Altkanzler Schröder, Kumpel Putin und die Jagd

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Altkanzler Schröder, Kumpel Putin und die Jagd

oder

Beim Ansitz mal weiter gedacht

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Eine Meldung erschüttert seit einigen Tagen die Medienwelt: Altkanzler Gerhard Schröder wird von seinem Männerfreund Putin, dem „absoluten Demokraten“, als „unabhängiger Direktor“, das entspricht in Deutschland in etwa einem Aufsichtsratsmandat in einer Aktiengesellschaft, ins Board des Staatskonzerns Rosneft berufen. Offizielles Salär: 500.000,00 € per anno. Und jetzt greift das zunehmend über auf den Wahlkampf.

Die SPD steht Kopf, das ist nämlich ein Hammer, denn Putin und sein praktisch diktatorisch geführtes Russland ist derzeit nicht so gut gelitten in der deutschen öffentlichen Meinung, seit Jahren schon nicht. Mit Recht, wie ich meine. Journalistenmorde, mal locker die Krim besetzen, eine Passagiermaschine abschießen lassen, ganz unverblümt einen Krieg in der Ukraine am Leben erhalten, in Syrien einen Massenmörder zu schützen, das alles garniert mit den zynischsten Kommentaren, die man sich denken kann – die Litanei ist lang.

Und jetzt das.

Ja hat denn der Schröder jetzt Alzheimer?

Könnte man meinen. Ich persönlich glaube das aber nicht.

Mal ehrlich: Glaubt nur ein Mensch, der denken kann, dass Schröder nicht genau weiß, was er tut? Und sein Kumpel Wladimir? Und dass die nicht genau wissen, warum sie das ausgerechnet jetzt tun, mitten im ohnehin für die SPD mehr als schwächelnden Wahlkampf, in einem Land wie Deutschland?

Die Antwort ist:

Schröder ist die Empörung sch … – egal, er sieht seine alte Partei sowieso als Verlierer, und das erst recht, wenn Putins (und seine) Strategie Erfolg hat. Das Ganze ist für ihn persönlich dagegen hoch lukrativ. Oder glaubt nur ein Mensch, der die Szene kennt, vor allem die staatlich- russische Durchstecher- Szene, dass da lediglich die mickrigen 500.000 € Jahressalär im Gespräch sind? Man kann beruhigt davon ausgehen, dass im Hintergrund ganz andere Summen über dezente Konten für diese Dienstleistung laufen.

Nein, der wirkliche Grund für dieses wohl inszenierte Theater ist, dass wir es mit einem typischen Putin- Spielchen zu tun haben: Er traut sich nicht mehr, so offensichtlich wie bisher über seine Hackertruppen Wahlen seiner Widersacher zu beeinflussen. Die USA hat er damit paralysiert, das hat super geklappt, die Vereinigten Staaten versinken für die kommenden 3 ½ Jahre im politischen Chaos, dem gefährlich naiven Esel Trump und seiner sagenhaften – ja was? – „Unbedarftheit“ sei Dank.

Das Ganze jetzt im bundesdeutschen Wahlkampf zu wiederholen wäre wirklich riskant. Macron und seine Geheimdienste stehen eh schon in den Startlöchern, die sind auch angepisst, nehmen allerdings Rücksicht auf die Wahlergebnisse in Deutschland. Dann sind die Karten gemischt. Neu. Das sieht zur Zeit nicht gut aus für ihn, zumindest was „la France“ betrifft.

Auf der anderen Seite: Putin zündelt einfach gern, als ehemaliger Geheimdienst- Fusstruppler. Er fühlt sich unterbewertet, er meint, dass man seinem überbordenden Genie nicht genügend Rechnung trägt. Und weil er innenpolitisch einfach nichts bringt, verlegt er sich auf die außenpolitischen Spielereien. Das muss er einfach, das gehört schon zu seinem innenpolitischen Theater, um seine persönlichen Absahnereien im großen Stil zu bemänteln.

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Was tun?

Was aber kann man tun, wenn die Hacker- Truppen ausfallen? MeckPomm zu annektieren verbietet sich einfach, da könnte Angie ernsthaft böse werden, und vor der hat er mores, der Macho. Ganz abgesehen davon, dass der polnische neue „Führer“ Jaroslaw Kaczynski (der heißt nicht umsonst so wie der UNA- Bomber selig, glaube ich) bei einem nochmaligen Truppendurchmarsch da etwas pikiert wäre; der würde glatt noch mehr Bürgerrechte kassieren. Da muss man andere Ideen entwickeln. Und siehe da, da findet sich das eine oder andere.

Den Anstoß zu dieser Handlungs- Kaskade hat, glaube ich, Christian Lindner von der FDP letztens geliefert, mit seinem öffentlichen Plädoyer, dass man „die Annektion der Krim als zumindest mittelfristige Realität anzuerkennen“ solle. Das ist einer der Sätze, die auf Typen wie Putin und seine Strategen außerordentlich elektrisierend wirken. Das nimmt man auf. Daraus kann man was machen. Putins Schlussfolgerung daraus: Mit allen Mitteln die SPD schwächen.

Die erste Reaktion ist: Bhhf … warum das denn? Ist doch Blödsinn.

Zugegeben, auf den ersten Blick fragt man sich, was das denn soll. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick sieht das schon ganz anders aus.

Schwächelt nämlich die SPD derart, dass die anderen, kleineren Parteien davon profitieren können, ist die Gefahr der Neuauflage der großen Koalition geringer, damit die Gefahr der Beibehaltung der bisherigen starren Sanktions- Strategie.

Denn die Linke ist eh im streng stalinistischen Lager, für Sarah und ihre Genossen ist es ein riesengroßer Unterschied, ob Alt- Kommunisten morden, okkupieren und die Menschen- und Bürgerrechte mit Füßen treten oder ob rechte Populisten oder Nazis das tun. Bei ersteren meinen die´s ja nur gut, und wo im Dienste der großen Sache gehobelt wird, fallen eben Späne. Im zweiten Fall ist es geplante Mordlust und unmenschlich. Ohne Wenn und Aber.

Die Grünen sind auch eher gesprächsbereit, sie wollen nur eins: Mit allen Mitteln an den Fleischtöpfen bleiben; irgendeine tönende Ausrede findet sich später immer.

Und was die FDP will, hat Christian Lindner sehr deutlich in die Mikrofone gesprochen. Wenn´s wohl auch ein Schnellschuss war – so was ist schlecht zurückzuholen, vor allem im Wahlkampf nicht, da wird man genüsslich erinnert.

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Putins Folgerungen

Vor diesem Hintergrund gesehen also ist Schröder allemal besser als tausend Hackertruppen, die dazu auch noch dauernd auffallen, deren Aktivitäten zurückzuverfolgen sind, und sei es durch Algorhithmen. Schröder aber fällt nicht auf. Auffällig ist lediglich, dass er nicht nur nicht einfach einknickt, denn seine Partei kackt gerade ab, nein, dass er sogar noch einen draufsetzt. Empört. Aber passend. Zufällig nur passend für, für CDU / CSU.

Der Duktus ist: Er habe das Gefühl, dass mit seiner rein persönlichen Entscheidung (natürlich!) jemand Wahlkampf für Angela Merkel mache ….

Wie Recht er hat! Sein Kumpel nämlich. Also, der „lupenreine Demokrat Wladimir“.

Jetzt kann man ja sagen, der Nolting hört die Flöhe husten. Kann man. Aber ganz ehrlich, für jemanden, der das eigenständige Denken noch nicht durch FB oder sonstwen erledigen lässt:

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Ich persönlich glaube: 

Schröder war jahrzehntelang Spitzenpolitiker, davon, ich glaube, sieben Jahre Bundeskanzler. So jemand weiß, was er tut, vor allem ist er gewohnt, genau zu überlegen, was die Folgen solchen Tuns sein könnten. Was die Folgen dieser gezielten, gut terminierten Attacke für die SPD sind, steht fest: Der Gaul wird geritten werden, gnadenlos! Und wir sind erst am Anfang, die CDU / CSU können ihr Glück momentan noch gar nicht fassen, sind in Schockstarre. Aber das wird sich ändern, todsicher, sie formieren sich gerade, es wird gerade konzertiert. Denn Schröder hat ja bis vor kurzem noch fleißig Wahlkampf für seinen alten Verein gemacht hat. Folglich tun sich die Genossen jetzt außerordentlich schwer, Distanz zu ihm zu demonstrieren. Dementsprechend gequält sind die Kommentare und die dazu gehörigen Gesichter: Die Genossen sind überrumpelt, ratlos, und sie fühlen sich verraten. Und das sind sie auch.

Denn: Was hätten die Strategen Schröder und Putin verloren, wenn sie mit dieser Personalie bis nach dem 24. September gewartet hätten? Nichts. Gar nichts. Und sie hätten nicht nur nichts verloren, nein, sie hätten sogar gewonnen. Denn kein Politiker im Nicht- Wahlkampf- Modus wäre überhaupt auf die Fortsetzung des Dauerskandals angesprungen, das ist längst ausgelutscht. Die Presse hätte kurz berichtet, aber das wäre bald vergessen gewesen, und Schröder hätte nicht, wie jetzt, zumindest kurzfristig als Schmutzfink dagestanden – kurz: es wäre eine Win- Win- Sache gewesen.

Warum dann? Siehe oben.

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Und was hat die Jagd damit zu tun?

Ganz einfach. Man muss als Jäger schon ausgesprochen um die Ecke denken können, um an Beute zu kommen. Man muss einfach kapieren, wie Sauen, Rehe, Feisthirsche und Konsorten denken. Wenn man das nicht lernt, kriegt man die nie. Und das wiederum bedeutet einen unendlichen Verlust an Jagd- und anschließenden Gaumenfreuden.

Wenn man aber das kann, also sich in Sauen, Rehe, Hirsche und Co hineinzudenken, dann ist es keine große Kunst mehr, das auf Politiker und sonstige Machtmenschen zu übertragen.

Früher galt die Jagd als wichtiger Bestandteil der Charakter- und Persönlichkeitsbildung, vor allem für das Führungspersonal. Das hatte (und hat) sicher seine Gründe. Weil man die dabei gewonnenen Denkweisen, Strategien und Fertigkeiten auf andere Umgebungs- und Wirkungskreise übertragen konnte. So wie z. B. die Politik. Allerdings haben die so gewonnenen Erkenntnisse da meist Haut-Gout. Da lobe ich mir die gute, alte Jagerie.

Man sieht mal wieder – man kann tun, was man will in diesem Leben, irgendwann stösst man unweigerlich auf die Jagd. Finde ich gut. Vor allem logisch.

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Kirchveischede, 17. August 2017

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Manfred Nolting

Ein Jagdmensch

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1 Kommentar
  1. MH
    MH sagte:

    Hol mir mal ne Flasche Bier – oder am besten gleich einen ganzen Kasten, damit es erträglicher wird. Schröder böser Geist steht ja nicht alleine da mit der Resteverwertung des vorherigen Amts, seine Zahl ist Legion.

    Wenn wir täglich sehen, wie man auch unter dem Deckmäntelchen der Demokratie schamlos die eigenen Ziele verfolgt und das Volk für dumm verkauft, müssen wir uns über Entwicklungen, wie im Moment am eindruckvollsten in den USA vorgelebt, nicht wundern. Und wenn da Vertreter der Alt-Right bereits von bewaffneten Auseinandersetzungen schwärmen, wird einem angst und bange.

    Ich lese gerade „It can´t happen here“ von Sinclair Lewis. Irgendwie ist das alles schon mal dagewesen. Der Blog-Inhaber hat an anderer Stelle beschrieben, wie wir als Kinder uns gegenseitig oft mehrmals täglich mit Flitzebogen und Holzschwert meuchelten und doch nicht alle zu Massenmördern verkommen sind. Der Präsidentschaftskandidat in dem v. g. Buch bemängelt, daß die jungen Männer irgendwie verlernt hätten, was Krieg bedeutet.

    Was das alles mit der Jagd zu tun hat? Wir Jäger wissen, was passiert, wenn wir den Abzug drücken und wir haben jedesmal großen Respekt, wenn wir es tun. Aber offensichtlich sind in unserer Zeit des andauernden virtuellen Tötens zu viele der Meinung, sie hätten noch ein Extraleben, sonst würden sie nicht so leichtfertig Entwicklungen anschieben, die möglicherweise in einem großen Knall enden.

    Ich werde nie den Satz vergessen, den ein alter Jagdfreund einmal zu mir sagte: „Die Kugel und das gesprochene Wort kann man nicht mehr zurückholen.“

    Antworten

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