkommen (letztens in Alaska noch geschehen, eine Joggerin wurde zweifelsfrei von Wölfen getötet). Wer das bestreitet, lebt im Wolkenkuckucksheim oder will, aus welchen Gründen auch immer, die Öffentlichkeit belügen. Aber diese Fälle waren und sind extrem selten, vor allem traten sie zumindest in Europa so gut wie immer in Kriegs- und Mangelzeiten auf. Gefährlich wurde es in Einzelfällen immer dann, wenn solche Wölfe ihre Erfahrung, nämlich eine wie leichte Beute der Mensch ist, tradieren konnten. Das gab es in den vergangenen Jahrhunderten. Das ist heute wohl nicht mehr zu befürchten, aber nochmals, Einzelfälle sind nach menschlichem Ermessen einfach nicht auszuschließen. Die Kernfrage ist: Ist die Gesellschaft bereit dazu, mit diesem minimalen statistischen Risiko zu leben, mit der Gegenleistung, dass eine faszinierende Wildart sich wieder zurück meldet? Eine Spezies, die von unseren Altvorderen geradezu mythisch verehrt wurde, die aber durch jahrhundertelange Propagandafeldzüge zum Inbegriff alles Bösen wurde, bis hin zur Bezeichnung des Wundseins im Schritt? Ich meine, man sollte. Es gab im Jahr 2010 allein in Deutschland mehr als 3.900 Verkehrstote, und kein Mensch denkt auch nur im Traum daran, Autos abzuschaffen; die Zahl von Verletzungen mit tödlichem Ausgang durch Haushunde liegen mir nicht vor, es gibt sie aber, trotzdem halten wir weiter Hunde; es gibt jedes Jahr Hunderte von tödlichen Unfällen im Haushalt, trotzdem steigen wir weiter auf Trittleitern. Für 3.900 Wolfsopfer, wenn wir also nur die Verkehrsopfer heranziehen, brauchten wir selbst im ungünstigsten Fall wohl viele tausend Jahre, und wir sollten uns endlich mal darüber im Klaren sein, dass es hundertprozentige Sicherheit im Leben nicht geben kann! Und je größer die krampfhaft herbeiregulierte vermeintliche Sicherheit, desto größer die Einbußen an Freiheit, an Liberalität, an Lebensqualität. Sicherheit und Freiheit sind dem Wesen nach zwei einander sich ausschließende Rechtsgüter, sie sind beide nicht zur Gänze gleichzeitig zu haben; habe ich von dem einen 100 %, habe ich vom anderen 0 %. Das ist einfach so, auch wenn einige utopistische Meinungsapostel und weltfremde Gutmenschen nicht müde werden, gebetsmühlenartig das Gegenteil zu behaupten. Es ist hier wie überall – das richtige Verhältnis macht´s!!

Aber zurück zur Wolfsdebatte: Als Jäger sollten wir es auch mal positiv sehen. Sind irgendwann die beiden zurück, von denen man annehmen kann, dass sie sich hier auch halten können, nämlich Wolf und Luchs, sehe ich z. B. das Dauerproblem unseres Wildes mit streunenden Hunden und Katzen gelöst. Weder Wolf noch Luchs dulden Nahrungskonkurrenten in ihrem Revier, sie gehen da sehr rigoros vor. Vorbei wäre die Zeit, in denen wir Jäger uns kollektiv mit Reinigungseiden exkulpieren müssen für jede entlaufene Katze, jeden Hund, der vor ein Auto läuft oder auf sonst irgendeine Weise verschwindet. Zugegeben, auch unautorisierte Ausflüge unserer eigenen Vierbeiner sollten dann tunlichst unterbleiben. Vorbei wahrscheinlich auch die Zeit, in der einem selbst aus den verschwiegensten Wildeinständen, zu den unmöglichsten Zeiten und aus den letzten Gebüschen ortsfremde Pilzsammler und Geo- Cacher entgegen gekrochen kommen; zu groß ist bei den meisten unserer zivilisationsverzärtelten Mitbürgern die Angst vorm großen bösen Wolf. Aber wo ich schon mal dabei bin: In einem Punkt halte ich die derzeit gehandhabte Praxis für geradezu grotesk. Die Öffentlichkeit will die Wiederansiedlung des Wolfs, aber z. B. Schafhalter, denen Tiere gerissen wurden, haben bei aller persönlich empfundenen Wut (so ein Schaf ist nicht nicht nur eine Ziffer, sondern ein Tier, für das man sich verantwortlich fühlt) auch noch ein Riesengedeh, wie man bei uns sagt, um zumindest teilweise den materiellen Schaden ersetzt zu bekommen. In einem Land, das über Nacht mal eben 800 Milliarden € zur Rettung seiner maroden Banken locker machen konnte. (Etwas ausführlicher gehe ich in Der Wolf, der verlorene Sohn auf das Thema aus meiner Sicht ein.)

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Einige Bemerkungen zu vermeintlichen Besitzständen

Was uns auch immer wieder angreifbar macht, ist nicht zuletzt dieses für Außenstehende oft nicht nachvollziehbare sture Beharren auf überholten vermeintlichen Besitzständen, teilweise gegen klare Erkenntnisse und Ergebnisse unserer Wildforschung, vor allem zum Unverständnis der Öffentlichkeit. Die Umwelt, die Gesellschaft – sie alle verändern sich, gestalten sich fort, passen sich an veränderte Strukturen und Umstände an – und die Jagd sollte davon ausgeschlossen sein? Wer jagen will, muss dranbleiben, und zwar solange wir jagen. Und das muss auch sein, denn das Privileg, in so weitem Maße wie wir es noch dürfen die Natur nutzen und genießen zu können, ist nicht ohne Gegenleistung an die Gesellschaft zu haben. Die Gegenleistung besteht u. a. darin, immer möglichst auf dem neuesten Stand des jagdfachlichen Wissens zu sein. Wer dazu nicht bereit ist, soll es lassen! Und sie können es glauben – es gibt ganz faszinierende Veröffentlichungen in diesem Bereich, und es macht einen riesigen Spaß, darin zu lesen, Nützliches zu entnehmen und in die alltägliche Jagdpraxis einzubauen. Man glaubt auch gar nicht, wie viel ausdauernd kolportierten Mist man nach solcher Lektüre beginnt auf eben denselben Haufen zu werfen. Unsere Jagd, unser Wild, unsere Reviere, unsere Umwelt danken es uns. Vor allem können wir in Diskussionen mit Jagdgegnern, die wohlweislich immer auf dem neuesten Stand sind, ohne Probleme mithalten. Es gibt für mich als Jäger nichts Peinlicheres, als wenn in einer Diskussion einem Jäger, womöglich vor laufender Kamera, genussvoll und süffisant gar nicht so neue Ergebnisse der Wildforschung entgegengehalten werden, von denen der, als Jäger!, ganz offensichtlich das erste Mal etwas hört. Nur für die, die jetzt entrüstet fragen, woher wir die Zeit nehmen sollen: Glauben Sie mir, nur eine bis zwei Stunden (ernsthafte) Lektüre die Woche reichen schon aus, und das sollte uns die Jagd wert sein. Und wer wirklich interessiert ist, der zählt dann nicht mehr die Minuten. Es gibt (fast) nichts Schöneres auf dieser Welt als das Gefühl, ein wenig klüger zu Bett zu gehen als man morgens aufgestanden ist.

Knallharte Opposition aber ist da angebracht, legitim und absolut notwendig, wo Entwicklungen und Planungen ohne jeden erkennbaren Nutzen für die Allgemeinheit und die Umwelt uns in unseren Rechten, vor allem in der Ausübung der Jagd erkennbar schikanös und absolut unnötig behindern. Wie z. B. bei den jetzt für NRW geplanten neuesten Restriktionen und Beschneidungen, die allesamt schon sachlich jeder vernünftigen Grundlage entbehren mit den Beschränkungen der Jagdzeiten, der Liste der jagdbaren Arten. Wie bei den letzten gesetzlichen Verordnungen zur verdachtsunabhängigen, willkürlichen und unangemeldeten Kontrolle von legalen Waffenbesitzern – nicht nur in meinen Augen ein glatter Verstoß gegen § 13 GG. Wie bei den unsinnigen Verschärfungen in Bezug auf Transport und Führen von Waffen, Verordnungen, die monatelang kein Mensch durchblickt hat und deren Durchführbarkeit und Handhabung auch heute noch niemand sicher beschreiben kann, die vor allem in großen Teilen lächerlich und absurd sind. Oder was soll ich davon halten, wenn ich verpflichtet bin, den Reißverschluss meines Kunststoff!!- Waffenfutterals mit einem Vorhängeschloss zu sichern, wenn ein Dieb das Ding mit jedem Kindertaschenmesser einfach aufschneiden kann – wenn er es nicht ganz simpel sowieso vorzieht, gleich die Waffe samt Futteral mitgehen zu lassen. Wenn das Ganze aber seinen Ursprung im abgrundtiefen Misstrauen in die Fähigkeit des Waffenbesitzers hat, sich in einer Stress- Situation beherrschen zu können, ihn vor einem spontanen „blackout“, gewissermaßen im eigenen Interesse, zu schützen – Erich Mielke und seine Erben lassen grüßen. Wie dem auch sei – bei Unklarheiten wird man regelmäßig mit dem Rat beschieden, eigentlich könne das nur so und so gemeint sein, aber man solle vorsichtshalber doch das und das machen, um nicht irgendeinem übereifrigen Beamten und seinem Verständnis zur Auslegung dieser Gesetze „ins Messer zu laufen“, mit nicht absehbaren Auswirkungen für den Jäger in Bezug auf seine Zuverlässigkeit im waffenrechtlichen Sinn. Tritt ein solcher Fall tatsächlich ein, ist erst einmal die „Karte“ weg, zumindest bis zur gerichtlichen Klärung der Angelegenheit. Armes Deutschland. Wir leben, mit ungerührter politischer und juristischer Duldung, diesbezüglich tatsächlich in einem gesetzlich nicht exakt definierten rechtsfreien Raum – jede Bananenrepublik ist uns da voraus.

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Mein Fazit

Jagd ist zu wichtig und sowohl kulturell gesehen als auch als gelebtes Bewusstsein und Brauchtum, als legitime und nachhaltige Nutzung vorhandener Ressourcen viel zu wertvoll, um sie idealistischen Gutmeinern zu überlassen, erst recht nicht fanatisierten, zu keinerlei Dialog bereiten Hasspredigern. Kurt Tucholsky hat zu den einen einmal gesagt: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Und Marie v. Ebner- Eschenbach hat uns zu den anderen ein weiteres treffendes Bonmot hinterlassen: Geistlose kann man nicht begeistern, aber man kann sie fanatisieren. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Jagd ist aber auch viel zu wichtig, um sie ausschließlich Jägern zu überlassen!

Langsam, langsam, lesen Sie jetzt erst einmal weiter, bevor Sie mich sofort steinigen. Denn auch das ist eines unserer Probleme, nämlich dass nicht wenige von uns immer noch meinen, wir lebten in einem abgekapselten Eigenuniversum, ohne Berührung zur Außenwelt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin felsenfest davon überzeugt – wenn unsere Jagd weiterhin akzeptiert bleiben soll, muss sie auch im öffentlichen Bewusstsein positiv verankert bleiben. Wir erinnern uns: 350.000 Jäger bei 82.000.000 Gesamtdeutschen oder 62 Mio. Wahlbürgern. Und das geht nur, wenn wir mit unserer Jagd jederzeit für die Öffentlichkeit transparent sind, wenn wir unsere Debatten öffentlich und offen, vor allem qualifiziert führen. Denn nichts macht Menschen misstrauischer, nichts ist leichter und wirksamer gegen eine Gruppe zu instrumentalisieren als auch nur der Eindruck von Geheimniskrämerei und Abschottung gegen die Umgebung. Grüne, NABU, BUND, PETA u. v. a. m. – sie alle sind außerordentlich dankbar für jede diesbezügliche Steilvorlage. Erst recht, wenn eine vergleichsweise kleine Gruppe wie wir Jäger noch dazu im (belegbar falschen) hartnäckigen Generalverdacht steht, übermäßig mit irdischen Gütern gesegnet zu sein. In diesem Sinne will ich auch den ersten, mit Absicht provokant formulierten Satz dieses Absatzes verstanden wissen: 

Jagd ist viel zu wichtig für alle Bürger, sowohl kulturell als auch ökologisch gesehen, als dass wir 350.000 aktiven Jäger ernsthaft erwarten könnten, die Belange der Jagd ohne die Beteiligung der lächerlichen restlichen 99,57 % der Bevölkerung (in Deutschland) regeln zu können, jedenfalls nicht, wenn wir ernsthaft weiterhin Akzeptanz und Unterstützung finden wollen. Nur müssen wir die Erklärungshoheit zur Jagd wiedergewinnen, wir müssen wieder von der Öffentlichkeit als Experten wahrgenommen werden und das nicht weiterhin unseren erklärten Gegnern überlassen, wir müssen die Fragen beantworten (können), die die Öffentlichkeit in Bezug auf die Jagd hat. Das geht nur, wenn wir unsere Bunker verlassen und auf allen Ebenen unsere Belange qualifiziert und überzeugend vertreten. Wir müssen uns dem Dialog und der Debatte stellen, wir müssen unsere Werte, unsere Einstellung dem Bürger vermitteln, und das ruhig offensiv. Das bedeutet aber auch, dass wir dialogfähig sein müssen, vor allem im fachlichen Bereich. Nur Lodenhut, Gamsbart und mit der linken Hand Schnaps trinken reichen einfach nicht (mehr). Auch der NABU hat nur 400.000 Mitglieder, aber was macht der damit für einen Abgotts- Radau!

Und noch eines ist klar und, hier kommt unser Status ins Spiel, allein schon aus dem eben genannten Zahlenverhältnis ersichtlich und zumindest gefühlsmäßig auch unseren Gegnern nur zu präsent: Wir werden schon als Exoten, als Ausnahme wahrgenommen, aber nicht, weil wir etwas Besseres sind, sondern allein schon wegen unserer in Relation zur Gesamtbevölkerung geringen Zahl. Das allein macht uns schon zum Objekt der Aufmerksamkeit. Wenn dazu noch Intransparenz kommt, ist es für unsere Gegner leicht, uns in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Teilweise sind ja Versuche zu verzeichnen, uns allein deswegen als suspekt hinzustellen, weil wir freiwillig offensichtlich erhebliche Mühen und Kosten auf uns nehmen, um dieser Minderheit angehören zu dürfen – Konspirations- und Verschwörungstheorien keimen. Wenn wir dann, nach unserer persönlichen Motivation befragt, eine klare, nachvollziehbare Antwort schuldig bleiben oder diffus herumeiern, schlimmstenfalls das Angstbeißen anfangen, dann ist das nicht mehr zum Lachen. Allein das unterstreicht, wie wichtig es für jeden Jäger ist, sich über seine ur- persönlichen Motive klar zu werden. Allzu bewusst ist, glaube ich, auch die Tatsache, dass wir Jäger die Möglichkeit haben, ein Leben zu leben, Dinge zu tun, die bei sehr, sehr vielen tief im Unterbewusstsein aus Kindertagen als stiller Wunsch noch vorhanden sind: Als Jäger sind wir, so weit es heute überhaupt noch möglich ist, Teil des Geschehens, wir sind Akteure in diesem Gefüge, Darsteller, keine passiven Zuschauer.

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Die Kardinal- Frage

Und das bringt mich zur Beantwortung der Frage, warum ich persönlich Jäger bin. Weil ich wild darauf bin, Tiere totzuschießen? Nein, ganz bestimmt nicht, obwohl das eben als finaler Akt der Jagd ihren Abschluss gibt. Ohne Beute war ich eben nur draußen, erst mit ihr habe ich die Kette der Tätigkeiten zum Abschluss gebracht, sozusagen den Schlussstein ins Gewölbe gesetzt. Und weil wir jetzt wieder bei „Jagd und Töten“ sind, müssen wir endlich noch eines wieder in den richtigen Blickwinkel stellen: Wir Jäger delegieren das Unangenehme an unserem Fleischkonsum eben nicht an Dienstleister wie Metzger und Schlachter, die dann meist auch noch stilvoll verachtet werden für ihre Dienste. („Ach, Sie sind Metzger? Also, nichts gegen Ihren Beruf, aber ich könnte das nicht.“) Aber täglich seine Steaks und seine Wurst bei eben diesem Metzger kaufen, das kann man. Nein, Jäger töten ihr Wild selbst. Und das empfinde ich nicht als Makel, sondern als das genaue Gegenteil. Im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich mich nämlich als ehrlich, konsequent in dem, was ich tue. Ich verdränge nichts, sondern nehme es als Ganzes in Kauf. Ortegea ý Gasset, einer der bedeutenden Jagdphilosophen der Neuzeit, hat gesagt: Wir jagen nicht, um zu töten – wir töten, um gejagt zu haben. Nicht mehr, nicht weniger.

Was mir, wohlgemerkt mir persönlich, dieses wirklich gutes Gefühl bei der Jagd verschafft, ist etwas ganz anderes, etwas, das viel tiefer liegt. Ganz ausgeprägt stellte es sich dann ein, wenn ich wirklich in der Wildnis gejagt habe, in Sibirien, in Russland, wenn man ganz am Ende der Welt irgendwo am Feuer sitzt. Ich glaube, jemand, der das noch nicht gemacht hat, kann das nicht wirklich nachvollziehen. Ein Beispiel: Bei einer Elchjagd in West- Sibirien wurde weiträumig abgestellt. Wenn die Sibirier weiträumig sagen, dann meinen die das auch. Ich wurde also morgens an einem  Elchwechsel unter Wind angesetzt. Elche halten, werden sie gedrückt, im Allgemeinen ihre Wechsel. Ende Oktober, Schnee ca. 30 cm, tagsüber um minus 10°C. Der nächste Mensch irgendwo zwei bis drei Kilometer entfernt, wo genau aber, wusste ich nicht, der nächste Ort mindestens 30 Kilometer, kein Weg, kein Steg, keine wirkliche Ahnung, wo man ist; man verlässt sich einfach darauf, dass man wieder abgeholt wird. Im Rucksack eine kleine Ration Essen, eine Axt, Streichhölzer, ansonsten natürlich Gewehr und Munition, Messer, warme Kleidung. Sonst nichts, hilf Dir selbst, und Telefon war nicht. Ein ängstlicher Mensch würde das gar nicht erst anfangen. Aber ich habe mit solchen Situationen überhaupt kein Problem. Ich hatte und habe nie das Gefühl, verlassen oder gefährdet zu sein, ich kann so etwas in vollen Zügen genießen: Hingesetzt, Ruhe, als es nach drei Stunden wirklich kalt wurde, ein kleines Feuer gemacht. Ich habe den ganzen Tag nichts gesehen außer Haselwild, einem Schneehasen und einigen Vögeln, nicht mal ein Haar von einem Elch. Aber es war derart entspannt, ruhig und schön, man kann es eigentlich niemandem beschreiben, der das nicht kennt. Nicht eine Sekunde Unruhe oder Unsicherheit. Weil ich weiß, dass ich als Jäger zumindest für eine gewisse Zeit überleben könnte, wenn es darauf ankäme? Mag sein. Man ist in der Lage, sich selbst Nahrung zu verschaffen, sie zu verwerten, zuzubereiten. Man ist in der Lage, Fährten zu lesen, ein Feuer zu machen, schnell, effizient. Wer weiß heute noch auf das Wetter zu achten, seinen Tagesablauf daran auszurichten? Wer kennt sich aus mit den Lebenszyklen unseres Wildes? Wer außer uns (und natürlich Förstern, Botanikern, Biologen und den wenigen wirklich praktizierenden Naturfreunden) kennt noch Baum und Strauch mit Namen, Insekten, Vögel in unseren Revieren? Das alles fasziniert mich an der Jagd, und das ist das, was einige dann umdeuten in „Mordlust“ oder „Allmachtgefühle“. Sicher, es ist eine Art von Macht, aber eben keine Macht im Sinne von Hybris, von Machtgeilheit und Mordlust, wie es uns dann aus dieser Ecke immer unterstellt wird. Nein, es ist etwas völlig anderes, nämlich eine ruhige Gelassenheit oder eine gelassene Ruhe, Ausgeglichenheit –  und das ist zugegeben ein Gefühl, das süchtig macht. Unabhängigkeit trifft es vielleicht auch, selbst in angespannten Situationen fehlt die übliche Hektik, der negative Stress, wie ich ihn nenne. Und man entscheidet selbst und allein – und man muss es auch. Ausreden gelten nicht, Sündenböcke gibt es nicht.

Wenn Sie (noch) Nichtjäger sind und das gerade Gesagte nachvollziehen können, sollten Sie sich schnellstens zur Jungjägerausbildung anmelden. Ich glaube, nur Jäger können dieses Gefühl, diese Lebenseinstellung völlig nachvollziehen. Sie sind selbst Akteure und nicht auf das Beobachten reduziert, wenn auch viele nichtjagende Mitmenschen ahnen können, was bei der Jagd in uns vorgeht. Die übergroße Mehrheit unserer Mitbürger kann damit gut leben, die weitaus meisten mit dieser gewissen Art von interessierter Anteilnahme desjenigen, der sieht, dass jemand etwas kann, wozu er selbst nicht in der Lage ist oder zumindest meint, das nicht zu sein, das Ganze aber eher bewundernd sieht, vielleicht mit einem Gefühl des Bedauerns, dass ihm selbst das verschlossen ist. Das ist die gute Art von beneiden, ohne negativen Beiklang. Ich persönlich empfinde das zum Beispiel, wenn ich versierte Segler beobachte, wenn ich einem Schmied, einem Zimmermann bei der Arbeit zuschaue. Da hat jemand Fertigkeiten, Fähigkeiten, Lebensumstände und Möglichkeiten, die ich eigentlich auch gern hätte. Aber da man nun mal nicht alles kann im Leben, muss ich mich in vielen Dingen damit begnügen, zuzuschauen, die Tatsache zu genießen, dass da jemand ist, der es kann. Es ist aber ein tröstliches Gefühl, zu wissen, dass ich mir das auch aneignen könnte, wenn ich ernsthaft wollte.

Einige Menschen aber sind zu dieser Haltung einfach nicht in der Lage. Sie empfinden Neid im negativen Sinn, Freud spricht von Frustration. Schlimm ist nur, wenn man das nicht zugeben kann. Dann wird reflexartig die Jagd an sich attackiert, frei nach dem Motto: Was ich nicht kann, nicht will, nicht brauch´, verbiet´ ich Andern einfach auch. Einen todsicheren Weg gibt es aus dieser Sackgasse, zumindest bei der Jagd: Machen Sie den Jagdschein, meine Damen und Herren, werden Sie Jägerinnen und Jäger. Von innen her kann man auch viel glaubwürdiger viel mehr verändern, wenn es denn etwas zu verändern gibt, denn man kann viel treffsicherere, begründetere Kritik vorbringen, als das ein Außenstehender kann. Paul Müller schrieb in „Die Zukunft der Jagd und die Jäger der Zukunft“: Wenn mich jemand fragt: „Wie, Sie sind Jäger?“, stelle ich die Gegenfrage: „Ja! Sie etwa nicht?“ Chapeau! Deutschland verträgt viel mehr Jäger. Gut 2% wie in Frankreich wären schon toll, fast 10% wie in Irland wären gar nicht auszudenken. In Deutschland sind es, wie gesagt, 0,43 %!!

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Und wie werde ich in Deutschland Jäger?

Zugegeben, bei uns ist das, verglichen mit dem internationalen Maßstab und Durchschnitt, relativ schwierig: Hier gilt es, eine anspruchsvolle Ausbildung zu durchlaufen, und wie zumindest wir Jäger wissen, geschenkt bekommt man´s nicht! In etlichen anderen Ländern, die ich kenne, reicht die Absicht und Ankündigung, dass man jagen will, eventuell ist eine Lizenz zu lösen, dann wird eine Waffe gekauft und man kann losmarschieren. Das klingt zwar wie das jägerische Paradies, hat aber oft erhebliche Schattenseiten, vor allem für das Wild. Deswegen finde ich unser System zwar mühsamer, aber einfach besser. Denn trotz oder gerade wegen der Mühe lohnt es sich, gerade bei uns Jäger zu werden. Erstens wird Geschenktes sowieso meist nicht gewürdigt, zweitens lernt man jede Menge, drittens kann es wirklich (fast) jeder, so er nur will, viertens sollten es sowieso sehr viel mehr Leute tun, und last not least fünftens werden während dieser Ausbildung oft genug Freundschaften geschlossen, die ein ganzes Jägerleben halten. Es gibt keine sozialen Schranken!

Allerdings – keine Rose ohne Dornen – gilt es einige Voraussetzungen zu erfüllen:

Erstens ein einwandfreier Leumund, vulgo ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis, denn Sie werden sehr genau durchleuchtet. Das hat, vor allem für unsere Mitbürger, einen angenehmen Nebeneffekt: Befinden Sie sich in Gesellschaft von Jägern (übrigens auch von Sportschützen oder Waffensammlern, für die gilt das auch!), können Sie sehr, sehr sicher sein, sich inmitten absolut gesetzestreuer und unbescholtener Bürger zu bewegen; das ist heutzutage ja nicht zu verachten. (Ob das auch bei Jagdgegnern und militanten „Tierrechtlern“ der Fall ist – dafür gibt´s keine Garantie. Oft genug sind die Herrschaften diesbezüglich erheblich vorbelastet.) Zweitens der Wille, sich freiwillig zu quälen und Prüfungsstress auszuhalten, für ein Ziel, das, wirtschaftlich betrachtet, ein absolutes Verlustgeschäft ist, einem selbst nur Aufwand und Kosten, Gesellschaft und Staat  demgegenüber allerdings immense Vorteile bringt. Dazu mit dem ca. 33 %- igen Risiko übrigens, durchzufallen und das Ganze ein Jahr später noch einmal durchzumachen. Dann sind locker zwei- bis dreitausend Euro perdu, auch mehr. Drittens eine gewisse Leidensbereitschaft, weil die Jagd nach wie vor in bestimmten Kreisen und vor allem bei bestimmten Publikations- Organen regelmäßig unreflektierte Verleumdungs- und Hassattacken  auszulösen imstande ist. Viertens die Bereitschaft, immer am Ball zu bleiben, sich jederzeit in Theorie und Praxis auf dem neuesten Stand zu halten.

Und trotz alledem gibt es in Deutschland gut 350.000 von diesen Verrückten. Es muss ja was dran sein, oder? Wir sollten einfach aufhören, uns zu verstecken, vor allem sollten wir viel mehr Leute für unsere Passion, unseren Lebensstil einnehmen. Passiv geht das nicht.

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

P.S.: Zum guten Schluss nochmals: Ich behalte mir ausdrücklich vor, offensichtlich überzogene Kommentare und Beiträge, von welcher Seite auch immer, nicht einzustellen. Ausschlusskriterium dabei wird nicht in erster Linie der Inhalt sein, sondern vor allem Stil und Diktion der Äußerungen. Will sagen, auch jeder inhaltlich kritische Beitrag ist willkommen, erst recht und vor allem aus unseren eigenen Reihen. Denn (Zitat:) Ganz sicher braucht die Jagd, wie alles in der Welt, konstruktive und ehrliche Kritik. Und nichts ist so gut, dass es unverändert auf ewig Bestand hat. Aber rein ideologisch motivierte, unbewiesene, ja wissentlich falsche Behauptungen und Verdrehungen sind nun wirklich nicht sehr produktiv.

Und ich halte es mit Mark Twain. Der hat einmal gesagt: Man sollte zumindest die Fakten kennen, bevor man damit beginnt, sie zu verdrehen (You should at least know the facts before beginning to distort them!).

Alles Gute und Weidmannsheil,

Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

1) Helmut F. Kaplan, www.tierrechte-kaplan.org

Herr Kaplan nennt sich Tierrechts- Philosoph und gehört der militanten Jagdgegner- Szene an, obwohl er selbst das offen nicht propagiert; nachfolgend zwei Zitate aus seinen zahlreichen Pamphleten, danach erübrigt sich wohl jede Diskussion:

Zitat 1: Ich möchte noch einmal betonen, was ich schon öfter formuliert habe: Eine wichtige Strategie ist es, vorrangig solche Praktiken zu bekämpfen, an denen möglichst wenige Menschen persönlich beteiligt sind. Denn hier ist die Chance, möglichst viele Menschen gegen diese Praktik zu mobilisieren, naturgemäß viel größer als bei Praktiken, in die fast alle unmittelbar involviert sind. Die Jagd ist ein gutes Beispiel hierfür: Da nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung selber zur Jagd geht, kann man gegen die Jagd vergleichsweise viele Menschen aufbringen. Hinzu kommt, daß es im Grunde keinerlei Fach- oder Detailkenntnisse bedarf. (Sozusagen die interne Dienstanweisung für Jagdgegner).

Zitat 2: Wenn ich erfahre, dass jemand, der soeben gestorben ist, ein Jäger war, so werde ich von einem tiefen Glücksgefühl übermächtigt. Wenn ich dann auch noch höre, daß der Betreffende vorher leiden musste oder gar bei der Ausübung seines Mord- Hobbys zu Tode kam – wie der Atom-Verbrecher Franz Josef Strauß -, so ist mein Vergnügen umso größer. Bei der Wahl der Methoden zur Realisierung “seiner” Gesellschaft hat er bereits bewährte Vorbilder gefunden – und zwar solche, die die Binsenweisheit bestätigen, welche da behauptet, dass selbst das strahlendste Grün beim Faulen braun wird:

Wer sich zu diesem Thema informieren will, dem empfehle ich die Lektüre folgender Internet- Seiten:  http://www.tierrechte-kaplan.org als Seite von Kaplan, die folgenden Seiten als teils beißende Kritiker des selbst ernannten „Tierrechts- Philosophen“. http://antiveganforum.com/forum/search.php?keywords=kaplan
http://www.antiveganforum.com/wiki/Kennen_Sie_Kaplan. Vor allem der letzte Beitrag ist lesenswert; geschliffen formulierte, logisch aufgebaute und treffende Argumentation, ein Vergnügen).

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